as Gesundheitswesen steht mehr denn je unter Anpas- sungsdruck. Den komplexen Gesundheitsproblemen einer altern- den Bevölkerung und dem medizi- nischen Fortschritt stehen enge Fi- nanzierungsspielräume der Gesetz- lichen Krankenversicherung gegen- über. Für Dr. med. Gerhard Dieter, Vorsitzender der KV Südbaden, ist dies momentan das einzige, was sich mit Sicherheit sagen läßt.
Nach der Bundestagswahl, aber noch vor der neuen Regierungsbil- dung blieb dem Südbadischen Kas- senärztetag diesmal kaum mehr, als Mutmaßungen über die künftige Ge- sundheitspolitik anzustellen. Gleich- wohl gab es interessante Aussagen. So zeigten sich Dr. Manfred Zipperer, unter Horst Seehofer als Ministerial- direktor für die GKV zuständig, und Herbert Rebscher, der Vorstandsvor- sitzende der Ersatzkassenverbände, in der Einschätzung einig, daß ein Globalbudget keineswegs „mal eben in fünf Minuten aus dem Hut gezau- bert“ werden kann. Auch nicht von ei- ner dazu fest entschlossenen neuen Bundesregierung.
Ein Globalbudget, so Zipperer, mache nur Sinn, wenn zwischen den Sektoren Geld fließen kann. Der sta- tionäre Sektor könne nicht erneut iso- liert betrachtet werden – mit der Fol- ge, daß dort die Ausgaben wesentlich schneller steigen als in der ambulan- ten Versorgung. Rebscher sieht dies genauso: „Ein Globalbudget muß auf dem Prinzip der kommunizierenden Röhren aufbauen, und dazu bedarf es der entsprechenden Verträge.“ Ein- sparungen im Krankenhaus müßten bei den Verträgen in der ambulanten Versorgung berücksichtigt werden:
„Aber das ist eine schwierige Gemen- gelage.“
Dasselbe trifft unterdessen auch auf die Arbeiten an der neuen EBM-Reform zu. Weil niemand so genau weiß, ob die rot-grüne Koaliti- on für die Vergütungsregelungen der Kassenärzte einen anderen Rechts- rahmen konstruieren will, drängt Dr. med. Winfried Schorre auf Eile.
Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) mahnte in Freiburg: „Wir müssen die Regelun- gen jetzt aus eigener Kraft schaffen.“
Dabei führe an der Orientierung am Versorgungsbedarf der Patienten kein Weg vorbei. Schorre kündigte an, daß sich der KBV-Vorstand seiner Verant- wortung in dieser Frage stellen und die notwendigen Entscheidungen auch treffen werde.
EBM: Abschied von der Betriebswirtschaft
Herbert Rebscher hörte dies gerne, denn die Krankenkassen hät- ten sich schon so ihre Gedanken über den EBM gemacht, nachdem das KBV-Vorstandskonzept bei der letz- ten Vertreterversammlung geschei- tert sei. Schorre und Rebscher stimm- ten überein, von einem betriebswirt- schaftlich kalkulierten Bewertungs- maßstab Abschied zu nehmen. „So zu kalkulieren ist völlig unmöglich und auch lebensfremd“, sagte der Vorsit- zende der Ersatzkassenverbände.
Der neue EBM sollte statt dessen die Leistungen nach ihrem Nutzen für den Patienten bewerten. Standards und Leitlinien auf der Basis von Qua- litätssicherung seien dafür gute Ori- entierungspunkte. Josef Maus A-2820 (28) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 45, 6. November 1998
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