Vor etwa vier Wochen hat das Unternehmen Hoff- mann-La Roche den Wirk- stoff Mibefradil (Posicor®), den ersten T-Kanal-Blocker unter den Kalziumantagoni- sten, aufgrund von Arznei- mittel-Interaktionen welt- weit vom Markt genommen.
Asta Medica AWD, welche den Wirkstoff als Cerate®50 vertreibt, hat zwar die Auslie- ferung ihres Präparates ge- stoppt, will aber das weitere Vorgehen von einer Prüfung durch die Arzneimittelbehör- de (BfArM) abhängig ma- chen (siehe DÄ 26).
Hoffmann-La Roche bit- tet die Ärzteschaft, mit ihren Patienten, die Mibefradil der- zeit als Cerate®50 erhalten, individuell die Vorgehens- weise abzuklären. Eine plötz- liche Umstellung oder ein Abbruch der Therapie durch den Patienten sollte vermie- den werden. Des weiteren empfehle es sich, so das Un-
ternehmen, nachfolgende Empfehlungen zu beachten:
c Simvastatin/Lovastatin:
Kombination mit Cerate®50 sollte vermieden werden,
cCerate®50 sollte nicht gemeinsam mit Zytostatika gegeben werden, die über Cytochrom P 3A4 oder 2D6 verstoffwechselt werden (Cy- clophosphamid, Flutamid, Ifosfamid, Tamoxifen, Eto- posid, Paclitaxel, Vinblastin, Vincristin),
cBetablocker sollten bei Patienten, die vor der Be- handlung eine Ruheherzfre- quenz von 60 Schlägen pro Minute oder darunter und/oder einen AV-Block 1. Grades aufweisen, nicht verwendet werden,
c Medikamente, die die QT-Zeit verlängern, zum Bei- spiel Amiodaron, Astemizol, Cisaprid, i.v. Erythromycin, Chinidin, Flecainid, Pimozid, Mexiletin, Propafenon, Sota- lol, Terfenadin, trizyklische
Antidepressiva, Thioridazin, sollten nicht gemeinsam mit Cerate®50 verwendet werden, c weiterhin ist die Kombi- nation mit Cyclosporin A und Tacrolimus (FD 506) kontra- indiziert,
cdie empfohlene Dosie- rung beträgt 50 mg Cerate® 50 einmal täglich.
Aufgrund verschiedener Anfragen bei Hoffmann-La Roche für noch anstehende Umstellungen der Therapie mit Posicor® gibt das Unter- nehmen folgende Hinweise:
cBei der Substitution von Posicor® durch ACE-Hem- mer, AT1-Antagonisten, Diu- retika, Nitrate oder Amlodi- pin sollte die Alternativthe- rapie vorzugsweise zwei bis drei Tage nach Absetzen von Posicor®beginnen.
cBei der Substitution von Posicor® durch Kalziumant- agonisten (außer Amlodipin und Felodipin) oder Beta- blocker sollte die Alternativ- therapie vorzugsweise sieben Tage nach Absetzen von Po- sicor®beginnen.
cBei der Substitution von Posicor® durch Felodipin sollte die Alternativtherapie vorzugsweise 14 Tage nach Absetzen von Posicor® be-
ginnen. EB
A-1745 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 27, 3. Juli 1998 (53)
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Mibefradil noch als Cerate im Handel
Empfehlungen zur Patienten-Beratung
Irinotecan bei kolorektalem Karzinom
Eine neue Studie zum fortgeschrittenen kolorekta- len Karzinom belegt erstmals, daß die Chemotherapie mit Irinotecan (CPT-11) auch nach Versagen von 5-Fluo- rouracil (5-FU) das Überle- ben dieser Patienten verlän- gern kann. Die Untersuchung wurde anläßlich der 34. Jah- restagung der American So- ciety of Clinical Oncology in Los Angeles von Dr. David Cunningham (London) vor- gestellt. Es handelt sich um die erste Phase-III-Studie bei kolorektalen Karzinomen nach 5-FU-Versagen. 5-FU ist gegenwärtig die Standardche- motherapie in der First-line-
Behandlung. Die Patienten wurden für einen von zwei Behandlungsarmen randomi- siert: Im Arm A erhielten sie CPT-11 (350 mg/m2alle drei Wochen) mit supportiver Therapie, im Arm B nur sup- portive Therapie (Schmerz- therapie, Transfusionen, Be- handlung von Infektionen, Kortikoide und Psychothera- pie).
