MEDIZIN
gefroren oder durch chemische Zu- sätze stabilisiert werden (22). Bei dunkler Lagerung im Kühlschrank treten während der ersten Woche keine relevanten Verluste für Albu- min, IgG, Transferrin, a 1 -Mikroglo- bulin und Gesamtprotein auf. Eine Ausnahme bildet I3 2-Mikroglobulin, das im sauren Harnmilieu abgebaut wird und nur nach In-vivo-Alkalini- sierung des Harns (Bikarbonatgabe) zuverlässig bestimmt werden kann.
Diagnostischer Stufenplan
1. Screening
Bei klinisch/anamnestisch unauffälli- gen Patienten genügt die Analyse des frischen zweiten Morgenurins auf Hä-
moglobin, Granulozytenesterase, Nitrit, Albumin und Glukose mittels Standardteststreifen. Wenn diese Reaktionen negativ ausfallen, ist zu- mindest eine schwere Erkrankung von Niere und/oder ableitenden Harnwegen unwahrscheinlich.
2. Weitere Basisdiagnostik 2.1. Verdacht/Hinweise auf renale Erkrankung/Beteiligung:
2.1.1 Im Harnsediment sollten Zylin- der und Epithelien beurteilt werden.
2.1.2 Nach vermehrter Proteinaus- scheidung sollte mit sensitiveren Schnelltesten 'gefahndet werden (zum Beispiel Latex-Schüttelteste für Albumin und a 1-Mikroglobulin).
2.2. Verdacht/Hinweise auf Hämat- urie/Hämoglobinurie :
2.2.1 Differenzierung Hämaturie/
Häm(My)oglobinurie: Überprüfen, ob Erythrozyten(schatten) vorhan- den sind.
2.2.2 Liegt eine Hämaturie vor:
Erythrozytenmorphologie, Erythro- zytenzylinder?
2.2.3 Lokalisation der Blutung: Drei- gläserprobe.
2.3 Leukozyturie, Verdacht/Hinweise
DIE ÜBERSICHT / FÜR SIE REFERIERT
auf Bakteriurie und klinische Zei- chen eines akuten Harnwegsinfektes:
2.3.1 Therapie ex juvantibus, Gram- Präparat des Harnsediments aus Mit- telstrahlurin.
2.3.2 Bei Therapieversagen späte- stens nach drei Tagen, besser vor Therapiebeginn: Kulturelle Keim- zahlbestimmung aus erstem Morgen- urin in Mittelstrahltechnik mittels 3-fach-Eintauchnährböden (Univer- salnährboden, Selektivnährboden für gramnegative Stäbchenbakterien, Se- lektivnährboden für Pilze).
2.3.3 Beim Verdacht einer Keimas- zension: renale Beteiligung? daher:
2.3.3.1 Sclimentbegutachtung (Zy- lindereinschlüsse: Leukozyten, Fett- granulation; Rundepithelien mit zy- toplasmatischen Lipideinlagerun- gen).
2.3.3.2 Schnelltest für tubuläre Mar- kerproteine (zum Beispiel Latex- Schütteltest für a 1 -Mikroglobulin).
3. Spezielle weiterführende Harnanalytik
3.1 Proteinausscheidungsmuster (SDS-PAGE oder Leitproteine) 3.2 Keimdifferenzierung und Anti- biogramm bei chronischem/rezidivie- rendem Harnwegsinfekt. Außerdem urologische Diagnostik. Sekretori- sches IgA?
Deutsches Arzteblatt
90 (1993) A 1-1653-1667 [Heft 22]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über die Verfasser.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Fritz Boege
Hauptlabor der Medizinischen Poliklinik der Universität Klinikstraße 8
W-8700 Würzburg neu: 97070
Multiresistente Tb-Bakterien in New York City
Die Autoren sammelten im April 1991 Informationen über jeden Patienten in New York City mit posi- tiver Kultur eines Mycobacterium tu- berculosis.
Von den 518 Patienten mit posi- tiven Kulturen konnten von 466 (90 Prozent) Isolate für Prüfzwecke ver- wendet werden. 33 Prozent dieser Patienten-Isolate waren gegen ein oder mehrere Antituberkulosemittel resistent, 26 Prozent der Isolate wa- ren gegen Isoniazid und 19 Prozent gegen Isoniazid und Rifampicin resi- stent. Von den 239 Patienten mit ei- ner tuberkulostatischen Therapie in der Anamnese hatten 44 Prozent Iso- late, die gegen ein oder mehrere Me- dikamente, und 30 Prozent Isolate, die gegen beide Medikamente Isoni- azid und Rifampicin resistent waren.
Bei den Patienten ohne vorherige Behandlung hatten sich die Resisten- zen gegen ein oder mehrere Medika- mente von zehn Prozent 1992 bis 1984 auf 23 Prozent im Jahr 1991 (p
= 0,003) mehr als verdoppelt. Pa- tienten, die vorher keine Behandlung erfahren hatten und mit HIV infi- ziert waren oder Drogen injizierten, zeigten häufiger resistente Isolate.
Von den Patienten mit AIDS starben mehr Patienten mit resistenten Isola- ten während des Nachuntersu- chungszeitraumes bis Januar 1982 (80 Prozent gegenüber 47 Prozent, p = 0,02). Eine Antituberkulose- Therapie in der Anamnese war der stärkste Prädiktor für die Präsenz ei- nes resistenten Organismus.
Die Autoren kommen zu der Schlußfolgerung, daß ein deutlicher Anstieg von medikamentenresisten- ter Tuberkulose in New York City zu verzeichnen ist. Bereits behandelte Patienten, jene mit HIV und Fixer haben ein höheres Risiko einer Me- dikamenten-Resistenz. lng
Frieden, T. R., et al.: The Emergence of Drug-Resistant Tuberculosis in New York City. New Engl. Journ. Med. 328 (1993) 521-526
Dr. T. R. Frieden, 125 Worth St., Box 74, New York, NY 10013, USA
Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 22, 4. Juni 1993 (43) A1-1667