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Müller, W. (1991). Biotop-Pflege am Beispiel waldbewohnender Vogelarten. In Forum für Wissen: Vol. 1991. Wald und Landschaft: Lebensräume schützen und nutzen (pp. 51-61). Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft.

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51

:FORUM Biotop-Pflege am Beispiel

FÜR W,SSEN f waldbewohnender Vogelarten

1, 9 9 1 Werner Müller, Schweizer Vogelschutz, Zürich

Der Wald galt bisher beim Forstdienst als vielfältiger, sehr naturnaher Lebensraum, wobei im Rahmen einer sanften Waldbewirtschaftung zugleich auch die Ansprüche der Vögel befriedigt werden können. Diese Aussage stimmt sicher für einen Teil der Vogelarten, insbesondere jene mit breiten Lebensraumansprüchen - aber nur bedingt.

oder gar nicht für die Spezialisten. Der Natur- und Vogelschutz auf der anderen - Seite, der sich lange Zeit auf die unbestrittenermassen noch viel grösseren Schutz- probleme ausserhalb des Waldes konzentrieren musste, begann sich erst seit kurzem mit Fragen um den Arten- und Lebensraumschutz im Wald zu beschäftigen.

Es war weniger der oft zitierte Umstand, dass die offene Landschaft immer stärker ausgeräumt wurde und sich damit der Wald gewissermassen zum Rückzugsgebiet vieler Arten entwickelte (was aufgrund der Habitatansprüche der Kultur- landarten nur sehr bedingt möglich ist), der zum zunehmenden Interesserdes Naturschutzes am Wald geführt hat. Vielmehr begann der Natur- und Vogelschutz im 'Laufe der siebziger Jahre seine Tätigkeit von Spezialstandorten und beson- deren Arten aufgrund von Untersuchungen über den Landschaftswandel und Analysen der Arten- spektren und Roten Listen auf die ganze Land- schaft und auf alle gefährdeten Arten auszudeh-

nen. .

Ein erstes grossflächiges Inventar ornitholo- gisch bedeutender Waldflächen hat der Zürcher Vogelschutz (ZVS) 1978/79 im Kanton Zürich erarbeitet, nachdem bei früheren Inventaren von naturschützerisch wichtigen Flächen der Wald wie bei ähnlichen Vorhaben in anderen Gebieten ausgeklammert worden war. Der Schweizer Vo- gelschutz (SVS) und der Schweizerische Bund für Naturschutz (SBN) starteten 1986 eine Kam- pagne zum Natur- und Vogelschutz im Wald, um die pionierhafte Tätigkeit vieler Forstleute auf diesem Gebiet zu unterstützen und die Natur- schutzanliegen im Wald vermehrt zu fördem.

Bedeutung des Waldes für Vögel ›

Die Wälder in der Schweiz bieten etwa, 100 Brutvogelarten Lebensraum. Das sind 57 Pro-

zent der 175 regelmässig in unserem Land brü- tenden Arten. Rund 60 Brutvogelarten benötigen den Wald während der Brutzeit sowohl als Brut- als auch als Nahrungsplatz, verlassen ihn also nur selten. Weitere rund 12 Vogelarten brüten im Wald, suchen ihre Nahrung aber hauptsächlich ausserhalb. Und knapp 30 Arten besiedeln neben dem Wald auch andere Lebensräume wie Hecken, Obstgärten, Siedlungen oder Zwergstrauchgebiete. `

Während des Winterhalbjahres ist die Arten- zahl im Wald reduziert: 40 Prozent der Brut- vogelarten ziehen ganz weg, während 60 Prozent auch zur kalten Jahreszeit im Wald anzutreffen sind.,Bei den letzteren handelt es sich entweder um eigentliche Standvögel (z.B.

Sperlingskauz, Dreizehenspecht) oder um Arten, bei denen unsere Populationen wegziehen und durch solche aus nördlicheren und östlicheren Gebieten ersetzt werden-(z.B. Rotkehlchen).

Im Gegensatz etwa zu den Gewässern unseres Landes, welche im Winter .Wasser- vogelpopulationen von europäischem Rang beherbergen, sind Wälder als Uberwinte- rungsgebiete von Gastvögeln von geringerer Bedeutung. Zu erwähnen ist hier vor allem der Bergfinlgwelcher in guten Buchenmastjahren die Schweiz im Winter in vielen Millionen Individuen aufsucht und zum Nächtigen in spektakulären Flügen gemeinsame Schlafplätze mit ganz bestimmten Eigenschaften aufsucht.

(2)

5 2 „___ FORUM für Wissen 1991 Werner Müller Spezlallslerte Brutvogelarten des Waldes und ihre besonderen Ansprüche aniden Wald.

Vogelart

m

Höhenverbreitung einige Lebensraumansprüche Wespenbussard:

Habicht:

Sperber:

Baumfalke:

bis 1500 bis 1800 bis 1900 bis 1100 F

Laub- und Mischwälder in der Nähe von warmen, wespenreichen und offenen Gebieten.

Geschlossene Hochwälder mit grossen Bäumen.

Dichtes Stangenholz, vor allem aus Fichten.

Waldränder und lichte Wälder mit überragenden Bäumen mit alten Nestem von Krähenvögeln.

Haselhuhn:

Birkhuhn:

Auerhuhn:

Waldschnepfe: '

600-1600 1200-2100

1000-1900

bis 1700

Unterholzreiche, grosse Wälder mit starker horizontaler und vertikaler Gliederung in mosaikartiger Verteilung.

Lebt in aufgelockerten Bergwäldem und im Bereich der oberen Waldgrenze in offenen, reich gegliederten Lebens räumen mit gut ausgebildeter Zwergstrauchvegetation.

Lückige, vielstufige Tannen-Buchen-, Fichten- und Föhrenwälder mit hohem Altholzanteil (biologisches Altholzl) und gut ausgebildeter Zwergstrauchvegetation.

Ausgedehnte, stufige und feuchte Wälder mit lichten oder offenen Stellen

Hohltaube:

Turteltaube:

Sperlingskauz:

Rauhfusskauz Ziegenmelker:

bis 1200 bis 800 1000-2100 1000-1900 bis 1500

Wälder mit Schwarzspechthöhlen, insbesondere hallen

artige Buchenwälder. › 4

Wälder der tieferen Lagen mit gut ausgebildeter Strauch schicht, insbesondere Buschwälder und Auenwälder.

alte, vielfältige und aufgelockerte Nadelwälder.

Buchen- und Nadelwälder mit einzelnen Buchen mit Schwarzspechthöhlen.

Sehr trockene, heisse, lockere Baumbestände mit grossen offenen Flächen.

Schwarzspecht:

Mittelspecht:

Kleinspecht:

Dreizehenspecht:

bis 2100 bis 700

bis 1000 1200-1900

Grosse Waldkomplexe mit alten, dicken Buchen und/oder Weisstannen, Baumalter für Höhle ab rund 120 Jahren.

Eichenwälder, hoher Eichenanteil wichtig, insbesondere in Mittelwäldern und in Überführung begriffenen Mittel

wäldem. ^

Wälder mit grossen Laubbäumen, insbesondere Eichen- und Auenwälder.

Lichte. gestufte Nadelwälder mit hohem Fichtenanteil

Nachtigall: bis 600 Dichte, niedere Gebüschwälder, im Wallis bis

1100 m ü.M.

Gelbspötter:

Berglaubsänger:

Fitis: L Halsbandschnäpper:

Schwanzmeise:

Mönchsmeise:

Pirol:

Dohle:

Zitronzeisig:

Kembeisser: ~

bis 900 bis 2000

bis ısoo soo-ıooo bis ısoo bis 2100

bis 600 bis 1300 1200-2200 bis 1300

Randbereiche frischer Laubwälder mit hohen Büschen. L Sonniger, lockerer Wald mit lichten Stellen, welche von Gebüsch oder dichter Krautschicht bewachsen sind.

Einzelstehende höhere Bäume mit anschliessender dichter Strauchschicht und gut ausgebildeter Krautschicht.

Kastanienhaine in der Südschweiz.

Offene Laubwälder mit Unterholz.

Hoher Anteil an morschen, noch stehenden Baum stämmen.

Laubwälder, insbesondere Auen- und Eichenwälder.

Wälder mit Schwarzspechthöhlen, insbesondere hallen artige Buchenwälder.

Lichte, offene Nadelwälder.

Wälder mit grossem Anteil an hohen Laubbäumen.

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FORUM für Wissen 1991 Werner Müller . 5 3

Ansprüche der Vögel an den Wald

Die Besiedlung der einzelnen Waldtypen durch Vögel weist markante Unterschiede auf. Eine generelle Tendenz besteht darin, dass die Artenzahl von den tieferen Lagen zu den höher gelegenen Wäldern abnimmt. Sie überlagert damit Unterschiede, welche sich zum Beispiel aus Struktur und Zusammensetzung der Wälder ergeben. In standortfremden, weitgehend reinen Fichtenbeständen im Mittelland können durchaus gleich viele Arten brüten wie in natürlichen subalpinen Fichtenwäldern. Das Artenspektrum des standortfremden Fichtenwaldes ist jedoch um mindestens einen Drittel geringer als jenes von Eichenwäldern, welche in der gleichen Höhenstufe liegen.

