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Archiv "Elektronische Gesundheitskarte: Tragfähiger Neuansatz" (15.04.2011)

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A 818 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 15

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15. April 2011

ELEKTRONISCHE GESUNDHEITSKARTE

Tragfähiger Neuansatz

Die Konzepte für die Telematikprojekte Arztbrief, Versichertenstammdaten, Fallakte und Notfalldaten sowie für die Basisinfrastruktur stehen, auch wenn für einige Punkte noch ein Schlichterspruch nötig ist.

E

instimmig hat die Gesellschaf- terversammlung der Gematik (Gesellschaft für Telematikanwen- dungen der Gesundheitskarte mbH) Ende März 2011 fünf Grundkonzep- te („Lastenhefte“) für die technische Infrastruktur und die Anwendungen der elektronischen Gesundheitskarte beschlossen. Dabei handelt es sich um die Lastenhefte für die Basis- Telematikinfrastruktur, den elektro- nischen Arztbrief (Kommunikation zwischen Leistungserbringern), das Versichertenstammdatenmanagement, das Notfalldatenmanagement und die elektronische Fallakte.

Dies ist ein Riesenfortschritt für die Projektentwicklung, denn damit kann die Arbeit an den darauf auf- bauenden Pflichtenheften planmäßig beginnen: „Für alle Anforderungen an die Einführung der elektroni- schen Gesundheitskarte haben wir nun einen breiten Konsens erreicht.

Die Gesellschafter haben sich darauf festgelegt, was sie von der Karte, der Telematikinfrastruktur und den dazu beschlossenen Anwendungen erwar- ten“, erklärte Dr. med. Carl-Heinz Müller, Vorsitzender der Gesell- schafterversammlung und Vorstand der Kassenärztlichen Bundesverei- nigung (KBV).

Klare Verantwortlichkeiten Die stellvertretende Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der Ge- matik und Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Dr. Doris Pfeiffer, zeigte sich ebenfalls zufrie- den: „Der Beschluss der Lastenhefte ist ein wichtiger Schritt, der zeigt, dass die Gesellschafter nun zügig die elektronische Gesundheitskarte einführen wollen“, betonte sie und verwies darauf, dass dies auch den neuen Strukturen in der Gematik zu verdanken sei.

Um die wechselseitigen Blockade- haltungen früherer Zeiten zu ver-

meiden, wurde bei der Neuausrich- tung des Telematikprojekts im April 2010 die Projektverantwortung je nach Kernkompetenz auf einzelne Gesellschafterorganisationen der Gematik übertragen. So ist zum Beispiel die KBV für den elektroni- schen Arztbrief zuständig, die Bun- desärztekammer (BÄK) verantwor- tet den elektronischen Notfalldaten- satz, und die Deutsche Kranken- hausgesellschaft kümmert sich um das Konzept für die Fall akte.

In drei Punkten muss jedoch der von der Gesellschafterversamm- lung installierte Schlichter, der ehe- malige Staatssekretär im Bundesge- sundheitsministerium, Dr. Klaus Theo Schröder, aktiv werden und Konsensvorschläge erarbeiten. Der erste Punkt betrifft das Versicher- tenstammdatenmanagement: Nach dem vom GKV-Spitzenverband vorgelegten Entwurf soll auf der Gesundheitskarte vermerkt werden, ob ein Patient an einem Selektiv- vertrag teilnimmt. Detaillierte An- gaben hierzu sollen jedoch nicht auf der Karte, sondern auf den Stamm- datenservern der Kassen abgespei- chert werden. Die Bundesärztekam- mer hält es zwar grundsätzlich für sinnvoll, dass der Arzt über die Zugehörigkeit eines Patienten zu einem Selektivvertrag informiert ist, sie setzt sich jedoch dafür ein, dass die Angaben komplett auf der Karte abgespeichert werden, damit die Freiwilligkeit der Online-An- bindung der Praxisverwaltungssys- teme erhalten bleibt.

Der zweite Punkt betrifft das Not- falldatenmanagement. Hier sieht das von der BÄK erarbeitete Konzept eine erweiterte Nutzung des Daten- satzes in unterschiedlichen Szena- rien – präklinisch, klinisch und am- bulant – vor. Entsprechend mehr Informationen sollen daher in ver- schiedenen Datenfeldern hinterlegt

werden können, darunter bis zu 20 Diagnosen im Klartext, maximal 20 notfall relevante Medikamente und bis zu zehn Allergien und Un- verträglichkeiten. Hinzu kommen weitere Informationen etwa zu Im- plantaten oder einer Schwanger- schaft. Vor diesem Hintergrund hal- ten die Ärzte ein Rechtsgutachten für erforderlich, das Fragen bei- spielsweise zur Haftung und zum Umgang mit dem Notfalldatensatz klärt. Zudem fordern sie, dass der Notfalldatensatz evaluiert wird und dass ein Kommunikations- und Schu lungskonzept erstellt wird.

Viele Fragen zur Testphase Um Finanzierungsfragen und die Organisation der Testphase dreht sich der dritte noch strittige Punkt.

Die Ärzte plädieren dafür, die noch bestehenden Strukturen und Ver - träge der sechs alten Testregionen beizubehalten. Die teilnehmenden Testärzte, die bislang Pauschalen für ihre Testbereitschaft erhalten haben, wollen sich auch weiterhin bei der Erstellung der Pflichtenhef- te für die künftigen Anwendungen einbringen. Die Kassen lehnen je- doch eine Bereitschaftspauschale für die Testregionen bis zum neuen Testbeginn, mit dem frühestens ab 2012 zu rechnen ist, ab.

Schlichter Schröder hat jetzt vier Wochen Zeit, um zu einer Entschei- dung zu kommen. Die Ergebnisse dürften somit bis zur nächsten Ge- sellschafterversammlung Ende Mai vorliegen. Vor dem Neustart des Projekts hätte dies vermutlich den Stillstand der Arbeiten bedeutet.

Heute teilt die Gematik hingegen mit: „Die beteiligten Organisatio- nen können die Arbeit in den Pro- jekten aber unabhängig davon schon jetzt mit der Erstellung der Pflichtenhefte fortsetzen.“ ■

Heike E. Krüger-Brand

P O L I T I K

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