Klinische Konsequenzen
Einem Patienten mit akutem Myokardin- farkt sollte, unter Beachtung der Kontraindika- tionen, eine fibrinolytische Therapie nicht vor- enthalten werden. Die Kombination von Strepto- kinase (1,5 Mio. E über 60 Minuten) und Acetyl- salicylsäure (160 mg/die) hat sich, selbst wenn erst 12 oder sogar 24 Stunden nach Infarktbe- ginn verabreicht, als eindeutig effektiv erwiesen.
Untergruppenanalysen, zum Beispiel von Patien- ten mit Hinterwandinfarkt oder fortgeschritte- nem Lebensalter haben zudem gezeigt, daß auch diese Patienten von der Therapie profitieren.
Schließlich hat ISIS II den Beweis erbracht, daß diese Therapieform nicht hochspezilisierten Zentren vorbehalten bleiben muß, sondern mit Erfolg in Krankenhäusern der Regelversorgung eingesetzt werden kann.
Natürlich liegt es nahe, nun auch die Kombi- nation von ASS mit anderen Fibrinolytika zu er- wägen, zum Beispiel mit t-PA. Diese Frage wird unter anderem Gegenstand der in Planung be- findlichen ISIS-III-Studie sein. Therapeutische
Entscheidungen sollten sich jedoch vorerst auf die überzeugenden Erfahrungen mit Streptoki- nase und ASS gründen.
Weitere Hinweise zum Stand des Problems in internationaler Sicht sind dem Berichtsband
„Reperfusion and Vascularization in Acute Myocardial Infarction", Eds. G. Schettler, R. B.
Jennings, E. Rapaport, N. K. Wenger, R. Bern- hardt, Springer Verlag Heidelberg (1988) zu ent- nehmen; ferner: Gross: Thrombolyse, Dtsch.
Ärztebl. 86, Heft 3 vom 19. 1. 1989 sowie Heft 10 vom 9. 3. 1989.
Anschriften der Verfasser
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Rudolf Gross Herbert-Lewin-Straße 5
5000 Köln 41
Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult.
Gotthard Schettler
em. Direktor der Medizinischen Universitätsklinik
Bergheimer Straße 58 6900 Heidelberg 1
In-vivo-Analyse von Gallensteinen durch CT
Eine orale Litholyse von Gallen- steinen ist in 13 bis 60 Prozent er- folgreich. Da häufig die Steinkompo- sition nicht bekannt ist, läßt sich im Einzelfall der Therapieerfolg nur schwer voraussagen. Computerto- mographisch kann jedoch anhand der Dichtemessung der Gallensteine eine sehr gute Differenzierung zwi- schen Cholesterinsteinen und Pig- mentsteinen durchgeführt werden.
Die Autoren von der 1. Medizini- schen Universitätsklinik Mainz führ- ten bei 25 Patienten mit Gallenbla- sen- (14) beziehungsweise Gallen- gangssteinen (12) präoperativ eine Computertomographie der Gallen- blasenregion durch. Die im Rahmen der operativen oder endoskopischen Therapie gewonnenen Konkremente wurden anschließend homogenisiert und mit Infrarotspektroskopie analy- siert. Bei Cholesterinsteinen ergab sich eine Dichtemessung von 28 bis 95 HE, bei Pigmentsteinen von 98 bis 120 HE. Da nur Cholesterinsteine für die orale Litholyse in Frage kom- men, könnte durch eine computer- tomographische Dichtemessung der
Gallensteine eine Selektionierung derjenigen Patienten erfolgen, bei denen eine Litholyse Erfolg ver- spricht.
Staritz, M.; A. Rambow, U. Wosiewitz, M.
Thelen, K. H. Meyer-zum Büschenfelde:
In-vivo analysis of gallstones by computed tomography predicts stone composition.
(Digestive Disease Week, New Orleans, 1988)
40 Jahre
Peutz-Jeghers-Syndrom
Das Peutz-Jeghers-Syndrom stellt eine autosomal dominant ver- erbte gastrointestale Polypose aus Hamartomen dar, wobei sich zusätz- lich noch mukokutane Melaninabla- gerungen finden (Pigmentfleckenpo- lypose). 3 der 10 Fälle, über die Dr.
Jeghers 1949 erstmals berichtete, ge- hörten der „Harrisburg-Family" an.
Inzwischen liegen Nachuntersuchun- gen über sechs Generationen bei dieser Familie vor, die interessante Aufschlüsse hinsichtlich der Lang- zeitprognose ergeben haben.
KONGRESSNOTIZEN
Beim Peutz-Jeghers-Syndrom handelt es sich nicht um eine gutarti- ge Erkrankung: 9 von 10 betroffenen Patienten müssen mehrfach operiert werden. Zwei Patienten verstar- ben an direkten Folgen des Peutz- Jeghers-Syndrom im Alter von 22 und 27 Jahren.
Die Inzidenz gastrointestina- ler und pankreatischer Malignome scheint beim Peutz-Jeghers-Syndrom erhöht zu sein. Dabei lassen sich ein- deutig Fälle dokumentieren, wo sich innerhalb eines Hamartoms ein Adenom und später dann ein Karzi- nom entwickelte.
Wegen der Gefahr der malignen Entartung, die offensichtlich vorwie- gend das Duodenum betrifft, sollten asymptomatische Duodenalpolypen bei allen Patienten mit Peutz- Jeghers-Syndrom endoskopisch ent- fernt werden.
T. R. Foley, T. J. McGarrity: Peutz-Je- ghers-Syndrome: A 38 year follow-up of the „Harrisburg Family".
Milton S. Hershey Medical Center, Hersh- ey, PA (Digestive Disease Week, New Or- leans, 1988).
A-1836 (40) Dt. Ärztebl. 86, Heft 24, 15. Juni 1989