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Archiv "Körperliche Leistung, Gewichtsstatus, Raucherquote und Sporthäufigkeit von jungen Erwachsenen" (02.11.2012)

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ORIGINALARBEIT

Körperliche Leistung, Gewichtsstatus, Raucherquote und Sporthäufigkeit von jungen Erwachsenen

Dieter Leyk, Thomas Rüther, Alexander Witzki, Alexander Sievert, Anne Moedl, Maria Blettner, Dieter Hackfort, Herbert Löllgen

ZUSAMMENFASSUNG

Hintergrund: Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Heranwachsenden/jungen Erwachsenen haben neben der persönlichen auch große gesellschaftliche Zu- kunftsbedeutung. Während es weltweit viele Studien zu Risikofaktoren, Morbi- dität und Prävalenz von Übergewicht gibt, wurden Auswirkungen ungesunder Alltagsgewohnheiten auf die körperliche Leistungsfähigkeit selten untersucht.

In dieser Studie wurde die Leistungsfähigkeit junger Erwachsener verglichen, die sich in der Anzahl vorliegender Risikofaktoren unterschieden. Zudem er- folgte ein jahrgangsbezogener Vergleich mit Heranwachsenden.

Methoden: In Querschnittsuntersuchungen wurden bei 10- bis 25-Jährigen (N = 8 048) Gewichts-/Raucherstatus, sportliche Aktivität sowie die Leistungen beim 1 000-m-Lauf und Klimmhang erhoben. Die Anzahl der vorhandenen Risikofaktoren Übergewicht, Rauchen und Bewegungsmangel wurde zur Gruppenbildung bei 18- bis 25-Jährigen genutzt.

Ergebnisse: 28,4 % (Männer) beziehungsweise 35,4 % (Frauen) der Erwachse- nen hatten keinen dieser Risikofaktoren; sie erzielten die besten Leistungen.

Mit Auftreten und insbesondere mit steigender Anzahl der Risikomerkmale kommt es zu deutlichen Leistungsminderungen. Der jahrgangsbezogene Leis- tungsvergleich zeigt, dass sich 24- bis 25-Jährige auf dem Leistungsniveau der 14- bis 15-Jährigen befinden.

Schlussfolgerung: Ungesunde Lebensstile können schon vor Auftreten chroni- scher Erkrankungen zu beträchtlichen Leistungsverlusten führen. Bereits ein Risikofaktor ist mit deutlich schlechteren Leistungen assoziiert. Ohne Interven- tionen in Schulen und in Betrieben ist die weitere Fixierung und Verbreitung ungesunder Lebensweisen kaum zu verhindern.

►Zitierweise

Leyk D, Rüther T, Witzki A, Sievert A, Moedl A, Blettner M, Hackfort D, Löllgen H: Physical fitness, weight, smoking, and exercise patterns in young adults.

Dtsch Arztebl Int 2012; 109(44): 737−45. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0737

D

er große technische Fortschritt und Wohlstand hat in den letzten Jahrzehnten zu historisch einzigarti- gen Veränderungen in Lebensbedingungen und Lebens- weisen ganzer Bevölkerungen geführt (1–3). In entwi- ckelten Ländern haben Menschen tagtäglich einfachen Zugang zu preiswerten und im Überfluss vorhandenen Nahrungsmitteln. Gleichzeitig ist es zur drastischen Re- duktion körperlicher Aktivitäten in Beruf, Verkehr und Haushalt gekommen. Die WHO ging bereits im Jahr 2000 davon aus, dass sich 60 % der Weltbevölkerung täglich weniger als 30 Minuten bewegen (4). Die „Digi- talisierung“ der letzten 10 bis 15 Jahre hat diese Ent- wicklung weiter verstärkt: Nach Dauer-Sitzen am Ar- beitsplatz und im Verkehr bewegen sich die meisten Menschen auch in ihrer Freizeit kaum noch. Stundenlan- ges Fernsehen, Computerspiele und Internetkonsum sind mittlerweile feste Alltagsbestandteile vieler Millionen Menschen (1, 2, 5, 6). Dies gilt insbesondere für die nach 1990 geborenen sogenannten „Digital Natives“ – Heran- wachsende und Erwachsene, die mit Playstation, Inter- net, Smartphones etc. aufgewachsen sind. Aus Eltern- Befragungen und Eigenangaben geht zum Beispiel her- vor, dass Vorschulkinder mehr als 25 % ihrer wachen Zeit vor dem Fernseher verbringen (7, 8). Während frü- her Kindheit und Jugend als motorisch aktivste Lebens- phase galten, zeigen Studien, dass immer mehr Heran- wachsende keinen Spaß an körperlichen Aktivitäten ha- ben und sportlich abstinent sind (9–13).

Eine Folge der veränderten Lebenswelten ist die welt- weit wachsende Übergewichtsprävalenz. Während die Gewichtszunahme für viele anfänglich nur störend ist, führen die chronischen Folgeerkrankungen hingegen zu beträchtlichen gesundheitlichen Beschwerden. Die glo- bale Diabetesepidemie zeigt, dass dies nicht allein ein Problem für Betroffene ist, sondern gravierende Kosten für Gesundheitssystem und Wirtschaft entstehen (14, 15). In den USA lagen die Gesundheitskosten allein für die etwa 24 Millionen Diabetiker bei geschätzten 113 Milliarden US-Dollar (16). Angesichts erwarteter jährli- cher Zunahmen von etwa einer Millionen US-Diabeti- kern sind weitere Kostenanstiege unausweichlich (17).

