zeichen für die Steuerung von hor- monellen Prozessen. Dabei kann es tages- und jahreszeitliche Rhythmen geben (Saisonalität), oder pulsati- le Hormonreaktionen (episodische Hormonsekretion) können beob- achtbar sein. Es ist leicht einzuse- hen, daß Behandlungen oder experi- mentelle Applikationen unterschied- liche Reaktionen hervorrufen kön- nen, je nachdem ob sie zur Zeit der Spitzen- oder der Basalreaktion an- gebracht werden. So sind bei Vögeln Umwelteinflüsse am wirksamsten, was auch zu einer ausgeprägten sai- sonalen Beeinflussung der Repro- duktionsfähigkeit führt.
Resümee
Die Referate zeigten eine Reihe neuer diagnostischer und therapeuti- scher Möglichkeiten für eine patho- logische Wachstumshormonsekre- tion auf, wobei zukünftig durch ent- sprechende Präparationen weitere Fortschritte in der Behandlung des Wachstumshormonmangels mit Hil- fe von GHRH-Depotpräparationen zu erwarten sind. Die endgültige Klärung der Ursache für den Typ-I- beziehungsweise Typ-II-Diabetes steht immer noch aus, wenn auch ei- ne Reihe von neu entdeckten Phäno- menen zum Verständnis der Genese dieser Erkrankungen beigetragen hat. Der Wert der vergleichenden Endokrinologie liegt in der Möglich- keit, aus den an verschiedenen Tier- spezies gewonnenen Erkenntnissen weitere Klarheit auch über wichtige physiologische und pathophysiologi- sche endokrine Reaktionen des Menschen zu erhalten.
Professor Dr. rer. nat.
Wilfried Hanke
Zoologisches Institut II der Universität
Kaiserstraße 12 7500 Karlsruhe 1 Professor Dr. med.
Otto-Albrecht Müller
Medizinische Klinik Innenstadt der Universität
Ziemssenstraße 1 8000 München 2
Die Harnwege
in der Postmenopause
Referate vom Weltkongreß
für
Gynäkologie und Geburtshilfe, Rio de JaneiroIn den letzten drei Jahrzehnten weckte das Thema Menopause so- wohl in der klinischen Forschung als auch in der ärztlichen Praxis und in der Presse großes Interesse. Es ist mittlerweile allgemein bekannt, daß klimakterische Probleme nicht nur psychosomatische Beschwerden sind, mit denen die Frauen lernen müssen zu leben, sondern daß es sich dabei um die Folge einer hormona- len Störung handelt, die leicht zu be- handeln ist.
Man weiß ebenso, daß sich der gesteigerte Knochenverlust nach der Menopause, der bis zur Inaktivität führende Osteoporoseformen nach sich ziehen kann, durch eine Substi- tutionstherapie mit Östrogenen ver- hindern läßt.
Weniger beachtet wur~e jedoch eine weitere Folge des Ostrogen- mangels: die Atrophie des unteren Harnwegstraktes und deren Sym- ptomatik, wie Harninkontinenz, schmerzhafte Miktion und rezidivie- rende Harnwegsinfektionen, er- wähnte Dr. Hans Rekers (Oss, Nie- derlande). Bei einer epidemiologi- schen Studie in den Niederlanden stellte sich heraus, daß viele Frauen in der Postmenopause an verschiede- nen Symptomen einer Dysfunktion des unteren Harnwegstraktes litten:
..,.. 26,3 Prozent waren gelegentlich harninkontinent,
..,.. 14,3 Prozent waren mindestens einmal pro Woche inkontinent, ..,.. 19,6 Prozent mußten häufig Was- ser lassen,
..,.. 17,6 Prozent mußten mindestens einmal pro Nacht zur Toilette gehen, ..,.. 10,5 Prozent klagten über Dys- urie (schmerzhafte Miktion),
..,.. 10,1 Prozent hatten im vergange- nen Jahr mindestens einmal eine Blasenentzündung.
Die genannten Symptome waren von gleichem Schweregrad wie die bereits bekannten Vaginalsympto- me, die nach der Menopause auftre-
ten, und es bestand eine starke Kor- relation zwischen beiden.
Außerdem fand man, daß trotz der in höherem Alter abnehmenden Inzidenz einer Inkontinenz die Me- nopause dennoch - neben früheren vaginalen Entbindungen und chirur- gischen Eingriffen im kleinen Bek- ken - einen der prädisponierenden Momente darstellt, der entscheidend zum Risiko einer Inkontinenz bei- trägt. Betrachtete man den Zeit- punkt, zu dem die Inkontinenz ein- setzte, zeigte sich ebenfalls eine ein- deutige Beziehung zum Beginn der Menopause, so der Referent.
Symptome des unteren Harn- wegstraktes, insbesondere die Harn- inkontinenz, sind ebenso Folgen des Östrogenmangels in der Postmeno- pause wie die besser bekannten vagi- nalen Symptome und die Osteoporo- se. Sie werden jedoch oft nicht als solche erkannt, vor allem weil viele Frauen in der Postmenopause des- wegen keinen Arzt aufsuchen. Dem- zufolge kann man erwarten, daß __ ein größeres Bewußtsein unter den Arz- ten und eine bessere Aufklärung der betreffenden Patientinnen zu einer Verbesserung der Lebensqualität al- ler Frauen im Postmenopausen-Al- ter um etwa 25 Prozent führt, been- dete Rekers.
Mil<tionsbeschwerden Interesse erregte auch das Refe- rat über den Schmerzrhythmus bei der Diagnose und Therapie von Mik- tionsbeschwerden in der Postmeno- pause von Dr. T. Rud (Oslo/Norwe- gen). Inkontinenz und andere Mik- tionsbeschwerden kommen bei älte- ren Frauen sehr häufig vor. Die Häu- figkeit und auch der Schweregrad der Inkontinenz steigt mit zuneh- mendem Alter, mit der Anzahl an Geburten und auch mit dem Grad der Adipositas. Mit zunehmendem Dt. Ärztebl. 86, Heft 51!52, 25. Dezember 1989 (51) A-3959
Alter kommt es zu einer Involution des Urogenitaltraktes, die unter an- derem zu einer Atrophie der Ure- thra, der Scheide und des Uterus führt. Diese Organe sind von einer Mukosaschicht ausgekleidet, die wie- derum unter dem Einfluß der weib- lichen Geschlechtshormone, also der Östrogene, stehen. Der östrogen- mangel im höheren Alter spielt des- halb eine wichtige Rolle bei der Ätiologie dieser Erkrankungen.
Obwohl eine schwere Streßin- kontinenz einer chirurgischen Kor- rektur bedarf, kann eine leichte oder mittelstarke Streßinkontinenz durch Östrogene und/oder Physiotherapie geheilt — oder zumindest gebessert — werden. Da sich die verschiedenen Östrogene (Östradiol, Östriol und Ostron) in ihrer Wirksamkeit und in der Art ihrer Nebenwirkungen un- terscheiden, sollte bei der Behand- lung von Frauen in der Postmeno- pause, die an isolierten Urogenital- beschwerden leiden, Östriol das Mit- tel der ersten Wahl sein.
Die Drang- und Urge-Inkonti- nenz kommt bei Frauen in der Post- menopause viel häufiger vor als bei präklimakterischen Frauen. Die Ur- sache auch hierfür ist oft ein Östro- genmangel, und deshalb kann Östri- ol als Therapie der ersten Wahl gel- ten. Es muß jedoch vorher ein gynä- kologischer Tumor ausgeschlossen werden, da solche Tumoren Sympto- me wie Drang- oder Urge-Inkonti- nenz hervorrufen können.
Harnwegsinfektionen bei Frau- en in der Postmenopause können ih- re Ursache in dem Mangel an Lakto- bakterien haben. Der pH-Wert steigt dann auf Werte zwischen 5 und 6 an, und potentiell pathogene gramnega- tive Fäkalbakterien aszendieren in die Scheide und in die Harnröhre.
