• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Auswirkungen eines Atomkriegs auf das Gesundheitswesen (II): Entgegnung" (01.05.1985)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Auswirkungen eines Atomkriegs auf das Gesundheitswesen (II): Entgegnung" (01.05.1985)"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Atomkrieg

als Arzt für die Menschheit tätig zu werden, als mitzu- wirken bei der Aufklärung über die entsetzlichen Fol- gen eines Nuklearkriegs, um damit zum Umdenken und Neudenken der Ver- antwortlichen in aller Welt beizutragen und den Aus- bruch eines solchen schrecklichen Krieges zu verhüten. Die Sektion der IPPNW steht daher voll und ganz hinter den Intentio- nen und Aussagen der

Weltgesundheitsorganisa- tion und nicht zur offiziö- sen Stellungnahme der

Bundesärztekammer.

Prof. Dr.

Ulrich Gottstein Vorstandsmitglied der IPPNW —

Bundesrepublik Deutschland

Nibelungenallee 37-41 6000 Frankfurt

Entgegnung

Die Kommentierung des Berichtes des „Internatio- nalen Fachausschusses Medizin und Gesundheits- wesen" der Weltgesund- heitsorganisation zu den Auswirkungen eines Atom- kriegs auf die Gesundheit und das Gesundheitswe- sen erfolgte im Auftrag der hierfür zuständigen Gre- mien der Bundesärztekam- mer aus der Sicht ihrer Ge- schäftsführung. Hierbei wurden sämtliche Ent- schließungen Deutscher Ärztetage seit 1958 ebenso berücksichtigt wie die Mei- nungsbildung in den ärzt- lichen Selbstverwaltungs- körperschaften Öffent- lichen Rechtes, welche so- wohl durch deren Vertreter in der Ständigen Konfe- renz „Sanitätswesen im Katastrophen-, Zivilschutz

und in der Bundeswehr"

als auch im Vorstand der Bundesärztekammer durch die Präsidenten der Landesärztekammern er- folgte. In dem von Vertre- tern der IPPNW — Bundes- republik Deutschland — re- präsentiert durch Prof. Dr.

U. Gottstein kritisierten Kommentar, wurde, um auch letzte Verständnis- probleme auszuräumen, die Auffassung der demo- kratisch legitimierten Be- schlußorgane der mittler- weile über 190 000 Ärzte wiedergegeben. Wenn aus der Sicht der IPPNW ande- re inhaltliche Vorstellun- gen zur Kommentierung bestehen, so sei dies Min- derheitenvotum aus Grün- den des Demokratiever- ständnisses toleriert.

Vertretern der IPPNW, aber auch Herrn Prof. Dr.

U. Gottstein, muß zum wie-

derholten Male die Doku- mentation der Ärztetags- entschließungen zu die- sem Thema ebenso zur Lektüre empfohlen wer- den wie die Fülle von Ver- öffentlichungen, Presse- verlautbarungen der Bun- desärztekammer und ihrer demokratisch gewählten Repräsentanten.

Ohne auf die von sektora- ler Betrachtungsweise ge- prägte inhaltliche Kritik des angesprochenen Kom- mentars näher eingehen zu wollen, müssen einige falsche Aussagen richtig- gestellt werden.

Die Bundesärztekammer als Arbeitsgemeinschaft der Westdeutschen Ärzte- kammern (Körperschaften Öffentlichen Rechtes) kann überhaupt nicht Mitglied der Weltgesundheitsorga- nisation sein, da in den Un-

s chutz

NACHWEISBARE PENETRATION UND THERAPEUTISCH WIRKSAME BLUTSPIEGEL.

.g/n,1

Stunden 2 a 6 8

Mittlere ISDN-Plasmakonzentration nach kutaner Verabreichung vor:

2 Sprühstößen TD Spray Iso Mack (n = 12).

LANGZEITWIRKSAM UND ZUVERLÄSSIG ANTIANGINÖS.

ANWENDUNGSBEQUEM.

MIT EXAKTER EINZELDOSIS (30

mg

ISDN/SPRÜHSTOSS).

KEINE

PFLASTERALLERGIEN.

GÜNSTIG IN DEN

TAGESTHERAPIE-KOSTEN.

(2)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Atomkrieg

tergliederungen der Ver- einten Nationen und damit auch der Weltgesundheits- organisation allein die je- weiligen Regierungen als staatliche Organe reprä- sentiert werden, Die Bun- desärztekammer ist Mit- glied des Weltärztebun- des, dem nur ärztliche Or- ganisationen, die vom Staat unabhängig sind, an- gehören.