Auch in Deutschland ist die rasche Verbreitung dieser le- benslangen und kostenintensiven Erkrankung alarmie- rend, an der schon jetzt mindestens 10 % der Erwachse-

Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Physiologie und Anatomie: Prof. Dr. med. Dr. Sportwiss. Leyk, Dr. Sportwiss. Rüther, Dipl.-Sportlehrer Sievert, Dipl.-Sportwiss. Moedl

Zentrales Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr Koblenz, Laborabteilung IV – Wehrmedizinische Ergonomie und Leistungsphysiologie: Prof. Dr. med. Dr. Sportwiss. Leyk, Dr. phil. Witzki

Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik:

Prof. Dr. med. Blettner

Universität der Bundeswehr, Department für Sportwissenschaft: Prof. Dr. Sportwiss. Hackfort Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention e.V. (DGSP): Prof. Dr. med. Löllgen

(2)

TABELLE 1

Anthropometrische Daten, Sporthäufigkeit, Übergewichts- und Raucheranteil der männlichen Studienteilnehmer (n = 6 674).

Studienteilnehmer Männer Alter

(Jahre) 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 Gesamt

Größe (cm) 144,8 ± 7,4 150,4 ± 6,7 154,9 ± 8,1 163,2 ± 9,2 168,1 ± 8,3 173,8 ± 7,1 176,8 ± 6,8 178,2 ± 6,8 178,8 ± 6,9 180,0 ± 6,6 179,8 ± 6,8 179,6 ± 6,7 179,3 ± 6,5 179,4 ± 7,1 180,4 ± 7,4 179,9 ± 7,0 177,1 ± 10,2

Gewicht (kg) 39,8 ± 8,7 45,1 ± 11,4 49,5 ± 12,3 55,3 ± 13,9 61,5 ± 15,4 66,5 ± 15,7 72,2 ± 15,4 74,7 ± 15,7 76,6 ± 12,4 76,7 ± 11,4 78,0 ± 11,5 79,2 ± 11,6 79,5 ± 12,1 80,9 ± 12,4 81,9 ± 12,8 83,2 ± 13,9 75,5 ± 15,4

Body-mass-Index (kg × m2) 18,8 ± 3,1 19,8 ± 3,9 20,4 ± 4,1 20,6 ± 3,8 21,6 ± 4,6 21,9 ± 4,2 23,0 ± 4,3 23,5 ± 4,7 23,9 ± 3,4 23,6 ± 3,1 24,0 ± 2,9 24,5 ± 3,2 24,7± 3,3 25,0 ± 3,2 25,1 ± 3,4 25,7 ± 3,7 23,9 ± 3,7

Übergewicht (%) 32,0 32,9 38,0 22,4 28,2 24,6 35,5 27,7 32,9 28,3 32,1 37,5 39,7 47,2 43,0 51,5 35,9

Sport nie/selten (%)

8,4 4,2 1,3 7,9 13,8 13,9 18,9 18,8 24,0 23,2 22,2 23,2 24,6 28,8 27,5 27,1 22,0

Raucher (%) 1,1 0,0 0,6 4,7 4,3 6,7 31,2 37,0 34,3 34,0 38,3 48,7 55,5 60,0 53,0 58,9 40,4

Anzahl

97 167 158 152 117 122 172 202 347 866 1 173 1 034 824 570 370 303 6 674

TABELLE 2

Anthropometrische Daten, Sporthäufigkeit, Übergewichts- und Raucheranteil der weiblichen Studienteilnehmer (n = 1 374) Studienteilnehmer Frauen

Alter (Jahre) 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 Gesamt

Größe (cm) 144,3 ± 7,2 150,8 ± 7,8 156,3 ± 7,3 160,5 ± 6,8 163,1 ± 6,8 163,3 ± 6,3 165,1 ± 6,8 165,8 ± 5,7 167,5 ± 7,5 167,3 ± 5,1 167,0 ± 5,8 167,5 ± 6,1 167,9 ± 5,5 167,5 ± 5,6 168,0 ± 5,6 166,9 ± 6,8 161,2 ± 9,8

Gewicht (kg) 40,1 ± 10,2 45,2 ± 11,2 50,12 ± 10,9

54,8 ± 12,6 57,9 ± 11,1 58,3 ± 9,0 60,0 ± 13,1 62,3 ± 13,0 62,0 ± 9,6 65,4 ± 9,9 63,9 ± 9,6 66,4 ± 10,2

63,9 ± 9,7 65,6 ± 8,3 66,9 ± 9,8 65,1 ± 10,1 57,0 ± 13,5

Body-mass-Index (kg × m2) 19,9 ± 3,6 19,7 ± 4,0 20,4 ± 3,6 21,1 ± 3,9 21,7 ± 3,9 21,8 ± 3,2 21,9 ± 3,9 22,6 ± 4,3 22,0 ± 2,7 23,3 ± 3,2 22,9 ± 3,2 23,6 ± 3,1 22,8 ± 3,2 23,3 ± 2,7 23,6 ± 2,9 23,3 ± 3,0 21,7 ± 3,8

