Einf ¨uhrung in die Diskrete Mathematik
Ulrich Faigle
Skriptum zur Vorlesung Wintersemester 2006/07
Universit¨at zu K¨oln
Universit¨at zu K¨oln Mathematisches Institut
Zentrum f¨ur Angewandte Informatik Weyertal 80
faigle@zpr.uni-koeln.de www.zaik.uni-koeln.de/AFS
Inhaltsverzeichnis
Teil 1. Z¨ahltheorie 3
Kapitel 1. Zahlen und Rechenstrukturen 5
1. Die nat¨urlichen Zahlen 5
2. Allgemeinere Zahlen, Gruppen, Ringe und K¨orper 10
3. Der Binomialsatz 13
4. Boolesche Algebra und Funktionenr¨aume 14
5. Polynomfunktionen 18
6. Doppeltes Z¨ahlen und das Schubfachprinzip 19 Kapitel 2. Formale Potenzreihen, Rekursionen
und erzeugende Funktionen 23
1. Der Ring der formalen Potenzreihen 24
2. Lineare Rekursionen 30
3. Erzeugende Funktionen 32
4. Konvergente Potenzreihen 35
Kapitel 3. Euklidische Ringe 39
1. Der gr¨osste gemeinsame Teiler 40
2. Kongruenzklassen und endliche K¨orper 42
Kapitel 4. Geordnete Mengen 55
1. Darstellung von Ordnungen 56
2. Inzidenzalgebra 63
3. Verb¨ande 72
4. Valuationen 76
Kapitel 5. Kombinatorische Geometrien 85
1. H¨ullensysteme und Abschlussoperatoren 85
2. Unahh¨angigkeitssysteme und geometrische Rangfunktionen 89 3. Kombinatorische Geometrien und Matroide 91
4. Projektive Geometrien 93
Kapitel 6. Graphen und Matroide 97
1. Gerichtete und ungerichtete Graphen 97
2. Potentiale, Fl¨usse und Spannungen auf Graphen 104
1
3. Graphische Matroide 106
4. Dualit¨at 111
Teil 1
Z¨ahltheorie
KAPITEL 1
Zahlen und Rechenstrukturen
Eine klassische Aufgabe der diskreten Mathematik (Kombinatorik) besteht darin zu ermitteln, wieviele
”Konfigurationen“ (d.h. diskrete Objekte von einem gewissen Typ) es gibt. Zu diesem Zweck wurden die
”Zahlen“ ent- wickelt. Wir gehen hier (aus Gr¨unden praktischer Zweckm¨assigkeit) den umgekehrten Weg und diskutieren zuerst kurz die Zahlen, bevor wir unter- suchen, wie man damit z¨ahlen kann.
Wir gehen von den nat¨urlichen Zahlen als gegeben aus. Alle anderen
”Zah- len“ sind mathematische Konzepte, die einem das logische Verst¨andnis von mathematischen Strukturen erleichtern k¨onnen. Praktisches Rechnen wird aberimmerauf das Rechnen mit nat¨urlichen Zahlen zur¨uckgef¨uhrt!
1. Die nat ¨urlichen Zahlen Die nat¨urlichen Zahlen bilden die Menge
N={0,1,2, . . . , n, n+ 1, . . .}.
Charakteristisch f¨ur sie ist, dass sie mit einem Element0beginnen und dann jedes Elementn ∈ Ngenau einen Nachfolgern+ 1 ∈ Nbesitzt. Dadurch kann man Elementemeiner MengeM
”der Reihe nach“ abz¨ahlen:
m0, m1, m2, . . .
Dies ist ein algorithmischer Prozess, den man so pr¨azisieren kann:
(0) Setzen:= 0.
(i) IstM =∅, stop mit der Ausgabe
”M hatnElemente“.
IstM 6=∅, w¨ahlem ∈M und setze n :=n+ 1undM :=M \ {m}
und iteriere.
Endliche und unendliche Mengen. Wenn dieser Z¨ahlalgorithmus nach endlich vielen Schritten stoppt, dann istM endlichund hat |M| = n Ele- mente. Ansonsten heisstM unendlich, was mit|M|=∞ausgedr¨uckt wird.
5
1.1. Induktion und rekursive Definition. Die Konstruierbarkeit jeder nat¨urlichen Zahl n als
”Nachfolger von Nachfolger von .... von Nachfol- ger von0“ f¨uhrt auf das fundamentale Beweis- und Definitionsprinzip der mathematischen Induktion.
Man geht von einer Reihe von
”Aussagen“ An aus, die jeweils von einem Parametern∈Nabh¨angen. Das Schlussprinzip ist nun:
A0 ist wahr
wennAnwahr ist, dann auchAn+1
=⇒ Anist f¨ur allen∈Nwahr.
Nach diesem Prinzip kann man algebraische Operationen aufNdefinieren.
Die Addition erh¨alt man z.B. so:
(0) m+ 0 :=m
(n) m+n := (m+ (n−1)) + 1.
Die Multiplikation ist so definiert:
(0) m·0 := 0
(n) m·n:=m·(n−1) +m.
Es ist dann Routine, die G¨ultigkeit der folgenden Rechenregeln (per Induk- tion!) zu beweisen:
a+ (b+c) = (a+b) +c a+b = b+a a·(b·c) = (a·b)·c
a·b = b·a
a·(b+c) = (a·b) + (a·c)
Nach dem gleichen Prinzip lassen sich auch mathematische Ausdr¨ucke de- finieren. Zum Beispiel kann mann!so definieren:
(0) 0! := 1
(n) n! :=n·(n−1)!.
Eine solche Definition (per Induktion) heisst auchrekursiv.
MAN BEACHTE: Eine Definition per Rekursion beinhaltet immer einen Al- gorithmus zur praktischen Berechnung des Ausdrucks!
1.2. Die fundamentalen Z¨ahlprinzipien. Das Abz¨ahlprinzip der na- t¨urlichen Zahlen ergibt das grunds¨atzlichste aller Z¨ahlprinzipen. Sind M undN endliche Mengen, dann gilt dieSummenregel:
|M ∪N| = |M|+|N| wennM ∩N =∅
1. DIE NAT ¨URLICHEN ZAHLEN 7
Daraus folgt
”per Induktion“ sofort f¨ur die paarweise disjunkten Mengen M1, . . . , Mn:
|M1∪. . .∪Mn|=
n
X
i=1
|Mi| (wennMi ∩Mj =∅f¨ur allei6=j.) Daraus wieder folgt die allgemeine Formel
|M|+|N|=|M ∪N|+|M ∩N|,
wie man durch Zerlegung in paarweise disjunkte Mengen sofort sieht:
M = (M \N)∪(M ∩N) N = (N \M)∪(M ∩N)
M ∪N = (M \N)∪(M ∩N)∪(N \M).
PARTITIONEN. Eine Partitionder Menge M ist eine Zerlegung von M in paarweise disjunkte TeilmengenM1, . . . , Mk (den sog.Bl¨ockender Partiti- on):
M =
k
[
i=1
Mi mitMi∩Mj =∅f¨ur allei6=j.
Das zweite fundamentale Z¨ahlprinzip leitet sich aus dem ersten ab. Wir betrachten die MengeM ×N aller Paare (m, n)von Elementen m ∈ M undn ∈N. Dann gilt dieProduktregel
|M ×N| = |M| · |N|
Um die Produktregel einzusehen, nehmen wir M = {m1, . . . , mk} und N ={n1, . . . , n`}an.M×N l¨asst sich dann partitionieren in diekBl¨ocke
M1 = {(m1, n1),(m1, n2), . . . ,(m1, n`)}
M2 = {(m2, n1),(m2, n2), . . . ,(m2, n`)}
...
