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Archiv "Elektronische Gesundheitskarte: Gute Nachrichten" (03.08.2009)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 31–32⏐⏐3. August 2009 A1545

P O L I T I K

KV-Chef Munte wiederum hat eingeräumt, „dass vor allem spezia- lisierte Fachärzte, die belegärztlich tätig sind und hochwertige Operatio- nen anbieten, negativ betroffen sind“.

Dazu gehörten Anästhesisten, opera- tiv tätige Orthopäden und Urologen, Kardiologen, Neurochirurgen, Ra- diologen mit CT und MRT sowie physikalisch-rehabilitative Medizi- ner. Die Kardiologen hätten beispiels- weise in der Vergangenheit viele Leistungen über Strukturverträge ab- gerechnet, deren Punktwerte höher gelegen hätten als der geltende Ori- entierungswert von 3,5 Cent. Diese Verträge seien mit dem Start der Ho- norarreform gekündigt worden. Ins- besondere bei den Anästhesisten ha- be aber eine Anpassung der RLV ex- treme Verluste verhindern können.

Die KV Bayerns hat sich nach ei- genen Angaben mit den Kranken- kassen darauf verständigt, dass bei- de Seiten sich an der Finanzierung der Konvergenzregelung beteiligen.

Die Mittel dafür stammen unter an- derem aus den Rückstellungen und nicht ausgeschöpften RLV.

Wenig Grund zur Zufriedenheit sieht derzeit Dr. med. Achim Hoff- mann-Goldmayer, Vorstandsvorsit- zender der KV Baden-Württem- berg: „Bei einer Honorarentwick- lung von ⫺0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal waren die Proteste der Ärzte mehr als berech- tigt.“ Zwar lägen noch keine end- gültigen Zahlen vor, es zeichne sich aber ab, dass es viel mehr Verlierer als Gewinner gebe. „Nur die Kon- vergenzregelung verhindert derzeit existenzbedrohende Honorarverlus- te für Arztpraxen“, erklärte Hoff- mann-Goldmayer. Sobald die end- gültigen Abrechnungsergebnisse vor- lägen, müsse die KV gemeinsam mit den Krankenkassen und der Po- litik Lösungen finden. „Wir gehen fest davon aus, dass die Honorarver- luste ausgeglichen werden, wie von der Politik zugesagt“, betonte der KV-Chef. Auch die Ärzte in Baden- Württemberg müssten am durch- schnittlichen Honorarzuwachs der Ärzte in Deutschland teilhaben.

Dieser lag in Baden-Württemberg zumindest im Vergleich der Jahre 2007 und 2008 bei 6,5 Prozent. I Heike Korzilius, Sabine Rieser

A

b und an gibt’s ja auch mal gute Nachrichten. Sogar im Projekt elek- tronische Gesundheitskarte. Die Projekt- gesellschaft Gematik hat eine „Untersu- chung zur Forderung nach Tests mit zu- sätzlichen dezentralen Speichermedien“

veröffentlicht. Die Studie geht zurück auf eine Forderung des Ärztetages 2008 in Ulm. Da nämlich war beschlossen wor- den, die Bundesärztekammer möge sich als Gesellschafter der Gematik dafür einsetzen, dass diese „in einer Testregi- on Tests mit der USB-Systematik durch-

führt“. Und nachdem sich erkennbar we- nig getan hatte, wurde die Forderung an die Gematik, sich doch endlich mit „Al- ternativtechniken“ wie der Speicherung von Gesundheitsdaten auf USB-Sticks zu befassen, in diesem Jahr wiederholt.

In dem jetzt präsentierten Gutachten kommt die Gematik zu einem für die Kri- tiker der Gesundheitskarte möglicher- weise unerwarteten Ergebnis: Sie emp- fiehlt, die Testung von Speichermedien in der Hand des Versicherten durchzu- führen. Genutzt werden soll dazu aller- dings kein USB-Stick, sondern vielmehr die – um Speicherplatz erweiterte – Ge- sundheitskarte selbst. Und dieser Spei- cherort soll jedem, dem die Speicherung seiner Daten auf „zentralen Servern“

nicht geheuer ist, „ alternativ und optio- nal“ zur Verfügung stehen.

Freilich, „Stoppt die E-Card“ ist das nicht. Aber diejenigen, die unverdrossen diese Forderung erheben, müssen sich nun wirklich einmal fragen lassen, was denn eigentlich ihre Alternativen für eine sichere elektronische Kommunikation im Gesundheitswesen sind. Was soll kom- men nach dem „Stopp“? Ärztliche Linux- Anwender, die den Kollegen in ihrer Frei- zeit helfen, über „vorhandene Netze“

mühsam Arztpraxen und Krankenhäuser sicher miteinander zu vernetzen, um Pa-

tientendaten vor dem Zugriff Dritter zu schützen? Wem gehören denn die „vor- handenen Netze“? Der Telekommunika- tions- und IT-Industrie natürlich.

Und glauben die, die einfach weiterhin nur „Stopp“ rufen, allen Ernstes, genau diese IT-Industrie würde nach dem Scheitern des Gesundheitskartenpro- jekts gutmütig zusehen wie ambitionierte Ärzte eine bessere, gleichberechtigte, demokratisch entwickelte Graswurzelte- lematik für unser Gesundheitswesen auf- bauen, und auch noch dabei mithelfen.

Man verzeihe mir den Sarkasmus, aber

„Big-IT“ wird in diesem Fall mit den Me- thoden von „Big-Pharma“ schon dafür sorgen, dass dann 95 Prozent der Kolle- ginnen und Kollegen mit dem arbeiten werden (müssen), was allein die Industrie ihnen anbietet. Und all das vollzieht sich dann weitgehend ohne technische Vor- gaben oder rechtliche Rahmenbedingun- gen, bei denen Staat und Gesellschaft noch irgendein Wort mitreden werden.

So, wie heute schon im Südwesten der Republik zu besichtigen. Da nämlich wollen AOK, Hausärzteverband und die Firma ICW (Hauptaktionär SAP-Mitbe- gründer Dietmar Hopp) offenbar nicht länger warten. Sie machen längst ihr ei- genes Telematikprojekt. Und das ganz selbstverständlich mit elektronischen Patientenakten auf zentralen Servern und ganz ohne einen USB-Stick.

Nein, es ist ohne Zweifel ein demo- kratischer Erfolg gerade auch von drei Ärztetagen, dass die Gematik jetzt die Testung dezentraler Speichermedien befürwortet. So wie im Deutschen Ärzte- blatt im Dezember 2007 unter dem Titel

„Fuchs statt Monster“ vorgeschlagen.

Glaubt wirklich jemand, ein solcher Erfolg hätte in einem ausschließlich durch die Industrie gesteuerten Telematikprojekt erzielt werden können? Wohl kaum. I

KOMMENTAR

Dr. med. Philipp Stachwitz, Telematikexperte

ELEKTRONISCHE GESUNDHEITSKARTE

Gute Nachrichten

Referenzen

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