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Archiv "Gesundheitswesen in den USA: US-Senioren bangen um Versicherung" (06.05.2011)

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A 994 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 18

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6. Mai 2011

GESUNDHEITSWESEN IN DEN USA

US-Senioren bangen um Versicherung

Steigende Gesundheitskosten und ein milliardenschweres Defizit setzen die staatliche Krankenversicherung für Rentner unter Druck. Die Republikaner wollen das fast 50 Jahre alte Programm privatisieren. Präsident Barack Obama spielt da nicht mit.

D

ie Pläne lagen bereits seit ge- raumer Zeit in der Schubla- de. Nun sind sie auf dem Tisch: Die Republikaner wollen Medicare, die staatliche Krankenversicherung für Senioren und Behinderte, privati- sieren. Anfang April stellten die Konservativen ein Konzept vor, das den Rückzug des Staates aus der Gesundheitsversorgung für 47 Mil- lionen Amerikaner vorsieht. Der Grund: Medicare ist einer der größ- ten Brocken im Haushalt der USA.

Das Programm verschlingt circa 450 Milliarden US-Dollar jährlich, Tendenz seit Jahren steigend. In der Privatisierung sehen die Republika- ner die einzige Möglichkeit, die Gesundheitsversorgung der älteren Generation zu sichern und gleich- zeitig der Schuldenfalle zu entkom- men. Je weniger Staat, desto besser – ist zudem eine republikanische Grundüberzeugung.

Bislang übernimmt der amerika- nische Staat den Großteil der Kos- ten für Krankenhausaufenthalte und ambulante Gesundheitsleistungen seiner Senioren. Versorgungslücken decken private Zusatzversicherun- gen ab. Anspruch auf die staatliche Leistung haben Amerikaner ab dem 65. Lebensjahr. Sie müssen zuvor mindestens zehn Jahre in das Sys- tem einbezahlt haben.

Limitierte Leistungen

Der Plan der Republikaner bedeutet das Ende von Medicare, wie es die US-Bürger seit 1965 kennen. Er ist radikal. Die Konservativen wollen, dass die Regierung künftig nicht mehr direkt für die Gesundheitsver- sorgung der Senioren aufkommt, sondern stattdessen Beiträge an ei- nen privaten Versicherungsanbieter zahlt. Diesen dürften die US-Bür- ger bei Eintritt ins Rentenalter frei wählen. Die Zahlungen des Staates

werden dadurch limitiert. Der Nach - teil liegt auf der Hand: Wer mehr Geld für seine Gesundheitsversor- gung braucht, als die ausgewählte Police hergibt, muss aus eigener Ta- sche draufzahlen. Die Republikaner argumentieren, dass die Senioren auf diese Weise umsichtiger mit Gesundheitsleistungen umgingen.

Gleichzeitig soll der Wettbewerb unter den Versicherern für günstige Angebote sorgen. Beides soll die Kosten im Gesundheitswesen sen- ken. Oberstes Ziel ist es aber, die Staatskasse zu entlasten. Die Priva- tisierung soll – sofern politisch möglich – 2022 beginnen.

Der größte Kritikpunkt an dem Vorhaben ist, dass es nicht bei den Gesundheitsausgaben ansetzt, son- dern die Belastungen vom Staat zum Bürger umschichtet. Gesund- heitsexperten befürchten, dass die Versorgung für Senioren deutlich teurer werde, sollte das Konzept umgesetzt werden.

Präsident Barack Obama indessen lehnt eine Privatisierung des Sozial- programms strikt ab: „Wir dürfen nicht das Bild von Amerika opfern, an das wir glauben. Und solange ich Präsident bin, werden wir das auch nicht tun.“ Die US-Regierung werde weiter für die medizinische Versor- gung der Senioren aufkommen. Die dringend benötigten Einsparungen versucht der Präsident mit anderen Mitteln zu erreichen. Obama will

„verschwenderische Subventionen“

für bestimmte Versicherungspolicen streichen, unnötige Behandlungen vermeiden, Fehlzahlungen beenden und die Gesundheitsausgaben drü- cken. Die se Vorhaben sind in die Ge- sundheitsreform eingebettet. Details zur Umsetzung stehen allerdings an vielen Stellen noch aus.

Amerikaner mögen Medicare Eine Reform von Medicare birgt ein hohes politisches Risiko. Das Programm ist bei den US-Bürgern sehr beliebt. Doch es besteht Hand- lungsbedarf: Die US-amerikanische Bevölkerung altert, und die tradi - tionell schon hohen Pro-Kopf-Ge- sundheitsausgaben steigen kontinu- ierlich. Die Gelder, die ins System fließen, decken die Ausgaben nicht.

Medicare steht in einigen Jahren vor dem finanziellen Kollaps.

Vorerst hat der Vorstoß der Repu- blikaner jedoch keine Aussicht auf Erfolg. Ihre Mehrheit im Repräsen- tantenhaus reicht nicht, um die Ini- tiative durchzubringen. Allerdings wird der Vorschlag die Diskussio- nen der kommenden Monate be- stimmen. Die nächste Wahl ist nicht weit. Ende 2012 werden die Ameri- kaner an die Urnen gerufen. Dann entscheidet sich, in welche Richtung es für die Gesundheitsversorgung der Senioren in den USA geht. ■

Nora Schmitt-Sausen Medicare, dem

staatlichen Gesund- heitsprogramm für US-amerikanische Rentner, droht der finanzielle Kollaps.

Das System ist kaum mehr bezahlbar. Eine Reform ist unaus- weichlich. Die Frage ist nur: Wie soll sie aussehen?

Foto: iStockphoto

P O L I T I K

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