Mk = {(mk, n1),(mk, n2), . . . ,(mk, n`)}
Jeder BlockMiumfasst`Elmente. Also ist|M×N|=k·`.
1.3. Kombinationen und Permutationen. SeiMeine Menge mit|M|= mElementen undkeine nat¨urliche Zahl. Eine(m, k)-Kombinationist eine Anordnung vonkverschiedenen Elementen vonM:
(m1, m2, . . . , mk) (mi ∈M \ {m1, . . . , mi−1}, i= 2, . . . , k.}
SeiC(m, k)die Anzahl aller m¨oglichen (m, k)-Kombinationen. Dann gilt offenbar
(0) C(m, k) = 0, wennm6≥k.
(i) C(m,1) =m, wennm ≥1.
(ii) C(m, k) =m·C(m−1, k−1), wennm≥k ≥2.
Die Rekursion (ii) folgt aus der Summenregel, wenn wir die Kombinationen nach dem ersten Element geordnet in m Bl¨ocke partitionieren. Induktion ergibt somit f¨urm≥k ≥1:
(1) C(m, k) =m(m−1)· · ·(m−(k−1)) = m!
(m−k)!
Definieren wir zus¨atzlich C(0,0) := 1, dann gilt die Formel (1) f¨ur alle nat¨urlichen Zahlenm ≥k≥0.
Im Fall m = k heisst eine(m, k)−Kombination auch Permutationvon M. Also ist die Anzahl der Permutationen vonM:
C(m, m) = m! (m∈N)
1.4. Teilmengen. SeiM wieder eine Menge mit|M| =mElementen undk∈N. Wir bezeichnen die Anzahl allerk-elementigen Teilmengen von M mit dem Symbol mk
. Dieser Parameter heisst auchBinomialkoeffizient.
(Woher diese Bezeichnung kommt, wird sp¨ater aus dem sog.
”Binomial- satz“ klar werden.)
Um eine Formel f¨ur diese Anzahl zu bekommen, ¨uberlegt man sich: aus jederk-Teilmenge vonM lassen sichk!Kombinationen bilden. Ausserdem f¨uhren verschiedene k-Teilmengen zu verschiedenen Kombinationen. Die Summenregel ergibt deshalb:
(2) C(m, k) = m
k
k! bzw.
m k
= m!
k!(m−k)! (m≥k ≥0) 1.4.1. Das Pascalsche Dreieck. Auch f¨ur die Binomialkoeffizienten l¨asst sich ¨uber die Summenregel leicht eine Rekursion aufstellen. Dazu ¨uberlegt man sich zun¨achst:
m k
= 0 (m6≥k) und m
0
= m
m
= 1 (m∈N), wobei die zweite Formel die Wahl der leeren Menge als einziger Teilmenge mit 0 Elementen bzw. der Wahl von M als Teilmenge mit m Elementen entspricht. Im Fallm ≥k ≥1beobachten wir die Relation
(3)
m k
=
m−1 k−1
+
m−1 k
,
1. DIE NAT ¨URLICHEN ZAHLEN 9
wenn wir diek-Teilmengen vonM danach unterteilen, ob sie ein fest gew¨ahl- tes Elementa ∈ M enthalten oder nicht enthalten. Diese Relation, aus der man die Binomialkoeffizienten nach einem rekursiven Schema berechnen kann, ist alsPascalsches Dreieckbekannt.
SeiP ot(M)die Potenzmenge vonM. Der gleiche rekursive Ansatz zeigt
|P ot(∅)|= 1 und |P ot(M)|= 2· |P ot(M \ {a})|.
Also schliessen wir:
|P ot(M)|= 2|M| bzw.
m 0
+
m 1
+. . .+ m
m
= 2m
1.5. Beschreibung durch Funktionen. Die oben eingef¨uhrten kombi- natorischen Grundstrukturen k¨onnen auch in der Sprache von Abbildungen verstanden werden. Zum Beispiel kann man sich eine Teilmenge S ⊆ M als durch eine FunktionfS :M → {0,1}
”gegeben“ vorstellen, wobei S ={m∈M |fS(m) = 1}.
Mit diesem Verst¨andnis w¨arefSetwa als eine
”Messapparatur“ aufzufassen, in die Elementem∈M eingegeben werden k¨onnen. Genau im Fallm∈S wird der Wert
”1“ angezeigt:
m∈S −→ fS −→ 1, m /∈S −→ fS −→ 0.
Eine(m, k)-Kombination w¨are in diesem Rahmen einfach eine injektive(!) Abbildung
f :{1, . . . , k} →M, die wir durch ihre Wertetafel angeben:
1 2 . . . k
f m1 m2 . . . mk ←→ (m1, m2, . . . , mk).
Um Partitionen zu beschreiben, definieren wir zuerst einegeordnete Parti- tionvonM inknichtleere Bl¨ocke als eine surjektive Abbildung
f :M → {1, . . . , k}.
Die zugeh¨origen k Bl¨ocke M1 = f−1(1), . . . , Mk = f−1(k) bilden dann eineungeordnetePartition vonM.
BEMERKUNG.Der Unterschied zwischen
”ungeordneten“ und
”geordneten“ Par- titionen ist wie der Unterschied zwischen
”Teilmengen“ und
”Kombinationen“.
2. Allgemeinere Zahlen, Gruppen, Ringe und K¨orper In der algebraischen Struktur(N,+)kann man eine Gleichung vom Typ
a+x= 0 (a∈N\ {0})
nicht l¨osen. Deshalb definiert man neue Zahlenxaals ideelle Gr¨ossen vom Typ
xa =−a (a∈N\ {0})
und rechnet mit diesen neuen wie mit nat¨urlichen Zahlen unter Beachtung der Zusatzregel
a+ (−a) = 0 (a∈N).
MitZ={. . . ,−n, . . . ,−1,0, . . . , n, . . .}kommt man damit zu der Rechen- struktur(Z,+,·)der ganzen Zahlen mit der eindeutigen L¨osbarkeitseigen- schaft
a+x= 0 =⇒ x=−a (a∈Z).
In(Z,+,·)kann man jedoch keine Gleichungen der Form a·x= 1 (a6= 0,1)
l¨osen. Also erweitert man Zmit wieder neuen Zahlen vom Typxa = a−1 (wenna 6= 0) und rechnet wie in(Z,+,·)mit der Zusatzregel
a·a−1 = 1 (a6= 0).
Damit kommen wir zur Menge der rationalen Zahlen Q={b·a−1 |a, b∈Z, a6= 0}
mit den ¨ublichen Rechenregeln. In Q sind nun beliebige Gleichungen der Form
p·x=q (p, q ∈Q) l¨osbar.
BEMERKUNG.Sinda, b, c∈Zbeliebige ganze Zahlen6= 0, so sind die rationalen Zahlenb·a−1und(b·c)(a·c)−1 ¨aquivalent. Man schreibt dies kurz als Gleichung
b
a = b·c a·c
und interpretiert diese als K¨urzungsregel. Streng genommen ist eine
”rationale Zahl“ also eine ¨Aquivalenzklasse von Ausdr¨ucken der Formb·a−1. F¨ur den
”Ma- thematiker“ erscheint dies als selbstverst¨andlich. Im
”richtigen Leben“ macht es jedoch einen gewaltigen Unterschied aus, ob man z.B.1 ganzes Ei oder 2 halbe Eier hat!
