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Kleine Mitteilungen.
Zum Kitäb al-milal wal-nilial des 'Abdalkäbir al-
Bagdädi (vgl. ZDMG. 65, S. 350, Z. 18 f.). — Die an angegebener
Stelle auf Grund des betreffenden Handscbriftenkatalogs ausgedrückte
Erwartung , daß das genannte Bucb in der Stambuler Handschrift,
Bibliothek 'Aäir Efendl Nr. 555 erhalten sei, hat sich als trüge¬
risch erwiesen : eine Erfahrung mehr von der Unzuverlässigkeit der
Konstantinopeler Handschriftenkataloge, denen man sich nur mit
äußerster Behutsamkeit anvertrauen darf. Auf meine Bitte war
Herr Dr. E. G r a e f e während seines Aufenthaltes in Konstantinopel,
September 1911, so gefällig, die erwähnte Handschrift an Ort und
Stelle aufzusuchen und mir näher zu beschreiben. Von ihm erhielt
ich nun s. Z. die folgenden Mitteilungen : i)
Dem Text des Buches geht folgende Notiz voran: JJU! ^[xS
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1) Einige dialiritisclie Punlcte sind von mir liinzugefügt resp. bericijtigt.
166 Kleine Mitteilungen.
Schon aus dieser Notiz st klar ersichtlich, daß die Handschrift
nichts anderes als das Kitäb al-milal wal-nihal des Ibn Hazm
(JJLsvIt jS>f) enthält und die im Jahre 1160 d. H. veran¬
staltete Kopie eines Exemplares ist, das der Chef der Staatskanzlei (?) 5 Mustafa Efendi der Bibliothek zur Verfügung stellte. Der Verfasser
des Katalogs hat nicht über die ersten Worte der Notiz hinaus¬
geblickt, in der nach H. Ch. (I, 115, Nr. 12893) zur Orientierung der Leser eine bibliographische Übersicht über die Milal-Literatur
gegeben ist, deren erste Stelle 'Abdalkäbir einnimmt. Der eil-
10 fertige Katalogmacher hat nun gleich diesen als Verfasser eingesetzt.
Davor hätte ihn auch ein Blick auf die ersten . Zeilen des Buches
selbst beschützen können (dach Basmalah und Eulogie) : g>AÜJ! jL*
JuJ>( ^jlc 0^*^ jjI j^JO! ynS JasLÜ. lXs-jÜ! ,.1*^1
'id}\ x*s-j |.y>
15 Dem entsprechen auch die mir von Herrn Dr. Graefe mit¬
geteilten Exzerpte. Jedenfalls ist es interessant, daß in Stambul
im Jahre 1747 von diesem verpönten, sozusagen auf den Index
gesetzten Buche eine Kopie angefertigt worden ist. Diese ist nun
zusammen mit der jetzt der Yale - University in New Haven
20 gehörigen , früher Landberg'schen Handschrift (vgl. I. Friedländer,
Heterodoxies of the Shiites 1,24, JAOS. XXVIII , 24) dem hand¬
schriftlichen Apparat für das Werk des Ibn Hazm (Brockelmann
I, 401) hinzuzufügen. I. G o 1 d zi h e r.
Zum Wesen der altsemitischen Schrift. — Als ich
25 in meiner Schrift Vier den Ursprung des Kanaanäischen Alphabets
betonte, daß man die altsemitische Schrift mit Unrecht als Alphabet
bezeichne, daß sie im Grunde vielmehr noch Silbenschrift sei (vgl.
Brockelmann, Grundriß d. Vrgl. Gramm., 1. Bd. g 34), wußte ich
nicht, daß andere bereits früher dieselbe Anschauung gewonnen
30 hatten. Besonders Wimmer, Die Runenschrift (deutsch von Holt¬
hausen), S. 31 äußert sich ganz in diesem Sinne. Vgl. weiter
Berger, Histoire de l'öcriture dans l'antiquite, S. 137; Deecke in
Baumeister's Denkmälern, Bd. 1, S. öO*"; auch Brücke, Grundzüge
der Physiologie und Systematik der Sprachlaute*, S. 136.
»6 F. Praetorius.
Zur Katze mit der Kerze. — Zur Episode der Katze mit
der Kerze, die in Wilhelm Weyh's Artikel ,Zur Geschichte der
Siebenschläferlegende" (ZDMG. 65, 289 ff.) außerhalb jener Legenden¬
varianten nur aus Stück VI meiner „Märchen der Berbern von
40 Tamazratt in Südtunisien" belegt wird (S. 299, Note 1 des Artikels),
Kleine Mitteilungen. 167
bringt die neueste Arbeit des ausgezeichneten französischen Folklo¬
risten Emmanuel Cos^quin ,Le conte du chat et de la chandelle
dans l'Europe du Moyen Age et en Orient' (Extrait de la , Romania',
tome XL, livraison de juillet et octobre 1911. Paris, H. Champion,
1912. [Separat-Ausgabe]) reiche Parallelen. Hans Stumme.