Übergewicht (%) 35,3 35,6 26,2 28,7 26,1 25,3 12,6 20,6 10,2 23,0 16,3 28,1 20,4 28,3 30,0 26,1 26,6

Sport nie/selten (%)

14,7 15,3 18,3 20,5 23,4 24,7 23,8 29,6 32,6 20,2 25,6 28,6 42,6 31,4 32,0 37,0 23,7

Raucher (%) 1,0 0,0 0,8 4,2 9,3 19,3 22,9 33,9 31,3 45,9 27,2 44,4 53,7 43,4 44,4 50,0 20,9

Anzahl (n) 102 163 127 122 111 91 87 63 49 100 92 64 54 53 50 46 1 374

(3)

nen leiden und die immer häufiger im Kindes- und Ju- gendalter auftritt (18). Die Zunahme chronischer Erkran- kungen ist ein wichtiger Faktor des starken Anstiegs der bundesdeutschen Gesundheitsausgaben, die im Jahr 2009 mit 278 Mrd. Euro über 11 % des Bruttoinlandpro- duktes ausmachten und weiterhin steigen (19).

Mit Blick auf die verursachten Gesamtkosten blieb bislang weitgehend unbeachtet, dass es schon vor dem Auftreten chronischer Erkrankungen zu körperlichen Leistungsverlusten und verminderter Belastbarkeit kommt. Bei betroffenen Erwerbstätigen kann dies eingeschränkte Arbeitsfähigkeit, verminderte Produkti- vität, höhere Fehleranfälligkeit und Unfallgefahr bedeuten. Während Morbidität, Prävalenz und Risiko- faktoren von Übergewicht im Focus zahlreicher Studi- en standen (20), ist deren Zusammenhang mit körperli- cher Fitness kaum untersucht. Dies gilt insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene, die am Beginn ihres Erwerbslebens stehen und deren Gesundheit wie Leistungsfähigkeit große perspektivische Relevanz für Wirtschaft und Gesellschaft besitzt.

Die „Schnittstelle Schule-Beruf“ steht im Vorder- grund der „Fit-fürs-Leben“-Studie (www.dshs-koeln.

de/fitfuersleben), an der bislang mehr als 19 000 Perso- nen teilgenommen haben. Zielgruppe sind Heranwach- sende und junge Erwachsene im Alter von 6 bis 25 Jah- ren. In querschnittlichen Reihenuntersuchungen wer- den Angaben zur Gesundheit, zu Freizeit-/Arbeitsge- wohnheiten, anthropometrische Parameter sowie appa- rativ und sportmotorisch ermittelte Daten zur körperli- chen Leistungsfähigkeit erhoben (12, 21).

In der vorliegenden Untersuchung wurde die Leis- tungsfähigkeit junger Erwachsener verglichen, die sich in der Anzahl gesundheitlicher Risikofaktoren unter- schieden. Über die Risikomerkmale Übergewicht, Rau- chen und Bewegungsmangel konnten vier Gruppen ge-

bildet werden, die von Personen ohne Risikofaktoren bis zu Personen mit drei Risikofaktoren reichten. Als Maß für die körperliche Leistungsfähigkeit dienten die erreichten Zeiten beim 1 000-m-Lauf (Ausdauerpara- meter) und beim Klimmhang (Kraftparameter). Durch Vergleiche mit 10- bis 17-Jährigen sollte zudem ein Be- zug zu primär wachstumsbedingten puberalen Leis- tungsveränderungen ermöglicht werden.

Methode

Die „Fit-fürs-Leben“-Studie wurde den Landesbeauf- tragten für Datenschutz Rheinland-Pfalz und Nord- rhein-Westfalen vorgestellt und durch die Ethikkom- mission der Deutschen Sporthochschule Köln geneh- migt. Untersuchungen an Schulen wurden durch vorge- setzte Schulbehörden genehmigt.

Studienteilnehmer

Es wurden Daten von 10- bis 25-jährigen Probanden (N = 8 048, 10- bis 17-Jährige n = 2 053, 18- bis 25-Jäh- rige n = 5 995) ausgewertet, die befragt sowie anthro- pometrisch untersucht wurden und wenigstens einen sportmotorischen Test absolviert hatten. Studienteil- nehmer waren Schüler allgemeinbildender Schulen (23,8 %), Auszubildende (9,4 %) gewerblich-techni- scher sowie dienstleistender Berufe aus Rheinland- Pfalz und Nordrhein-Westfalen und Soldaten (66,8 %) aus bundesweit verteilten Standorten. Die Bundeswehr- angehörigen (Wehrpflichtige, Zeit-/Berufssoldaten) ab- solvierten die Untersuchungen im Rahmen der Evaluie- rung des 2010 in die Bundeswehr eingeführten Basis- Fitness-Testes (21). Dieser wurde als zivil-militärische Verbundforschung durch die Deutsche Sporthochschu- le Köln und das Zentrale Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr Koblenz entwickelt. Die Teilnahme an den in den Jahren 2006 bis 2010 durchgeführten Rei- 80

70 60 50 40 30 20 10 0 80

70 60 50 40 30 20 10 0

10 15 20 25 Alter (Jahre)

Häufigkeit (%) kein Risikofaktor a b

Männer Frauen

0 1 2 3 Anzahl Risikofaktoren

Häufigkeit (%) Inzidenz von Risikofaktoren

Männer Frauen

GRAFIK 1 Häufigkeit (%) der

Studienteilnehmer ohne kardiovaskuläre Risikofaktoren im Al- tersgang (linke Seite:

Männer n = 6 674, Frauen n = 1 374) und prozentualer Anteil von 18- bis 25-jährigen Studien- teilnehmern mit 0, 1, 2 und 3 kardiovasku- lären Risikofaktoren (rechte Seite:

Männer n = 5 487, Frauen n = 508)

(4)

henuntersuchungen war freiwillig. Probanden wurden durch ein schriftliches Aufklärungs- und Einverständ- nisprotokoll informiert. Minderjährige benötigten eine Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten.

Untersuchungsverfahren

– Anonymisierte schriftliche Befragungen: Neben soziodemografischen Daten wurden über einen Frage- bogen mit gestuften Antwortvorgaben u. a. Angaben zu Freizeit, Sport und Gesundheit erhoben (12).

– Anthropometrie: Körpergröße/-gewicht und Tail- lenumfang wurden mit standardisierten Messinstru- menten (Anthropometer, geeichte Waage) gemäß Handbuch der Ergonomie sowie DIN EN ISO 15535:2003–10 erhoben. Um die Prävalenz von Perso- nen mit Übergewicht zu quantifizieren, wurde der Body-mass-Index (BMI) errechnet. Erwachsene Studi- enteilnehmer mit einem BMI ≥ 25 kg/m² wurden als übergewichtig klassifiziert. Für unter 18-jährige Perso- nen wurde die alters- und geschlechtsspezifische BMI- Klassifikation der International Obesity Task Force (IOTF) verwendet (22).

– Gesundheitliche Risikofaktoren: In Anlehnung an WHO-Kriterien wurde aus den Angaben zu All- tagsgewohnheiten und den erhobenen Körpermaßen das Vorliegen beziehungsweise die Häufigkeit der ge- sundheitlichen Risikofaktoren Übergewicht, Rauchen und Bewegungsmangel bei den 18- bis 25-Jährigen berechnet. Die Risikofaktoren wurden wie folgt defi- niert:

Übergewicht (BMI ≥ 25/IOTF-Grenzwert oder Tail - lenumfang [Männer > 102 cm, Frauen > 88 cm])

Rauchen (ja)

Bewegungsmangel (Kategorie „nie“ beziehungs- weise „selten“ als Antwort bei der Frage zur Sporthäufigkeit).

Anhand dieser Kriterien wurden vier Gruppen (Per- sonen ohne Risikomerkmal und jeweils Personengrup- pen mit 1, 2 oder 3 Risikofaktoren) gebildet.

– Körperliche Leistungsfähigkeit: Zur Leistungs- bestimmung im Ausdauer- und Kraftbereich wurden mit dem 1 000-m-Lauf und dem Klimmhang zwei sportmotorische Tests verwendet, die eine präzise Leis- tungsdiagnostik ohne aufwendige infrastrukturelle Anforderungen ermöglichen. Beim Klimmhang (Griff- haltung: Kammgriff) sollten die Probanden so lang wie möglich in der Endposition eines Klimmzugs bleiben.

Beide Testdisziplinen sind Elemente des Basis-Fitness- Tests (21). Für die weitere Auswertung wurden jeweils die Zeiten (s) berücksichtigt.

– Leistungsscore-Berechnung: Aus den beiden sportmotorischen Testleistungen wurde ein Leistungs- score berechnet. Zunächst wurde für jeden Jahrgang sowie geschlechtsbezogen getrennt ein Ranking der erzielten Leistungen durchgeführt und anhand der Leistungsquartile in ein Punktesystem überführt. Ent- sprechend der Zuordnung vom leistungsstärksten ers- ten bis zum leistungsschwächsten vierten Quartil wur- den 1 bis 4 Punkte pro Disziplin vergeben. Das Spek- trum reicht somit von 2 Punkten (= leistungsstärkste Gruppe) bis zu 8 Punkten (= leistungsschwächste Gruppe).

Datenpräsentation und Statistik

Statistische Analysen wurden mit IBM© SPSS© Statis- tics 19.0 und STATISTICA© 7.1 durchgeführt. Als de- skriptive Maßzahlen für Lage, Streuung und Verteilung wurden Mittelwert, Standardabweichung, Standardfeh- ler sowie Perzentile (5., 25., 50., 75., 95.) berechnet.

Mittelwertunterschiede wurden varianzanalytisch un- tersucht (Hauptfaktoren Geschlecht, Alter, Anzahl der Risikofaktoren). Dichotome Parameter wurden über a b

60

50

40

30

20

10

10 15 20 25 Alter (Jahre)

Zeit (s) Klimmhang

360

330

300

270

240

10 15 20 25 Alter (Jahre)

Zeit (s) 1 000-m-Lauf

Männer Frauen

Männer Frauen GRAFIK 2

Haltezeiten (Mittel- werte ± Standard- fehler) beim Klimm- hang (linke Seite:

Männer n = 6 537, Frauen n = 1 232) und 1 000-m-Lauf- zeiten (rechte Seite:

Männer n = 5 501, Frauen n = 1 029).

(5)

Chi-Quadrat-Tests und/oder binär logistische Regression (Ergebnisvariable: Risikofaktor) bewertet. Für binär logistische Regression sind Odds Ratios (OR) und das 95-%-Konfidenzintervall (KI) angegeben. Zusammen- hänge wurden mittels hierarchischer Regression (Er- gebnisvariable: Leistungsscore) bestimmt: Innerhalb der Regressionsverfahren wurden ordinal- und nomi- nalskalierte Variablen dummy-kodiert. Bei allen Analy- sen wurde ein p-Wert < 0,01 als Trennwert für zufällige und systematische Effekte angenommen.

Ergebnisse Körpermaße

Bis zum 12. bis 13. Lebensjahr sind Ausprägung und Entwicklung von Körpergröße und Gewicht bei Mäd- chen und Jungen nahezu identisch (Tabelle 1, 2). In den folgenden Jahrgängen treten geschlechtsbezogene Un- terschiede mit bei Jungen größeren Längen- und Mas- senzunahmen auf (p < 0,0001). Während das Längen- wachstum beider Geschlechter nach dem 18. Lebens- jahr nahezu abgeschlossen ist, nimmt bei Männern die Körpermasse mit etwa 1 kg jährlich weiter zu.

Gesundheitliche Risikofaktoren

Der Anteil übergewichtiger männlicher Studienteilneh- mer (35,9 % versus 26,6 %; p < 0,0001) ist deutlich größer als bei den Probandinnen (Tabelle 1, 2). Die re- lativen Häufigkeiten steigen über die Jahrgangsstufen bei Männern (OR: 1,06; 95-%-KI: 1,04–1,08;

p < 0,0001) und fallen bei Frauen (OR: 0,95; 95-%-KI:

0,92–0,98; p = 0,0011). Demzufolge sind 18- bis 25-jährige Männer häufiger übergewichtig als die 10- bis 17-jährigen (37,4 % versus 30,6 %; p < 0,0001), während 18- bis 25-jährige Teilnehmerinnen im Ver- gleich zu 10- bis 17-jährigen Mädchen seltener überge- wichtig sind (23,0 % versus 29,3 %; p = 0,0125).

Die Befragung zur sportlichen Aktivität ergab annä- hernd gleiche Anteile nie oder selten sporttreibender männlicher und weiblicher Studienteilnehmer (22,0 % versus 23,7 %; p = 0,1747, [Tabelle 1, 2]). Jahrgangs- bezogen erhöht sich bei Männern (OR: 1,11; 95-%-KI:

1,09–1,13; p < 0,0001) und Frauen (OR: 1,07;

95-%-KI: 1,04–1,10; p < 0,0001) die Wahrscheinlich- keit, nie oder selten Sport zu treiben. Im Vergleich zu 10- bis 17-jährigen Probanden steigt der Anteil sport- lich inaktiver 18- bis 25-Jähriger bei Männern (11,1 % versus 24,3 %; p < 0,0001) und Frauen (20,2 % versus 29,7 %; p < 0,0001).

Beim Risikofaktor Rauchen besteht eine starke al- tersassoziierte Entwicklungsdynamik, die bei den Ge- schlechtern nahezu identisch verläuft (Männer = OR:

1,28; 95-%-KI: 1,25–1,30; p < 0,0001 versus Frau- en = OR: 1,30; 95-%-KI: 1,25–1,34; p < 0,0001). Im Vergleich zu 10- bis 17-Jährigen ist die Raucherquote bei 18- bis 25-jährigen Männern (12,8 % versus 46,3 %; p < 0,0001) und Frauen (8,7 % versus 41,7 %;

p < 0,0001) deutlich erhöht.

Die Mehrheit der männlichen (71,6 %) und weibli- chen 18- bis 25-Jährigen (64,6 %) haben mindestens ei- nen der drei untersuchten Risikofaktoren (Grafik 1b).

30,2 % der männlichen und 24,6 % der weiblichen Er- wachsenen besitzen zwei beziehungsweise drei Risiko- faktoren. Grafik 1a zeigt eine klare Assoziation mit dem Alter: Der Anteil von Studienteilnehmern ohne kardiovaskuläre Risikofaktoren sinkt nach dem 15. be- ziehungsweise 16. Lebensjahr deutlich.

Körperliche Leistungen

Die 1 000-m-Lauf- und Klimmhangzeiten (Grafik 2) zeigen Leistungsvorteile (p < 0,0001) männlicher Stu- dienteilnehmer (262,0 ± 51,4 s und 46,7 ± 23,2 s) ge- genüber weiblichen Probanden (345,9 ± 70,5 s und

0 1 2 3 Risikofaktoren (Anzahl)

90

60

30

0 90

60

30

0

Zeit (s) Klimmhang

a b

0 1 2 3

Risikofaktoren (Anzahl) Zeit (s) Klimmhang

Männer Frauen

GRAFIK 3 Haltezeiten beim

Klimmhang (s) und Anzahl der Risiko- faktoren der 18–25-Jährigen Studienteilnehmer (linke Seite: Männer n = 5 380, rechte Seite: Frauen n = 490).

