Mit sieben Mitarbeitern und der Produktion eines Wundpulvers begann vor ein- hundert Jahren die Geschich- te des Pharma-Konzerns Hoffmann-La Roche in Deutschland. Neun Monate nachdem Fritz Hoffmann das Stammhaus des Unterneh- mens in Basel gegründet hat- te, wurde 1897 die erste aus- ländische Niederlassung, ein Fabrikgebäude zur Herstel- lung von Arzneimitteln, in Grenzach errichtet.
Die Firmengeschichte ha- be jedoch wenig erfolgver- sprechend begonnen, resü- mierte Dr. Fritz Gerber, Prä- sident des Roche-Konzerns und Aufsichtsratsvorsitzen- der der Hoffmann-La Roche AG in Grenzach-Wyhlen, an- läßlich des Festaktes zum 100jährigen Bestehen. Der Firma drohte wegen der Ab- hängigkeit von einem einzi- gen Produkt der Konkurs. Ei- ne differenziertere Produkt- palette und eine weite Markt- präsenz sollten den Grund- stein zum Erfolg legen. Erster Verkaufsschlager der Firma wurde ein Hustensirup, von dem nach einer anfänglichen Jahresproduktion von 700 Flaschen im folgenden Jahr (1898) bereits 33 000 Fla- schen verkauft wurden.
Multinationales Konzept
Inzwischen hat sich das Werk in Deutschland, so Ger- ber, neben Roche USA mit 2 200 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund 1,5 Milliarden DM zu einem star- ken Pfeiler des Konzerns ent- wickelt. Mitentscheidend für den Erfolg des Konzerns sei, daß Roche von Anfang an als multinationales Unterneh- men konzipiert war. Bewährt habe sich zudem die Firmen- politik, neue finanzielle Mit- tel jeweils in Forschung und Entwicklung zu investieren.
Der Roche-Konzern beschäf- tigt heute in 50 Ländern 49 000 Mitarbeiter. Mit inno-
vativen Arzneimitteln, Vit- aminen und Diagnostika er- wirtschaftet das Unterneh- men einen Jahresumsatz von 16 Milliarden Schweizer Franken.
Eine stärkere Stellung in Deutschland er- hofft sich Gerber von der Übernah- me des Pharma- Konzerns Boeh- ringer Mannheim im Mai dieses Jahres. Durch den Kauf, der noch von den
Behörden in der Schweiz, den USA und den entsprechen- den Stellen der Europäischen Union genehmigt werden müsse, würden die Produkt- palette ergänzt und Chancen in einem neuen Marksegment eröffnet. Gerber versicherte,
daß „strukturelle Anpassun- gen“ in Folge der Zusammen- legung der beiden Unterneh- men sozialverträglich ablau- fen: „Der Erfolg im globalen Markt ist die beste Sicherung von Arbeitsplätzen.“ Auch Otto A. Meile, Vorstandsvor-
sitzender der Hoffmann-La Roche AG in Grenzach- Wyhlen, geht davon aus, daß die Übernahme eine Kosten- optimierung ermöglicht, die angesichts der derzeitigen ge- sundheitspolitischen Lage unvermeidbar sei.
„Derzeit widrige Umstän- de“ für die Pharmabranche diagnostizierte auch Erwin Teufel, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, in sei- ner Festrede. Er begrüßte es, daß Hoffmann-La Roche trotzdem dem Standort Deutschland treugeblieben sei. Die Standortdebatte kann jedoch nach Ansicht von Teufel nicht mit Bil- liglöhnen beantwortet wer- den. „Wissen wird sich zum entscheidenden Produktions- faktor entwickeln“, sagte der Ministerpräsident.
Die deutsche Bildungsin- frastruktur sei im internatio- nalen Vergleich durchaus vorbildlich. Die Zukunft der Branche liege in der For- schung. Sie müsse die Ant- wort sein auf die zunehmen- de Globalisierung: „Wir dür- fen den Strukturwandel nicht erleiden, sondern müssen ihn mitgestalten“, mahnte Teu-
fel. HK
A-1950 (54) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 28–29, 14. Juli 1997
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Roche wird Hundert
Gravierende Belegungs- rückgänge meldet die Eifel- höhen-Klinik AG, Netters- heim/Marmagen, in ihrer Re- habilitationsklinik Marma- gen/Eifel. Die Klinikengrup- pe, deren Ak-
tionäre sich auch aus Ärzten rekru- tieren, wird be- sonders durch die Sparaktionen im Bereich der Re- habilitation ge- troffen, meldet der Vorstand der AG. Die Klinik begann das Jahr 1997 mit einer
„Tiefstbelegung“ von 189 Pa- tienten, konnte die Belegung im März allerdings wieder auf durchschnittlich 340 Patien- ten steigern. Die Klinik teilt das Schicksal vergleichbarer Rehakliniken, die in den er- sten sechs Monaten 1997 Be- legungsrückgänge bis zu mehr als 30 Prozent regi- strierten.
Die neu errichtete Kaiser- Karl-Klinik in Bonn hat ihre jahresdurchschnittliche An- fangsbelegung von 60 Patien- ten je Monat im Jahr 1996 in den ersten Quartalen 1997 auf 91 Patienten erhöht. Aller- dings schreibt die Klinik noch keine schwarzen Zah- len.
Die Klinik be- absichtigt, weite- re „Marktni- schen“ zu beset- zen, etwa das Ge- biet Aanalgesio- logie, Reha-As- sessment und einen Einstieg in die Akutversorgung. In Zülpich soll in Kürze der er- ste Bauabschnitt des Geriatri- schen Zentrums eröffnet wer- den. Es wird erwartet, daß der Reha-Bereich innerhalb von zwei Monaten belegt ist.
Im Bereich Altenpflege wird für Jahresende 1997 eine volle Belegung angestrebt.
Das Konzern-Jahreser- gebnis für 1996 lag bei einem Verlust in Höhe von rund 9 Millionen DM (nach Abzug getroffener Bilanzierungs- maßnahmen). Nach Abzug des Verlustanteils konzern- fremder Gesellschafter in Höhe von 3,7 Millionen DM bleibt ein Verlust-Restbetrag von 5,3 Millionen DM, der durch Entnahme aus der Kapitalrücklage ausgeglichen wird. Vorstand und Auf- sichtsrat teilten mit, daß sich die Klinik-AG von den Gesellschafter-Ärzten tren- nen wird.
Zum 1. Juni wurde ein neuer Vorstandsvorsitzender berufen, und zwar Diplom- Ökonom Arno Kuge (46), von 1995 bis 31. Mai 1997 Ge- schäftsführer der Dr. Ebel- Fachkliniken Verwaltung GmbH, Bad Karlshafen/- Hessen, davor Leitender Ver- waltungsdirektor und Mit- glied der Unternehmenslei- tung der Paracelsusklini- ken Deutschland, Osnabrück, davor Verwaltungsdirektor der Paracelsus-Klinik Bad Ems, einer 1974 errichteten Praxisklinik. HC
Eifelhöhen-Klinik:
Geringere Belegung
Arno Kuge Foto: Archiv
Firmengründer: Fritz Hoffmann und Adelheid La Roche Foto: Hoffmann-La Roche