• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Kardiovaskuläre Neuropathie: Erhöhte Risiken bei Diabetikern" (12.03.1987)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Kardiovaskuläre Neuropathie: Erhöhte Risiken bei Diabetikern" (12.03.1987)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Kardiovaskuläre Neuropathie:

Erhöhte Risiken bei Diabetikern

Frühdiagnose ist entscheidend

Die „Differentialdiagnose der Polyneuropathien"

ist das Thema eines Fortbildungsfilms, den die Firma Nordmark, Uetersen, Ende 1986 in Hamburg uraufge- führt hat. Polyneuropathien, vor allem die metabolisch- toxisch-nutritiven Formen, nehmen weltweit stark zu.

Da bei späteren Stadien therapeutisch gar nichts mehr geht, ist die Frühdiagnose entscheidend. Häufig werden Polyneuropathien als Myopathien oder periphere Durchblutungsstörungen verkannt. vi

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Wiederholt wurde in den letzten Jahren über jüngere Diabetiker berichtet, die plötzlich einen kardio-respi- ratorischen Stillstand erlit- ten. Die Zwischenfälle ereig- neten sich in der Folge klei- nerer operativer Eingriffe.

Die genaue Todesursache konnte nicht geklärt werden, man diskutiert einen Defekt des Respirationsreflexes.

Fest steht, daß alle Patienten eine autonome kardio-vasku- läre Neuropathie aufwiesen, deren Häufigkeit und klini- sche Bedeutung vielfach un- terschätzt werden.

Patienten mit autonomer kardio-vaskulärer Neuropa- thie sind eine Hochrisiko- gruppe und müssen vor und nach operativen Eingriffen besonders intensiv überwacht werden. Vorsicht ist bei der Applikation atemdepressori- scher und antihypertensiver Medikamente geboten, er- klärte Prof. Dr. med. Man- fred Runge, Berlin, bei ei- nem Expertengespräch, wel- ches die Firma Nordmark 1986 in Mailand veranstal- tete.

Schon bei weniger ausge- prägten Innervationsstörun- gen an Herz und Gefäßen kann es nach verschiedenen Medikamenten — u. a. nach Diazoxid-, Methyldopa-, Guanetidin-, Chinidin-, Mor- phin- und Nitropräparaten — zu schweren orthostatischen Hypotonien kommen. Fata- lerweise gehört auch das In- sulin zu diesen Risiken. Nach

i. v. Gabe, aber auch nach subkutaner Applikation kann es zu einem starken Blut- druckabfall kommen, dessen Symptomatik häufig als Hypoglykämie fehlgedeutet wird. Besonders gefährlich ist vor diesem Hintergrund der Einsatz von Insulinpumpen bei Diabetikern mit Obstipa- tion, dem häufigsten Früh- symptom einer Magen- Darm-Beteiligung.

Eine Unausgewogenheit im autonomen Tonus kann — insbesondere in Kombination mit Ischämie — zu ventrikulä- ren Rhythmusstörungen füh- ren. Erschwerend kommt hinzu, daß Antiarrhythmika in dieser Situation weniger effektiv sind oder sogar die Rhythmusstörungen noch verschlimmern. Auch die an- tiarrhythmische Wirkung von Digitalispräparaten ist einge- schränkt, wenn nicht ganz aufgehoben.

Ischämische Attacken verlaufen bei autonomer kar- dialer Neuropathie häufig oh- ne Schmerzen; stumme Herz- infarkte werden bei Diabeti- kern in 32 bis 42 Prozent der Fälle beobachtet. Die über der Norm liegende Größe der Infarkte ist zusammen mit der oft blanden Symptomatik für die außergewöhnlich ho- he Mortalität verantwortlich, die bei Diabetikern für Erst- infarkte 38 (gegenüber nor- mal 15) Prozent beträgt und für Reinfarkte 55 (gegenüber 20) Prozent. Die Häufigkeit stummer ischämischer Attak-

ken zwingt zu erhöhter Vor- sicht beim Belastungs-EKG.

Bei Diabetikern mit autono- mer kardialer Neuropathie ist verstärkt auf Luftnot als Stenokardieäquivalent zu achten.

Die autonome kardiovas- kuläre Neuropathie findet sich bei Diabetes mellitus in zirka 20 Prozent der Fälle, hauptsächlich beim Typ I.

Therapeutisch sieht es düster aus. Eine Korrelation der Störung mit der Güte der Stoffwechsel-Einstellung wird erhofft, konnte aber bis- lang nicht nachgewiesen wer- den. Die Frühdiagnose ist entscheidend und Vorausset- zung dafür, daß Komplikatio- nen verhindert werden kön- nen. Alkoholkonsum erhöht das Risiko der Progression!