Dargestellt sind das 5., 25., 50., 75. und 95. Perzentil.

(6)

24,2 ± 19,2 s). Dies gilt auch für die altersklassenbezo- gene Leistungsänderung (p < 0,0001); lediglich die Klimmhangzeiten der 10- bis 12-jährigen Jungen und Mädchen unterscheiden sich kaum.

Bei männlichen Studienteilnehmern kommt es in den puberalen Jahrgangsstufen zu deutlichen Leistungsver- besserungen (p < 0,0001). Die Bestzeiten beim Klimm- hang werden von 19-Jährigen und im 1 000-m-Lauf von 17-jährigen Probanden erzielt. Danach folgt ein annä- hernd kontinuierlicher Leistungsrückgang. Leistungen der 24- bis 25-jährigen Männer liegen auf dem Niveau der 14- bis 15-jährigen Heranwachsenden.

Die altersassoziierten Leistungssteigerungen der weib - lichen Studienteilnehmerinnen fallen deutlich geringer aus. Die erreichten Klimmhang- und 1 000-m-Zeiten der 24- bis 25-jährigen Frauen entsprechen dem Leistungs - niveau 14- bis 15-jähriger Mädchen beziehungsweise 11- bis 12-jähriger Jungen.

Zusammenhang körperliche Leistung und Anzahl der Risikofaktoren

Die besten Leistungen beim Klimmhang und beim 1 000-m-Lauf (Grafik 3, 4) werden – bei Männern wie bei Frauen – von Probanden ohne Risikomerkmale er- zielt. Mit Auftreten und insbesondere mit steigender Anzahl von Risikofaktoren kommt es zu deutlichen Leistungsminderungen (p < 0,0001). Der Zusammen- hang zwischen körperlicher Leistungsfähigkeit und Ri- sikofaktoren wird durch den berechneten Leistungssco- re verdeutlicht (Grafik 5): Personen mit mehr als einem Risikomerkmal befinden sich nur vereinzelt im leis- tungsstärksten Bereich (Leistungsscore 2). Umgekehrt sind Teilnehmer ohne Risikofaktoren selten unter Leis- tungsschwächeren zu finden: Sie bilden stattdessen mit etwa 60 % den größten Anteil der mit zwei Scorepunk- ten leistungsstärksten Probanden.

In der Gesamtbetrachtung wird deutlich, dass sich der Leistungsscore mit jedem zusätzlichen Risikomerk- mal erhöht und damit verschlechtert sowie statistisch durch die untersuchten Merkmale zu rund 26 % erklärt wird (Tabelle 3).

Diskussion

Weltweit haben zahlreiche epidemiologische Studien die große Zunahme von Bewegungsmangel, Übergewicht, Adipositas und assoziierten Erkrankungen beschrieben (2–4, 23, 24). Demgegenüber wurden Auswirkungen un- günstiger Lebensgewohnheiten auf die körperliche Leis- tungsfähigkeit vergleichsweise selten untersucht. Die eingeschränkte Datenlage ist unter anderem auf die schwierige Akquise einer ausreichend großen Zahl von Freiwilligen zurückzuführen, die sich in mitunter zeit- aufwendigen Tests körperlich ausbelasten müssen. Zu- dem ist auch die Vergleichbarkeit existierender Studien begrenzt, weil große Unterschiede zwischen den einge- setzten Leistungstests bestehen (25). Dennoch sprechen die vorhandenen Daten dafür, dass es in den letzten Jahr- zehnten zur generellen Verschlechterung der Leistungs- fähigkeit von Heranwachsenden und jungen Erwachse- nen gekommen ist (25–29).

In der vorliegenden Studie wurde der Zusammen- hang zwischen körperlicher Leistungsfähigkeit und kardiovaskulären Risikofaktoren (Übergewicht, Bewe- gungsmangel, Rauchen) analysiert. Trotz der vorhande- nen Nachteile des querschnittlichen Untersuchungsan- satzes, des deutlich höheren Männeranteils, des Selek- tionsbias (Freiwilligkeit) und Informationsbias (Anga- ben aus Befragungen) sowie ohne Anspruch auf bun- desweite Repräsentativität wird deutlich, dass, wenn nur ein Risikofaktor vorliegt, schon signifikant gerin- gere Leistungen zu beobachten sind. Mit jedem zusätz- lich auftretenden Risikofaktor verschlechtern sich die 480

420

360

300

240

180 480

420

360

300

240

180

Männer Frauen

0 1 2 3 Risikofaktoren (Anzahl)

Zeit (s) 1 000-m-Lauf

a b

0 1 2 3

Risikofaktoren (Anzahl) Zeit (s) 1 000-m-Lauf GRAFIK 4

1000 m-Laufzeiten und Anzahl der Risikofaktoren der 18- bis 25-jährigen Studienteilnehmer (linke Seite: Männer n = 4 721, rechte Seite: Frauen n = 382).

