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Eldg. Forschungsanstalt WSL Institut fMl!ral de recherches WSL lstltuto federale dl rlcerca WSL Swiss Federal Research Institute WSL Ein Institut des ETH-Bereichs
Waldschutz Aktuell - 2 / 2008
Auffälliges Auftreten verschiedener Nadelpilze
15. Oktober 2008
Ab Mitte Sommer konnten im Alpenraum auffällige, gelbe Verfärbungen des jüngsten Nadeljahrganges der Fichten beobachtet werden. Ursache dieser Verfärbungen ist ein Befall der Bäume durch den Fich- tennadel- oder Alpenrosenrost (Chrysomyxa rhododendn), ein zwischen der Fichte und der Alpenrose wirtswechselnder Pilz. Die gelbe Farbe entsteht durch die Massen von Pilzsporen, welche im Hochsom- mer auf den Fichtennadeln gebildet werden. Da nur der jüngste Nadeljahrgang befallen wird, ist mit keiner nachhaltigen Schädigung der befallenen Bäume zu rechnen.
Auffällige Nadelverfärbungen konnten im Sommer in weiten Teilen des Landes auch bei den Lärchen festgestellt werden. Auch hier waren, nebst saugenden Fichtengallenläusen (Ade/ges sp., Sacchiphantes sp.) überwiegend Nadelpilze für die Verfärbungen verantwortlich. Dabei handelte es sich einerseits um einen Befall durch die Meria-Lärchenschütte (Meria laricis), andererseits um die Braunfleckigkeit der Lärche (Mycosphaerella laricina). Eine sichere Bestimmung des Erregers ist jeweils nur mit dem Mikro- skop möglich. Im Feld und von Auge betrachtet, kann die Art der Kronenverfärbung jedoch einen Hinweis auf den Verursacher geben. Während bei einem Befall durch Mycosphaerella /aricina die Krone einen eher rotbraunen Aspekt aufweist und die Verfärbung im unteren Kronenbereich beginnt (Abb. 1 ), er- scheint bei einem Meria-Befall die ganze Krone in einem eher graubraunen Aspekt (Abb. 2). Das häufige Auftreten der beiden Nadelpilze dürfte auf die nasse Witterung im Frühsommer 2008 zurückzuführen sein. Bei der geographischen Verbreitung konnten keine Unterschiede beobachtet werden. So konnten in vielen Regionen, ja sogar in unmittelbarer Nachbarschaft Lärchen mit Meria-und solche mit Mycosphae- rella-Befall festgestellt werden. Der Befall eines Baumes durch beide Pilzarten konnte im laufenden Jahr jedoch nicht nachgewiesen werden.
Abb. 1: Mycosphaerella-Befall: Die Verfärbung beginnt Abb. 2: Meria-Befall: Die ganze Krone ist graubraun ver- im unteren Kronenbereich. Die Nadeln in der Oberkrone färbt.
bleiben grün.
Abb. 3: Die Lecanosticta-Nadelbräune an Berg- föhren in Gartenanlagen.
Triebsterben bei Eschen
Im Ziergartenbereich ist seit 2007 eine markante Zunahme der Lecanosticta-Nadelbräune zu verzeichnen (Abb. 3). Der Pilz (Lecanosticta acico/a) verursacht eine ausgepräg- te Nadelschütte, wobei sich in der Schweiz bis heute der Befall auf Bergföhren beschränkt. Der Pilz kann jedoch alle einheimischen Föhrenarten schädigen und ist als Quarantäneorganismus (EPPO A2) eingestuft. Der Verlauf der Befallsentwicklung kann neu unter www.waldschutz.ch
--> "Verbreitungskarten" eingesehen werden. Unter dieser
Rubrik ist die Ausbreitung einiger weiterer ausgewählter Organismen dargestellt.
Zusätzliche Angaben mit Fotos zu den oben erwähnten Krankheiten und Schädlingen findet man unter www.waldschutz.ch --> "Diagnose online".
In der Region Baselland / Solothum wurde im Sommer das Welken von Wipfel- und Seitentrieben an ein- zelnen jungen Eschen bis Dickungsalter gemeldet (Abb. 4). Die befallenen Eschen wiesen am Stämm- chen elliptische Rindennekrosen auf, in deren Zentrum sich häufig ein abgestorbener Seitenzweig befand (Abb. 5). Weitere derart erkrankte Jungeschen wurden vereinzelt auch in den Kantonen Zürich und Aar- gau gefunden. Es besteht der Verdacht, dass der Pilz Chalara fraxinea diese Symptome verursacht, wie dies auch bereits in verschiedenen Ländern Mitteleuropas beschrieben wurde (KIRISITS et al. 2008). Her- kunft und Bedeutung dieses Pilzes, insbesondere seine Rolle beim Zweigsterben an Alteschen, bedürfen jedoch noch weiterer Abklärungen.