2. ALLGEMEINERE ZAHLEN, GRUPPEN, RINGE UND K ¨ORPER 11
2.1. Reelle und komplexe Zahlen. Anschaulich gesprochen ist eine reelle Zahlein Ausdruck der Form
r =a+
∞
X
i=1
ai
10i mit a∈Z, ai ∈ {0,1,2,3,4,5,6,7,9}.
Genauer aber ist r eine Folge (rn) von rationalen Zahlen der speziellen Form
rn=a+
n
X
i=1
ai
10i,
als deren Limes man sich r denkt. Auch hier muss man eigentlich noch pr¨aziser sein und sichrals eine ¨Aquivalenzklasse von Folgen(r0n)rationaler Zahlenrn0 denken, mit der Eigenschaft
n→∞lim(rn−r0n) = 0.
EX. 1.1. Jede rationale Zahl q ist eine reelle Zahl. Um das einzusehen, nehmen wir0 ≤ q <1an und definierenanrekursiv als die gr¨osste ganze Zahl mit der Eigenschaft
an 10n +
n−1
X
i=1
ai
10i ≤ q.
Dann gilt
q= lim
n→∞
n
X
i=1
ai 10i.
Man kann sich alsoQals Teilmenge der MengeRaller reellen Zahlen vor- stellen. In diesem Sinn gilt:
N⊆Z⊆Q⊆R.
InRkann man nicht nur Gleichungen der Forma·x=bsondern auch der Form
ax =b (a, b >0)
l¨osen, deren L¨osung man alsx= logabnotiert. Ausserdem kann man Wur- zeln (aus nichtnegativen) reellen Zahlen ziehen. D.h. die Gleichung
xn−r= 0
ist f¨ur aller ≥ 0l¨osbar. Allerdings existieren schon keine Quadratwurzeln negativer Zahlen. Z.B. ist die folgende Gleichung inRunl¨osbar:
x2+ 1 = 0.
Man nimmt sich deshalb eine fiktive (
”imagin¨are“) neue
”Zahl“izur Hand, die man sich als L¨osung der obigen Gleichung vorstellt,
i2 =−1, bildet die MengeCaller Ausdr¨uckezder Form
z =a+ ib (a, b∈R)
und rechnet mit diesen nach den ¨ublichen Rechenregeln. Es stellt sich nun heraus, dass in der Rechenstruktur(C,+,·)die Gleichung
a0+a1x+. . .+an−1xn−1 = 0 (a0, . . . , an−1 ∈C)
immer l¨osbar ist, sofern ai 6= 0f¨ur mindestens ein i ≥ 1gilt. Diese Fest- stellung ist als der sog.Fundamentalsatz der Algebrabekannt.
BEMERKUNG.Die obigen
”Konstruktionen“ von Zahlen haben bislang zu keinem erkennbaren Widerspruch im Rahmen unseres menschlichen Verst¨andnisses von
”logisch“ gef¨uhrt. Daraus folgern manche Leute, dass es tats¨achlich ein irgendwie
”absolutes“ Universum gibt, in dem es rein logisch zugeht und in dem diese fiktiven gedanklichen Einheiten echt existieren. (Bei solchen ¨Uberlegungen bewegt man sich aber schon im Bereich von Philosophie und Religion.)
2.2. Gruppen, Ringe und K¨orper. In Verallgemeinerung der alge- braischen Rechenstruktur von (N,+,·) verstehen wir unter einerkommu- tativen Halbgruppe eine algebraische Rechenstruktur (H,⊕) mit bin¨arer Verkn¨upfung⊕undNeutralelemente ∈H derart, dass f¨ur allea, b, c ∈H gilt:
a⊕(b⊕c) = (a⊕b)⊕c a⊕e = e⊕a = a
Der Halbring (H,⊕)heisst kommutativ (oder abelsch), wenn die Reihen- folge bei der Summenbildung keine Rolle spielt, d.h.
a⊕b =b⊕a f¨ur allea, b∈H.
So ist(N,+)eine (abelsche) Halbgruppe mit Neutralelemente = 0. Ebenso ist aber auch (N\ {0},·) eine (ablesche) Halbgruppe mit Neutralelement e= 1.
TERMINOLOGIE. Schreibt man die Halbgruppe mit Additionszeichen, so heisst das Neutralelement meistNullelement und wird mit
”0“ notiert. Bei multiplikati- ver Notation, heisst das Neutralelement entsprechend Einselement und wird mit
”1“ bezeichnet.
Unter einem Halbring versteht man eine algebraische Struktur (H,⊕,) derart, dass
(HR1) (H,⊕)ist eine kommutative additive Halbgruppe.
3. DER BINOMIALSATZ 13
(HR2) (H\ {0},)ist eine multiplikative Halbgruppe.
(HR3) F¨ur allea, b, c∈Hgilt
a0 = 0a = 0 a(b⊕c) = (ab)⊕(ac) (a⊕b)c = (ac)⊕(bc).
Der Halbring (H,⊕,) heisst kommutativ, wenn auch die Multiplikation inH kommutativ ist.
Die Halbgruppe(G,⊕)mit NeutralelementeheisstGruppe, wenn die Glei- chung
a⊕x=e
immer l¨osbar ist. Die L¨osungxa ∈ G heisstInverses vona. Im additiven Fall schreibt manxa=−aund im multiplikativen Fallxa=a−1.
Der Halbring(R,⊕,)heisstRing, wenn(R,⊕)eine Gruppe ist. EinK¨orper ist ein Ring(K,⊕,), bei dem auch(K\{0},)eine kommutative Gruppe ist.
So ist (Z,+,·) ein kommutativer Ring (aber kein K¨orper). Q,R,C sind (unter den ¨ublichen Rechenregeln mit
”+“ und
”·“) K¨orper.
Ganz allgemein k¨onnen wir die Elemente jeder algebraischen Struktur als
”Zahlen“ interpretieren (weil wir mit diesen in einem vern¨unftigen Sinn
”rechnen“ k¨onnen). F¨ur die Zwecke dieser Vorlesung werden wir uns dabei aber auf Halbringe beschr¨anken.
3. Der Binomialsatz
SeiR = (R,+,·)ein beliebiger kommutativer Halbring undN ={1, . . . , n}
einen-elementige Menge. Wir betrachten beliebige Elementex1, . . . , xn, y1. . . , yn∈ Rund setzen f¨ur jede TeilmengeS ⊆N abk¨urzend
x∅ := 1 ∈ R und xS :=Y
s∈S
xs (S 6=∅).
(ySist nat¨urlich analog definiert.) Dann ergeben die Rechenregeln inR:
SATZ1.1 (Binomialsatz).
n
Y
i=1
(xi+yi) = X
S⊆N
xS·yN\S
Beweis. Wir argumentieren (nat¨urlich) per Induktion. Im Falln= 1haben wir x1+y1 =x∅y1+x1y∅,
wie behauptet. F¨urn≥2schliessen wir deshalb
n
Y
i=1
(xi+yi) = (xn+yn)
n−1
Y
i=1
(xi+yi)
= xn X
S⊆N\{n}
xSy(N\{n}\S)+yn X
S⊆N\{n}
xSy(N\{n}\S)
= X
S3n
xSyN\S+X
S63n
xSyN\S
= X
S
xSyN\S.
