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Fachbereich Mathematik Prof. Dr. Ulrich Kohlenbach PD Dr. Achim Blumensath Dr. Eyvind Briseid

T E C H N I S C H E UNIVERSIT ¨ AT D A R M S T A D T

A

02.06.2010

7. Tutorium Analysis II

Sommersemester 2010

Fl¨achenf¨ullende Kurven

Obwohl dies paradox erscheinen mag, gibt es Kurven, welche h¨oher-dimensionale Objekte wie Quadrate oder W¨urfel vollst¨andig ausf¨ullen. Erste Beispiele solcher Kurven wurden 1890 von G. Peano konstruiert; man nennt sie heute fl¨achenf¨ullende (bzw. raumf¨ullende) Kurven, oder auchPeano-Kurven. Weitere Beispiele gehen zur¨uck auf D. Hilbert (1891), E.H. Moore (1900), H. Lebesgue (1904), W. Sierpi´nski (1912), G. P´olya (1913) und andere.

Ein Standardwerk ¨uber das Thema ist H. Sagan,Space-filling curves, Springer-Verlag, 1994.

Im folgenden pr¨asentieren wir eine von I.J. Schoenberg (1938) beschriebene Variante von Lebesgues fl¨achenf¨ullender Kurve.

Es seif:R→Rdie gerade, 2-periodische Funktion, welche festgelegt ist durch

f(t) =









0 f¨ur 0≤t≤1 3 3t−1 f¨ur 1

3≤t≤2 3

1 f¨ur 2

3≤t≤1

, f(−t) =f(t), f(t+ 2) =f(t).

Wir setzen

x(t) =1 2

X

k=0

f(32kt)

2k , y(t) =1 2

X

k=0

f(32k+1t) 2k .

Die Schoenberg-Kurve ist definiert alsγsc: [0,1]→[0,1]2, γsc(t) = (x(t), y(t)).

(T7.1) Man zeige:

(a) F¨ur allet∈[0,1] ist tats¨achlichγsc(t)∈[0,1]2. 1

(b) Die Funktionγscist stetig.

Hinweis: Benutzen Sie das Konvergenzkriterium von Weierstraß.

(c) Die Funktionγscist surjektiv.

Hinweis: Sei (x0, y0)∈[0,1]2. Man betrachte dyadische Entwicklungen vonx0undy0

(vgl. Forster,Analysis I, Seite 46 f.):

x0=

X

k=0

ak

2k+1, y0=

X

k=0

bk

2k+1, ak, bk∈ {0,1}.

Man definieret0=2a0

3 +2b0

32 +2a1

33 +2b1

34 +. . .und pr¨ufe nach, dassf(32kt0) =ak

undf(32k+1t0) =bk. L¨osung.

(a) F¨ur jedesk∈Nseienφk, ψk:R→R, φk(t) =f(32kt)

2k , ψk(t) =f(32k+1t) 2k .

Seit∈R. Daf(t)∈[0,1] erhalten wir 0≤φk(t), ψk(t)≤21k f¨ur allek∈N. Da die geometrische ReiheP

k=0 1 2

k

konvergiert undP

k=0 1 2

k

= 2, ist das Majoranten- kriterium anwendbar; es zeigt, dass die ReihenP

k=0φk(t),P

k=0ψk(t) konvergieren und dass

0≤x(t), y(t)≤1 2

X

k=0

1 2

k

=1 2·2 = 1, alsoγsc(t)∈[0,1]2.

(b) Seien φk, ψk :R→Rwie oben definiert. Dann gilt 0≤φk(t), ψk(t)≤ 21k f¨ur alle k∈N, t∈Rund somitkφkk,kψkk21k f¨ur allek∈N. Es giltP

k=0 1 2

k

<∞, also k¨onnen wir das Konvergenzkriterium von Weierstraß anwenden. Es folgt, dass die FunktionenreihenP

k=0φk,P

k=0ψk gleichm¨aßig konvergieren. Man sieht leicht ein, dassfstetig ist. Daher sind auch die Funktionenφkundψkf¨ur allek∈Nstetig.

Da eine Summe gleichm¨aßig konvergenter Reihen stetiger Funktionen stetig ist, sind die beiden Funktionenxundyund somit auchγscstetig.

(c) F¨ur (x0, y0)∈[0,1]2betrachten wir 2-adischen Entwicklungen vonx0 undy0: x0=a0

2 +a1

22+. . .+ ak

2k+1+. . .=

X

k=0

ak

2k+1, ak∈ {0,1}, y0=b0

2 +b1

22+. . .+ bk

2k+1+. . .=

X

k=0

bk

2k+1, bk∈ {0,1}.

2

(2)

Wir definieren (ck)k∈Ndurchc2k:=akundc2k+1:=bkf¨urk∈N. Da 2ck

3k+1 =2 3·ck

3k≤2 3· 1

3k f¨ur jedes k ∈ N und die geometrische Reihe P

k=0 1 3

k

gegen 32 konvergiert, ist P

k=0 2ck

3k+1 auch konvergent. Wir k¨onnen also t0=

X

k=0

2ck

3k+1,

setzen, und es gilt 0≤t023·32= 1. Wir zeigen nun, dassγsc(t0) = (x0, y0). Zun¨achst beobachten wir, dass

3kt0 = eine gerade Zahl(= 2p) +2ck

3 +2ck+1

32 +2ck+2

33 +. . .

= 2p+2ck

3 + 2 32

ck+1+ck+2

3 +. . . ist. Wir setzen

α=2ck

3 + 2 32

ck+1+ck+2

3 +. . . . Dann istα≥2c3k und

α ≤ 2ck

3 + 2 32

1 +1

3+. . .

=2ck

3 + 2 32

X

k=0

1 3k =2ck

3 + 2 32 ·3

2=2ck

3 +1 3. Somit giltα∈2ck

3 ,2c3k+13

. Dafeine 2-periodische Funktion ist, folgt sofort durch Induktion nachn, dassf(2n+t) =f(t) f¨ur allen∈N, t∈R. Also istf 3kt0

= f(2p+α) =f(α).

Fallsck = 0, so istα∈ 0,13

und somitf 3kt0

=f(α) = 0. Fallsck = 1, so ist α∈2

3,1

und somitf 3kt0

=f(α) = 1. Also istf 3kt0

=ckf¨ur allek∈N. Somit folgt

x(t0) = 1 2

X

k=0

f(32kt0) 2k =1

2

X

k=0

c2k

2k =

X

k=0

ak

2k+1=x0, y(t0) = 1

2

X

k=0

f(32k+1t0) 2k =1

2

X

k=0

c2k+1

2k =

X

k=0

bk

2k+1=y0.

(T7.2) Man zeige:

Das Bild einer rektifizierbaren Kurve inR2kann nicht das Quadrat[0,1]2enthalten.

3

Es folgt, dassγscnicht rektifizierbar ist.

L¨osung.

Sei γ : [a, b] → R2 eine Kurve mit Q := [0,1]2 ⊆ γ([a, b]). Wir zeigen, dass γ nicht rektifizierbar ist. Gegebenn∈Nbetrachten wir die durch

M:=np n,q

n

: 0≤p, q≤no

definierte Teilmenge vonQ. Dann bestehtMaus (n+ 1)2Punkten. DaM⊆Q⊆γ([a, b]), existieren Elemente t1 < t2 < . . . < t(n+1)2 von [a, b] mitγ({t1, . . . , t(n+1)2}) =M. Man beachte, dasskγ(tj)−γ(tj−1)k2n1, denn der euklidische Abstand zweier verschiedener Punkte vonM ist mindestens1n. Seiδ >0. Es sei nunP ={s0, . . . , sk}mits0< . . . < sk

eine Partition von [a, b] mit Feinheit< δ und derart, dasst1, . . . , t(n+1)2 in P enthalten sind. Dann ist

pγ(s0, . . . , sk) =

k

X

j=1

kγ(sj)−γ(sj1)k2

(n+1)2

X

j=2

kγ(tj)−γ(tj−1)k2

(n+1)2

X

j=2

1 n

= (n+ 1)2−1

n > n.

Da wir also f¨ur jedesn∈Nund jedesδ >0 eine PartitionP={s0, . . . , sk}von [a, b] mit Feinheit< δundpγ(s0, . . . , sk)> nfinden k¨onnen, istγnicht rektifizierbar.

4

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