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Archiv "Pflegeversicherung: Qualitätsoffensive in der Pflege" (24.07.1998)

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ie ambulanten und stationären Dienste und Einrichtungen der Pflege nach Maßgabe der gesetzlichen Pflegeversicherung (SGB XI) geben Anlaß zur Kritik, was die Qualitätsanforderungen und die routinisierte Qualitätssicherung zwei Jahre nach Start des neuen Sozi- alleistungszweiges betrifft. Auch die Qualifikation der Pflegekräfte läßt noch zu wünschen übrig. Bei der Überwachung und Weiterentwick- lung der Pflegequalität der Pflegeein- richtungen und des Fachpersonals hat das Gesetz dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) und dem Medizinischen Dienst der Spitzenver- bände der Krankenkassen (MDS) als pflegefachlich und sozialmedizinisch kompetenten Beratern der gesetzli- chen Pflegekassen eine Schlüsselrolle zugewiesen. Auf der Basis der Ergeb- nisse eines gutbesuchten Experten- forums über „Pflegequalität zwischen Anbieterinteressen und Rechten der Pflegebedürftigen“ am 2. Juli in Bonn setzt sich der MDS nunmehr für eine

„Qualitätsoffensive in der Pflege“

und für Abhilfemaßnahmen ein.

Zumeist anlaßbezogene Prüfungen

Seit Anfang 1997 haben die Me- dizinischen Dienste der Krankenkas- sen rund 900 ambulante und stationä- re Einrichtungen in Baden-Württem- berg, die in die Pflegebetreuung ein- geschaltet sind, im Hinblick auf den Qualitätsstandard überprüft. Zumeist erfolgten die Prüfungen auf Veranlas- sung und im Auftrag der Pflegekas- sen, waren also anlaßbezogene Ein- zelfallprüfungen. Den Anstoß dazu

gaben zumeist Beschwerden von Pfle- gebedürftigen, deren Angehörigen sowie in Einzelfällen auch von Mitar- beitern und ehemaligen Mitarbeitern der Pflegeeinrichtungen. Aber auch Hinweise der Verbraucherschutzver- bände haben den MDK aktiv werden lassen und wichtige Hinweise auf Ver- besserungsnotwendigkeiten gegeben, die inzwischen zum Teil auch in kon- krete Empfehlungen eingeflossen sind. Die Kooperation und Hinweise werden denn auch vom MDS als „hilf- reich“ anerkannt.

50 Prozent

verdienen gute Noten

Die Auswertung der Prüfergeb- nisse, die auf Inspektionen „vor Ort“

und zusätzlichen Informationen beru- hen, weisen ein breites Spektrum von Qualitätsstandards und Qualitätsno- ten auf – von „gut organisiert und an- spruchsvoll“ bis hin zu „völlig unzu- reichend“. Vier wesentliche Quali- tätskategorien hat der MDK bei den geprüften Pflegeeinrichtungen fest- gestellt: Jede zehnte Einrichtung er- bringt seit Jahren Pflege auf einem qualitativ hohen bis sehr hohen Niveau. Die erfolgreiche Qualitäts- prüfung durch den MDK wird von den Einrichtungen ebenso wie vom Fachpersonal als eine „Gratifikation für die geleistete Arbeit“ verstanden und als Motivationsschub „verinner- licht“.

Rund 40 Prozent der Pflegeein- richtungen haben seit dem Start der gesetzlichen Pflegeversicherung vor mehr als zwei Jahren damit begonnen, interne Qualitätssicherungsmaßnah- men durchzuführen. Diese Häuser ha-

ben inzwischen erste Erfolge aufzu- weisen.

Daneben gibt es Einrichtungen, die erst mit Beginn der gesetzlichen Pflegeversicherung (am 1. Januar 1995) eine interne Qualitätssicherung aufgenommen haben. Die Empfeh- lungen des Medizinischen Dienstes können die positive Entwicklung for- cieren. Andere Einrichtungen wieder- um wurden erst durch die fallbezoge- ne Qualitätsprüfung des MDK zur Qualitätsprüfung aufgefordert. Hier wirkt der Medizinische Dienst als

„Impulsgeber“, wurde beim Bonner Forum betont.