Vor der Menopause, wenn die Östrogenproduktion noch ausrei- chend ist, oder bei Frauen in der Postmenopause, die Östriol einneh- men, ist oder wird die (atrophische) Vagina normotroph und produziert Glykogen, das ein Substrat für die Döderleinschen Laktobazillen dar- stellt. Als Folge davon wird der pH- Wert leicht sauer, wodurch das Wachstum von anderen Bakterien verhindert wird. Da sich Urogenital- probleme normalerweise über meh-
rere Jahre hinweg entwickeln, kann man nicht erwarten, daß eine Ostri- oltherapie die Patientin innerhalb weniger Wochen heilt. Die Patientin und auch der Arzt müssen Geduld haben; sollte aber nach drei Mona- ten der Behandlung kein Erfolg sichtbar werden, sollte die Patientin zu einer weiteren Spezialuntersu- chung überwiesen werden, die eine urodynamische Untersuchung und eine erneute Überprüfung der an- fangs gestellten Diagnose umfassen soll.
Als Kontraindikation für eine Östrogenbehandlung gelten das Cor-
Die Prognose beim
Mammakarzinom
Zwei der wichtigsten Prognose- faktoren beim Mammakarzinom sind Tumorgröße und Ausmaß des Be- falls der axillaren Lymphknoten. Un- terlagen von 24 740 in dem Uberwa- chungs-, Epidemiologie- und Ender- gebnis-Programm (SEER) des Na- tional Cancer Institute zusammenge- faßten Fallbeispielen waren Grund- lage zur Einschätzung der Überle- benserwartung bei Brustkrebs in ei- nem für Frauen der USA repräsenta- tiven Kollektiv.
Versicherungstechnische Me- thoden (Lebenszeittabelle) wurden zur Untersuchung der relativen 5-Jahres-Überlebensrate bei Fällen mit bekanntem operativen/patholo- gischen Lymphknotenstatus und be- kanntem Durchmesser des Primärtu- mors angewendet.
Die Überlebensrate variierte von 45,5 Prozent für Tumordurch- messer von fünf Zentimeter oder größer mit befallenen axillären Kno- ten bis 96,3 Prozent bei Tumoren un- ter zwei Zentimeter Durchmesser ohne involvierte Lymphknoten. Die Relation zwischen Tumorgröße und Lymphknotenstatus wurde im Detail untersucht. Es wurde festgestellt, daß Tumordurchmesser und Lymph- knotenstatus als unabhängige, aber additive Prognosefaktoren wirken.
pus- und das Mammakarzinom. Fünf Jahre nach der Behandlung dieser Malignome, wenn kein Hinweis für ein Rezidiv vorliegt, stellt Östriol je- doch eine sichere Therapie dar. Im Gegensatz dazu sollten die Maligno- me unabhängig von dem Intervall nach der Behandlung eine Kontrain- dikation für Ostradiol bleiben. Eine Herzgefäßerkrankung bedeutet eine weitere Kontraindikation für eine Therapie mit Östradiol, nicht jedoch für Östriol.
Dr. med. Hans-Peter Legal Orleansplatz 5
8000 München 80
Mit zunehmender Größe des Tumors sinkt die Überlebensrate un- abhängig vom Lymphknotenstatus;
vergrößert sich die Beteiligung der Lymphknoten, so sinkt die Überle- bensrate ebenfalls unabhängig von der Tumorgröße. Eine lineare Bezie- hung wurde zwischen Tumordurch- messer und dem Prozentsatz der Fäl- le mit Lymphknotenbeteiligung ve- rifiziert.
Die Ergebnisse der Analysen weisen darauf hin, daß eine Ausbrei- tung der Erkrankung nicht aus- schließlich über die axillaren Lymph- knoten erfolgt, daß aber der Lymph- knotenstatus als ein Indikator für die Metastasierung dienen kann. Lng
Carter, C., L. et al.: Relation of Tumor Size, Lymph Node Status, and Survival in 24, 740 Breast Cancer Cases, Cancer 63, (1989) 181-187
Dr. Christine L. Carter, National Cancer Institute, Division of Cancer Prevention and Control, Cancer Prevention Studies Branch, Blair Bldg. 601, Rockville Pike, Bethesda, MD 20892-4200, USA A-3960 (52) Dt. Ärztebl. 86, Heft 51/52, 25. Dezember 1989