Mit knapp 30 Prozent sind akute Gastroenteritiden in Nordrhein-Westfalen – ver- mutlich auch bundesweit – die häufigste Indikation für Einweisungen in Kinderklini- ken. Zur Therapie steht neben oralen Rehydratationslösun- gen (ORL) seit kurzem ein zu- sätzliches, neues Prinzip zur Verfügung, das die Hyperse- kretion hemmt, ohne die Ba- salsekretion zu verändern.
Wie Dr. Burkhard Rodeck (Osnabrück) bei der Vorstel- lung der Substanz Racecadotril (Tiorfan®) erläuterte, führen bei unter Zweijährigen Rota- viren das Erregerspektrum an (> 90 Prozent),bei Älteren sind Salmonellen am häufigsten. Da das intravasale Volumen in Be- zug zum Körpergewicht deut- lich kleiner ist als bei Erwach- senen, sind die Kompensati-
onsmechanismen bei Flüssig- keitsverlust rasch erschöpft.
Priorität hat therapeutisch die schnelle Rehydrierung (drei bis vier Stunden) mit stan- dardisierten Glucose-Elektro- lyt-Lösungen; eine Stillpause sei nicht notwendig, erklär- te der Pädiater: „Antibiotika sind – außer bei Infektionen mit Salmonella typhii – nicht indiziert. Adsorbenzien spie- len keine Rolle, und Moti- litätshemmer sind bei unter Zweijährigen kontraindiziert.“
Eine „Heilnahrung“ ist nur erforderlich, wenn eine Lak- tose-Intoleranz vorliegt.
Die Realimentation sollte möglichst schnell mit nor- maler Nahrung oder Beikost wieder aufgenommen werden, betonte auch Prof. Klaus- Michael Klemm (Bonn) mit Blick auf verdünnte Milch-
nahrung, Diät und Fettreduk- tion. Auch seien bei älteren Kindern die Gabe von Salz- stangen und Cola (zu süß, för- dert die osmotische Diar- rhö), wie auch Kohletablet- ten nicht wirkungsvoll. Bei vi- ralen Gastroenteritiden kön- nen Probiotika wie Lactoba- cillus GG die Diarrhö-Episo- den verkürzen.
Mit Racecadotril wurde ein Produkt zur ergänzenden sym- ptomatischen Behandlung der akuten Diarrhö bei Kindern und Säuglingen (älter als drei Monate) eingeführt, das in Studien mit 2 110 Erwachse- nen und 419 Kindern geprüft wurde. In Form von Granulat (1,5 mg/kg KG) verabreicht, sank das mittlere Stuhlgewicht bei den mit Verum behan-
delten Kindern in der Klinik um 40 beziehungsweise 46 Prozent stärker als unter Pla- cebo. Gleichzeitig sei ein signi- fikant verminderter Bedarf an ORL dokumentiert wor- den, betonte Rodeck.
Die Wirksubstanz ist seit 1999 in Frankreich und Spa- nien zugelassen und hat sich als nebenwirkungsfrei erwie- sen. Nach Angaben von Dr.
Monika Hedding-Eckerich (Trommsdorff) wurden bei 10,5 Millionen Anwendern im Erwachsenen- und 3,5 Millio- nen im Kindesalter 58 uner- wünschte Wirkungen berich- tet.Dr. rer. nat. Renate Leinmüller
Einführungspressekonferenz Tiorfan®in Frankfurt/Main, Veranstalter: Trommsdorff Arzneimittel
V A R I A
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A3360 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 493. Dezember 2004
Akute Gastroenteritiden
Neuer Wirkstoff ist auch für Kleinkinder geeignet
Patienten mit einem Basaliom mussten sich bisher einer Ope- ration unterziehen, um zu ver- meiden, dass der Tumor wei- ter ins Gewebe eindringt und dieses zerstört. Mit dem Wirk- stoff Imiquimod (Aldara®) wurde erstmals eine Creme zur Therapie des „hellen Haut- krebses“ zugelassen. „Der Wirkstoff aktiviert die kör- pereigene Immunabwehr, die dann den Tumor eliminiert“, berichtete Prof. Eggert Stock- fleth (Berlin) in Neuss.
Wie der Wissenschaftler dar- legte, ist das Basaliom der häu- figste Tumor beim Menschen:
„Jeder zweite über 60-Jährige entwickelt in unseren Breiten- graden diese Form des Haut- krebses.“ Das Basaliom setzt keine Metastasen, kann aber tief ins Gewebe eindringen und dieses zerstören.Alternativ zur Operation besteht jetzt die Chance einer Immuntherapie mittels Creme. Diese sollte sechs Wochen lang – jeweils fünfmal pro Woche – aufge- tragen werden, erläuterte der
Dermatologe. Imiquimod rege die Freisetzung verschiedener Zytokine an, und zwar TNF- alpha sowie Interleukine und Interferone. Erkennbar werde dies über eine Entzündungsre- aktion, die sich als lokale Haut- rötung darstelle. „Das zeigt, dass das Immunsystem in der betreffenden Region aktiviert wird“, sagte Stockfleth.
In klinischen Studien wur- den nach seinen Angaben mehr als 1 000 Patienten er- folgreich mit der Imiquimod- Creme behandelt. Bei 82 Pro- zent der Patienten kam es zu einer histologisch gesicherten Abheilung, die bei 92 Prozent ein Jahr später bestätigt wurde.
Das sei ein bemerkenswerter Befund: „Es ist bislang einma- lig in der Medizin, dass ein bös- artiger, solider Tumor lokal mit einer Creme zur Abheilung ge- bracht werden kann“, betonte Stockfleth. Christine Vetter
Pressekonferenz in Neuss: „Hautkrebs erstmals mit Creme behandelbar“, Ver- anstalter: 3M Medica
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