In etwa fünf Prozent der Einrich- tungen hingegen fehle jegliche fachli- che Basis in der Struktur-, Prozeß- und vor allem in der Ergebnisqualität, bemängelte der Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes der GKV in Essen, Dr. oec. Peter Pick. „Hier ist Hopfen und Malz verloren.“

Es bestehe vielfach kein Ansatz- punkt zur Verbesserung der kri- tikwürdigen Situation. Die Einrich- tungen stellten häufig eine Gefahr für die Pflegebedürftigen dar. Der MDK, unterstützt vom MDS, rät dazu, daß die Pflegekassen die Versorgungsver- träge kündigen und die Heimaufsicht einschalten. Es hat sich bisher heraus- gestellt, daß erst Wiederholungsprü- fungen fruchten und die Empfehlun- gen der Medizinischen Dienste eher umgesetzt werden.

Defizite bei der Ergebnisqualität

Tendenziell wirken sich Qua- litätsdefizite in der Struktur- und Pro- zeßqualität in der stationären Pflege deutlicher auf die Ergebnisqualität aus als im ambulanten pflegerischen Bereich. Dies läßt sich dadurch er- klären, daß die Kompensationsfunkti- on von Angehörigen der zu Pflegen- den bei der stationären Pflege mei- stens fehlt. Festgestellt wurden auch Defizite in der Qualifikation der Pfle- gemitarbeiter, in der Fortbildung und vor allem in der Aufbau- und Ablauf- organisation. Diese Mängel wirkten sich weniger auf die Ergebnisqualität in Standardversorgungssituationen als vielmehr in anspruchsvolleren und kritischen Situationen aus.

A-1822 (14) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 30, 24. Juli 1998

P O L I T I K AKTUELL

Pflegeversicherung

Qualitätsoffensive in der Pflege

Der Medizinische Dienst der Spitzenverbände der Kranken- kassen hat an die Verantwortlichen appelliert, die Qualifikation der Leistungen in Pflegeeinrichtungen zu verbessern.

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Pick räumte ein, daß die

„Grundsätze und Maßstäbe“ für die Qualitätsanforderungen des Medizi- nischen Dienstes an die Pflegeeinrich- tungen ein „eher niedriges Qualitäts- niveau“ beinhalteten. Sie seien mithin nur ein Einstieg in einen dynamischen Prozeß, der schrittweise höhere An- forderungen verlange.

Eine Schlüsselrolle spielen dabei die leitenden Pflegekräfte. Deren Qualifikation ist entscheidend für das Qualitätsniveau der Pflege und den Standard der Einrichtung, meinte MDS-Geschäftsführer Pick. Nach den Erfahrungen des MDK ist die Vor- schrift, wonach 50 Prozent der Mitar- beiter einer Pflegeeinrichtung Fach- kräfte sein müßten, problematisch. Je nach Aufgabenstruktur einer Pflege- einrichtung könne eine Quote von 70 Prozent oder auch nur von 40 Prozent im Einzelfall sinnvoll sein.

Ansatzpunkte

für eine Verbesserung

Häufig wurde festgestellt, daß es Mängel bei der Versorgung der Pfle- gebedürftigen mit Essen und Trinken gebe. Dieser Bereich würde von den Betroffenen besonders oft als

„schlecht“ bezeichnet. Bemängelt wurde beim Symposium auch, daß sich die Träger der privaten Pflege- pflichtversicherung, die privaten Krankenversicherungsgesellschaften und deren Begutachtungsdienst, die Firma Medicproof GmbH (Köln), zu wenig für die Qualitätssicherung ein- setzten. Sie profitieren mithin von den Qualitätsanforderungen, Empfehlun- gen und Prüfaktionen der gesetzli- chen Einrichtungen. Mängel gibt es auch beim Personaleinsatz, vor allem auf der Führungsebene. Verbessert werden müsse die Pflegeplanung und -dokumentation. Bei fast jeder Bege- hung seien hier Defizite festgestellt worden, so Eva Krebs, Leitende Pfle- gefachkraft des MDK Rheinland- Pfalz, Mainz. Es müsse für mehr Problembewußtsein und eine größere Aussagekraft der Dokumentation gesorgt werden. Standards und Richt- linien und übergeordnete Zielsetzun- gen, die in das Pflegekonzept ein- gebunden sind, könnten für Abhilfe sorgen. Dr. Harald Clade