Dargestellt sind das 5., 25., 50., 75. und 95. Perzentil.

(7)

erzielten Leistungen. Eine geringere Leistungsfähigkeit könnte unter Umständen auch aus einer höheren Affini- tät zu bestimmten Freizeitgewohnheiten beziehungs- weise Risikoverhaltens resultieren. Unabhängig von ei- ner solchen Möglichkeit ist an dieser Stelle der empiri- sche Nachweis der Assoziation von Risikofaktoren und Leistung von entscheidender Bedeutung.

Die Ergebnisse sprechen dafür, dass es nach dem pri- mär wachstumsbedingten puberalen Leistungszuwachs bereits bei vielen Heranwachsenden und jungen Er- wachsenen zu Leistungsverlusten kommt, die durch un- günstige Alltagsgewohnheiten und Bewegungsmangel entstehen können. So liegen die Leistungen der 25-Jäh- rigen nur auf dem Niveau der 14- bis 15-Jährigen. Zu

ähnlichen Befunden kommt der US National Health and Nutrition Examination Survey, nach dem unter an- derem die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) von 18- bis 19-jährigen Frauen unter den Vergleichswerten 12- bis 13-jähriger Mädchen liegt (30).

Für die nachlassende Fitness und die starke Verbrei- tung von Risikofaktoren wird die zunehmend frühere Etablierung von gesundheitlich ungünstigen und inakti- ven Lebensgewohnheiten verantwortlich gemacht (7, 27, 28, 31–33). Dabei handelt es sich um eine schon seit mehreren Jahrzehnten laufende Entwicklung, die sich offensichtlich in den letzten 20 Jahren verstärkt hat (10, 13, 29, 34–36). Eine Metaanalyse mit Daten von über 161 000 Heranwachsenden aus dem Zeitraum von Männer

80 70 60 50 40 30 20 10 0 80

70 60 50 40 30 20 10

0 2 3 4 5 6 7 8 2 3 4 5 6 7 8

Leistungsscore

Häufigkeit (%) Leistung und Risikofaktoren a b

Leistungsscore Häufigkeit (%) Leistung und Risikofaktoren

Frauen 0 Risikofaktoren

1 Risikofaktor 2 Risikofaktoren 3 Risikofaktoren

0 Risikofaktoren 1 Risikofaktor 2 Risikofaktoren 3 Risikofaktoren

GRAFIK 5 Häufigkeit von

18–25-jährigen Studienteilnehmern mit 0, 1, 2 und 3 Risikofaktoren in den einzelnen Punkteklassen des Leistungsscores (linke Seite: Männer n = 4 653, rechte Seite: Frauen n = 369), der von 2 (= leistungsstärkste Gruppe) bis 8 Punkte (= leistungsschwächste Gruppe) reicht.

TABELLE 3

Ermittlung des Zusammenhanges zwischen den Risikomerkmalen Gewichtsstatus, Rauchen und

Sporthäufigkeit und dem Leistungsscore bei 18- bis 25-Jährigen mit Hilfe hierarchischer multipler linearer Regression bei Männern (n = 4611; R2 = 0,266) und Frauen (n = 358; R2 = 0,258)

Konstante

Sporthäufigkeit (Referenz: nie) – selten/unregelmäßig – 1–2 mal pro Woche – 3–4 mal pro Woche – mehr als 4 mal pro Woche Rauchen (Referenz: Nichtrauchen) – Rauchen

Gewichtsstatus (Referenz: kein Übergewicht) – Übergewicht

Männer B

5,188

–0,211 –0,834 –1,382 –1,691 0,426 1,517

β

–0,047 –0,214 –0,355 –0,253 0,115 0,397

∆ R2 0,091

0,017 0,157

p

< 0,0001

0,1778

< 0,0001

< 0,0001

< 0,0001

< 0,0001

< 0,0001

Frauen B

5,322

–0,261 –0,817 –1,402 –1,992 0,223 1,705

β

–0,062 –0,215 –0,328 –0,271 0,060 0,384

∆ R2 0,102

0,004 0,147

p

< 0,0001

0,5284 0,0450

< 0,0001

< 0,0001 0,2104

< 0,0001

(8)

1961–2000 spricht für eine seit den 1970er-Jahren sinkende körperliche Leistungsfähigkeit (25). Nach Untersuchungen aus den 1980er- und 1990er-Jahren liegt die Reduktion der aeroben Leistungsfähigkeit bei Jugendlichen (über einen 10-Jahres-Zeitraum) zwi- schen 2,4 % und 18,3 % (37, 38). Auch bei jungen Er- wachsenen wurde ein deutlicher Leistungsabfall festge- stellt (13, 26, 29). So sinken die Laufleistungen von finnischen Wehrpflichtigen beim 12-Minuten-Lauf seit den 1980er-Jahren (Grafik 6). Diese Ergebnisse von Santtila et al. (29) basieren auf Daten von über 387 000 Männern, was bedeutet, dass etwa 95 % aller 20-jähri- gen Finnen getestet wurden.

Dyrstad et al. (26) verglichen VO2max und BMI nor- wegischer Wehrpflichtiger zwischen 1980 und 2002.