Herrn Prof. Dr. Gottstein wurde in Helsinki Anfang Juni 1984 eingehend dar- gestellt, warum es der Bundesärztekammer noch nicht möglich war, die WHO-Studie zu veröffent- lichen. Zu dem damaligen Zeitpunkt lagen der Bun- desärztekammer drei inof- fizielle Übersetzungen vor, welche in den hierfür zu- ständigen Gremien der Bundesärztekammer bera- ten worden waren. Die Bundesärztekammer war der Auffassung, daß der für die ärztliche Versorgung wesentliche Teil der Studie mit einem Kommentar ver- sehen, nach Erscheinen der offiziellen deutschen Fassung der WHO-Studie im Deutschen Ärzteblatt abgedruckt werden sollte.

Am 6. Oktober 1984 hat der Regionaldirektor für Euro- pa der WGO, Dr. L. A. Ka- prio, eines der ersten Ex- emplare der offiziellen deutschen Fassung dieser Studie dem Präsidenten der Bundesärztekammer auf dem Gesundheitstag in Bremen übergeben. Sofort nach Erhalt dieser offiziel- len deutschen Fassung wurden dann die notwen- digen Schritte zum Vollzug des Beschlusses des Vor- standes der Bundesärzte- kammer eingeleitet. Die von Herrn Prof. Gottstein zitierte und in Hamburg beziehbare Fassung ist keine Veröffentlichung des WGO-Regionalbüros für Europa, sondern stellt eine inoffizielle Übersetzung der IPPNW dar. Im Impres- sum der WGO-Studie heißt es: „Das Recht der Verviel- fältigung oder Überset-

zung von Veröffentlichun- gen, die das WGO-Regio- nalbüro für Europa heraus- bringt, auszugsweise oder in toto kann im WGO-Re- gionalbüro für Europa be- antragt werden."

Die offizielle deutsche Fas- sung der WGO-Studie kann in der Bundesrepu- blik Deutschland im Govi- Verlag GmbH, Eschborn, bei W. E. Saarbach, Köln, und bei Alex Horn, Wiesba- den, angefordert werden.

Wenn Herr Prof. Dr. Gott- stein von „Sinn und Unsinn von Ausbildung in Nuklear- kriegsmedizin" und über

„Sinn und Unsinn von Tria- geübungen" seine oder die Meinung der IPPNW darstellt, sei Vertretern der IPPNW erneut und zum wiederholten Male deut- lich gemacht, daß es in der Bundesrepublik Deutsch- land keine „Nuklearkriegs- medizin" gibt. Eine solche ist weder in der Approba- tionsordnung noch in der Bundesärzteordnung ent- halten. Auch im Rahmen der ärztlichen Weiter- oder Fortbildung nach erhalte- ner Approbation gibt es ei- ne solche Form der Medi- zin nicht. Im Rahmen der Aus-, Weiter- und Fortbil- dung von Studenten bzw.

Ärzten werden allerdings notfall- und katastrophen- medizinische Inhalte ver- mittelt, welche jedoch nicht im entferntesten mit einer sogenannten Nukle- arkriegsmedizin verwech- selbar sind. Methoden der Verbrennungsbehandlung, der Strahlentherapie und der Unfallchirurgie werden ohne Bezug auf Atom- bombenexplosionen auch Herrn Prof. Dr. Gottstein im Rahmen von Fortbildungs- veranstaltungen bekannt sein.

Noch ein Wort zur Sich- tung. Mittlerweile verste- hen auch Laien die Bedeu- tung, die die Sichtung (so- genannte Triage) von Ver- letzten am Unfall-, Notfall- und Katastrophenort, letzt-

lich auch in einem Vertei- digungsfall, hat und wel- che große Verantwortung dem Arzt dabei obliegt, und sie begreifen, daß nicht dem, der am lau- testen schreit, zuerst ge- holfen werden muß, son- dern jenen mit lebensge- fährlichen Verletzungen der Vorrang bei der ersten ärztlichen Versorgung und beim Transport gebührt.

