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A1916 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 27½½½½5. Juli 2002
Haupterreger der generalisier- ten Mykosen bei immunge- schwächten Patienten nach ei- ner Transplantation, im An- schluss an eine Chemotherapie und bei einer HIV-Infektion sind Candida Spezies. Im Be- reich der Hämatologie und Onkologie hat sich das Er- regerspektrum innerhalb der Candida ssp. stark verändert.
Dadurch werde die Diagnostik beträchtlich erschwert, wie Dr.
Gerald Meckenstock (Düssel- dorf) bei einem Symposium der Firma MSD in Düsseldorf berichtete.
Die Mortalität der Candida- und Aspergillusmykosen liegt bei 60 bis 90 Prozent. In der Therapie wird überwiegend das bewährte, aber nebenwir- kungsreiche Amphotericin B eingesetzt; neuerdings auch
Echinocandin (Caspofungin®).
Dr. Matthias Wettstein (Düs- seldorf) berichtete, dass Soor bei HIV-Patienten weit ver- breitet ist. Mundsoor kommt bei 90 Prozent der Patienten vor, Oesophagussoor bei zehn bis 20 Prozent, und auch der Vaginalsoor wird häufig dia- gnostiziert. Die Therapie er- folgt mit Schleimhautantimy- kotika; anschließend ist ei- ne Prophylaxe angezeigt. Die gleichfalls bei HIV-Patienten vorkommenden pilzbedingten Meningitiden und Pneumoni- en werden mit Amphotericin B oder Fluconazol behandelt.
In der Transplantationsme- dizin überwiegen Infektionen mit Candida albicans. Die sel- teneren Infektionen mit As- pergillus ssp. im Gefolge von Herz- beziehungsweise Lun-
gentransplantationen haben nach Prof. Peter Kujath (Lü- beck) eine sehr hohe Letalität (80 Prozent).
Wie Dr. Ansgar Röhrborn (Düsseldorf) erläuterte, wur- den bei 795 Laparoskopien nur acht Prozent Candida- Mykosen gefunden. Er vertrat die Ansicht, dass bei Hohlor- ganperforationen keine Can- dida-Therapie indiziert ist.
Aus der Sicht des Mykolo- gen gab Prof. Herbert Hof (Mannheim) einen Überblick über die Differenzierungsme- thoden der Mykose-Erreger.
Eine Differenzierung nach
der Virulenz ist nicht möglich, und auch die Serologie ist sehr schwierig, weil es keine definierten Antigene gibt.
In der Diagnostik der inva- siven Pilzinfektionen kommt den bildgebenden Verfahren eine zunehmende Bedeutung zu. Dr. Mathias Cohnen (Düs- seldorf) erwähnte die gesicher- te Diagnose von Infiltraten durch Computertomographie, die sehr früh an einer Milch- glastrübung erkennbar ist.
Über die künftigen Strate- gien bei Prävention und The- rapie der invasiven Pilz- erkrankungen, die stark zu- nehmen, berichtete Prof.
John H. Rex (Houston). Es werden neue Azole (Vorico- nazol und Posaconazol), neue Versionen bekannter An- timykotika (liposomales Am- photericin), neue Therapeuti- ka aus der Klasse der Echino- candine (Caspofungin, Mica- fungin und Anidulafungin) zur Therapie eingesetzt, dabei sind Echinocandinen bei Candida-Mykosen und As- pergillosen besonders wirk- sam. Dr. Ferdinand Klinkhammer
Pilzinfektionen
Invasive Mykosen nehmen zu
Unternehmen
Kurz informiert
Vom Markt – Die Firma Fer- ring Arzneimittel hat zum 15.
Juni 2002 das Präparat Zo- macton® 1,3 mg (N1) vom Markt genommen. Weiterhin erhältlich ist Zomacton®4,0 mg in den Packungsgrößen N1 und N2, mit dem hypophy- särer Minderwuchs von Kin- dern sowie Minderwuchs in- folge des Ullrich-Turner-Syn- droms behandelt werden.
MabCampath – Nach einer in- ternationalen klinischen Prü- fung der Phase II (CAM211) verdoppelt sich die Überle- benszeit für mehrfach vorbe- handelte Patienten mit fortge- schrittener chronisch-lympha- tischer Leukämie der B-Zel- len, die anschließend mit Mab- CampathTM(Wirkstoff: Alem- tuzumab, Schering) behandelt wurden, von acht auf 16 Mo- nate. Darüber hinaus zeigt die Studie eine durchschnittliche Überlebenszeit von 32 Mona- ten für die Patienten, die auf
die MabCampath-Therapie ansprechen. MabCampath ist der einzige humanisierte mo- noklonale Antikörper, der für B-CLL zugelasssen ist. Mit dem gezielten Angriff auf das Antigen CDS2 auf der Ober- fläche maligner Lymphozyten aktiviert der Wirkstoff Pro- zesse, die zur Lyse der kranken Zellen führen. Dadurch wer- den die bösartigen Lympho- zyten aus dem Blut, dem Kno- chenmark und anderen betrof- fenen Organen entfernt.
Rasburicase 7,5 mg – Sanofi- Synthelabo führt eine neue Handelsform der Substanz Rasburicase (Fasturtec®) ein, um die Handhabung – speziell bei Erwachsenen – zu erleich- tern. Zusätzlich zu der bis- herigen Dosis von 1,5 mg ist nun auch die Dosis von 7,5 mg verfügbar. Die Konzentra- tion des Präparates bleibt un- verändet. Rasburicase wird bei Kindern und Erwachsenen
mit malignen Lymphomen und Leukämien eingesetzt, um eine lebensbedrohliche Hyperurikämie (Tumorlyse- syndrom) zu verhindern.
Polypress eingestellt – Die Fir- ma Pfizer GmbH teilt mit, dass die Produktion von Poly- press® und Polypress® forte aufgrund technischer Schwie- rigkeiten eingestellt werden musste. Patienten, die noch mit Polypress oder Polypress forte behandelt werden, soll- ten rechtzeitig auf eine ande- re antihypertensive Therapie, zum Beispiel eine freie Kom- bination aus Prazosin (Mini- press®und andere) plus Thia- zid-Diuretikum umgestellt werden.
Sirolimus oral – Das Immun- suppressivum Rapamune® (Wyeth Pharma) steht nun auch als Tablette mit 1 mg des Wirkstoffs Sirolimus zur Ver- fügung. Die Umstellung eines
nierentransplantierten Patien- ten von der Lösung auf die Tablette erfolgt im Dosisver- hältnis 1 : 1 (1 ml Lösung ent- spricht einer Tablette zu 1 mg).
Hinsichtlich der pharmakoki- netischen Parameter beste- hen zwischen beiden Darrei- chungsformen keine klinisch relevanten Unterschiede. Ra- pamune ist der erste Vertre- ter einer neuen Klasse von Immunsuppressiva (MTOR- Inhibitoren). Klinisch vorteil- haft bei Rapamune ist das Fehlen von Nephrotoxizität und Blutdruckerhöhung im Zusammenhang mit der im- munsuppressiven Therapie.
Namensänderung Teveten – Der Name des von Solvay Arz- neimittel und Aventis Pharma gemeinsam vertriebenen Prä- parates Teveten®600 mg hat sich in Teveten®mono 600 mg geändert. Zusammensetzung, Packungsgrößen und Preis bleiben unverändert. EB