Auch hier wurde eine deutliche Negativ-Entwicklung (8 % geringere VO2max, 6 % erhöhter BMI) ermittelt und auf zunehmenden Bewegungsmangel zurückgeführt.

Laut Befragungen zur körperlichen Aktivität von über 70 000 Heranwachsenden aus 34 Ländern haben ledig- lich 24 % der 13- bis 15-jährigen Jungen beziehungswei- se 15,4 % der gleichaltrigen Mädchen genügend Bewe- gung (39) entsprechend der WHO-Empfehlungen (40).

Auch wenn nach anderen Untersuchungen deutlich mehr Jugendliche sportlich aktiv sind, bei älteren Heranwach- senden und jungen Erwachsenen steigt offensichtlich die Zahl der Nichtsportler und der Personen mit Bewe- gungsmangel erheblich (10, 12, e1, e2). Im Vergleich zur Gruppe der 10- bis 17-Jährigen verdoppelte sich in unse- rer Studie der Anteil sportlich inaktiver junger Männer und erhöhte sich bei den 18- bis 25-jährigen Frauen etwa um den Faktor 1,5. Die starke Abnahme körperlicher Ak- tivitäten beim Übergang ins junge Erwachsenenalter wurde auch in einer der seltenen Längsschnittuntersu- chungen, der „Amsterdam Growth and Health Longitu- dinal Study“, festgestellt (e3).

Angesichts weiterhin abnehmender körperlich-sport- licher Aktivitäten (zum Beispiel aufgrund des steigen- den Konsums digitaler Medien von Heranwachsenden) ist sogar eine Zuspitzung der beschriebenen Negativ- Entwicklungen wahrscheinlich. Die vorliegenden Un- tersuchungsergebnisse sprechen dafür, dass bei bereits einem Risikofaktor – trotz relativ kurzer Einwirkzeit – mit deutlichen Leistungseinbußen zu rechnen ist. Jedes zusätzliche Risikomerkmal vergrößert diese Einbußen weiter. Ohne flächendeckende und effiziente Interven- tionen in Schulen und Betrieben, ist die weitere Fixie- rung und Verbreitung ungesunder Lebensweisen kaum zu verhindern. Das junge Erwachsenenalter ist ein

„präventives Fenster“ für körperliche Aktivitäten, das vor der Manifestation von chronischen Erkrankungen genutzt werden sollte (12, e2).

Interessenkonflikt

Prof. Leyk, Dr. Rüther, Prof. Blettner, Dipl.-Sportwiss. Mödl, Dipl.-Sportlehrer Sievert, Prof. Hackfort und Dr. Witzki et al. erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Prof. Löllgen erhielt Erstattung von Reise- und Übernachtungskosten von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin.

Manuskriptdaten

eingereicht: 29. 6. 2012, revidierte Fassung angenommen: 10. 9. 2012

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KERNAUSSAGEN

Ungünstige Alltagsgewohnheiten, insbesondere körper- liche Inaktivität, sind weit verbreitet und bereits bei vie- len Heranwachsenden und jungen Erwachsenen etab- liert.

Gesundheitlich ungünstige Alltagsgewohnheiten können bereits vor Manifestation von Erkrankungen zu Leis- tungsverlusten, verminderter Belastbarkeit und Produk- tivität führen.

Schon das Vorliegen eines der untersuchten Risikofak- toren (Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen) ist bei jungen Erwachsenen mit signifikanten Leistungsver- lusten assoziiert.

Mit steigender Anzahl der untersuchten Risikomerkmale kommt es zu weiteren Leistungsminderungen.

Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Folgekosten ei- nes gesundheitlich ungünstigen Lebensstils sind umfas- sende, flächendeckende und effiziente Präventionskam- pagnen für Heranwachsende und junge Erwachsene dringend erforderlich.

2 800

2 700

2 600

2 500

2 400

1980 1985 1990 1995 2000 2005 Jahr

Laufstrecke (m) 12-Minuten-Lauf GRAFIK 6

Gelaufene Distanz (m) von finnischen Wehrpflichtigen beim 12-Minuten-

Lauf im Zeitraum von 1979–2004 (29)

(9)

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Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Dr. Sportwiss. Dieter Leyk Deutsche Sporthochschule Köln Institut für Physiologie und Anatomie Am Sportpark Müngersdorf 6 50933 Köln

Leyk@dshs-koeln.de

Zitierweise

Leyk D, Rüther T, Witzki A, Sievert A, Moedl A, Blettner M, Hackfort D, Löllgen H: Physical fitness, weight, smoking, and exercise patterns in young adults. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(44): 737−45.

DOI: 10.3238/arztebl.2012.0737

@

Mit „e“ gekennzeichnete Literatur:

www.aerzteblatt.de/lit4412

The English version of this article is available online:

www.aerzteblatt-international.de

(10)

ORIGINALARBEIT

Körperliche Leistung, Gewichtsstatus, Raucherquote und Sporthäufigkeit von jungen Erwachsenen

Dieter Leyk, Thomas Rüther, Alexander Witzki, Alexander Sievert, Anne Moedl, Maria Blettner, Dieter Hackfort, Herbert Löllgen

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