A-1823

P O L I T I K AKTUELL

Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 30, 24. Juli 1998 (15) ie Patienten schätzen die Be-

handlungsqualität in der Me- dizinischen Qualitätsgemein- schaft Rendsburg (MQR) höher ein als im übrigen Schleswig-Holstein. Sie vertrauen ihrem Arzt und loben Gründlichkeit und Sorgfalt der Un- tersuchungen sowie die gute Kommu- nikation zwischen den Ärzten.

Die Gesellschaft für Systembera- tung im Gesundheitswesen hat diese Daten jetzt in Kiel vorgestellt. Im Ok- tober und November vergangenen Jahres befragte sie 654 Patienten aus Rendsburg und 744 Patienten aus dem restlichen Schleswig-Holstein. 63 Praxen haben sich beteiligt, davon 36 der MQR. Die Auswertung ist Teil der wissenschaftlichen Begleitfor- schung des Rendsburger Modellpro- jektes, an dem rund 120 Ärzte aus 90 Praxen teilnehmen.

Weniger

Doppeluntersuchungen

Doppeluntersuchungen kommen der Umfrage zufolge in Rendsburg um 6,1 Prozent weniger vor als im übrigen Schleswig-Holstein. Die Ärz- te der MQR nehmen weniger Rönt- genuntersuchungen (0,8 Prozent), Blutuntersuchungen (3,1 Prozent) und Urinuntersuchungen (2,4 Pro- zent) vor. Tendenziell sind die Rends- burger Patienten nicht so häufig im Krankenhaus: Wegen desselben An- liegens waren 4,9 Prozent in den letz- ten vier Wochen vor der Befragung im Krankenhaus, in der Kontrollgrup- pe waren es 8,2 Prozent. Mit 2,9 beziehungsweise 7,6 Prozent war der Unterschied bei den chronisch Kran- ken noch deutlicher. „Dies sind genau

die Ziele der Medizinischen Qua- litätsgemeinschaft Rendsburg. Im Trend setzen sie sich durch und werden vom Patienten akzeptiert“, kommentierte der Hauptgeschäfts- führer der KV Schleswig-Holstein, Dr. Bodo Kosanke.

Gute Noten für

ambulante Operateure

Durchweg positiv beurteilten die Patienten ambulante Operationen in der MQR. 95,9 Prozent der Befrag- ten, die sich ambulant operieren ließen, würden dies wieder tun. Als Grund gaben 71,6 Prozent die Ver- meidung eines Krankenhausaufent- halts an. 51,4 Prozent schätzten den schnellen Operationstermin. Vier Wochen nach der Operation empfan- den 37 Prozent ihren Gesundheitszu- stand als sehr gut.

Rund zwei Drittel der Patienten kennen das Rendsburger Modell, entweder durch ihren Arzt oder die Presse. Einen niedrigeren Bekannt- heitsgrad haben hingegen die Anlauf- praxis (37,5 Prozent), die in den Abendstunden und am Wochenende geöffnet ist, und die Leitstelle (23,9 Prozent), die den Patienten eine wei- tere ärztliche Behandlung vermittelt.

Der Vorsitzende der MQR, Dr. med.

Helmut Scholz, hält das für verständ- lich. Doch man führe bereits Ge- spräche mit dem Rendsburger Kran- kenhaus, die Anlaufpraxis direkt im Krankenhaus einzurichten. Über die Zufriedenheit der Patienten freut sich Scholz: „Sie ist für uns ein wichtiges Barometer, um die MQR zu steuern und unsere eigenen Praxen zu opti- mieren.“ Dr. Sabine Glöser

Medizinische Qualitätsgemeinschaft Rendsburg

Patienten schätzen Behandlungsqualität

Die Gesellschaft für Systemberatung im

Gesundheitswesen hat erste Ergebnisse des Rendsburger Modellprojektes vorgestellt.

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