Um es nochmals kurz zu sagen. Sichtung heißt: Ein- teilung in Dringlichkeitska- tegorien ärztlichen Han- delns, bezogen auf Dia- gnostik, Therapie und Transportpriorität von Ver- letzten und Kranken. Hier- bei dürfen Gründe der Er- krankung oder Verletzung keine Rolle spielen. Tra- gend ist allein die Art der Erkrankung oder Verlet- zung.

Es ist bedauerlich, daß Herr Prof. Dr. Gottstein im angesprochenen Kom- mentar wider besseres Wissen bewußt den Ge- gensatz sucht und kon- sensfähige Aussagen un- terschlagen werden. „Jede sogenannte Friedensinitia- tive, die sich so verhält, daß sie gesellschaftliche Dissoziationsprozesse hin- nimmt oder sogar ver- stärkt, ist ein Widerspruch in sich selbst. Für den Frie- den zu kämpfen kann im- mer nur heißen, miteinan- der im Gespräch zu blei- ben (H. E. Richter, Psycho- logie des Friedens)". Ein skotomartiger Gesichts- feldausfall führt dann dazu, daß allein eine bei uns nicht existente „Ausbil- dung für den Nuklear- krieg" abgelehnt wird. Ei- ne solche gibt es aller- dings in der UdSSR und wird nach dem Lehrbuch für die Studierenden von Hochschulen mit dem Titel

„Die Zivilverteidigung", Moskau 1977, Verlag „Die Hochschule", gelehrt.

Zur Warnung und zur Ver- hinderung von Kriegen, al- len voran denen, welche

mit Massenvernichtungs- waffen geführt werden, ha- ben Deutsche Ärztetage, wie in dem angesproche- nen Beitrag ausgeführt, mehrfach Beschlüsse ver- abschiedet, welche allen verantwortlichen Politi- kern, den Medien und be- troffenen Institutionen und Verbänden zugeleitet wur- den. Es ist weiterhin zu be- dauern, daß die sektorale Betrachtungsweise nur die Gefahren eines Atomkrie- ges kennt, wo doch die Ge- fahren chemischer und biologischer Waffen, aber auch konventioneller Waf- fen (Dresden 1945 ca.

35 000 Tote in einer Nacht) auch eine nicht zu ver- nachlässigende Bedeu- tung haben.

Bedauernswert ist der in seiner Intention leicht zu durchschauende dialekti- sche Umkehrschluß, der sich auf die offizielle Posi- tion der Bundesregierung zur Verabschiedung der WGO-Resolution bezieht.

Wesentlich an dieser Stelle ist beispielsweise, daß Be- schlüsse Deutscher Ärzte- tage zu den Gefahren und zum Einsatz chemischer bzw. biologischer Kampf- mittel, die die Menschheit in ebenfalls furchterregen- der Weise bedrohen, ver- schwiegen werden.

In der Entschließung heißt es: „Mit Bestürzung und Empörung nimmt der 87.

Deutsche Ärztetag (1984 in Aachen) die Nachrichten über die Verwendung von chemischen Kampfstoffen bei kriegerischen Ausein- andersetzungen in der Welt zur Kenntnis. Die deutschen Ärzte verurtei- len den Bruch internatio- nalen Rechtes (verankert in der Haager Landkriegs- ordnung von 1899 und der Genfer Konvention von 1925), das insbesondere die Anwendung von che- mischen Kampfstoffen grundsätzlich verbietet".

Da sich Prof. Dr. Gottstein auf die Grundnormen ärzt-

1310 (10) Heft 18 vom 1. Mai 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

(3)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BRIEFE AN DIE REDAKTION

lichen Handelns bezieht, so muß seine Auffassung hinsichtlich ärztlicher Prä- ventivmaßnahmen durch den Hinweis ergänzt wer- den, daß der kurative Auf- trag des Arztes sich natür- lich ebenso auf die Folgen menschlicher Unvernunft bezieht, oft auch mit mög- licherweise beschränkte- sten Mitteln. Wenig ver- ständlich ist aber auch, daß Prof. Gottstein von der möglichen Ermordung der Hälfte der betroffe- nen Weltbevölkerung als Kriegsfolge spricht und in diesem Zusammenhang die jährliche Tötung von 55 Millionen ungeborenen Kindern hingenommen wird. Diese besonders ent- täuschende und erschrek-

kende Tatsache der mas- senhaften Verletzung und Mißachtung des Lebens- schutzgebotes und des ärztlichen Gebotes der Ehrfurcht vor dem ganzen menschlichen Leben, von der Empfängnis an bis hin zum Sterbelager, müßte doch die gleiche ärztliche Empörung hervorrufen.

Ohne „Ja zum Leben" gibt es kein überzeugendes und damit kein wirksames

„Nein zum Krieg" oder „Ja zum Frieden".

Dr. med.

M. PopoviC/BÄK

Die Aussprache ist damit beendet (vgl. auch die in Heft 14 bereits erschiene- nen Briefe). DÄ

AMNESTY

Zur Hinrichtung durch die Giftspritze in Texas:

Wir protestieren

Mit Bestürzung hat der Ar- beitskreis Medizin—Psy- chologie den Bericht über die Hinrichtung des Mör- ders Stephen Peter Morin am 13. März 1985 im Ge- fängnis von Huntsville/Te- xas zur Kenntnis genom- men. Nicht, daß zum wie- derholten Male in den USA ein zum Tode Verurteilter durch eine Giftinjektion exekutiert wurde, nein, auch die Art und Weise, unter welchen Umständen diese Hinrichtung voll- streckt wurde, erzeugt Ab-

scheu und Fassungslosig- keit.

Man stelle sich vor: Ein De- linquent liegt angeschnallt auf einer Bahre, während ein Sanitäter 40 erbar- mungslose lange Minuten versucht, eine Kanüle in dessen Arm zu plazieren.

Dann endlich kann das töd- lich wirkende Gift injiziert werden. So geschehen am 13. März 1985 zwischen 00.04 Uhr und 00.44 Uhr. 11 Minuten später war Ste- phen Peter Morin tot.

Wir stellen hierzu fest:

Durch Hinrichtungen die- ser Art wird mehrfach ge- gen die in der Menschen- rechtskonvention der UNO verbrieften Rechte versto- ßen.

Vertrauen aus Erfahrung

Mehr als 1.500 wissenschaftliche Publikationen bestätigen international die therapeutische Zuverlässigkeit von Canesten.

Breitspektrum-Antimykotikum

Bezeichnungen/Zusammensetzung Canesten-Creme 50 mazol); Canesten-Lösung 50 ml (0,5 g Clotrimazol); Canesten-Puder 30 g (0,3 g Clotrimazol);

Canesten-Spray 75 g (0,25 g Clotrimazol). Indikationen Alle atomykosen. Nebenwirkungen Die örtliche Verträglichkeit von Canesten ist einwandfrei, nur gele- gentlich können Hautreaktionen vorkommen. Handelstormen/Preise Canesten-Creme 20 g Tube DM 15,95, 50 g Tube DM 35,40; Canesten-Lösung 20 ml Flasche DM 15,95, 50 ml Flasche DM 35,40; Canesten-Puder 30 g Streudose DM 20,10; Canesten-Spray 75 g Sprühdose DM 22,95.

Bayer

Leverkusen

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 18 vom 1. Mai 1985 (11) 1311

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

land. 70,7 Prozent erlebten Unter- schiede in der Berufsausübung. Inso- fern wurde die in der Regel einjährige Anpassungszeit als die Chance für den Berufseinstieg angesehen und

Offizielle Veröffentlichungen der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung als Herausgeber des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES — Ärztliche Mitteilungen sind

Sicher gibt es auch Fälle, in de- nen eine Methadon-Therapie mit weniger psychotherapeutischer Un- terstützung sinnvoll und erfolgreich sein kann.. Doch legt die Charakteri-

Mehr als drei Viertel der Be- fragten nehmen deshalb auch an, daß sich die Qualität der medizini- schen Versorgung für zahlungsunfä- hige Patienten und für Nutznießer der

Uwe Reinhardt hat 1986 nach einer gesundheitsökonomischen Tagung der Robert-Bosch-Stiftung (Stutt- gart) darauf hingewiesen, daß es unsi- cher sei, ob die Öffnung des

Jahr nach Vorlage der vom Bundestag angeforderten Psychiatrie- Enquete der Bundesregie- rung gibt es immer noch er- hebliche Mängel und Lücken sowohl im ambulanten als auch

Nach Jahren mit nur minimalen Kostensteigerungen als Er- gebnis von Managed Care werden für das amerikanische Gesundheitswesen nun wieder große Kostensteigerungen

Leiten Sie Ihren Patienten an, seine Pulsfrequenz zu messen (z.B. unmittelbar nach dem Traben im Weitergehen den Puls- schlag 10 Sekunden lang zu zählen) und den Minutenwert