AIDS -Test
wem sich Patienten anvertrauen
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Hausarzt Kranken- fremder Gesund- Sonstiges' haus Arzt heitsamt z B Blutspendedienst.
Bundeswehr
Quelle LR- NRW 89 0819 ©imu
Bei einer — von der Landesre- gierung Nordrhein-Westfalen veranlaßten — Repräsentativbe- fragung gaben 1988 acht Pro- zent der Befragten an, sie hätten schon mindestens einmal einen AIDS-Test machen lassen. Bei der aktuellen Nachbefragung (1989) waren es schon zwölf Prozent. Die 20- bis 29jährigen haben sich zu 23 Prozent, die 30- bis 39jährigen zu 20 Prozent einem solchen Test unterzogen.
Eine Anzahl der Befragten — überwiegend Männer — waren offensichtlich so beunruhigt, daß sie sich mehrfach, bis zu fünfmal, haben testen lassen.
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Aus Bund und Ländern
Kassen klagen über Fehlbelegung
BIERSDORF. Erneut ha- ben die Krankenkassen über den Umfang der „Fehlbe- legungen" bei stationärer Krankenversorgung geklagt.
In den bevorstehenden Bud- get- und Pflegesatzverhand- lungen 1989/90 müsse das Problem der Fehlbelegungen ebenso wie das der zuneh- menden Zahl von „Kurzlie- gern" energischer als bisher angegangen werden, so die Spitzenverbände der Kran- kenkassen.
Zur Zeit seien bundesweit rund 85 000 Krankenhausbet- ten durch „Fehlbelegungen"
blockiert, die im Akutbereich abgebaut, stillgelegt oder um- gewidmet werden könnten, postulierte der Leiter des Re- ferates „Leistungs- und Ver- tragsrecht" des Verbandes der Angestellten-Kranken- kassen e. V., Dr. Werner Gerdelmann, vor einem Krankenhaus-Manager-Semi- nar „Biersdorfer Kranken- hausgespräche" in Biersdorf/
Eifel. Der Krankenkassen- sprecher stützte sich dabei auf eine aktuelle (noch nicht veröffentlichte) neuerliche Untersuchung über den Um- fang der Fehlbelegungen bei Patienten unter 60 Jahren, die das Bundesarbeitsmini- sterium in Absprache mit der Konzertierten Aktion im Ge- sundheitswesen bei Infratest Gesundheitsforschung (Mün- chen) in Auftrag gegeben hat- te. Danach könnten in der Gruppe der unter 60jährigen Patienten unter Beachtung medizinischer Erfordernisse 42 Prozent früher entlassen werden. 20 Prozent der Pfle- getage (beziehungsweise 50 000 Betten) würden bei dieser Patientengruppe durch
„Fehlbelegungen" blockiert.
Bei den Patienten im Al- ter über 60 Jahre belaufe sich der Umfang der „Fehlbele- gungen" auf jährlich rund 10,5 Millionen Pflegetage;
dies entspricht etwa 17 Pro- zent aller Pflegetage dieser Patientengruppe. Auf alle
Krankenhäuser hochgerech- net entspräche dies bei die- sem Patientenkreis einem Volumen von 35 000 fehlbe- legten Betten. Im Durch- schnitt aller Patientengrup- pen ergebe sich rechnerisch, daß 18,5 Prozent aller Kran- kenhauspflegetage fehlbelegt seien (85 000 Betten). HC
Ausgaben für „Krankheit"
WIESBADEN. Für
Krankheiten bezahlt ein Bun- desbürger durchschnittlich 4271 DM im Jahr (1987). Die gesamten Ausgaben für die Behandlung von Krankheiten und deren Folgen lagen 1987 nach Angaben des Statisti- schen Bundesamtes in Wies- baden mit 261 Milliarden DM 4,4 Prozent höher als im Jah- re 1986.