Es gibt drei einfache, in jeder Praxis durchführbare Tests, mit deren Kombina- tion eine valide Diagnostik möglich ist. Um den Vagus zu prüfen, wird die Schlag- zu-Schlag-Variation der Herzfrequenz bei tiefer At- mung bestimmt. Als patholo- gisch gilt eine Frequenz- spannweite von sieben pro Minute, der Grenzwert liegt bei acht bis zehn.

Byk Gulden Pharmazeuti- ka, Konstanz, hat sich vorge- nommen, zusammen mit der Firma California Biotechno- logy Inc. (Cal Bio), für die Behandlung des lebensbedro- henden Atemnotsyndroms Frühgeborener „lung surfac- tant" zur Verfügung zu stel- len. Es handelt sich um ein Gemisch von Proteinen und oberflächenaktiven Phospho- lipiden, die in der Lunge des ungeborenen Kindes im Spät- stadium der Schwangerschaft gebildet werden, damit sich die Lungenbläschen nach dem ersten Atemzug entfal- ten können. Bei Frühgebore- nen können diese Wirkstoffe fehlen, was das gefürchtete Atemnotsyndrom zur Folge

Beim Dynamometertest, einem Sympathikustest, der die Blutdruckreaktion auf isometrische Muskelkontrak- tion mißt, ist nach drei Minu- ten Belastung ein Anstieg des diastolischen Blutdrucks bei Männern von mehr als 15 mm Hg, bei Frauen von mehr als 10 mm Hg normal.

Mit dem modifizierten Schellongtest schließlich er- faßt man Vagus und Sympa- thikus, gemessen wird die Herzfrequenzreaktion beim Aufstehen nach zehnminüti- ger Ruhe in liegender Posi- tion. Während die Herzfre- quenz normalerweise beim fünfzehnten Herzschlag nach dem Aufstehen größer ist als beim dreißigsten, steigt sie beim Diabetiker mit autono- mer Neuropathie wie ein sich aufwärmender Motor lang- sam an, der initiale Over- shoot fehlt.

Die autonome Neuropa- thie besitzt Systemcharakter.

Wird diese Störung im kar- dio-vaskulären Bereich fest- gestellt, so sind mit großer Wahrscheinlichkeit auch an- dere Organsysteme betrof- fen. Umgekehrt gilt diese Be- ziehung nicht.

Ulrike Viegener

hat, das bislang nur mit ma- schineller Beatmung behan- delt werden konnte.

Der Firma Cal Bio ist es gelungen, die spezifischen Proteine des „lung surfac- tant" molekularbiologisch herzustellen; Byk Gulden übernimmt die präklinische und klinische Entwicklung.

Nach Abschluß eines Koope- rationsvertrages mit der Uni- versität Essen und der Er- richtung eigener Forschungs- laboratorien für Molekular- biologie in Konstanz hat Byk nun durch diesen Vertrag mit California Biotechnology ei- nen weiteren Schritt zur Nut- zung der Biotechnologie für die Entwicklung neuer Arz- neimittel getan. We

Schutz vor dem Atemnotsyndrom in Aussicht

A-684 (90) Dt. Ärztebl. 84, Heft 11, 12. März 1987

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Nach median 7 Jahren war die al- logene SCT nach autologer SCT ei- ner doppelt autologen SCT überle- gen: Bei den 58 Patienten, die ein allogenes Transplantat erhalten hat- ten,

Dieses operative Vorge- hen wurde bei den sechs Patienten der Autoren gewählt und erwies sich als effektiv, eine Normalisierung des Blutzuckerspiegels konnte bei allen

Allerdings sind hier noch ein- gehende Untersuchungen des zeitli- chen Verlaufs derartiger Mobilisa- tionen und vor allem der Zugäng- lichkeit bestimmter Körperkompar- timente

Die Unglücksursachen liegen nach An- sicht der Ärzte entweder im Verhal- ten der Eltern, die ihrer Aufsichts- pflicht nicht nachkommen oder über Risiken nicht informiert sind, oder

Bei oraler Applikation von Sumatriptan schließlich wur- de in einer großangelegten plazebo-kontrollierten Multi- zenter-Studie nach zwei Stun- den eine Ansprechrate von 67

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des Inter- national Committee of Medical Journal Editors besteht..

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des Inter- national Committee of Medical Journal Editors besteht..

UK Prospective Diabetes Study (UKPDS) Group: Intensive blood- glucose control with sulphonylureas or insulin compared with con- ventional treatment and risk of complications in