Hypertonie ist der wich- tigste Risikofaktor für den Schlaganfall. Antihypertensi- ve Therapie ist deshalb die er- folgreichste Prävention von zerebralen Insulten. Weniger beachtet wurde bisher die Rolle der arteriellen Hyper- tonie für die Entstehung von Hirnleistungsstörungen bis hin zur Demenz. Nicht nur für die Entwicklung der Multi- Infarkt-Demenz und die sub- kortikale atherosklerotische Enzephalopathie sind vasku- läre Ursachen nachgewiesen.
Auch die Entwicklung der Alzheimer-Demenz wird of- fensichtlich durch vaskuläre Schädigungen gefördert. Auf- fallend sei das gehäufte Auf- treten von Alzheimer-Demenz bei Personen mit vorbeste- hender arterieller Hyperto- nie, betonte Prof. Joachim Schrader (Cloppenburg) bei einem Pressegespräch der Aventis Pharma Deutschland in Hamburg.
Schrader berichtete über eine fünf Jahre laufende Lon- gitudinal-Studie mit 70-jähri- gen Patienten. Sie zeigte, dass Hypertoniker in späteren Jah- ren häufiger eine Demenz entwickeln als Normotoniker.
Die SYST-EUR-Studie wies
dann nach, dass eine suffizi- ente antihypertensive Thera- pie die Demenz-Fälle stati- stisch signifikant reduziert, nämlich um rund die Hälfte.
In dieser Studie wurden die Patienten mit einem Kalzi- um-Antagonisten vom Dihy- dropyridin-Typ und gegebe- nenfalls zusätzlich mit ei- nem ACE-Hemmer behan- delt. Darüber hinaus wurde durch diese Behandlung die Anzahl der kardiovaskulären Ereignisse und Schlaganfälle signifikant gesenkt.
Hypertonie fördert kognitive Ausfälle Prof. Helmut Woelke (Gie- ßen) sieht eine strenge Korre- lation zwischen dem Ausmaß der Hypertonie in den mittle- ren Lebensjahren und dem Grad der kognitiven Ausfälle im höheren Lebensalter. Der pathophysiologische Hinter- grund sind in erster Linie die bei Hypertonie verschlechter- te Mikrozirkulation und Ver- änderungen wie erhöhte Plas- maviskosität und Thrombo- zyten-Aggregation, reduzier- te Erythrozyten-Rigidität und fibrinolytische Aktivität, eine gestörte Sauerstoffutilisation
sowie beeinträchtigte Stoff- wechselfunktionen. Vor allem Letztere könnten die Entwick- lung eines demenziellen Syn- droms als Folge der Hyperto- nie erklären, so Woelke.
Dr. Siegfried Lehrl (Er- langen) berichtete über eine doppelblinde Pilotstudie mit 31 Hypertonikern, die ko- gnitive Defizite entwickelt hatten. Es sollte geprüft wer- den, ob der Kalziumantago- nist Felodipin (Munobal®) der geistigen Leistungsminderung bei Hypertonikern entgegen- wirkt. Die Patienten der Ver- gleichsgruppe erhielten als antihypertensive Medikation die Kombination Hydrochlor- thiazid/Amilorid.
Das Ergebnis war eindeu- tig: Nach zwölf Behandlungs- wochen war die kognitive Lei- stungsfähigkeit unter Felodi- pin um zwei Drittel stärker
gestiegen als unter der HCT/
Amilorid-Kombination. Die erreichte Blutdrucksenkung war dagegen in beiden Grup- pen vergleichbar. Offensicht- lich senkt Felodipin nicht nur den Blutdruck, sondern ver- bessert auch die Mikrozirku- lation und damit den zerebra- len Blutfluss.
Prof. Peter Trenkwalder (Starnberg) hob die gu- te antihypertensive Wirksam- keit des Kalziumantagonisten Felodipin hervor. Der Wirk- stoff sei insbesondere für ältere Hypertoniker geeignet, da er sich metabolisch neutral verhalte und kaum Kontrain- dikationen existierten. Da die Substanz auch die zerebrale Mikrozirkulation verbessert, empfahl Trenkwalder Muno- bal®als Medikament der Wahl zur Prävention der „Hoch- druckdemenz“. Siegfried Hoc
A-1615 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 23, 9. Juni 2000
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