Eine weitere grundsätzliche Aussage ist für die waldbauliche Praxis von Bedeutung: In den meisten Fällen ist für Vogelarten weniger die.Ve- getationseinheit wichtig, als vielmehr die Zu- sammensetzung und Struktur des bestehenden Waldbildes. Für den Mittelspecht z.B. ist es wichtig, dass er Eichenbestände findet, unab- hängig davon ob diese nun auf natürlichen Eichen-Hagebuchenstandorten stehen oder auf Buchenstandoıten, wie das an den meisten Orten

der Fall ist. ' .

Lebensraumansprüche einzelner Arten Der Spezialisierungsgrad der einzelnen Arten ist ganz unterschiedlich. Eine erstaunlich grosse Zahl von Arten, allen voran der Buchfink, besiedelt einen grossen Teil der Waldtypen. Für einzelne sehr unterschiedliche Waldtypen lassen sich zwar Charakterarten nennen: Für den subalpinen Fichtenwald etwa Auerhuhn, Drei- zehenspecht und Sperlingskauz oder für den Eichenwald`Mittelspecht und Pirol. Die Un- terschiede in den Artenspektren von Waldtypen, welche ähnlicher sind und in der gleichen Höhenstufe liegen, sind jedoch weit geringer.

Das bedeutet, dass von den rund 100 Wald- Brutvogelarten nur etwa deren 30 besonders enge Biotopansprüche aufweisen. j

Zusammensetzung der Vogelwelt unterschiedlicher Waldtypen

Die artenreichsten Waldtypen sind Eichenwälder und Auenwälder mit gegen 60 Brutvogelarten.

Es folgen mit abnehmender Artenzahl: Buchen-

wälder und Tannen-Buchenwälder mit rund 50 Arten, montane Fichtenwälder, Föhrenwälder, Lärchen-Arvenwälder und subalpine Fichten- wälder mit rund 35 Arten.

Die höchste Artenzahl wird normalerweise in Altholzbeständen erreicht. Die Vogelwelt ent- wickelt sich von der Jungwaldfläche bis zu den Altholzbeständen in charakteristischer Weise:

Auf offener Freifläche mit erst kleinen Jungbäu- men siedeln sich Arten des offenen und halb- offenen Landes an, die (oft als Bodenbrüter) auf extensiv bewirtschaftetes Kulturland angewiesen sind,dieses aber in den .Landwirtschaftsgebieten des Mittellandes nur noch auf geringen Flächen finden: Baumpieper, Neuntöter, Goldammer.

Diese Vorkommenverschwinden mit dem Auf- wachsen der jungen Bäume nach wenigen Jahren wieder. Jungwüchse und Dickungen sind der Lebensraum der Buschbrüter, insbesondere der Grasmücken und Heckenbraunelle. Im Stangen- holz, welches: weder eine dichte Kraut- und Strauchschicht noch dicke Bäume aufweist, ist die Artenzahl meist am geringsten. Sie nimmt über das Baumholz zum Altholz wieder stark zu.

Fläehenanspruch

Während Kleinvögel mit -einer oder wenigen ha Waldfläche auskommen können, haben andere

* Arten überaus flächenintensive Ansprüche an die Grösse ihres Lebensraumes: Ein Schwarzspecht- paar benötigt 1- 4 km2 Wald, der allerdings auch in mehrereFlächen aufgeteilt sein kann. Ein Ha- bichtpaar braucht noch grössere Flächen: Auf 100 km2 wurden in der Schweiz 1,5 bis 7 Paare festgestellt, was einer Fläche pro Paar von 14 bis

70 ha entspricht. g

Diese Zahlen betreffen nur ein Paar der betref- fenden Art. Wie gross auf welcher Fläche die Population einer Art sein muss, damit sie lang- fristig überleben kann und dies auch bei vor- übergehend ungünstigen Verhältnissen (z.B.

regnerische Witterung zur Brutzeit) oder bei Ka- tastrophen (z.B. Sturmschäden an Wäldern), ist noch weitgehend unbekannt. Dazu ein interes- santes Detail: In Schweden starb eine Population des Mittelspechts von rund 30 Vögeln aus, wel- che von anderen Vorkommen isoliert worden waren, ohne dass sich der Lebensraum entschei- dend verändert hätte. Sehr wichtig ist demnach, dass im Sinne einer genügenden Vorsorge aus

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54 FORUM für Wissen 1991 Werner Müller

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Der Mittelspecht besiedelt grossflächige Eichenwälder.

