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Archiv "Große Pause! Nachdenken über Schule" (21.02.2003)

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Wachskunst

Grandiose Fotografien

Manfred Skopec, Helmut Grö- ger: Anatomie als Kunst. Anato- mische Wachsmodelle des 18.

Jahrhunderts im Josephinum in Wien. Fotografien von Alexander Koller. Christian Brandstätter Ver- lag, Wien, 2002, 174 Seiten, 180 Farbabbildungen, Leinen, gebun- den, 108 A

Hundert Jahre nachdem An- dreas Vesalius (1514 bis 1564) in Padua durch systematische Sektionen die moderne Ana- tomie begründete, verewigte Giulio Gaetano Zumbo (1656

bis 1701) in Florenz für Cosi- mo III. Medici verwesende menschliche Körper in Wachs.

Ercole Lelli, Giovanni Man- zolini und Anna Morandi machten später Bologna zum Zentrum der anatomisch-di- daktischen Wachsbildnerei.

Ungefähr 200 Leichen waren notwendig, um in bis zu zehn Monaten Arbeit ein Wachs- modell zu schaffen. Körper, die beseelt wirken, hand- werkliche und ästhetische Meisterwerke, dem antiken Schönheitsideal und Michel- angelo Buonarrotis Proporti- onslehre verpflichtet – ideali- sierte Körper.

1775 eröffnete in Florenz das Imperiale Reale Museo di Fisica e Storia Naturale. Die dort ausgestellten Körper aus Wachs beeindruckten nicht nur Goethe, sondern auch den österreichischen Kaiser Jo- seph II. Im Gegensatz zu dem Dichter, der sich in Berlin ver- geblich für eine derartige In- stitution einsetzte, war es dem Kaiser vergönnt, in Wien ei- ne Sammlung anatomischer Wachsmodelle zu schaffen.

30 000 Gulden steuerte Josef II. privat bei. 995 der einst- mals 1 192 Objekte der me- dizinisch-chirurgischen Jo-

sefs-Akademie haben sich bis heute erhalten.

Das Buch stellt diesen Be- stand erstmals ausführlich vor. Es ist eine verlegerische Meisterleistung. Die hervor- ragenden, oftmals ganzseiti- gen Fotografien von Alexan- der Koller vermitteln dem Leser zusammen mit dem Text viel mehr als nur die Spezifika der Wiener Samm- lung, nämlich Grundsätzli- ches über die anatomische Wachskunst. Ein wunderba- res Buch. Matthias Mochner

Erfahrungsbericht

Anrührend

Stefanie Bachstein: Du hättest leben können. Erfahrungen. Ba- stei Lübbe Taschenbuchverlag, Verlagsgruppe Lübbe, Bergisch Gladbach, 2002, 269 Seiten, bro- schiert, 7,45 A

Das Buch ist das anrührende und aufregende Dokument des Trauerweges, den die un- ter einem Pseudonym schrei- bende Autorin nach dem Tod ihrer siebenjährigen Tochter zurückgelegt hat: Jule wird auf dem Schulweg von einem Auto erfasst. Noch im Ret-

tungswagen stirbt sie – nicht an den erlittenen Verletzun- gen, sondern weil die Notärz- tin sie falsch intubiert hat.

Mit großer Ehrlichkeit be- schreibt die Mutter den schwierigen Prozess ihrer Verarbeitung dieses tragi- schen Geschehens. Hilfreich sind ihr dabei ihr Glaube, ihr persönlicher Mut und die Erfahrungen einer Seelsor- geausbildung und einer län-

geren Tätigkeit als ehren- amtlicher Klinikseelsorgerin sowie eine gute psychothe- rapeutische Begleitung. In ihrem Bemühen, sich von der bedrückenden Last des Schrecklichen zu befreien und aus dem Tod ihres Kin- des Gutes erwachsen zu las- sen, sucht sie das Gespräch mit der jungen, hinter ihrer Maske sehr betroffenen Ärz- tin und reicht ihr versöhnlich die Hand. Unbeirrt und mit Erfolg setzt sie sich mit Ärz- ten auseinander, die den My- thos der Unfehlbarkeit ver- treten, mit Politikern, die op- portunistisch die Wahrheit verdrehen, und vor allem mit der Versicherung, die nur darauf aus ist, Zahlungen zu vermeiden.

Viel Verständnis für die in ihren Systemen Gefangenen spricht aus den letzten Sei- ten dieses Erfahrungsberichts, dem man einen großen Le- serkreis, insbesondere auch von Medizinstudenten,Ärzten, Versicherungsleuten und Ju- risten, wünscht.

Hans-Joachim Wachsmuth

A

A472 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 821. Februar 2003

B Ü C H E R

Pädagogik

„Schulkranke“ Kinder

Marga Bayerwaltes: Große Pause! Nachdenken über Schule. Verlag Antje Kunstmann, München, 2002, 320 Seiten, gebunden, 21,90 A

„Aus dem Nachdenken über mein Lehrerle- ben war am Ende ein Buch über die Schule entstanden. Über Schule, wie sie ist und wie sie vielleicht sein könnte. Über Lehrer, wie sie sind und wie sie vielleicht sein müssten, über Eltern und über Kinder“, heißt es im Vorwort.

Der Lehrermord in Meißen, das Drama von Erfurt und schließlich die PISA-Studie haben die Schule wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Ärzte müssen sich immer häufiger mit auffälligen und „schulkranken“ Kindern und mit ge- stressten Lehrern befassen, deren Zahl stetig steigt.

Die Tagebuchaufzeichnungen einer klu- gen Frau vermitteln einen tiefen Einblick in die heutige Berufswelt des Lehrers und

die Situation des Schülers – in einer Klarheit, wie sie öffentliche Dis- kussionen und vor allem Äußerun- gen aus den Kul- tusministerien ver- missen lassen.

Die Probleme der betroffenen Menschen – Leh- rer und Schüler – werden eindrucks- voll geschildert.

Hier kommt eine Lehrerin zu Wort, die ihr Metier kennt, die weiß, wovon sie spricht, weil sie die Situation, in der Lehrer und Schüler sich täglich befinden, aus eigenem, oft schmerzlichem Erleben beurteilen kann.

So etwas gibt es selten, und darum sollte jeder, der Kinder in der Schule hat oder sie und ihre Lehrer im Erkrankungsfall be- handelt, dieses lebendig geschriebene Buch

lesen. Manfred Wolf

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