3.1. Ein paar klassische Formeln f ¨ur Binomialkoeffizienten. Durch spezielle Wahl derxi und yi erh¨alt man nun sofort neue Formeln. Nimmt man z.B.x1 =. . .=xn=xundy1 =. . .=yn=y, dann erh¨alt man
(x+y)n= X
S⊆N
x|S|yn−|S|=
n
X
k=0
X
|S|=k
xkyn−k. Im FallR=Nhaben wir
X
|S|=k
xkyn−k= n
k
xkyn−k und erhalten somit die Identit¨at
(x+y)n =
n
X
k=0
n k
xkyn−k
Daraus wiederum folgen die Summenformeln der Binomialkoeffizienten 0 =
n
X
k=0
(−1)n−k n
k
(x= 1, y =−1) 2n =
n
X
k=0
n k
(x=y= 1)
4. Boolesche Algebra und Funktionenr¨aume
Auf der zweielementigen MengeB={0,1}betrachten wir die Operationen
∨ 0 1 0 0 1 1 1 1
∧ 0 1 0 0 0 1 0 1
− 0 1 1 0
4. BOOLESCHE ALGEBRA UND FUNKTIONENR ¨AUME 15
Mit diesen Operationen istBein Halbring. Insbesondere haben wir z.B.
a∨b =a∧b.
Sei nunM eine beliebige Menge. Wir betrachten die Menge aller Funktio- nen
BM ={χ:M → B}
Jedemχ∈ BM entspricht eine eindeutige Teilmenge trχ={m∈M |χ(m)6= 0}.
Im Fall trχ = A benutzen wir deshalb auch die Notation χA (statt nur χ). Die oben eingef¨uhrte algebraische Struktur auf Bmacht BM selber zu einem Halbring und es gelten die Regeln
χA∨χB = χA∪B
χA∧χB = χA∩B
χA = χM\A
χA∨(χB∧χC) = (χA∨χB)∧(χA∨χC) χA∨χB = χA∧χB.
Die Rechenregeln des Halbrings BM ¨ubersetzen sich in die Sprache der Teilmengen vonM als die sog.de MorganschenGesetze:
A∩(B∪C) = (A∩B)∪(A∩C) M \(A∪B) = (M \A)∩(M \B)
(BM,∨,∧,−) ist eine sog. boolesche Algebra. Im Fall M = {1, . . . , n}
benutzt man auch die Notation
Bn=B{1,2,...,n}
=Bn.
4.1. Boolesche Funktionen. Eine Funktion ϕ : {0,1}n → {0,1} ist eine sog.boolesche Funktion. MitM ={0,1}nbildet die Menge aller boo- leschen Funktionen die boolesche AlgebraBM. Seiϕ eine feste boolesche Funktion. Wir setzen
C =trϕ ={x∈ {0,1}n |ϕ(x) = 1}
und erhalten dann die Darstellung ϕ(x) = _
c∈C
ϕc(x) mit ϕc(x) =
1 (x=c) 0 (x6=c)
Betrachten wir weiterhin die Tr¨agermengen trc= {i |ci = 1}, so k¨onnen wirϕc als Produkt von booleschen Variablenxi und xj (mit Werten in B) ausdr¨ucken:
ϕc(x) = ( ^
i∈trc
xi)∧( ^
j /∈trc
xj)
In dieser Form ausgedr¨uckt istϕc(x)eine sog.Klausel. Insgesamt erhalten wirϕ(x) als boolesche Summe von Klauseln, die selber nur Produkte von (m¨oglicherweise negierten) booleschen Variablen sind:
(4) ϕ(x) = _
c∈C
[ ^
i∈trc
xi)∧ ^
j /∈trc xj]
Diese Darstellung ist die sog.disjunktive Normalformder booleschen Funk- tionϕ. Analog erh¨alt man die konjuktive Normalform, n¨amlich ein boole- sches Produkt von Klauseln, die jeweils nur boolesche Summen von boole- schen Variablen sind:
(5) ϕ(x) = ^
c /∈C
ϕc(x).
Denn wir haben nach den booleschen Rechenregeln:
ϕc(x) = _
i∈trc
xi∨ _
j /∈trc xj.
4.2. Bin¨are Vektorr¨aume. Man kann auf der zweielementigen Menge Z2 ={0,1}auch die folgende Rechenstruktur definieren:
+ 0 1 0 0 1 1 1 0
· 0 1 0 0 0 1 0 1
Damit istZ2ein K¨orper und die FunktionenmengeZM2 (die aus dengleichen Funktionen besteht wieBM) ist ein Vektorraum. Hier sind die Rechenregeln
χA+χB = χA∆B
χA·χB = χA∩B,
wobei die sog.symmetrische Differenzvon Teilmengen definiert ist als A∆B = (A∪B)\(A∩B).
4.3. Funktionenr¨aume. Sei(R,⊕,)ein beliebiger Halbring. Dann ist
RM ={f :M → R}
ein Halbring unter den Operationen
f ⊕g ←→ (f ⊕g)(m) =f(m)⊕g(m) f g ←→ (f g)(m) =f(m)g(m)
4. BOOLESCHE ALGEBRA UND FUNKTIONENR ¨AUME 17
Im speziellen Fall einer konstanten Funktionχm(x) = m k¨onnen wirm ∈ M mitχm(x)∈ RM identifizieren. In diesem Sinn gilt
M ⊆ RM.
IstRein K¨orper, dann istRM ein Vektorraum mit derSkalarmultiplikation mf =χmf ←→ (mf)(x) =mf(x),
die sich als Spezialfall einer allgemeineren Multiplikation von Vektoren(!) erweist.
4.4. Matrizen. MatrizenA= [aij]mit Koeffizientenaijin einem Halb- ring(R,⊕,)k¨onnen nach den ¨ublichen Regeln des Matrixkalk¨uls addiert und multipliziert werden. Damit wird beispielsweise die MengeRn×naller (n×n)-Matrizen ¨uberRzu einem (bzgl. der Multiplikation nichtkommu- tativen!) Halbring.
4.4.1. K¨urzeste Wege. Als Beispiel betrachen wirR = R∪ {∞} mit den Operationen
a⊕b = min{a, b}
ab = a+b
(R,⊕,)ist ein Halbring mit Nullelement(!)∞und Einselement(!)0:
a⊕ ∞=a und a0 =a.
SeiD= [dij] ∈R
n×neine Matrix, wobei wirdij als die (k¨urzeste)Distanz von i nach j interpretieren, wenn wir j von i in einem Schritt erreichen wollen. Die k¨urzeste Distanz mit genau einem Zwischenschritt ist
d(2)ij = min
k {dik+dkj}=M
k
(dikdkj) Also finden wir
[d(2)ij ] =DD=D2.
Allgemeiner erhalten wir die k¨urzesten Distanzen d(m)ij mit genau m −1 Zwischenschritten aus der Matrixpotenz:
[d(m)ij ] =Dm−1·D=Dm.
FOLGERUNG: K¨urzeste Abst¨ande k¨onnen also mit simplen Matrixmultipli- kationen ermittelt werden.
BEMERKUNG. Im Falldii = 0f¨ur allei, istd(m)ij nat¨urlich die k¨urzeste Distanz voninachjmith¨ochstensm−1Zwischenschritten.