Seine grösste Dichte erreicht er in Mittelwäldern und ehemaligen Mittelwäldern (Foto Andreas Schulze)

reichend grosse Flächen für den Artenschutz zur Verfügung stehen.

Anspruch an die «Vernetzung››

Die Vögel als flugfähige Organismen sind nor- malerweise in der Lage, für sie günstigeHabitate zu besiedeln, auch wenn diese inselförmig ohne direkte Verbindung und über grössere Flächen in der Landschaft verteilt liegen. Einige Arten stel- len jedoch aufgrund- ihres Verhaltensmusters auch in Hinsicht auf die räumliche Lage und ins- besondere die Vernetzung ihrer Lebensräume ganz spezielle Ansprüche an ihren Lebensraum.

Dabei handelt es sich um Arten, welche wenig Mobilität zeigen: Der Bestand des Auerhuhns (balzende Hähne) hat von Ende der sechziger Jahre bis Mitte der achtziger Jahre um rund die Hälfte abgenommen. In vielen Gebieten sind Verinselungstendenzen erkennbar: Viele Rand- gebiete wurden aufgegeben, insbesondere schon bisher isolierte Vorkommen. Unterdessen haben

weitere Restpopulationen den Kontakt zu grösse- ren Populationen verloren. Verbindungen zwi- schen den noch i grösseren Vorkommen gerade über kleinere Vorkommen sind jedoch sehr wichtig.

~ Auch beim Mittelspecht zeigt das Verbrei- tungsbild die Bedeutung von Kernvorkommen und Verbindungen. Es liess sich zeigen, dass schon ein Abstand von wenigen Kilometern von Kerngebieten dazu führen kann, dass kleine Eichenwälder nicht mehr besiedelt werden.

Anspruch bezüglich Störungen durch Anwesenheit von Menschen “ Im Gegensatz zu Pflanzen und vielen Kleintieren sind Vögelauf Störungen durch Menschen be- sonders anfällig. Deshalb drängen gerade Vogel- schutzorganisationen oft darauf, dass Wälder zu- rückhaltend erschlossen werden und dass unge- störte Bereiche erhalten bleiben. Die Fluchtdi- stanzen sind von Art zu Art unterschiedlich und hängen auch stark von den lokalen Gegebenhei-

ten ab. I

Längere Anwesenheit von Menschen in unmit- telbarer Nestnähe stört praktisch alle Vogelarten.

Störungen, welche regelmässig und ausschliess- lich an ganz bestimmten Stellen auftreten, z.B.

auf,Wegen,sínd für einige Vögel oft berechenbar und damit weniger gravierend als häufige unbere-

chenbare Störungen. 1

Besonders gravierend sind Störungen bei Ar- ten, wo sich die Geschlechter auf komplizierte Weise an ganz bestimmten Orten treffen. Auer- und Birkhähne besetzen Balzplätze, welche be- sonderen Ansprüchen genügen müssen. Störun- gen an diesen Balzplätzen können für die Fort- pflanzung fatal sein.

Ebenso negativ sind Störungen bei Arten, welche natürlicherweise im Winter ihre Aktivität reduzieren, um so den Energieverbrauch zu ver- mindern. Wiederum betrifft dies vor allem die Rauhfusshiihner.

Waldbewohnende Vogelarten auf der Roten Liste

Gefahrdungskategorie Arten

Arten mit kritischer Bestandesgrösse Arten mit regional starker Abnahme Arten mit kleinem Bestand

Arten mit besonderer Verantwortung

der Schweiz 5

Auerhuhn, Hohltaube, Waldohreule, Ziegenmelker, Grünspecht, Grauspecht, Gelbspötter, Dohle.

Wespenbussard, Baumfalke, Turteltaube, Mittelspecht, Halsbandschnäpper.

Schwarzmilan, Rotmilan, Haselhuhn, Birkhuhn, Sperlingskauz, Rauhfusskauz, Dreizehenspecht,

Ringamsel. Zitronzeisig. '

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ı=oRuM für wissen 1991 vvemer Müller g l 55 Bestandesveränderungen der wald-

bewohnenden Vogelarten

Der Artenschwund verlief im Wald nicht ganz so dramatisch wie in der offenen Landschaft. Auf der neusten Roten Liste der gefährdeten Vogelar- ten stehen 22 Bewohner des Waldes.

