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Archiv "Internate: Eine Alternative bei „Problemen mit der Schule“" (21.01.1987)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

‚LMG +ERZIEHUNG

N

acht für das Leben, für die Schule lernen wir!", sagen heute viele Schü- ler in Umkehrung des be- kannten klassischen Zitats.

Der Grund für diese Ein- stellung ist vor allem in man- gelnder Motivation zu su- chen. Diese wiederum ist nicht allein widrigen Zeitläu- fen oder „der Jugend" anzu- lasten; sondern die Ursachen liegen teilweise auch bei un- seren Schulen selbst. Große Klassen machen es für den Lehrer immer schwieriger, auf den einzelnen einzuge- hen. Der Lehrer als Vermitt- ler des immer umfangreicher werdenden Stoffes ist kaum noch in der Lage, auch seiner Funktion als Erzieher gerecht zu werden.

Aus Zeit-, Raum- und Personalnot wird nolens, vo- lens nivelliert — zum Nachteil vor allem derer, die nach un- ten oder oben aus der Durch- schnittsebene herausstechen.

Viele Eltern suchen da nach einer Alternative. Und die gibt es, gab es schon im- mer: die Internate. Was frü- her oft als Druckmittel ge- braucht wurde ( „Wenn du so weitermachst, geben wir dich in ein Internat"), das begrei- fen heute viele Eltern und zu- nehmend auch die Kinder als Chance.

Denn völlig falsch wäre es, die Heimschulen als

„Presse" für die Nachzügler des allgemeinen Schulbe- triebs zu sehen. Zwar steht

außer Zweifel, daß auch Pro- blemfälle in Internaten inten- siver betreut werden können;

aber mehr und mehr Eltern suchen im Internat die andere Form der Erziehung — einer Erziehung, mit welcher die Schule nebenan vielleicht überfordert wäre.

Woran liegt es, daß Inter- nate wieder gefragt sind? Si- cher nicht nur an den ein- gangs erwähnten Negativa des Schulbetriebes. Sondern auch an dem recht attrakti- ven Angebot der Heimschu- len.

Erziehung im Internat ist als Ganzheit zu sehen. Es wird nicht lediglich Lehrstoff vermittelt; der Schüler er- fährt neben seiner Ausbil- dung auch Bildung und Er- ziehung.

Das Leben in der Ge- meinschaft lehrt Toleranz und Rücksichtnahme und be- reitet das Kind darauf vor, Verantwortung zu überneh- men.

Der Pädagoge ist echte Bezugsperson und oft auch Freizeitpartner.

Musische, künstlerische und sportliche Neigungen oder Talente können besser

erkannt und gefördert wer- den.

Das Internat bietet neben dem ausführlichen Bildungs- auch ein breitgefächertes Freizeitangebot.

Und schließlich ein Punkt, den Eltern von Internatszög- lingen besonders positiv emp- finden: Die Beziehungen zwi- schen Eltern und Kind blei- ben weitgehend unbelastet von schulischen Problemen.

Darüber hinaus vollzieht sich durch die zeitweilige Trennung vom Elternhaus ein positiver Abnabelungs- prozeß, der die Selbständig- keit des Kindes fördert und gleichzeitig die emotionale Bindung an die nunmehr zu Partnern gewordenen Eltern verstärkt.

Eines allerdings kompli- zierte bisher die Entschei- dung für den Internatsbe- such: das Problem, die „rich- tige" Heimschule zu finden.

Das Angebot ist groß, und die bei den Ministerien er- hältlichen Listen oder gar Ei- genanzeigen der Internate sa- gen nichts über die pädagogi- sche „Qualität" oder die Eignung gerade dieser Schule für das Kind aus.

Hier setzen seit einiger Zeit Fachleute an. Sie be- suchten rund 100 Internate in Deutschland und der Schweiz und prüften nach folgenden Kriterien:

D Persönliche und pädago- gische Betreuung der Kinder;

Klassen- und Gruppenstärke, individuelle Motivation; En- gagement der Lehrer und Er- zieher;

D Kontrolle bei den Haus- aufgaben; Erfolgsquote bei den Abschlußprüfungen; An- gebote in Handwerk, Kunst und Musik;

D Vielfalt der Sportangebo- te und Freizeitgestaltung;

Kontrolle und Überwachung gegen Alkohol- und Drogen- mißbrauch; soziales Gefüge und Kameradschaft; Wohn- räume der Schüler und sani- täre Einrichtungen.

Internate, die diese Vor- aussetzungen erfüllen, wur- den von der Euro-Internats- beratung mit dem Prädikat

„Internat mit besonderer schulischer und pädagogi- scher Prägung" ausgezeich- net. Die Mehrzahl dieser In- ternate führt bis zum Abitur oder zum Realschulabschluß.

Einige Heimschulen nehmen auch Hauptschüler auf. W.T.

Einzelheiten über die emp- fohlenen Internatsschulen ent- hält eine Broschüre, die bei der Zentrale der Euro-Internatsbe- ratung in München 40, Grillpar- zerstraße 46, Telefon 0 89/

4 48 72 82, angefordert werden kann.

Internate: Eine Alternative bei „Problemen mit der Schule"

Die Heimschulen vermitteln nicht nur Lehrstoff, sondern bieten Ausbildung, Bildung und Erziehung

Das Erziehungsziel eines Internates: „Verantwortungsbewußte, offene und kritische Menschen, die bereit sind, sich auch in neu- en oder für sie ungewohnten Situationen zurechtzufinden . ."

Die persönliche Begegnung von Jugendlichen und Erwachsenen in der Freizeit gehört in vielen Internaten zu den selbstverständ- lichen Alltäglichkeiten. So wird hier die Erziehung zur Ganzheit Dt. Ärztebl. 84, Heft 4, 21. Januar 1987 (61) A-161

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