5. Polynomfunktionen
Eine Funktion p : R → R heisst Polynomfunktion, wenn p die folgende Darstellung erlaubt:
p(x) = a0+a1x+. . .+an−1xn (ai ∈ R).
(Der Einfachheit halber schreiben wir hier
”+“ statt des allgemeinen
”⊕“ usw.) PR bezeichnet die Menge aller Polynomfunktionen. Istq mit der Darstel- lung
q(x) = b0+b1x+. . .+bm−1xm
eine weitere Polynomfunktion, so ist das Produkth = p·qeine Polynom- funktion, wobei
(6) h(x) =
n+m
X
k=0
ckxk mit ck= X
i+j=k
aibj,
wie man durch Ausmultiplizieren vonp(x)q(x)und Zusammenfassen nach Potenzenxksofort sieht. Ist Rein Ring, dann ist auchPR ein Ring. Denn die Polynomfunktion−pmit−p(x) =Pn
i=0(−ai)xi l¨ost die Gleichung p+X = 0.
Im FallR=Csieht man leicht sup
x∈N
|
n
X
k=0
akxk|=∞ wennan6= 0undn ≥1.
Daraus folgt, dass das Nullpolynomp0 ≡0inPCnur die Darstellung p(x) = 0
gestattet. Damit findet man
LEMMA 1.1 (Eindeutigkeitslemma). Seien a0, . . . , an, b0, . . . , bn ∈ Cder- art, dass
n
X
k=0
akxk =
n
X
k=0
bkxk f¨ur allex∈N. Dann giltak =bkf¨ur allek= 0, . . . , n.
Beweis. Sein≥1. Wir betrachten die Polynomfunktionp(x) =
n
X
k=0
(ak−bk)xk. Nach Voraussetzung haben wirsupx∈N|p(x)| = 0 und folglichak−bk = 0 f¨ur allek.
WegenZ⊆Q ⊆R ⊆Cfinden wir, dass auch z.B. f¨ur jede Polynomfunk- tionp∈ PZgilt:
6. DOPPELTES Z ¨AHLEN UND DAS SCHUBFACHPRINZIP 19
• entweder istp≡0oder es gibt eindeutig bestimmte Koeffizienten a0, . . . , anmitan6= 0und der Eigenschaft
p(x) =a0+a1x+a2x2+. . .+anxn.
EX. 1.2 (Vandermondsche Identit¨at). Wir w¨ahlenR=Nund substituieren xi =xundy = 1in der binomischen Formel. Sind nuna, b∈ Nbeliebige nat¨urliche Zahlen, so erhalten wir
a+b
X
k=0
a+b k
xk = (x+ 1)a+b = (x+ 1)a(x+ 1)b
=
a
X
i=0
a i
xi
·
b
X
j=0
b j
xj Polynommultiplikation und Koeffizientenvergleich liefert
(7)
a+b k
= X
i+j=k
a i
b j
=
k
X
i=0
a i
b k−i
. 6. Doppeltes Z¨ahlen und das Schubfachprinzip
DasPrinzip des doppelten Z¨ahlens (in Bezug auf eine kommutative Halb- gruppeH) beruht auf der Tatsache, dass man die Koeffezientensumme einer Matrix
A =
a11 a12 a13 . . . a1n
a21 a22 a23 . . . a2n
... ... ... ... am1 am2 am3 . . . amn
auf zwei Weisen berechnen kann:
• Addition der Spaltensummen vonAoder Addition der Zeilensum- men vonA:
n
X
j=1 m
X
i=1
aij =
m
X
i=1 n
X
j=1
aij.
Die Reihenfolge der Summanden in einer endlichen Summe inHist n¨amlich f¨ur den Summationswert irrelevant.
EX. 1.3 (Harmonische Zahlen). Relativ zu H = Ndefinieren wir f¨ur alle 1≤i, j ≤ndie Koeffizienten
aij =
(1 iteiltj, 0 iteiltj nicht.
Damit erhalten wir tj =
n
X
i=1
aij = Anzahl der Teiler vonj
vi =
n
X
j=1
aij = Anzahl der Vielfachen≤nvoni, d.h. vi = bn/ic, wobeibacdie gr¨osste ganze Zahl≤ abezeichne. Wir interessieren uns f¨ur denDurchschnittswertt(n)der Teileranzahlentj:
t(n) := t1+t2+. . .+tn
n = 1
n
n
X
i=1 n
X
j=1
aij . Das Prinzip des doppelten Z¨ahlens f¨uhrt auf
t(n) = v1+v2+. . . vn
n = 1
n(bn/1c+bn/2c+. . .+bn/nc). Wegenbn/ic ≤n/i≤ bn/ic+ 1finden wir
t(n)∼Hn bzw. |t(n)−Hn| ≤1,
wobeiHn= 1 + 1/2 + 1/3 +. . .+ 1/ndie sog.n-teharmonische Zahlist.
BEMERKUNG. Aus der Ann¨aherung des Integrals durch Riemannsche Sum- men gewinnt man in der vorliegenden Situation die Approximation:
Hn ∼ Z n
1
1
xdx = logn . In diesem Sinn k¨onnte man deshalb sagen:
”Im Durchschnitt“ hat eine nat¨urliche Zahlnetwalognviele Teiler.
Das Schubfachprinzip ist die Formulierung der folgenden trivialen Beob- achtung:
• WennnGegenst¨ande aufr >0Schubf¨acher verteilt werden, so enth¨alt mindestens ein Fachn/r(oder mehr) der Gegenst¨ande.
Mit dem Schubfachprinzip kann man keine genauen Anzahlen von Konfi- gurationen ableiten. Aber es liefert oft ¨uberraschend einfache Beweise der Existenzbestimmter Konfigurationen. Wir illustrieren dies am Beispiel des Satzes von Ramsey f¨ur GraphenKn(s.u.).
Der (sog.vollst¨andige) Graph Knhat als Knotendie Elemente der Menge N = {1,2, . . . , n} und alsKantenalle2-elementigen Teilmengene ⊆ N. Wir schreiben abk¨urzend
En= N
2
:={e⊆N |eist2-elementig}.
6. DOPPELTES Z ¨AHLEN UND DAS SCHUBFACHPRINZIP 21
Die Knoten u und v heissen die Endpunkteder Kante e = {u, v}. Unter einer (rot/blau)-F¨arbungvonEnverstehen wir eine Abbildung
c: N
2
→ {r, b}
und nennen die Kantee ∈ En
”rot“ bzw.
”blau“ je nach dem, obc(e) = r oderc(e) =bgilt.
EX. 1.4 (Satz von Ramsey). Man sagt, Kn habe die Ramseyeigenschaft R(p, q), falls folgende Aussage richtig ist:
R(p, q): Zu jeder F¨arbungc : En → {r, b}existiert entweder ein U ⊆ N mit|U|=pderart, dass
c(e) = r f¨ur allee∈ U2 ,
oder es existiert einV ⊆N mit|V|=qderart, dass c(e) =b f¨ur allee∈ V2
.
Wir wollen nun f¨ur allep, q ≥2beweisen: Es gibt eine kleinste Zahlr(p, q) mit der Eigenschaft
n ≥ r(p, q) =⇒ Knbesitzt die EigenschaftR(p, q).
Man ¨uberzeugt sich leicht (wennp, q ≥2):
r(p,2) =p und r(2, q) = q .
F¨ur den allgemeinen Fall nehmen wir nun an, dassr(p−1, q)undr(p, q−1) existieren und betrachten
n ≥ 2·max{r(p−1, q), r(p, q−1)}
und einen festen Knotena∈N ={1,2, . . . , n}. Nach dem Schubfachprin- zip sind mindestensn/2der Kanten mit Endpunktaz.B.
”rot“ gef¨arbt (bei
”blau“ w¨urden wir v¨ollig analog argumentieren). Sei N0 ={u∈N \ {a} |c({a, u}) =r}.
Wegen |N0| ≥ r(p−1, q)gibt es entweder eine Teilmenge V ⊆ N0 von q Knoten mit ausschliesslich blauen Kanten oder es gibt eine TeilmengeU0 ⊆ N0vonp−1Knoten mit ausschliesslich roten Kanten (sodassU =U0∪{a}
einep-Teilmenge vonN mit ausschliesslich roten Kanten ist).
Auf jeden Fall haben wir somit erkannt:
r(p, q) ≤ 2·max{r(p−1, q), r(p, q −1)}.
BEMERKUNG.Man sieht leicht ein:r(3,3) = 6. Im allgemeinen sind die exakten Werte der
”Ramseyzahlen“ r(p, q)nur in ganz wenigen F¨allen bekannt.
KAPITEL 2
Formale Potenzreihen, Rekursionen und erzeugende Funktionen
Wir gehen von folgender abstrakten Situation aus. Gegeben ist eine Klasse Okombinatorischer Objekte und eine Klassifikationsabbildungt:O →N. Wir nennen den Parameter t(O) ∈ N den Typ des Objektes O ∈ O und setzen
On={O ∈ O |t(O) =n}.
Wir nehmen an, die MengenOnder Objekte vom Typnsind jeweils endlich und interessieren uns f¨ur die Parameter
fn=|On| (n∈N).
Der KlasseOordnen wir somit den (unendlichen) Vektor f = (f0, f1, . . . , fn, . . .)∈RN zu und suchen eine
”geschlossene Form“ von f, aus der die fn zur¨uckge- wonnen werden k¨onnen.
EX. 2.1. SeiM einen-elementige Menge undO =P ot(M)deren Potenz- menge. Mitt(O) =|O|erhalten wir
f = ( n
0
, n
1
, . . . , n
n
,0,0, . . .)
Eine”geschlossene Form“ w¨are gegeben z.B. durch die Funktion
f(x) = (1 +x)n =
n
X
k=0
n k
xk =
∞
X
k=0
fkxk, wo man diefkaus den Ableitungen gewinnen kann:
fk = f(k)(0) k! .
Wir untersuchen nun allgemein das Rechnen mit solchen unendlichen Vek- torenf.
23
1. Der Ring der formalen Potenzreihen
Sei(R,+,·)ein beliebiger Ring. Wir betrachtenRN, wobei es sich als in- tuitiv geschickt erweist, ein Element
f = (f0, f1, . . .)∈ RN in der Form einer Potenzreihe zu notieren:
f ←→ f(x) =
∞
X
n=0
fnxn
Wir nennen deshalbf (bzw.f(x)) eineformale Potenzreihe.
NOTA BENE:f(x)bedeutet hierkeine(!) Funktion in der Variablenxsondern ist einfach eine andere Notation f¨ur die Funktion
f :N→ R mit f(n) =fn.
Potenzreihen addiert man – wie bei Vektoren ¨ublich – komponentenweise:
f(x) =
∞
X
n=0
fnxn g(x) =
∞
X
n=0
gnxn
=⇒ (f+g)(x) =
∞
X
n=0
(fn+gn)xn.
Es erweist sich als vorteilhaft, als Multiplikation die sog. Faltung (auch bekannt alsKonvolutionoderCauchy-Produkt) zu w¨ahlen:
(8) (
∞
X
n=0
fnxn)∗(
∞
X
n=0
gnxn) =
∞
X
n=0
hnxn mit hn= X
i+j=n
figj .
BEMERKUNG. Die Faltung ist dadurch motiviert, dass man einfach formal
”aus- multipliziert“ und dann wieder nach Potenzen ordnet, wie man es von endlichen Summen kennt:
(f0+f1x+f2x2+. . .)∗(g0+g1x+g2x2+. . .)
= f0g0+ (f0g1+f1g0)x+ (f0g2+f1g1+f2g0)x2+. . .
Es ist nun einfach nachzurechnen, dass P[x] = (RN,+,∗) ein Ring ist.
Wir nennenP[x]denRing der formalen Potenzreihen(¨uberR). Null- und Einselement sind:
f(x) = 0 ↔ 0= (0,0,0, . . .) bzw. g(x) = 1 ↔ 1= (1,0,0, . . .)
1. DER RING DER FORMALEN POTENZREIHEN 25
BEMERKUNG.IstRein K¨orper, dann istRNnat¨urlich ein Vektorraum. F¨ur unse- re Zwecke entscheidend ist die zus¨atzliche multiplikative Struktur, die die Faltung bietet.
1.1. Invertierbarkeit. Wir nennenf ∈ P[x]invertierbar, wenn es ein g ∈ P[x] gibt mit der Eigenschaft f ∗g = 1. Bez¨uglich der einzelnen Komponenten bedeutet dies:
f0g0 = 1 X
i+j=n
figj = 0 f¨ur allen≥1.
LEMMA 2.1. Die formale Potenzreihef(x) = P∞
n=0fnxn ist invertierbar genau dann, wenn der Koeffizientf0 ∈ Rinvertierbar ist. In diesem Fall ist die Potenzreihe g(x) = P∞
n=0gnxn durch die Eigenschaft f ∗ g = 1 eindeutig festgelegt.
Beweis. Die Invertierbarkeit von f impliziert die Invertierbarkeit von f0. Wir berechnen nun die Koeffizientengneiner Potenzreihegsukzessive:
g0 = f0−1
g1 = −f0−1(f1g0) ...
gn = −f0−1(f1gn−1+f2gn−2+. . .+fng0) ...
Dann gilt offenbarf∗g=1undgist durch diese Eigenschaft eindeutig festgelegt.
NOTATION. Die (eindeutig bestimmte) Inverse vonf wird oft mitf−1oder1/f notiert.
EX. 2.2. Sei f(x) = 1−x. Dann berechnet man die Koeffizientengn von g(x) =f−1(x)sukzessive als
g0 = 1 g1 = 1
... gn = 1
...
und erh¨alt somit
1
f(x) = 1 1−x =
∞
X
n=0
xn.
EX. 2.3 (Geometrische Summe). Seif(x) = 1 +x+. . .+xn. Dann finden wir
f(x)∗(1−x) = 1−xn+1 und deshalb
n
X
k=0
xk=f(x) = (1−xn+1)∗(1−x)−1 = 1−xn+1 1−x .
1.1.1. Substitution. Ersetzen wir die Unbestimmte x durch ein Ring- elementξ ∈ R, so ergibt sich aus einer formalen Potenzreihe eine (m¨ogli- cherweise unendliche) Summe:
f(ξ) =f0+f1ξ+f2ξ2+. . .+fnξn+. . .=
∞
X
n=0
fnξn.
Sind h¨ochstens endlich viele der Koeffizientenfn6= 0, so ist der Summen- wertf(ξ)ein wohldefiniertes Element im RingR. In diesem Fall kann man f als Funktionf :R → Rauffassen.