KIRISITS, T.; MATLAKOVA, M.; MOTTINGER-KROUPA, S.; HALMSCHLAGER, E., 2008: Verursacht Cha/ara fraxinea das Zurücksterben der Esche in Österreich? Forstschutz Aktuell 43: 29 - 34.
Abb. 4: Junge Eschen mit welken Gipfeltrieben. Abb. 5: Rindennekrosen mit abgestorbe- nem Seitenzweig im Zentrum deuten auf einen möglichen Chalara-Befall hin.
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Verstärkter Befall durch die gefährliche Weisstannentrieblaus
Abb. 6: Jungtanne mit starkem Befall durch die Gefährliche Weisstannentrieb- laus (Dreyfusia nordmannianae).
Triebabbiss und Schälschäden
In den vergangenen Monaten sind in den Schweizer Voralpen vermehrt Schäden durch die Gefährliche Weisstannentrieb- laus (Dreyfusia nordmannianae) aufgetreten (Abb. 6), so bei- spielsweise in den Kantonen St. Gallen, Schwyz, Luzern und
Bern. Häufig betroffen sind Tannenverjüngungen auf ehemaligen
Sturmflächen, zum Teil aber auch junge Bäume unter Schirm.
Die Saugschäden führen zu Kronenverbuschungen und zum Ab- sterben einzelner Tannen. Auslöser für den Befallsschub war vermutlich die warm-trockene Witterung vom April 2007. Damals herrschten ideale Bedingungen, als die überwinterten Laus- Larven auf die neuen Triebe krochen.
Bekämpfungsmassnahmen zeigen leider nicht immer den ge- wünschten Erfolg. Bei flächigem Befall wird die Tanne oft derart stark dezimiert, dass sie lokal ausfällt. Unter solchen Bedingun- gen nützen Massnahmen nichts mehr. Bei mosaikartigem Auftre- ten kann hingegen ein punktuelles Heraushauen stark befallener Tannengruppen dazu dienen, zukünftige Ausfälle so weit zu be- grenzen, dass eine möglichst grosse Anzahl noch intakter Jung- tannen überlebt.
Nach 2005 in Wolfertswil (SG) und 2006 in Kirchberg (SG) wurde dieses Jahr in der gleichen Region des Kantons St. Gal- len erneut an einer grösseren Anzahl von Tannen ein Triebab- biss auf 2-4 m Höhe (sog. "Giraffenverbiss") festgestellt (Abb.
7); diesmal in Mogelsberg. Auch in Bayern und im Fürstentum Liechtenstein wurde dieses Phänomen in jüngster Zeit beobach- tet. Während im Kanton St. Gallen das Phänomen mit grosser Sicherheit dem Eichhörnchen (Sciurus vu/garis) zuzuschreiben ist, werden andernorts auch Vögel wie der Eichelhäher (Garru- lus g/andarius) oder der Kernbeisser ( Coccothraustes coc- cothraustes) als Verursacher vermutet. Während Eichhörnchen scharfe, schräge Abbissstellen zurücklassen, sieht die Trenn- stelle bei Vögeln eher so aus, als ob der Trieb abgedreht oder abgequetscht worden wäre.
In den beiden Appenzell wurden in diesem Sommer von Siebenschläfern (Glis glis) geschälte Bergahorne festgestellt.
Durch den Ausfall der Bäume mussten örtlich bei der Umwand-
Abb. 7: Tanne mit abgebissenen Trieben in Wolfertswil (SG).
lung von nadelholzreichen Beständen in standortsgemässe Laubmischwälder empfindliche Rückschläge hingenommen werden.
"Waldschutz Aktuell - 2 / 2008"
Franz Meier, Roland Engesser, Beat Forster, Alexander Angst, Oswald Odermatt
Waldschutz Schweiz WSL, 8903 Birmensdorf
... Baum- und Waldkrankheiten selber bestimmen ...
http://www.waldschutz.ch "Diagnose online"
URL: http://www.waldschutz.ch/wsinfo/wsaktuell DE