Veränderungen ausserhalb des Waldes Nur ein Teil derVeränderungen der Vogelwelt geht auf das Konto des Wandels des Waldes sel- ber. Insbesondere das Landwirtschaftsgebiet und die Siedlungen haben sich weit stärker verändert alsder Wald. Die intensive Landwirtschaft trägt dazu bei, dass Vogelarten, welche im Wald brü- ten und ihre Nahrungs ausserhalb des Waldes su- chen, im Bestand abnehmen. Die Hohltaube etwa hat nicht nur im Wald Brutplätze verloren, sondern auch im Kulturland Nahrungsgebiete - sie ernährt sich hauptsächlich von Unkrautsamen aus Ackerrändem.

Ebenso wirkt die allgemeine Umweltver- schmutzung auch auf die Vögel des Waldes. So nahm der Habicht in den sechziger Jahren zum grossen Teil wegen der. Vergiftung der Umwelt durch resistente Pestizide ab. Sein Bestand er- holte sich aber seit Ende der siebzigerlahre wie- der.

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Mittelwald (links) und ehemaliger Mittelwald (Foto Werner Müller). I

Veränderungen des Waldes durch Um- weltverschmutzung

Auch wenn sich die schlimmsten Befürchtungen bezüglich des Waldsterbens bisher zum Glück nicht bewahrheitet haben, sind doch durch die Veränderungen, welche die Umweltverschmut- zung im Wald bewirkt, Bestandesveränderungen bei Vogelarten festzustellen. Im Harz ist die Tan- nenmeise als typischer Nadelwaldbewohner aus vielen Gebieten verschwunden. Dies dürfte dar- auf zurückzuführen sein, dass Baumläuse, wel- che die Hauptnahrung der Tannenmeisen bilden, schon in einem frühen Stadium des Waldsterbens

stark abnehmen. 1 » ` I

Bei den Goldhähnchen, welche ihre Nester in dichten Nadelzweigen verstecken, kann schon eine relativ geringe Auslichtung der Kronen zu Problemen beim Nestbau oder zu verstärktem

*Beutegreiferdruck führen.

Veränderungen, insbesondere bei Arten mit Vorliebe für lichte und wenig bewachsene Stel- len, sind auch durch die zunehmende Eutrophie- rung der ganzen Landschaft zu' erwarten.

Veränderungen durch waldbauliche Massnahmen

Seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts hatten

»_-

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§5 FORUM für Wissen 1991 Werner Müller vor allem vier Entwicklungen entscheidenden

Einfluss auf den Wald als Lebensraum für Vögel:

Der Aufbau von vorratsreichen Wäldern führte zum zunehmenden Verschwinden von Vogelarten, welche in den tieferen Lagen auf lichte Wälder angewiesen sind. Der Baumpieper z.B. lebte in der ersten Hälfte des Jahrhunderts auch in der collinen Stufe «öfter auch in lichten Laub- und Nadelwäldern, seltener dagegen in dichten geschlossenen Hochwäldern›› (Glutz 1962). Heute gibt es praktisch nur noch in der montanen und vor allem subalpinen Stufe Baumpieper-Brutvorkommen im Wald.

Die starke Förderung der Fichte in den tiefe- ren Lagen führte zur Ausbreitung von Arten des Nadelwaldes wie Haubenmeise und Fichten- kreuzschnabel im Mittelland. Wenn wir als Ziel des Vogelschutzes im Wald eine möglichst grosse Vielfalt auf kleiner Fläche hätten, könnte diese Entwicklung als Bereicherung betrachtet werden. Sie ging aber unzweifelhaft auf Kosten Ornithologisch wichtige Waldobjekte.

von Arten, die grossflächige Laubwälder benöti- gen.

Spätestens in der ersten Hälfte dieses Jahr- hunderts wurde die vorher weit verbreitete Be- triebsform des Mittelwaldes aufgegeben. Der Eichenmittelwald mit der Hauschicht aus Hage- buchen war mit seinen mächtigen Überhältern und der dichten Strauchschicht ein günstiger Le- bensraum für Vögel. In Überführung in Hoch- wälder begriffene Mittelwälder haben noch etwas von dieser Struktur erhalten können und gehören mit zu den artenreichsten Lebensräumen. Viele Mittelwälder wurden jedoch irn Laufe der letzten Jahrzehnte umgewandelt.