Zum Beispiel beiR=Ckann die Summe auch bei unendlich vielen nicht- trivialen Summanden wohldefiniert sein (d.h. die Summe ist konvergent).
Wie man aus der Infinitesimalrechnung weiss, ist im Fall von Konvergenz die Substitutionξ → xin Produkte von Reihen mit der Multiplikation der Summenwerte vertr¨aglich:
(f ∗g)(ξ) = f(ξ)g(ξ).
Im Fall von Konvergenz ¨ubersetzt sich somit jede Formel f¨ur formale Po- tenzreihen automatisch in eine Formel f¨ur den substituierten Wert. (Z.B. die Formel der geometrischen Summe.)
1.2. Der Ring der formalen Polynome. MitR[x]bezeichnen wir den Teilring aller formalen Potenzreihenf(x) =P∞
k=0fkxk, bei denen h¨ochstens endlich viele Koeffizienten fk von Null verschieden sind. Jedesp ∈ R[x]
kann folglich als endliche Summe notiert werden:
p(x) = p0 +p1x+. . .+pnxn ←→ p= (p0, p1, . . . , pn,0,0, . . .).
Der Teilring R[x] ⊆ P[x] ist der Ring der (formalen) Polynome ¨uber R.
R[x] ist unter (Faltungs-)Produktbildung abgeschlossen. In der Regel ist
1. DER RING DER FORMALEN POTENZREIHEN 27
die Inverse eines (formalen) Polynoms aber kein Polynom, wie das Beispiel p(x) = 1−xim vorigen Abschnitt zeigt.
BEMERKUNG. Jedes formale Polynomp(x) = Pn
k=0pkxkdefiniert eine Poly- nomfunktionfp:R → Rdurch die Vorschrift
fp(ξ) =p0+p1ξ+. . .+pnξn f¨ur alleξ∈ R.
Es ist im allgemeinen jedoch m¨oglich, dass verschiedene (formale) Polynome die- selbe Polynomfunktion definieren. IstRein K¨orper mit unendlich vielen Elemen- ten, so kann man zeigen, dass die Zuordnung zwischen Polynomen und Polynom- funktionen eindeutig ist. (Wir kommen darauf noch sp¨ater zur¨uck.)
1.2.1. Euklidische Division. Seip(x) =Pn
k=0pkxk ∈ R[x]mitn ≥1 und ξ ∈ R beliebig. Wir suchen einen
”Rest“ r ∈ R und ein Polynom h(x) =Pn−1
j=0 hjxj derart, dass
n
X
k=0
pkxk =p(x) = (ξ−x)∗h(x) +r=ξ
n−1
X
j=0
hjxj−
n−1
X
j=0
hjxj+1+r.
Koeffizientenvergleich f¨uhrt zu dem Ansatz pn = −hn−1
pn−1 = ξhn−1−hn−2
...
p1 = ξh1−h0
p0 = ξh0+r
Daraus ergeben sich geeignetehj undrdurch rekursives Rechnen:
hn−1 = −pn
hn−2 = ξhn−1−pn−1
...
h0 = ξh1 −p1 r = p0−ξh0.
LEMMA2.2 (Euklidischer Algorithmus). Zu jedem Polynomp(x) = Pn
k=0pkxk undξ ∈ Rexistierenr, h0, . . . , hn−1 ∈ Rderart, dass
p(x) = (ξ−x)∗
n−1
X
j=0
hjxj +r.
1.2.2. Nullstellen und Faktorisierung. Seip(x) = (ξ−x)∗h(x) +r.ξ heisstNullstelledes Polynomsp(x), wenn die Substitutionx=ξden Wert p(ξ) = 0ergibt. In diesem Fall haben wir nat¨urlich
r=p(ξ)−(ξ−ξ)h(ξ) = 0 d.h. p(x) = (ξ−x)∗h(x).
Im FallR=Cgarantiert der Fundamentalsatz der Algebra und euklidische Division folglich eine Nullstelleξmit entsprechender Faktorisierung
p(x) =
n
X
k=0
pkxk = (ξ−x)∗h(x) = (ξ−x)∗
n−1
X
j=0
hjxj.
Iterieren wir dieses Argument, so erschliessen wir die Existenz von Null- stellenξ1, . . . ξnderart, dass
p(x) = (−1)npn(ξn−x)∗(ξn−1−x)∗. . .∗(ξ1−x)
1.3. Rationale Potenzreihen. Eine Potenzreihef(x)∈ P[x]heisstra- tional, wenn sie eine Darstellung der Form
f(x) = p(x)
q(x) =p(x)∗q(x)−1 mit p(x), q(x)∈ R[x]
gestattet. Wir nehmenR = Cundq(x) = Pk
j=0qjxj an. Die Invertierbar- keit von q(x) bedeutetq0 6= 0. OBdA sei weiterhin qk 6= 0. Dann d¨urfen wir oBdA auch qk = 1 annehmen (sonst dividieren wir Z¨ahler und Nen- ner in der Darstellung von f(x) durch qn). Also gibt es komplexe Zahlen ξ1, . . . , ξkderart, dass
q(x) =
k
Y
j=1
(ξj−x) =
k
X
j=0
qjxj.
Wir betrachten zun¨achst den Fall, wo dieξ1, . . . , ξk ∈ C alle verschieden sind und suchen eine sog.Partialbruchzerlegungvonq(x)−1, d.h. eine Dar- stellung der Form
1 q(x) =
k
X
j=1
cj ξj−x mit geeigneten Koeffizientencj ∈C. Wegen
1
ξ−x = 1 ξ · 1
1−x/ξ = 1 ξ
∞
X
n=0
xn ξn =
∞
X
n=0
1 ξn+1xn erhalten wir dann
1 q(x) =
∞
X
n=0
c1
ξ1n+1 +. . .+ ck ξkn+1
xn =
∞
X
n=0
qnxn.
1. DER RING DER FORMALEN POTENZREIHEN 29
EX. 2.4. Im Fallξ1 6=ξ2haben wir z.B.
1
(ξ1−x)(ξ2−x) = c
ξ1−x− c
ξ2−x mit c= 1 ξ2−ξ1 und folglich
1
(ξ1−x)(ξ2−x) = 1 ξ2−ξ1
∞
X
n=0
1
ξ1n+1 − 1 ξ2n+1
xn.
Seip(x) =Pm
i=0pixi. Dann finden wir f¨ur
∞
X
n=0
fnxn = p(x) q(x) =p0
∞
X
n=0
qnxn+p1
∞
X
n=0
qnxn+1+. . .+pm
∞
X
n=0
qnxn+m. Koeffizientenvergleich f¨uhrt somit auf die Darstellung
fn = p0qn+p1qn−1+. . .+pmqn−m (n ≥m) . EX. 2.5. Seiq(x) =x2+x−1 = (τ1−x)∗(τ2−x), wobei
τ1 =−1
2(1 +√
5) und τ2 =−1
2(1−√ 5).