Von den Gesamtausgaben wurden 73 Milliarden DM für Krankheitsfolgen — überwie- gend Lohnfortzahlung und Rentenzahlungen bei Er- werbsunfähigkeit — aufgewen- det. 63,8 Milliarden DM ent- fielen auf die stationäre Be- handlung in Krankenhäusern und Kureinrichtungen, 46,1 Milliarden DM auf die Be- handlung bei niedergelasse- nen Ärzten oder Zahnärzten, 35,2 Milliarden DM auf Arz- nei- und Heilmittel sowie 10,3 Milliarden DM auf Zahner- satz. Für vorbeugende Maß- nahmen wurden 16,5 Milliar- den DM ausgegeben. EB
Gedenken an
„Euthanasie"-Opfer
BERLIN. Am 1. Septem- ber wurde in Berlin auf dem Platz vor der Philharmonie ei- ne Gedenktafel enthüllt, die an die Opfer der nationalso- zialistischen „Euthanasie"- Aktion erinnern soll. Auf ei- ne in den Boden eingelassene Bronzeplatte, in unmittelba- rer Nähe der Stahlplastik des amerikanischen Bildhauers Richard Serra, ist folgender Text eingraviert:
„Ehre den vergessenen Opfern
An dieser Stelle, in der Tiergartenstraße 4, wurde ab 1940 der erste nationalsoziali- stische Massenmord organi- siert, genannt nach dieser Adresse: ,Aktion T 4'.
Von 1939 bis 1945 wurden.
fast 200 000 wehrlose Men- schen umgebracht. Ihr Leben wurde als ‚lebensunwert' be- zeichnet. Ihre Ermordung hieß ‚Euthanasie'. Sie starben in den Gaskammern von Gra- feneck, Brandenburg, Hart- heim, Pirna, Bernburg und Hadamar: Sie starben durch Exekutionskomman- dos, durch geplanten Hunger und Gift. Die Täter waren Wissenschaftler, Ärzte, Pfle- ger, Angehörige der Justiz, der Polizei, der Gesundheits- und Arbeitsverwaltungen.
Die Opfer waren arm, ver- zweifelt, aufsässig oder hilfs- bedürftig. Sie kamen aus psychiatrischen Kliniken und
Kinderkrankenhäusern, aus Altenheimen und Fürsorge- anstalten, aus Lazaretten und Lagern. Die Zahl der Opfer ist groß, gering die Zahl der verurteilten Täter."
Bei der Übergabe der Ta- fel an die Öffentlichkeit erin- nerte der Präsident der Ärz- tekammer Berlin, Dr. Ellis E.
Huber, für den Vorstand der Bundesärztekammer an ein Schreiben Hitlers vom 1. Sep- tember 1939, durch das Reichsleiter Bouhler und Dr.
med. Brandt beauftragt wur- den, „die Befugnisse nament- lich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern, daß nach menschlichem Ermessen un- heilbar Kranken bei kriti- scher Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann". Dies Schreiben habe den Ärzten die Macht gege- ben, Patienten zu töten, und.
diese Macht hätten sie ge- nutzt. Mehr als jede andere Berufsgruppe seien Ärzte für die „Euthanasie"-Aktion ver- antwortlich gewesen. Der Ort Tiergartenstraße 4 markiere die Schuld deutscher Ärzte.
Huber hob hervor, daß die Bundesärztekammer und die Landesärztekammern zur Entstehung der Gedenkstätte beigetragen hätten. Damit dokumentiere die bundes- deutsche Ärzteschaft, daß sie die Last aufnehme, die ihr Ärzte aus dem Dritten Reich hinterlassen hätten. Die Erin- nerungsarbeit sei Vorausset- zung für die Bewältigung der Herausforderungen und Ver- suchungen, vor denen die Arzteschaft heute stehe.
Für den Senat von Berlin wies die Senatorin für kultu- relle Angelegenheiten, Dr.
Anke Martiny, darauf hin, daß am 1. September 1939 mit dem Überfall auf Polen nicht nur der „Krieg nach au- ßen", sondern zugleich ein
„Krieg nach innen" begonnen habe. Sie dankte ausdrücklich der Bundesärztekammer und der Ärztekammer Berlin, daß sie den Mut und die Souve- ränität aufgebracht hätten, sich dieses Themas und des Projektes der Gedenkstätte anzunehmen. JK A-2516 (24) Dt. Ärztebl. 86, Heft 37, 14. September 1989