0
Eldg. Forschungsanstalt WSL Institut federal de recherches WSL lstituto federale dl ricerca WSL Swiss Federal Research Institute WSL Ein Institut des ETH-Bereichs
23. Juli 2007
Waldschutz Aktuell - 3 / 2007
Eichenprozessionsspinner in der Nordwestschweiz
In den beiden Basel, im nördlichen Aargau sowie in den Kantonen Solothurn und Jura ist in den vergange- nen Wochen der Eichenprozessionsspinner (Thaume- topoea processionea) verstärkt aufgetreten. Vereinzelt konnten auch im Waadtland durch Raupen kahl ge- fressene Eichen beobachtet werden. Die warmen Sommer der letzten Jahre förderten die Vermehrung dieser Schmetterlingsart. Die fehlende Blattmasse wurde durch Johannistriebe ersetzt - die Bäume nah- men keinen grossen Schaden.
Abb. 1: Rau pennest an einer Eiche. Foto: B. Wer- melinger, WSL.
Zahlreiche Personen kamen aber mit den Brennhaaren der Raupen in Kontakt, was zu unliebsamen Hautent- zündungen führte. Inzwischen haben die Raupen ihren Frass abgeschlossen und sich in den Gespinstnestern am Stamm oder an dicken Ästen verpuppt (Abb.
1 ). Die Falter fliegen im Juli und August und legen in den Eichenkronen ihre Eier ab, welche bis im nächsten Frühling überdauern. In verlassenen Gespinstnestern oder im Gras unter den Eichen können auch jetzt noch Häutungsreste mit Brennhaaren vorhanden sein. Solche Eichen sind bis im nächsten Frühjahr weiterhin zu meiden. Auf Eichenholz in Rinde können die Brennhaare sogar noch länger über- dauern, wenn dieses von der Witterung geschützt gelagert wird (z.B. Zaunpfähle). Weitere Informationen finden sich unter www.waldschutz.ch ("Diagnose online" oder „Waldschutz Informationen" ➔ ,,Informati- onsplakate").
Feuerbrand - nicht anfassen
In der Deutschschweiz und vereinzelt in den Kanto- nen Jura, Freiburg und Wallis wurde der Feuer- brand nachgewiesen. Diese hochansteckende Bak- terienkrankheit wird durch blütenbesuchende Insek- ten übertragen. Des Weiteren sondern befallene Bäume Schleimtropfen ab, welche aus Tausenden von Bakterien bestehen. Auch dieser Bakterien- schleim kann mit Werkzeugen, Kleidung sowie durch Wind, Regen und Vögel verbreitet werden und zu neuen Ansteckungen führen. Die Krankheit ist in erster Linie eine existenzbedrohende Gefahr für den Erwerbsobstbau, wo Apfel- und Birnbaum- anlagen befallen sind. Ausser Quittenbäumen und Ziersträuchern wie zum Beispiel Cotoneaster-Arten zählen aber auch Gehölze im Wald (Weissdorn, Sorbus-Arten) zu den Wirtspflanzen des Feuer- brandes, weshalb auch diese Baumarten in die Krankheitsüberwachung miteinbezogen werden.
Befallene Pflanzenteile sehen wie von Feuer ver- brannt aus und dürfen wegen der grossen Ver- schleppungsgefahr keinesfalls berührt werden (Abb. 2). Eine selbstständige Probenentnahme ist unbedingt zu unterlassen. Da der Feuerbrand mel-
Abb. 2: Weissdorn mit typischen Feuerbrandsympto- men. Foto: Forschungsanstalt Agroscope Changins- Wädenswil (ACW).
0
depflichtig ist, muss im Verdachtsfall die Meldestelle der Gemeinde oder die Kantonale Fachstelle für Pflanzenschutz/Obstbau informiert werden. Diese Fachstellen organisieren die notwendigen Abklärungen und bei positivem Befund die weiteren Massnahmen. Bei einem Befall im Wald, am Waldrand oder von Feldgehölzen dürfen zwecks Tilgung des Befallsherdes gemäss Chemikalien-Risikoreduktions- Verordnung (ChemRRV) keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Angaben zur aktuellen Feuer- brandsituation, zur korrekten Vorgehensweise im Verdachtsfall sowie umfassende Informationen zur Bio- logie der Bakterienkrankheit finden sich auf den Internetseiten der Forschungsanstalt Agroscope Chan- gins-Wädenswil (ACW) unter www.feuerbrand.ch.
Zweigsterben der Eschen
Abb. 3: Zurücksterben in der Oberkrone der Eschen.
