gal ob Etagenbetten oder Hochstühle, scharfkantige Mö- bel, spitzes Spielzeug oder hei- ße Herdplatten: Ein Haushalt birgt für Kleinkinder viele Risiken. Gerade Vorschulkinder verunglücken kaum im Verkehr, aber besonders häufig zu Hause und in der Freizeit. Die Stadt Münster will die Zahl solcher Unfälle jetzt senken.
Um Informationen über Ursa- chen sowie Verhütungsmöglichkeiten zu gewinnen, wertete ein Arbeits- kreis der Münsteraner Gesundheits- konferenz Statistiken aus und befrag- te Kinderärzte und -ärztinnen sowie Erzieherinnen. Sämtliche Ärzte schätzten Unfälle im Kindesalter als häufig ein. Stürze gelten als die häu- figste Unfallart, gefolgt von Verbren- nungen und – ebensooft – Ver- schlucken oder Vergiftungen. Die Unglücksursachen liegen nach An- sicht der Ärzte entweder im Verhal- ten der Eltern, die ihrer Aufsichts- pflicht nicht nachkommen oder über Risiken nicht informiert sind, oder bei den Kindern selbst, die zu neu- gierig sind oder motorische Defizite haben. Prävention bedeute deshalb, die Eltern aufzuklären, Sicherheits- mängel im Haus zu beseitigen und das Verhalten der Kinder zu beein- flussen.
Im Gegensatz zu den Ärzten se- hen die Erzieherinnen die Ursachen für Unfälle vor allem im Verhalten der Kinder. Diese verunglückten im Kindergarten zum Beispiel durch Ungeschicklichkeit oder Unaufmerk- samkeit. Besonders die Leiterin eines Innenstadt-Kindergartens hob den Platzmangel hervor, die fehlenden Bewegungsanreize und die daraus re- sultierenden motorischen Defizite der
Kinder. Prävention besteht für die Er- zieherinnen deshalb vor allem aus Be- wegungsförderung.
Die Gesundheitskonferenz hat auf Basis der Statistiken und Inter- views ein Präventionsprogramm erar- beitet. Im Rahmen dieses Programms will die Stadt einerseits Kindern eine sichere Umwelt schaffen, zum Bei- spiel indem sie Eltern über Risiken in- formiert und die Sicherheitsstandards in Kindergärten sowie auf Spielplät- zen garantiert. Künftig soll jeder Münsteraner Kindergarten reichlich Platz zum Spielen bieten, die örtliche Presse soll über das Thema „Kinder- unfälle“ berichten, und die Kranken- kassen sollen dazu bewogen werden, Gespräche zur Unfallverhütung zu bezahlen. Andererseits will die Stadt die Geschicklichkeit der Kinder trai- nieren, etwa durch Bewegungsförde- rung im Kindergarten oder Radfahr- unterricht.
Folgende Angebote und Maß- nahmen sollen die Situation verbes- sern:
ein Faltblatt „Radfahren ler- nen . . . kinderleicht“, erhältlich beim Gesundheitsamt;
„Merkblätter zu Kinderunfäl- len“, die in Kinderarztpraxen auslie- gen sollen;
Fortbildungen und Beratun- gen zum Thema „Bewegungsförde- rung“ für Erzieherinnen;
ein Unfallfragebogen für Kin- derkliniken.
Über weitere Details informiert das Gesundheitsamt in seinem Be- richt „Weniger Kinderunfälle in Haus und Freizeit“, erhältlich für zehn DM inklusive Porto und Verpackung beim Gesundheitsamt, 48127 Mün-
ster. Alexandra Endres
A-2080 (32) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 36, 4. September 1998
T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE