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Archiv "Neu untersucht: Magnesium gegen Rhythmusstörungen" (02.01.1987)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Celiprolol: Betablocker-Therapie wird differenzierter

Gut zwanzig Jahre sind es her, daß mit der Substanz Propranolol der erste Beta- blocker auf den Markt kam.

Seitdem ist dieser „Klassi- ker" vielfach modifiziert und verbessert worden. Vor allem die Entwicklung beta-l-se- lektiver Blocker trug wesent- lich zur Erweiterung des Spektrums bei. Inzwischen stehen in der Bundesrepublik 23 verschiedene Betablocker zur Verfügung. Blocker Nummer 24 wurde im Rah- men der Düsseldorfer Medi- ca 86 vorgestellt. Es handelt sich um Celiprolol, das von der Firma Rorer, Bielefeld, unter dem Handelsnamen Se- lectol® angeboten wird.

Angesichts der Präparate- vielfalt stellt sich die Frage, welche Vorteile Celiprolol gegenüber den bereits vor-

Experte Stanley Taylor, Leeds:

vier therapeutische Charakteri- stika des idealen Betablockers handenen Substanzen bietet.

Um diese Frage zu beantwor- ten, entwarf Professor Stan- ley Taylor, Leeds, England, das „Idealbild eines Beta- biockers" , wobei er vier the- rapeutische Charakteristika herausarbeitete:

• Senkung des myokardia- len Sauerstoffverbrauches,

• Beschränkung der myo- kardialen Ischämie ,

• Blutdrucksenkung in Ru- he und unter Belastung,

• Minimierung der Neben- wirkungen in bezug auf Atemwegsstörungen, peri- phere Vasokonstriktion und Herzinsuffizienz.

Celiprolol, so Taylor, er- fülle praktisch alle diese Vor- aussetzungen und zeige ins- besondere im letzten Punkt deutliche Vorteile gegenüber anderen Substanzen. So sei etwa die bronchokonstrikto- rische Wirkung des Präpara- tes derart gering, daß man auch Patienten mit leichteren Formen chronisch obstrukti- ver Atemwegserkrankungen von einer Therapie nicht aus- zuschließen brauche.

Der Lipidstoffwechsel wird durch Celiprolol eben- falls nicht negativ beeinflußt.

Prof. Herrmann, Ulm, konn- te in seinen Untersuchungen sogar ein geringes Absinken des Serumcholesterins und eine deutliche Senkung der Serumtriglycerid-Konzentra- tion nachweisen. Die Lipid- elektrophorese zeigte eine Tendenz zu einer vergrößer- ten protektiven HDL-Chole- sterin-Fraktion bei gleichzei- tig deutlichem Absinken der LDL-Fraktion.

Mit den vasoaktiven Wir- kungen von Celiprolol setzte sich Privatdozent, Dr. Curt Diehm, Heidelberg, ausein- ander. Während konventio- nelle, nicht-selektive Beta- blocker häufig zu einer Ver- schlechterung der peripheren.

Durchblutung führen und so- mit selbst bei Gefäßgesunden Nebenwirkungen wie kalte Füße, Kribbeln in den Bei- nen oder sogar Impotenz her- vorrufen können, zeigte Ce- liprolol sowohl in vitro, wie auch in vivo eine gefäßerwei- ternde Wirkung. Wahr- scheinlich bedingt durch ei- nen schwachen alpha-2-blok- kierenden Effekt kommt es zur Abnahme des peripheren Gefäßwiderstandes. Celipro- lol kann daher auch bei Pa- tienten mit arteriellen Ver-

schlußerkrankungen bis ein- schließlich Stadium II nach Fontaine ohne die Gefahr ei- ner Verschlechterung einge- setzt werden. Gleiches gilt beim Vorliegen eines Ray- naud-Phänomens. Celiprolol erscheint somit als eine inter- essante Alternative für die

Nach dem Muster eines Schulungsprogramms für Diabetiker hat eine Arbeits- gruppe der Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universität Düsseldorf ein Progamm für Hochdruck- kranke entwickelt. Wie Dr.

Viktor Jörgens beim 4. Hei- delberger Herz-Kreislauf- Symposium der Röhm-Phar- ma erläuterte, das unter der Leitung des Düsseldorfer Professors Karl Hayduk stand, läuft dieses Programm seit einigen Monaten. In Gruppengrößen zwischen vier und acht Patienten — es ist günstig, Übergewichtige von Normalgewichtigen zu trennen — läuft die Schulung in vier Doppelstunden inner- halb eines Monats.

Danach wissen die Kran- ken alles über Gewichtsre- duktion und Diät, Alkohol und Kochsalz. Aber auch das Blutdruckmessen wird geübt.

Die Erkenntnis ist alt:

1935 wurde von Zwillinger in Prag eine Kasuistik unter dem Titel „Über die Magne- siumwirkung auf das Herz`

Zwillinger hatte Patienten mit Extrasy- stolen, paroxysmalen Tachy- kardien oder Kammerflim- mern mit Magnesium behan- delt und die erfolgreiche anti- arrhythmische Therapie an- hand von EKG-Kurven do- kumentiert. Nunmehr erfährt Tromcardin® (Kalium-Ma- gnesium-Aspartat), seit im- merhin dreißig Jahren im

ärztliche Verordnung, da es auch bei solchen Patienten eingesetzt werden kann, bei denen auf Grund spezifischer Vorerkrankungen eine Be- tablocker-Therapie bisher nicht indiziert schien.

Dr. med.

Bernd Kleine-Gunk

Diese „interaktionell arbei- tenden Gruppen" (Hayduk) können natürlich nicht allein vom Arzt nach einem Zehn- bis Zwölfstundentag über- nommen werden. Und so de- monstrierte in Heidelberg Ulrike Didjurgeit, wie her- vorragend die Arzthelferin diese Kurse leiten kann.

Daß ein Patienten-Grup- pen-Gespräch „Bluthoch- druck" gut ankommt, hat der Freiburger Medizinsoziologe Professor Jürgen von Trosch- ke kürzlich nachgewiesen. So zeigten sich 42 Prozent von 93 Patienten sehr zufrieden, 53 Prozent zufrieden, je zwei Prozent mäßig oder unzufrie- den und ein Prozent sehr un- zufrieden. Compliance und

Arzt-Patienten-Verhältnis hatten sich bei 21 Prozent sehr stark, bei 48 stark, bei 29 etwas, beim Rest wenig oder gar nicht verbessert.

Monika Schuffels

Handel, seit drei Jahren eine Renaissance, so war auf einer Pressekonferenz, die der Arzneimittelhersteller Trommsdorff Mitte Novem- ber in Kerkrade gab, zu hö- ren.

Trommsdorff wird in Kür- ze das Ergebnis einer offenen Multizenterstudie veröffent- lichen, in die 2009 Prüfproto- kolle von 653 niedergelasse- nen Ärzten eingingen. Ziel dieser Studie war es, die anti- arrythmische Wirkung von.

Tromcardin forte® nachzu- weisen. In die Studie aufge-

Gruppen-Training für Hypertoniker

Neu untersucht:

Magnesium gegen Rhythmusstörungen

A-48 (54) Dt. Ärztebl. 84, Heft 1/2, 2. Januar 1987

(2)

nommen wurden Patienten, älter als 40 Jahre, mit Herz- rhythmusstörungen der Lown-Klassifikation II-IVa, einer Herzinsuffizienz II-IV (nach der NYHA), die au- ßerdem Digitalis und Diureti- ka (keine kalium- und ma- gnesiumsparenden) , erhiel- ten. Nach 50 Behandlungsta- gen mit Tromcardin forte®

konnte bei den Patienten ei- ne deutliche Verringerung von ventrikulären Extrasy- stolen dokumentiert werden.

Prof. Dr. med. Heinz Zumkley, Münster, ergänzte, daß Rhythmusstörungen al- lerdings nicht allein mit Ma- gnesium behandelt, Antiar- rhythmika aber damit einge- spart werden können. Er wies darauf hin, daß Magne- siummangel heute häufig auch verursacht werde: durch Saluretika, das Zytostatikum Cisplatin oder das Immun- suppressivum Cyclosporin.

Insbesondere bei Glykosid- therapie kann es bei gleich- zeitigem Magnesiummangel zu Rhythmusstörungen kom- men, da Digitalis ebenso wie Magnesium die ATPase

In der antiischämischen Therapie bei koronarer Herz- krankheit werden die früher enthusiastisch verordneten Betablocker heute kritischer eingesetzt und als Therapeu- tika der zweiten Wahl zuneh- mend durch Kalziumantago- nisten verdrängt. Hier be- währen sich aufgrund ihrer auch kardialen Angriffspunk- te besonders die Substanzen vom Typ Verapamil.

Bei etwa jedem zweiten im Alter über 50 lassen sich nennenswerte arterioskleroti- sche Veränderungen an den Koronarien feststellen, so Professor Hartmut Gülker von der Universität Münster anläßlich des 1. Expertenge- sprächs „Koronare Herz- krankheiten" 1986 in Rüdes- heim, gesponsert von den chemischen Werken Minden.

der Natrium/Kalium-Pumpe an der Myokardmembran hemmt. Beachtenswert auch, daß ein Kalziummangel im- mer auch mit Magnesiumman- gel einhergeht und Magnesi- umionen als natürliche Kalzi- umantagonisten die deletäre Kalziumüberladung der Zelle bremsen. Inwieweit die Ma- gnesium-Therapie auch bei normalen Konzentrationen des Magnesiums im Serum eingesetzt werden sollte, etwa als natürlicher Kalziumant- agonist bei Hochdruck oder bei Infarkt- und Risikopatien- ten, um den gefürchteten ven- trikulären Extrasystolen vor- zubeugen, dies bleibt vorläu- fig noch offen. Eine prophy- laktische Einnahme von Ma- gnesium als kardioprotektives Kation, so Dr. med. Rolf Zis- koven, St. Augustin, kann nicht empfohlen werden. Für den KHK-Patienten mit Rhythmusstörungen befür- wortet er jedoch Magnesium als durchaus sinnvolles adju- vantes antiarrhythmisches Therapeutikum.

Dr. med.

Cornelia Herberhold

Schon mäßiggradige organi- sche Einengung an den Herz- kranzgefäßen können fatale Folgen haben, wenn sich dort Spasmen aufpfropfen. Dies und die therapeutischen Kon- sequenzen werden mehr und mehr erkannt, betonte Pro- fessor Gisbert Kober, Chair- man der Veranstaltung, vom Zentrum der Inneren Medi- zin in Frankfurt.

Für die doch recht große Gruppe von Herzpatienten, die zu Koronarspasmen nei- gen, sind nämlich Betablok- ker ausgesprochen ungünstig:

Neben einer Erhöhung des Gesamtwiderstandes im Ko- ronargefäßsystem können sie Spasmen geradezu begünsti- gen. Kober wies auf eine gro- ße französische Studie hin, bei der sich unter Provoka- tion mit Ergotamin (ohne Be-

Prof. Hartmut Gülker, Münster:

Bei jedem Zweiten über 60 ist eine Koronarsklerose zu finden

tablocker) Spasmen in 8,7 Prozent nachweisen ließen, nach Gabe dieser Medika- mente aber in 20,8 Prozent der Fälle.

Im Gegensatz zum Nifedi- pin, das nur vaskuläre Wir- kung zeigt und die Herzfre- quenz sogar erhöht, besitzen die Kalziumantagonisten vom Typ des Verapamil oder Diltiazem auch direkte kar- diale Angriffspunkte zum Beispiel auf Sinus- und AV- Knoten. Neben der antiangi- nösen Wirkung ist dadurch eine gerade für den Koronar- patienten günstige Senkung

Prof, Gisbert Kober: Kalzium- antagonisten vom Verapamiltyp setzen sich bei KHK durch

des 0 2-Verbrauchs zu errei- chen. Die antiarhythmische Potenz von Verapamil kann auch lebensbedrohli- chen Komplikationen der KHK wie ventrikulären Rhythmusstörungen, supra- ventrikulären Reentrytachy- kardien und der Entwicklung von primärem Kammerflim- mern entgegenwirken.

Im Vergleich zum Nifedi- pin schneidet der Kalziuman- tagonist Gallopamil, ein Me- thoxyderivat des Verapamil, deutlich besser ab: Die leich- te negative Chronotropie un- ter Gallopamil ist therapeu- tisch erwünscht, die reflekto- rische Frequenzsteigerung unter Nifedipin aber von Nachteil. Bei geringer Sub- stanzbelastung zeigt Gallopa- mil eine äußerst günstige Nutzen/Risiko-Relation, wie jetzt auch bei einer großange- legten Studie durch 2149 nie- dergelassene Ärzte mit ins- gesamt 18 627 Patienten do- kumentiert werden konnte.

Der Kalziumantagonist Nife- dipin, so die Warnung Ko- bers, kann koronare Durch- blutungsstörungen und Angi- na pectoris dagegen sogar verstärken: Dies betreffe zehn bis zwanzig Prozent der mit diesem Typ behandelten Patienten. Als Ursache dafür werden Stealmechanismen diskutiert.

Generell gilt es, so forder- te Kober, die „erheblichen pharmakokinetischen und -dynamischen Unterschiede zwischen den verschiedenen Kalziumantagonisten diffe- rentialtherapeutisch zu nut- zen." Zwischen den einzel- nen Nitraten und Betablok- kern gebe es keine derartigen, Wirkungsunterschiede. Neu- este angiographische Befun- de Kobers weisen darauf hin, daß Kalziumantagonisten vom Verapamiltyp sogar pro- tektive Effekte auf die alters- bedingte Kalziumeinlagerung und Atherombildung an der Gefäßwand haben und nicht nur die Progredienz der Ko- ronarsklerose vermindern, sondern auch Regression be- reits vorhandener Arterien- stenosen erzielen können.

Hans Jürgen Richter

Nützliche Vorteile von Gallopamil und Verapamil bei KHK

A-50 (56) Dt. Ärztebl. 84, Heft 1/2, 2. Januar 1987

Referenzen

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