DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Präoperative Lungenfunktionsdiagnostik
b) Bulla/Zyste
Die Indikation zur Resektion von Bullae und Zysten (Bullektomie) verlangt eine sorgfältige präope- rative Funktionsdiagnostik, da die postoperative Komplikationsrate bei generalisiertem Lungenem- physem hoch und der palliative Effekt gering ist. Die Indikation zur Bullektomie kann gestellt wer- den, wenn
(1) ganzkörperplethysmogra- phisch eine nur geringe Atem- wegsobstruktion nachweisbar ist, (2) im Perfusionsszintigramm min- destens die Hälfte eines Hemitho- rax von der Bulla okkupiert und nicht mehr durchblutet ist,
(3) im Röntgenbild des Thorax, besser noch im CT des Thorax, Lungengewebe durch die Bulla komprimiert erscheint.
c) Trachealstenose/-dyskinesie Bei der Trachealstenose eignen sich Lungenfunktionstests zur Lo- kalisation der Stenose, zur Quan-
tifizierung ihres Schweregrades, zur Verlaufsbeobachtung nach konservativer und/oder operativer Therapie. Eine meßbare Erhö- hung des Atemwegswiderstandes und subjektives Gefühl der Atem- not bestehen ab acht Millimeter Innendurchmesser der Stenose.
Die Diagnose einer tracheobron- chialen Dyskinesie (Tracheoma- lazie) bedarf der Bestätigung durch sorgfältige Druck-, Fluß- und Volumenmessung sowie der endoskopischen Beurteilung des Tonusverlustes in den großen Atemwegen bei ruhiger und for- cierter Atmung, ehe die Indikation zur „operativen Stabilisierung"
gestellt wird.
d) Deformierung des Brustkorbs Operative Korrekturen von Trich- terbrust und schwerer Kyphosko- liose verbessern die Lungenfunk- tion nicht, die Herzfunktion nur selten. Die Indikation zur operati- ven Korrektur wird meist aus or- thopädischer oder kosmetischer Sicht gestellt.
Die Empfehlung wurde ausgear- beitet von
Prof. Dr. med. N. Konietzko Ruhrlandklinik
Essen-Heidhausen (federführend) Prof. Dr. med. R. Ferlinz
Universitätsklinik Mainz PD Dr. med. R. Loddenkemper Klinik Heckeshorn, Berlin PD Dr. med. H. Magnussen Medizinische Poliklinik der Universität Bonn Dr. med. P. Schlimmer Universitätsklinik Homburg Dr. med. H. Toomes
Klinik Rohrbach, Heidelberg Prof. Dr. med. P. v. Wichert Medizinische Poliklinik der Universität Marburg Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Tuberkulose Prof. Dr. med. Rudolf Ferlinz Geschäftsführer
Langenbeckstraße 1 6500 Mainz 1
FÜR SIE GELESEN
Intrakoronare
Streptokinase-Therapie bei akutem
Myokardinfarkt
Patienten mit der klinischen Dia- gnose eines akuten Myokardin- farkts wurden zufällig einer von 4 Behandlungsgruppen zugeteilt:
—intrakoronare Streptokinase- Gruppe
—intrakoronare Nitroglyzerin- Gruppe
—intrakoronare Streptokinase- und intrakoronare Nitroglyzerin- Gruppe
—konventionelle Therapie-Grup- pe ohne initiale Angiographie.
Die Diagnose des akuten Myo- kardinfarkts wurde bei 122 von 124 Patienten bestätigt. Bei 61 von 91 Patienten (67 Prozent)
zeigte die initiale Angiographie den totalen Verschluß einer Koro- nararterie, der zum Infarkt führte.
Eine akute Rekanalisation trat bei 32 von 43 (74 Prozent) der Strep- tokinase-Patienten auf, aber nur bei einem von 18 allein mit Nitro- glyzerin behandelten Patienten (P
< 0,01).
Bei der Angiographie aller vier Gruppen am 10. bis 14. Tag war das für den akuten Myokardinfarkt verantwortliche Gefäß bei 71 der 92 angiographierten Patienten (77 Prozent) durchgängig; es gab kei- nen Unterschied zwischen den Gruppen — ein Hinweis auf eine endogene Thrombolyse bei den nicht mit Streptokinase behandel- ten Patientengruppen. Patienten mit subtotalem Verschluß hatten initial eine signifikante Besserung der linksventrikularen Funktion, signifikant niedrigere Kreatininki- nase-Spitzenwerte sowie eine
Tendenz zu geringerer Mortalität als Patienten mit initialem Total- verschluß.
Nach sechs Monaten — so stellten die Autoren fest — differierte die Mortalität bei Patienten, die Streptokinase erhielten (21 Pro- zent, 13 von 62) nicht signifikant von den nicht mit Streptokinase behandelten Patienten (10 Pro- zent, 6 von 61).
Zur Beurteilung der bei dieser Un- tersuchung festgestellten angio- graphischen Ergebnisse sind weitgehende Forschungen erfor- derlich. dpe
Rentrop, K. P., et al.: Effects of lntracoronary Streptokinase and Intracoronary Nitroglycerin Infusion an Coronary Angiographic Patterns and Mortality in Patients with Acute Myocar- dial lnfarction, The New England Journal of Medicine, 311 (1984), 1457-1463.
Dr. K. P. Rentrop, Mount Sinai School of Medi- cine, One Gustave L. Levy Place, New York, NY 10029, USA
1526 (76) Heft 20 vom 15. Mai 1985 82. Jahrgang Ausgabe A