Wegenτ1τ2 =−1findet man
∞
X
n=0
fnxn= 1
x2+x−1 = 1 τ2−τ1
∞
X
n=0
[(−τ2)n+1−(−τ1)n+1]xn
= 1
√5
∞
X
n=0
[(−τ2)n+1−(−τ1)n+1]xn Koeffizientenvergleich zeigt
fn = 1
√5
1−√ 5 2
!n+1
− 1
√5
1 +√ 5 2
!n+1
1.3.1. Urnenbelegungen. Wir untersuchen nun die Situation
∞
X
n=0
fnxn= 1
(1−x)k = 1
1−x ∗. . .∗ 1 1−x =
∞
X
n=0
xn
∗. . .∗
∞
X
n=0
xn . Nach der Definition des Faltungsprodukts haben wir
fn = X
i1+i2+...+ik=n
1
In einer anschaulichen Interpretation z¨ahlt folglichfn, auf wieviel verschie- dene Arten manngleiche
”Kugeln“ ¨uberk
”Urnen“ verteilen kann (die erste Urne erh¨alti1Kugeln, die zweitei2 usw.).
Um eine andere Form der Anzahlenfn zu erhalten, ¨uberlegen wir uns erst die Anzahlfn∗von M¨oglichkeiten,nKugeln so zu verteilen, dass jede derk Urnen mindestens eine Kugel enth¨alt. Dazu legen wir dienKugeln in eine Reihe und m¨ussen auf denn−1Zwischenr¨aumenk−1Trennlinien w¨ahlen:
i1 |i2 |i3 |. . .|ik. Also:
fn∗ =
n−1 k−1
.
Wenn nun Urnen auch leer bleiben d¨urfen, nehmen wir einfach in Gedanken kweitere Kugeln dazu, wobei nun jede Urne eine erh¨alt. Also finden wir
fn=fn+k∗ =
n+k−1 k−1
und folglich
1 (1−x)k =
∞
X
n=0
n+k−1 k−1
xn. Ebenso sieht man
xk (1−x)k =
∞
X
n=0
fn∗xn=
∞
X
n=0
n−1 k−1
xn.
2. Lineare Rekursionen
Wir betrachten eine Folge (fn) von Parametern fn, die eine lineare Glei- chung
fn=akfn−1+ak−1fn−2+. . .+a1fn−k.
erf¨ullen. Dabei nehmen wir an, dassa1, . . . , ak feste Elemente eines Rings R sind. Sind f0, . . . , fk−1 ∈ R festgelegt, so bestimmt die lineare Glei- chung s¨amtliche ¨ubrigen fn rekursiv. Wir suchen eine geschlossene Form der formalen Potenzreihe
f(x) =
∞
X
n=0
fnxn.
Dabei benutzen wir, dass die folgende Gleichung f¨urn ≥kgilt:
fnxn = akxfn−1xn−1 +ak−1x2fn−2xn−2+. . .+a1xkfn−kxn−k
2. LINEARE REKURSIONEN 31
und folglich
∞
X
n=k
fnxn = akx
∞
X
n=k
fn−1xn−1+. . .+a1xk
∞
X
n=k
fn−kxn−k bzw.
f(x)−
k−1
X
n=0
fnxn = akx∗f(x)−akx∗
k−2
X
n=0
fnxn + ak−1x2 ∗f(x)−ak−1x2∗
k−3
X
n=0
fnxn ...
+ a2xk−1 ∗f(x)−a2xk−1f0
+ a1xk∗f(x).
Damit erh¨alt man eine Gleichung, die man (im Ring der formalen Potenz- reihen) nachf(x)aufl¨osen kann. Setzen wir n¨amlich
p(x) =
k−1
X
n=0
fnxn−ak k−2
X
n=0
fnxn+1−ak−1 k−3
X
n=0
fnxn+2−. . .−a2f0xk−1,
so finden wir
f(x)∗(1−akx−. . .−a1xk) =p(x) und damitf(x)als rationale Potenzreihe
f(x) = p(x)
1−akx−. . .−a1xk = p(x) q(x)
mitq(x) = 1−akx−. . .−a1xk als dem sog.charakteristischen Polynom der linearen Rekursion. Man kann nun mit einem Partialbruchansatz nach einer expliziten Formel f¨ur diefnsuchen.
EX. 2.6 (Fibonaccizahlen). Bzgl.R =Csind die FibonaccizahlenFndefi- niert durch
F0 =F1 = 1 und Fn=Fn−1+Fn−2 (n ≥2).
SeiF(x) =
∞
X
n=0
Fnxn. Dann rechnen wir
F(x)−1−x =
∞
X
n=2
Fnxn =
∞
X
n=2
Fn−1xn+
∞
X
n=2
Fn−2xn
= x
∞
X
n=2
Fn−1xn−1+x2X
n=2
Fn−2xn−2
= x[F(x)−1] +x2F(x)
= xF(x)−x+x2F(x).
Daraus folgt
F(x)∗(1−x−x2) = 1 bzw. F(x) = −1 x2+x−1.
q(x) = 1−x−x2ist das charakteristische Polynom der Fibonacci-Rekursion.
Von Ex. 2.5 wissen wir deshalb
Fn = 1
√5
1 +√ 5 2
!n+1
− 1
√5
1−√ 5 2
!n+1
Wegen |1−√
5|n+1/(2n+1√
5) < 1/2 ist Fn also immer diejenige ganze Zahl, die der reellen Zahl
√1 5
1 +√ 5 2
!n+1
am n¨achsten liegt.
3. Erzeugende Funktionen
Seia0, a1, . . .eine Folge von Koeffizienten. Dann verstehen wir unter einer erzeugenden Funktion vom Standardtyp f¨ur die an eine Potenzreihendar- stellung
f(x) =
∞
X
n=0
anxn.
Oft sind dieanZ¨ahlkoeffizienten einer kombinatorischen Struktur, die eine Rekursion erf¨ullen. Dann kann manf(x)mit der Methodik des vergange- nen Abschnitts zu ermitteln versuchen. Kennt man f(x), dann kann man daraus dieanbestimmen.
3. ERZEUGENDE FUNKTIONEN 33
EX. 2.7. Wieviele verschiedene ganzzahlige L¨osungen hat x1+x2+x3+x4 +x5+x6+x7 = n
2 ≤ x1, x2, x3, x4, x5, x6, x7 ≤ 6 ? Seiandiese Anzahl undf(x) =P∞
n=0anxn. Dann haben wir f(x) = (x2 +x3+x4+x5+x6)7
= x14∗(1 +x+x2+x3+x4)7 = x14∗ 1−x5 1−x
7
= x14∗(1−x5)7 ∗ 1 (1−x)7
= x14∗
7
X
i=0
(−1)i 7
i
x5i∗
∞
X
k=0
k+ 6 6
xk . Daraus erhalten wir zum Beispiel f¨urn= 25:
a25 = (−1)0 7
0
11 + 6 6
+ (−1)1 7
1
6 + 6 6
+ (−1)2 7
2
1 + 6 6
= 17
6
−7 12
6
+ 7
2
·7 = 6055.
3.1. Erzeugende Funktionen vom exponentiellen Typ. Man kann die Folgea0, a1, . . . auch durch eine Potenzreihe vomexponentiellen Typ, d.h.
in der Form
f(x) =
∞
X
n=0
anxn n!
repr¨asentieren. Die Normierung der Koeffizienten mit n! modifiziert die Konvolution
∞
X
n=0
cn n!xn=
∞
X
n=0
an n!xn
·
∞
X
n=0
bn n!xn
, wobei nun
cn=n!
n
X
k=0
ak
k! · bn−k
(n−k)! =
n
X
k=0
n k
akbn−k .
ERINNERUNG.Bei der Konvolution von erzeugenden Funktionen vom Standard- typ ergeben sich die neuen Koeffizienten des Produkts als
cn=
n
X
k=0
akbn−k