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Archiv "Elektronische Gesundheitskarte: Option auf die Zukunft" (07.10.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 40

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7. Oktober 2011 A 2063 ELEKTRONISCHE GESUNDHEITSKARTE

Option auf die Zukunft

Auch wenn die jetzt ausgegebenen Karten noch nicht viel können –

die „Lernfähigkeit“ der Komponenten für die Telematikinfrastruktur eröffnet die Möglichkeit, schrittweise neue Anwendungen zu integrieren.

K

napp sieben Millionen gesetz- lich Versicherte erhalten noch in diesem Jahr eine elektronische Gesundheitskarte (eGK) – sofern die Krankenkassen die gesetzlich vorge- gebene Ausgabequote von zehn Pro- zent einhalten. Denn von den 153 Krankenkassen haben derzeit erst 14 Kassen eine Zulassung für ihre Karte von der Projektgesellschaft Gematik erhalten, so dass sie mit dem Ver- sand beginnen können. Das berichte- te Peter Bo nerz, Geschäftsführer der eGK-Betreibergesellschaft Gematik, bei einer Präsentation des Projekts Ende September in Berlin. Die Kar- ten von 60 weiteren Kassen befänden sich derzeit im Genehmigungsver- fahren, das erfahrungsgemäß rasch absolviert werde, sagte Bonerz. „Wir sind zuversichtlich, dass bis zum Jahresende alle Kassen die Zulas- sung für ihre Karten haben werden.“

Den Ausgabestart der eGK öffent- lichkeitswirksam als Erfolg zu ver- mitteln ist somit nicht einfach, zu- mal die neue Karte ohne Online-An- bindung vorerst nicht mehr leistet als die alte Krankenversichertenkarte.

Umso mehr warben die Partner der Selbstverwaltung für das Projekt und hoben die vielfältigen Potenziale der geplanten Infrastruktur hervor.

Zügiger Ausbau der Infrastruktur notwendig

Als einen ersten notwendigen Schritt in Richtung auf eine Telematik - infrastruktur und eine Optimierung der medizinischen Versorgung be- wertete Dr. Doris Pfeiffer, Vor- standsvorsitzende des GKV-Spit- zenverbandes, die Ausgabe der Kar- te. Dies sei aber noch nicht hinrei- chend. Die eGK sei nur sinnvoll, wenn der Ausbau der Infrastruktur zügig folge. „Wir erwarten, dass weitere Anwendungen kommen werden, die den Nutzen für alle Be-

teiligten realisieren“, betonte Pfeif- fer. Konkrete Beispiele hierfür seien der sektor- und facharztübergreifen- de Informationsaustausch durch elektronische Fall- und Patientenak- ten. Die Einführung der Karten wer- de dazu beitragen, die Informations- möglichkeiten im Gesundheitswe- sen zu verbessern und die Patienten- souveränität durch mehr Transpa- renz der Behandlung zu stärken.

Für die Kassen sei zudem eine Steigerung der Wirtschaftlichkeit zu erwarten, weil Prozesse verein- facht würden und weil die Versi- cherten durch mehr Informationen über ihre Behandlungsverläufe eine höhere Compliance zeigten. Durch das Foto auf der Karte lasse sich zu- dem eher Missbrauch verhindern.

Auch der Vorstand der Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. med. Carl-Heinz Müller, drängte darauf, Zusatzfunktionen und Mehr- wertanwendungen der eGK zeitnah einzuführen. „Wir leben in einer mo- bilen Gesellschaft und wollen eine durchgängige Versorgung gewähr- leisten“, erklärte der KBV-Vorstand.

Es gelte, den Versicherten Chancen und Perspektiven der Telematikin- frastruktur aufzuzeigen, gleichzeitig aber auch Praxisabläufe zu vereinfa- chen und transparenter zu gestalten.

„Wir brauchen den Notfalldaten- satz auf der Karte, weil dieser die Behandlung in akuten Fällen er- leichtern würde“, sagte Müller. Mit Einverständnis des Versicherten könnten zudem Hinweise auf Voll- machten und Organspendebereit- schaft hinterlegt werden. „Die Kar- te soll eine lernende Karte sein.

Zum Beispiel lassen sich künftig der Impfstatus oder der Gesund- heits-Checkup per Karte managen.

Dies wären deutliche Praxiserleich- terungen, zum Nutzen des Versi- cherten und zum Bürokratieabbau.“

Auch aus Sicht der Ärzte wird sich der Nutzen der eGK erst über die Online-Anwendungen zeigen.

Vor Bestrebungen der Krankenkas- sen, das Versichertenstammdaten- management als administrative An- wendung vorzuziehen, um die On- line-Anbindung der Leistungser- bringer zu beschleunigen („Alterna- tive 2012“), warnte Müller jedoch eindringlich: „Wichtig ist, dass im Projekt kein Alleingang gestartet wird. Das ist nicht im Sinn der Ver- sicherten und der Ärzte, die eine medizinisch nützliche Kommunika- tion benötigen.“

Hohes Datenschutz- und Sicherheitsniveau

„Noch in keinem Projekt haben wir so intensiv die Auseinandersetzung um Sicherheitsanforderungen, Be- dienungskomfort und Kosten gese- hen wie in diesem Projekt“, betonte Bernd Kowalski vom Bundesamt für Sicherheit in der Informations- technik. Das Sicherheitsprofil der IT-Komponenten in der Telematik - infrastruktur gewährleiste leistungs- fähige und zukunftsfähige Prozesse und Fachdienste auf einem nach- weisbar hohen Datenschutz- und Datensicherheitsniveau, konstatier- te Kowalski.

Bis zu 85 Prozent der Arzt- und Psychotherapeutenpraxen sind im Bundesdurchschnitt inzwischen mit eGK-fähigen Lesegeräten ausgestat- tet. Die Kosten hierfür belaufen sich nach Angaben des GKV-Spitzenver- bandes auf 156 Millionen Euro. Die Kartenausgabe an die rund 70 Mil- lionen Versicherten, die bis Mitte 2013 abgeschlossen werden soll, kostet insgesamt etwa 140 Millio- nen Euro. Für das Jahr 2012 ist da- bei eine Ausgabequote in Höhe von 70 Prozent im Gespräch.

Heike E. Krüger-Brand

P O L I T I K

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