Starke Erschliessung der Wälder in den tiefe- ren Lagen und immens zunehmender Erholungs- betrieb führten zur Aufgabe vieler Wälder durch störungsempfindliche Arten. Bis in die zwanzi- ger Jahre war z.B. im Sihlwald noch das Auer- huhn heimisch.

obisımgp

Objekt

Waldtypen . - Alle natürlichen/natumahen Waldtypen,

speziell:

- grossflächige Laubwälder - Auenwälder, Bruchwälder

- Eichenwälder (auch auf Nicht-Eichenstandorten) - Buchenwälder, Tannenbuchenwälder

- Föhrenwälder (natürlich)

Bewirtschaftungstyp - Mittelwälder bzw. ehemalige Mittelwälder

- Niederwald I

- Kastanienhaine . - Plenterwälder

Alter - Altholzbestände in biologischem Sinn

Strukturen - stufige Bestände

- stehendes Totholz - liegendes Totholz

Waldrand - stufige Waldränder mit/ohne Krautsaum

Für einzelne Arten wichtige Merkmale:

- Rauhfusshühner

- Greifvögel, Reiher - grosse Höhlenbrüter _ - andere Höhlenbrüter

- Zwergstrauchflächen '

- alte Bäume (Schlaf-/Balzbäume) - Balzplätze

- Äsungsbäume «

- Horstbäume

- Schwarzspechthöhlen, grosse natürliche Höhlen - alle Spechthöhlen, natürliche Höhlen

- weitere Merkmale - unerschlossene/ungestörte Waldflächen

- Quellen, Gräben, vernässte Stellen - Lichtungen, Riede, Trockenwiesen

Die Erfassung und Ausscheidung omithologisch wichtiger Waldobjekte soll ergänzt werden durch generelle Massnahmen, welche auch ausserhalb der Natur- und Vogelschutz-Vorıangflächen Gültigkeit haben.

(7)

FORUM für Wissen 1991 Werner Müller 57

Ziele des Vogelschutzes im Wald

Der Vogelschutz hat zum Ziel, die für unser Land typische Brut- und Gastvogelwelt zu erhalten und zu fördern. Nachdem. wir gesehen haben, dass ein Teil der Vogelarten des Waldes weite Flächen besiedeln kann und vorläufig nicht als gefährdet zu gelten hat, ist der Schwerpunkt für den Vogel- schutz im Wald klar: In erster Linie sind die ge- fährdeten Spezialisten zu erhalten. Erst in zweiter Linie und nur dann, wenn mit dem ersten Schwerpunkt kein Konflikt ensteht, soll auch all- gemein die Vielfalt gefördert werden.

Dazu ein Beispiel: Es hat keinen Sinn, in einem noch grossflächigen Eichenwald einen Fichtenjungwuchs anzulegen. Zwar könnte man damit die Vielfalt erhöhen und z.B. die Hecken- braunelle fördern, doch würde dadurch das über- geordnete Ziel der Sicherung des Lebensraumes der Spezialisten (z.B.« Mittelspecht, Pirol,

Kernbeisser) gefährdet. e

Massnahmen der Biotop-Pflege irn Wald 1

Die Wälder unseres Landes sindfso vielgestaltig, dass jede Fläche im Prinzip als Einzelfall zu be- handeln ist. Die folgende Zusammenstellung soll zeigen, in ,welche Richtung Massnahmen gehen können, , , „

Nötige Grundlagen I .

Von forstlicher Seite sollten Bestandes- und Ve- getationskarten zur Verfügung stehen. An orni- thologischen Angaben sind wünschenswert:

- Inventar der omithologisch wichtigen Wald- objekte (dieses kann sich z.B. nach der Liste

in Tabelle 3 richten). `

- Bestandesaufnahme von wichtigen waldbe- wohnenden Vogelarten (mindestens der Spe- zialisten gemäss Tab. 1; Kartierungen der Brutvorkommen aller Vogelarten sind im Wald sehr aufwendig und oft nur auf Flächen von 10-30 ha möglich) 1

Wichtig wäre zudem, wenn ein Inventar der all- gemein naturkundlich bedeutenden Waldobjekte zur Verfügung stehen würde, damit sich allfällige

inner-naturschützerische Zielkonflikte rechtzeitig

erkennen lassen. . 1

Anforderungen des Vogelschutzes an den

Wald L

Wichtigstes Anliegen ist die Sicherung ausrei- chender Flächen. Dabei müssen die qualitativen und quantitativen Ansprüche an den Lebensraum erfüllt sein. 1

Sicherung von Gebieten und Flächen Ein Teil der Waldobjekte ist ortsgebunden. Ein Graben, eine als Balzplatz dienende Kuppe oder ein Waldrand lassen sich nicht verschieben. Sie können gebietsmässig festgelegt und langfristig gesichert werden. In diese Kategorie von Wald- objekten gehören auch alle Flächen, Welche als Naturwald im Hinblick auf eine Entwicklung zu Urwald aus der Bewirtschaftung entlassen wer-