Nach einem Jahr waren im CPT-11-Arm noch 36 Prozent der Patienten am Leben, im Vergleichsarm noch 14 Pro- zent. Die Nebenwirkungen der Behandlung mit CPT-11 (Durchfall, Neutropenie und Übelkeit) waren nicht kumu- lativ, reversibel und insgesamt denen anderer Chemothera- pien vergleichbar. In einem Fragebogen gaben die CPT- 11-Patienten eine bessere Le- bensqualität an. EB
Kurz informiert
Schwarz Pharma: Hohe Sicherheitsnormen für Arz- neimittel –Der Arzneimittel- hersteller Schwarz Pharma, Monheim, hat sich nach eige- ner Darstellung sehr hohen Standards für die Arzneimit- telsicherheit verpflichtet. Zur Feststellung von seltenen Ne- benwirkungen hat das Unter- nehmen ein weltweites Da- tensystem aufgebaut, in das auch Beteiligungsunterneh- men und Lizenzpartner ein- gebunden sind. Die in den einzelnen Märkten erfaßten Nebenwirkungen werden zentral in einer „Corporate Drug Safety“ in Monheim zu- sammengefaßt und wissen- schaftlich bewertet. Damit will das Unternehmen die ständige Überwachung des Risikoprofils aller vertriebe-
nen Arzneimittel erreichen.
Schwarz Pharma erwirtschaf- tete 1997 einen weltweiten Umsatz von 311,6 Millionen DM (+ 6 Prozent gegenüber 1996) und erzielte ein Ergeb- nis von knapp 34 Millionen DM (+ 12,7 Prozent). Kl Beiersdorf: international erfolgreich – Der Beiersdorf- Konzern konnte im Jahr 1997 einen Wachstumszuwachs von knapp neun Prozent ver- zeichnen. Dabei erzielte die medical-Sparte einen Zu- wachs von sechs Prozent, der weitgehend auf internationa- len Märkten zustande kam.
Das medical-Geschäft in Deutschland war dagegen rückläufig. Auch in der cos- med-Sparte mußte in Deutschland ein Rückgang hingenommen werden. Der Konzern beklagt weiterhin, daß durch die Zuzahlungen der Patienten in Höhe von 20 Prozent des Verkaufswertes der Bandagenmarkt drama- tisch eingebrochen sei. Kl Pharmacia & Upjohn er- richtet Biotechnikum – Der Pharmakonzern Pharmacia &
Upjohn errichtet in Freiburg für 30 Millionen DM ein Bio- technikum, das im Frühjahr 1999 fertiggestellt sein soll. Es gehört zur Pharmacia &
Upjohn Diagnostics GmbH
& Co. KG. Dieser Unterneh- menszweig entwickelt, pro- duziert und vertreibt kom- plette Bluttestsysteme zur Unterstützung der klinischen Diagnose sowie zur Verlaufs- kontrolle von Allergien, Asthma und Autoimmuner-
krankungen. Kl
Namensänderung – Das Amtihypertensivum Betaxo- lol, das von Synthelabo Arz- neimittel Berlin als 10-mg-Ta- blette bisher unter dem Präparatenamen Kerlone® pro angeboten wurde, steht nunmehr als Kerlone® mite zur Verfügung. Die Inhalts- stoffe bleiben unverändert.
Die Substanz Betaxolol hat sich durch ihre hohe Beta1- Selektivität sowie eine lang- anhaltende blutdrucksenken- de Wirkung bewährt. pe