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Archiv "Warentermingeschäfte sind ein Pakt mit Fortuna" (13.02.1975)

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DEUTSCHES Leserdienst

ÄRZTEBLATT

Hinweise -Anregungen

WIRTSCHAFT:

Warentermingeschäfte sind ein Pakt mit Fortuna Selbst Profis machen mitunter Pleite Ersatzkassen:

Fast 9 Millionen Mitglieder

Verbraucherschutz:

Widerruf von Abzahlungskäufen

REISE:

Dolomitensonne und Tausend-Gipfel-Panorama

PRAXIS UND HAUS

AUTO:

Sparversion Simca 1301 S

Wochenlang konnten Englands Teetrinker ihren Zucker nicht ein- mal zu Schwarzmarktpreisen kau- fen. Zucker gab es einfach nicht.

Dennoch fiel zur gleichen Zeit der internationale Zuckerpreis rapide.

An der Londoner Warenbörse ging die Weltmarktnotierung allein in der zweiten Novemberhälfte um 25 Prozent oder 170 Pfund auf 480 Pfund je Tonne zurück, sank An- fang Dezember noch weiter, zog kurz an, fiel erneut. Infolge der Baisse wurde die Pariser Zucker- börse Anfang Dezember für mehre- re Tage geschlossen. Die Turbu- lenz an den Warenterminmärkten forderte Opfer: Spekulanten mach- ten Pleite.

Mit solchen Überraschungen muß der Geldanleger rechnen, wenn er Warentermingeschäft abschließt.

Nicht einmal die Fachleute sind ge- gen die Unwägbarkeiten des Mark- tes gefeit: Firmen, die seit Jahr- zehnten im Weltzuckerhandel tätig sind, kamen im Dezember in ärgste Finanzschwierigkeiten. Einige Pro- fis mußten sogar das „Handtuch"

werfen.

Zum Warentermingeschäft gehört neben Geld und Mut auch eine große Portion Vertrauen auf das ei- gene Glück. Und so funktioniert das ganze: Am Terminmarkt schlie- ßen zwei Partner ein Geschäft in einer Ware ab. Die Lieferung wird für einen späteren, bestimmten Zeitpunkt, etwa in drei Monaten oder zur Ernte, der dann fällige Preis jedoch sofort vereinbart. So könnte beispielsweise heute eine

Tonne Zucker zur Lieferung am 1. April 1975 für 560 Pfund gekauft werden. Liegt der Weltmarktpreis am 1. April höher, dann streicht der Billig-Käufer einen Gewinn ein, ist die Notierung niedriger, dann hat der Verkäufer das bessere Ge- schäft, der geldgebende Käufer aber Verlust gemacht.

Genau diese Situation trat im No- vember/Dezember 1974 ein. Die weltweite Zuckerversorgung wurde seit vielen Monaten als unzurei- chend angesehen. Folglich müßte der Preis für die knappe Ware steigen. Darauf nun setzte die Spekulation, nicht nur mit dem eigenen Geld, sondern auch mit dem Geld anderer. Entgegen der Erwartung sank der Preis rapide.

Kreditengagements wurden notlei- dend. Die Kreditgeber verlangten neue Sicherheiten. Die Finanzsitua- tion wurde beklemmend.

Aber nicht genug damit. Zumeist wird auf das abgeschlossene Ge- schäft, auf den Kontrakt, nur ein Einschuß von 10 bis 15 Prozent des wirklichen Wertes geleistet. Denn der spekulierende Käufer will die Ware gar nicht haben, vielmehr be- müht er sich, sie bis zum Lieferter- min weiterzuverkaufen. Sinkt nun der Preis für den Kontrakt nur um 10 Prozent, dann ist schon der gan- ze Bargeldeinsatz futsch.

Abgesehen davon, daß auch eine Nachschußpflicht wirksam werden und neue Mittel erfordern kann, macht beispielsweise das größte Maklerhaus der Welt (Merril Lynch,

Warentermingeschäfte sind ein Pakt mit Fortuna

Selbst Profis machen mitunter Pleite

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 7 vom 13. Februar 1975 461

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Leserdienst

Hinweise • Anregungen WIRTSCHAFT

Pierce, Fenner & Smith in den USA) uneingeschränkt darauf auf- merksam: „Der Fall, daß innerhalb eines Erntejahres bei einer einzi- gen Ware zwei größere Preis- schwankungen festzustellen sind, die 10 bis 50 Prozent und gelegent- lich sogar 100 Prozent des Ge- samtwertes der Ware ausmachen, ist nicht ungewöhnlich." Aber:

Schaukelt sich der Preis hinauf oder herunter?

Einen Gewinner gibt es allerdings immer: Den Nießbrauch hat der Makler, der den Geschäftsabschluß vermittelt oder sogenannte Sam- melkonten verwaltet. Er kassiert die Provision sofort. Ihm fällt es deshalb leicht, persönliche Erfolgs- zahlen vorzuweisen. Sie sind aber ebensowenig eine Garantie wie Erfolgskurven für Spekulationen in zurückliegenden Zeiträumen. We- der haben die Zuckerexperten die November/Dezember-Baisse vor- ausgesehen — sonst hätte es kei- ne Pleiten gegeben —, noch läßt sich prophezeien, wie sich 1975 die Preise für Weizen, Soja, Wolle, Schweinehälften, Kupfer, Zink, Öl oder sonst etwas entwickeln. Miß- ernten oder Superernten, Kata- strophen, Streiks, Ölkrisen, Ver- staatlichungen, politische Ausein- andersetzungen, Rezessionsfurcht können die Preisentwicklung in un- erwartete Richtung lenken. Die Spekulation versucht das sogar selbst, denn in jedem Geschäft gibt es die gegensätzlichen Interessen von Verkäufer und Käufer.

Nun ist Warenterminhandel nicht von vornherein eine fragwürdige Einrichtung. Vielmehr gibt er den Produzenten, beispielsweise der Kakaoplantage, ebenso eine feste Kalkulationsbasis wie den Einkäu- fern in den Schokoladefabriken.

Aber die Spekulation bringt Unsi- cherheitsmomente in das Geschäft.

Darüber können weder Erfolgs- nachweise, große Summen auf Sammelkonten, Fachausdrücke wie Charts-Strategie oder Stoporders noch Testate von Wirtschaftsprü- fern hinwegtäuschen. Am Waren- terminmarkt ist jeder ein Irgendje- mand. Das Risiko trifft einzig die

Anleger. In Deutschland sind das offenbar jene Kreise, die auch bei IOS ihr Glück versuchten. Sogar das Berliner Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen hat kürzlich auf das Risiko aufmerksam ge- macht — allerdings in diesem Fall nur die deutschen Banken, und die sind nun wirklich die falsche Adresse. Georg Kohlrausch

Ersatzkassen:

Fast 9 Millionen Mitglieder

Die Zahl der Mitglieder bei den sie- ben Angestellten-Ersatzkassen in der Bundesrepublik ist 1974 um 246 840 (plus 3 Prozent) auf 8 967 587 gestiegen. Die Zahl der Rentner nahm um 115 669 auf 1 246 936 zu und erreichte damit ei- nen Anteil von rund 14 Prozent am gesamten Mitgliederbestand. Wie der Verband der Angestellten- Krankenkassen (VdAK), Hamburg, weiter mitteilte, haben die sieben Ersatzkassen nach vorläufiger Hochrechnung für Leistungen an ihre Versicherten 1974 12,7 Milliar- den DM ausgegeben. 1973 hatten die Ausgaben 10,7 Milliarden DM betragen.

Die Mehraufwendungen 1974 ma- chen somit rund 2 Milliarden DM oder knapp 19 Prozent aus. Die Leistungsausgaben je Mitglied er- höhten sich von 1225 DM 1973 auf voraussichtlich 1449 DM im abge-

laufenen Jahr.

Im einzelnen stiegen die Ausgaben für die ambulante ärztliche Be- handlung um 13,6 Prozent auf rund 2,9 Milliarden DM, für ambulante zahnärztliche Behandlung um 28,4 Prozent auf 1,2 Milliarden DM, für Arzneien aus Apotheken um 16,6 Prozent auf rund 1,9 Milliarden DM, für Arzneien von anderen Stellen um 25,5 Prozent auf 654 Millionen DM, für Zahnersatz um 13,6 Pro- zent auf 647 Millionen DM und für die Krankenhausbehandlung um 24,6 Prozent auf rund 3,2 Milliar- den DM. WZ/DÄ

Verbraucherschutz:

Widerruf

von Abzahlungskäufen

Das neue Abzahlungsgesetz ver- bessert wesentlich die Rechte des Verbrauchers: Erstmals wurde dem Kaufinteressenten das Recht ein- geräumt, Abzahlungskäufe inner- halb einer Woche zu widerrufen und ohne Angabe von Gründen aus dem bereits geschlossenen Kauf- vertrag auszusteigen. Der Gesetz- geber räumt also dem Kaufwilligen eine einwöchige „Schonfrist" ein.

Zu empfehlen ist daher, beim Ra- tenkauf nicht nur auf den Preis, die Qualität und die Kaufbedingungen zu achten, sondern auch auf das Datum, das bei einem eventuellen Widerruf ausschlaggebend sein kann. Der Widerruf selbst muß schriftlich erfolgen. Ein einfacher Brief ist dafür aber nicht ganz das Richtige, weil der Absender nicht nachweisen kann, daß er ihn frist- gerecht abgeschickt oder über- haupt auf den Weg gebracht hat.

Hier empfiehlt sich nach aller Er- fahrung ein eingeschriebener Brief

mit Rückschein. Bei der Versand- art erhält der Absender eine Quit- tung des Empfängers und damit auch den Nachweis, daß sein Wi- derruf bei der richtigen Adresse angekommen ist. HC

In einem Satz

Alkoholkonsum — Im Jahr 1973 wurden in der Bundesrepublik Deutschland fast 30,5 Milliarden DM für Alkohol ausgegeben, das heißt rund 491 DM je Kopf der Be- völkerung (1970: 406 DM). DÄ Rehabilitation — Erneut trat der Reichsbund der Kriegsopfer, Be- hinderten, Sozialrentner und Hin- terbliebenen anläßlich seiner Bun- destagung in Bremen für eine ge- setzliche Meldepflicht für Behin- derte ein und verlangte die Einset- zung eines Bundesbeauftragten, der die Pläne und Finanzierung von Rehabilitationseinrichtungen koordinieren soll. DÄ 464 Heft 7 vom 13. Februar 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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