den. , L

Andere _Waldobjekte hängen stark mit-dem momentan bestehenden Waldbild zusammen, das besonders im schlagweisen Hochwald stark än- dert. Hier ist entscheidend, dass immer ausrei- chende Flächen zur Verfügung stehen - mit be- sonderer Betonung auf immer. Flächen, welche für den Artenschutz wichtig sind, dürfen erst ge- räumt werden, wenn unmittelbar benachbart ge- nügend Ersatzflächen mit den gleichen Merkma- len zur Verfügung stehen. Diese Anforderung ist nicht einfach zu erfüllen, doch könnte ein Unter- bruch zum definitiven Verschwinden der zu schützenden Arten führen. Dazu ein Beispiel: Bei den Eichenwäldern besteht eine Verjüngungs- lücke von mehreren Jahrzehnten. Wenn nun in nächster Zeit viele bestehende alte Eichenwälder verjüngt werden, besteht die Gefahr, dass der Mittelspechtbestand zusammenbrechen könnte.

Bei der wenig mobilen Art wäre eine Rück- besiedlung über längere Distanzen fraglich. Die Lösung besteht darin, die heutigen Eichenwälder zu erhalten und gleichzeitig auf benachbarten Nicht-Eichenflächen Eichen nachzuziehen. Die Räumung der bestehenden Eichenwälder ist solange aufzuschieben, bis die neuen Flächen in quantitativerund qualitativer Hinsicht deren Funktion übernehmen können. `

(8)

58 FORUM für Wissen 1991 Werner Müller Generelle Natur- und Vogelschutzmassnahmen

Bereich Massnahmen

Bewirtschaftungsformen - In jedem Wald einen Anteil als Naturwald aus der Bewirtschaftung nehmen.

- Ein Netz von Altholzflächen anlegen.

- Umtriebszeit auf allen naturschützerisch wichtigen Flächen erhöhen.

- Bewírtschaftungsmethoden mit langfristig gleichem Waldbild anstreben (plenterwaldähnliche Bewirtschaf tungsformen).

- Alte Bewirtschaftungsformen (Mittelwald, Niederwald)- auf geeigneten Flächen wieder aufnehmen.

Durchforstungsmassnahmen - Förderung von seltenen und omithologisch wichtigen Baumarten (z.B. Eichen, Vogelbeere).

- Erhaltung aller Spechtbäume (besonders wichtig:

Schwarzspechthöhlen) und Horstbäume.

- Förderung eines Anteils von stehendem Totholz.

- Liegendes Totholz belassen.

- Asthaufen nicht verbrennen, sondem zusammen- schieben und liegenlassen.

Baumartenwahl - Generell: Arten gemäss Vegetationskartierung

verwenden, Ausnahme: massive Förderung der Eichen; höchstens wenige Gastbaumarten, keine Exoten.

- In tieferen Lagen grossflächige Laubwälder anlegen.

Erschliessung

Waldrand

- So wenig wie möglich; nicht-feste Alternativen prüfen.

- Unerschlossene Bereiche belassen, Ruhezonen.

- Wenn Erschliessung mit Strasse nötig, forst- fremden Verkehr unterbinden (Kontrollenl).

- Stufige Ausbildung der Waldränder, insbesondere in südexponierter Lage, mit vorgelagertem breitem extensiv bewirtschaftetem Krautsaum

Arbeiten im Wald - Zur Brutzeit (Mai/Juni) möglichst keine Jungwüchs-

pflege.

- Keine Holzschläge in der Nähe empfindlicher Bereiche (Reiherkolonien, Greifvogelhorste, Rauhfusshühner- vorkommen) zwischen Mitte März und Ende Juli

Veranstaltungen - keine Massenveranstltungen im Wald

Rahmenbedingungen für Massnahmen Entscheidend für die Realisierung von Natur- und Vogelschutzanliegen ist eine gute Zusam- menarbeit zwischen Forstdienst, Waldbesitzern, staatlichem Naturschutz und privaten Natur- und Vogelschutzorganisationen.

Mit dem neuen eidgenössischen Waldgesetz werden auch die gesetzlichen Grundlagen für den

Naturschutz im Wald verbessert. Der eidgenössi- sche Natur- und Heimatschutz gibt zudem die Möglichkeit für die finanzielle Abgeltung von Naturschutzmassnahmen im Wald, was speziell bei Privatwald oder öffentlichem Wald von Kör- perschaften, welche nicht über eigene Steuerein- nahmen verfügen, wichtig ist. '

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FORUM für Wissen 1991 Werner Müller ~ W W __, 59

Bemerkungen zu einzelnen Vogel- schutzanliegen

Baumartenwahl .