Zu ZDMG. 65, 285, sowie 619 f. („Wohlgeruch des
Prophetengrabes' und „Süßduftender Tod"). — A
modern parallel is given by Janssen in 'Mission Archeologique
en Arabic (Mars-Mai 1907) de Jerusalem au Hedjaz, Medäin-Saleh
par Janssen et Savignac" (= Public, de la Soci^tö des lo
Pouilles Archeologiques), Paris 1909, p. 471 (note 1): Pilgrims to
the tomb of Aaron (Neby Haroun) at Petra relate that when they
visit the sanctuary "chaque pfelerin porte un flambeau avec lui,
mais la lumifere du neby enveloppe tons les Fidfeles presents d'une
clarte verte, en meme temps qu'une forte odeur de musc imprfegne i5
tons les vfitements". — Among Christians also the 'odor of sanctity"
seems to have been more than a figure of speech, for I have read
somewhere that the explorers of the Roman Catacombs distinguished
the graves of the martyrs from those of others by the fragrance
which emated from the former. 20
Henry Preserved Smith.
(Hierzu verweise ich nun namentlich noch auf ZDMG. 65,
S. 787 [Text u. Anm.]; auch kann ich mir nicht versagen, auf
mir besonders aus maltesischen Legenden bekannte „formelhafte
Schlüsse' hinzuweisen, wie etwa: „Ein himmlischer Duft stieg her- 25
nieder, und alles verlor sich in Nichts', „Ein guter Geruch ver¬
breitete sich, und die Geschichte ist aus' u. ä., — s. hierüber Bd. II,
S. 116 von „Maltesische Märchen und Schwänke' von B. Hg,
Leipzig 1906. — Hans Stumme.)
168
Verzeichnis der im letzten Vierteljahr bei der Redaktion
zur Besprechung eingegangenen Druckschriften.
(Mit Ausschlufi der bereits in diesem Hefte angezeigten Werlte^). Die Redaktion beb< sich die Besprechung der eingegangenen Schriften vor; BUcksendnngen können nicbt erfolgen; im Allgemeinen sollen — vgl. diese Zeitschr. Bd. 64, S. LH, Z. 4 fr, — nur dann Rezensionen von Büchern etc. aufgenommen werden, wenn ein Exemplar des betr. Buches etc. auch an die Bibliothek der Ge¬
sellschaft eingeliefert wird. Anerbieten der Herren Facbgenossen , das eine oder andre frlchtigere Werk eing^chend besprechen zu wollen, werden mit
Dank angenommen. Die mit * bezeichneten Werke sind bereits vergeben.) Festschrift Vilhelm Thomson zur Vollendung seines siebzigsten Lebens¬
jahres am 25. Januar 1912 dargebracht von seinen Freunden und Ver¬
ehrern. Leipzig, Otto Harrassowitz, 1912. VIII -|- 236 8. M. 10.—.
*Carl V. Orelli. - Allgemeine Religionsgeschichte von Conrad von Orelli.
2. Auflage in 2 BSnden. Des I. Bandes 2., 3., 4., 5. Lieferung (womit Band I, zu VIII + 420 Seiten, komplett ist). Bonn, A. Marcus & E. Webers
Verlag 1911. (Auch Lieferung 1 — vgl. ZDMG. 65, 393 u. 871 — ist
jetzt vergeben.)
L. Franchet. - C^ramique primitive (Introduction & l'^tude de la technologie).
Lefons profess^es & l'Ecole d'Anthropologie en 1911. Par L. Franchet.
Avec 26 figures. Paris, Faul Geuthner, 1911. 160 S.
Hermann Weinheimsr. - Hebrüer und Israeliten. Eine Untersuchung über die Bedeutung der Bezeichnung 'Ibrim und ihre Folgerungen auf die Beziehungen Israels zu Aegypten ynd auf die Einwanderung der Israeliten in Kanaan.
(Tübinger Dissertstion.l Von Hermann Weinheimer. Tübingen, Druck von H. Laupp jr., 1912. Iii + 74 S.
<S. Horovitz. - Jahres-Bericht des jUdisch theologiscbeu Seminars Fraenckel- scher Stiftung für das Jahr 1911. Voran geht: Die Psychologie bei den jüdischen Religionsphilosophen des Mittelalters von Saadia bis Maimuni.
Heft IV: Die Psychologie des Aristotelikers Abraham Ibn Daud. Von Dr.
S. Horovitz. Breslau 1912. Paginiert S. 211—286 + 17 S.
H. H, Conolly. - Corpus scriptorum Christianorum orientalium curantibus I. -B. Cbabot, I. Guidi, H. Hyvemat. Scriptores Syri. Textus. Series secunda. Tomus XCI: Anonymi auctorb Expositio Officiorum Ecclesiae Georgio Arbelensi vulgo adscripta. Edidit R. H. Connolly 0. S. B. I. Parisiis:
C. Poussielgue; Lipsiae: 0. Harrassowitz, 1911. 241 S. H. 12. 80.
1) Sowie im allgemeinen aller nicht selbständig erschienenen Schriften, also aller blofien Abdrucke von Aufsätzen, Vorträgen, Anzeigen, Artikeln in Sammel¬
werken etc. Diese gehen als ungeeignet zu einer Besprechung in der ZDMG.
direkt in den Besitz unserer GesellschafUbibliotbek Uber, werden dann aber in den Verzeichnissen der Bibliothekseingänge in dieser Zeitschr. mit aufgeführt.