Grossflächige reine Fichtenbestände werden 'heute praktisch nicht mehr angelegt. Der Trend geht vielmehr zu einer kleinflächigen Mischung von Laub- und Nadelholz. Die Gefahr besteht, dass dadurch grossflächige Laubwälder immer

mehr verschwinden. Für viele laubwaldbewoh- nende Vogelarten ist wichtig, dass grossflächige Laubwäldererhalten bleiben. 1

Bei Eichenwäldern, welche als Lebensraum für den Mittelspecht dienen sollen, heisst dies: ein- zelne Eichenwälder von 10 ha und mehr, Kern- gebiete als regionale Zentren von 40 bis zu meh- reren hundert Hektaren.

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Der Schwarzspecht zimmert grosse Höhlen, welche einen Eingang von,6 x 9 cm aufweisen. Oft sind mehrere Schwarzspechte auf kleinem Raum zu finden. Solche Gebiete sollten als Altholzflächen erhalten werden.

Altholzflächen L i

Der Begriff wird sowohl in der forstlichen Ter- minologie als auch in der naturschützerischen verwendet. Naturschützerische Althölzer sind Waldflächen, welche über die übliche Umtriebszeit hinaus stehengelassen werden.

Althölzer können entweder grundsätzlich in der

Nutzung belassen werden: Sie werden einige Jahrzehnte nach den anderen Beständen oder erst nach einer vollen weiteren Umtriebszeit verjüngt.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, Altholzflächen aus der Nutzung zu entlassen und sie als Naturwald sich langfristig zu einem Urwald entwickeln zu lassen. _

(10)

60 FORUM für Wissen 1991 Werner Müller

Breite 20-30 m

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A = Feld, B = extensiv genutztes Wies/and; C = Kräuter und Stauden; D = Sträucher; E = ha/bhohe Bäume; F = Baumschicht.

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Stufiger Waldrand mit dichter Strauchschicht und Krautsaum in der Theorie und Praxis /Zeichnung von Tobias Salaıhé.

Foto Werner Müller). ' W

(11)

FORUM für Vl/nissen 1991 Werner Müller 61

Höhlenbäume a

Höhlenbäume stellen wichtige Lebensräume dar, nicht nurfür die Ersteller (Spechte), sondern auch für Nachfolge-Nutzer. Besonders Wichtig ist die Erhaltung aller Schwarzspechthöhlen. Der Schwarzspecht erschliesst den Wald als Brutplatz für gefährdete Vogelarten wie Hohltaube und Dohle, für Sänger und Insekten. Der Schwarz- specht brütet mehrmals in der gleichen Höhle.

Pro Revier entsteht im Durchschnitt nur alle zehn Jahre (1) eine neue Höhle. Höhlen können wäh- rend Jahrzehnten von den verschiedensten Tier- arten genutzt werden. c

Schwarzspechthöhlenbäume sollten wenn im- mer möglich nicht nur als einzelne Bäu- me,sondem als Altholzflächen von 2 bis 5 ha gesichert werden.

Einzelne Höhlenbäume sollten in Absprache mit dem Forstdienst markiert werden, da beim Anzeichnen Höhlen leicht übersehen werden können. Die Markierung darf aber nicht unnötige Neugier von Erholungssuchenden wecken.

Für die allfällige Abgeltung möglicher Verluste sind noch Lösungen zu finden. Der Krautsaum dagegen wird im anschliessenden Landwirt- schaftsland realisiert. In vielen Kantonen gibt es Entschädigungsregelungen für die Erhaltung und Pflege solcher Magerwiesen.

Waldrand

Ein stufiger Waldrand mit breitem Krautsaum lässt sich wohl am besten mit einer «Opfersym- metrie›› erreichen: Die Waldbäume werden von der Waldgrenze her zurückgenommen, so dass sich ein dichter Strauchgürtel entwickeln kann.

Für die allfällige Abgeltung möglicher Verluste sind noch Lösungen zu finden. Der Krautsaum dagegen wird im anschliessenden Landwirt- schaftsland realisiert. In vielen Kantonen gibt es Entschädigungsregelungen für die Erhaltung und Pflege solcher Magerwiesen.

Schlussbemerkung r

Vogelschutz im Wald geht heute weit über das traditionelle Aufhängen von künstlichen Nisthil- fen hinaus. Die umfassenden Anliegen des Na- tur- und Vogelschutzes lassen sich nur realisie- ren, wenn Forstdienst, Waldbesitzer und Natur- und Vogelschutz eng zusammenarbeiten und wenn die Massnahmen von der breiten Bevölke- rung, Politikern und Behörden verstanden und mitgetragen werden. Gerade darin liegt_ auch ein wichtiges Arbeitsfeld der Natur- und Vogel- schutzorganisationen. '

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Literatur (Auswahl)

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Referenzen

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