Im Mittelland und weiteren Gebieten der Schweiz kann bei Eschen ab Stangenholzalter ein auffälliges Zurücksterben der Krone fest- gestellt werden (Abb. 3). Eschen auf unter- schiedlichen Standorten sind betroffen. Normal belaubte Eschen stehen neben geschädigten Exemplaren. Die Ursache für das Zurückster- ben, insbesondere in der Oberkrone, ist unbe- kannt. Auf einer aus dem Kanton Bern stam- menden Probe konnte auf den geschwächten Ästen sekundärer Befall durch den Eschen- bastkäfer entdeckt werden. In Österreich, wo das Zweigsterben bereits 2006 beobachtet wurde, konnte an den geschädigten Eschen gelegentlich auch sekundärer Befall durch Rindenpilze nachgewiesen werden. Als Auslö- ser für die Eschenschäden (Cech T.L. 2006) werden Spätfolgen des Trockenjahres 2003 vermutet.
Cech T.L., 2006: Eschenschäden in Österreich. Forstschutz Aktuell, Wien, (37): 18-20 (http://bfw.ac.at/db/bfwcms.web print?dok=5770).
Nadelbäume von Spätfrost überrascht
Im Mittel- und Oberwallis zwischen Sierre und Ulrichen zeigen die Lärchen seit Juni auffällig braune Na- delverfärbungen. Betroffen sind Lärchenbestände oberhalb etwa 1700 m bis hinauf zur Waldgrenze.
Die verfärbten Lärchen sind zum Teil als braune Bänder bereits von weitem zu erkennen. Solche Nadel- verfärbungen an Lärchen findet man zum Beispiel im Raum Gluringen/Reckingen, im Val d'Anniviers bei St. Luc und Chandolin, im Forstrevier Sonnenberge bei Guttet/Erschmatt sowie im Lötschental. Die Na- delschädigung ist das Resultat eines Spätfrostereignisses, welches beim drastischen Temperatursturz Ende Mai erfolgte. Offensichtlich befanden sich die Lärchen im Wallis zur Zeit des Frostes in einem emp- findlichen Stadium. Die frisch ausgetriebenen zarten Nadeln und jungen Zapfen der Lärchen wurden von den Minustemperaturen ab dem 28. Mai überrascht und sind erfroren (Abb. 4 ). Die Nadeln der Kurztriebe spriessen etwa zwei Wochen früher als diejenigen der Langtriebe und sind bei Spätfrösten als erste be- troffen. Stecken die Nadeln zum Teil noch in den Knospen, ist dieser Nadelteil geschützt und bleibt grün.
Solche Schadenbilder wurden auf eingesandtem Probenmaterial wiederholt gefunden und sind typisch für ein Spätfrostereignis. Mehrere Lärchenproben mit braunen Nadelverfärbungen wurden auch hinsicht- lich Pilz- oder Insektenbefall untersucht. Es konnten jedoch weder Insekten noch Pilze gefunden werden, welche das Schadsymptom verursacht haben könnten. Als Folge dieses starken Frostereignisses ist mit einem Zuwachverlust zu rechnen. Ansonsten werden die betroffenen Lärchen erneut austreiben und sich voraussichtlich erholen.
Der Temperatursturz Ende Mai hatte auch in anderen Gebieten der Schweiz Spätfrostschäden zur Folge, wenn auch von geringerem Aus- mass. Es liegen Meldungen aus der Zentralschweiz vor, wo der diesjähri- ge Austrieb von Fichten und Weiss- tannen teilweise erfroren ist. Die ge- schädigten Triebe verfärben sich braun-rot und hängen schlaff herun- ter. Diese Schädigung ertragen die betroffenen Nadelbäume in der Re- gel problemlos.
Beim Kälteeinbruch Ende Mai fielen gebietsweise auch grosse Mengen Neuschnee, so zum Beispiel im Val
Abb. 4: Braune erfrorene Nadeln und Zapfen der Lärche; im kleinen Bild frisch getriebene, gesunde junge Nadeln und Lärchenzäpfchen.
d'Anniviers bis zu 45 cm. Diese Schneemengen hatten Schneelastschäden zur Folge. Gebrochene und umgestürzte Nadelbäume sind verstreut in den betroffenen Beständen anzutreffen (Abb. 5). In diesen können sich Borkenkäfer entwickeln, weshalb in kritischen Beständen die Stämme umge- stürzter Nadelbäume auf Käferbefall kontrol- liert und bei Befall rechtzeitig entnommen oder entrindet werden sollten.
Abb. 5: Vom Schnee umgedrückte Lärche.
"Waldschutz Aktuell - 3 / 2007"
Dr. Roland Engesser, Beat Forster, Alexander Angst, Franz Meier Waldschutz Schweiz (PBMD)
WSL, 8903 Birmensdorf
... Baum- und Waldkrankheiten selber bestimmen ...
http://www.waldschutz.ch "Diagnose online"
URL: http://www.waldschutz.ch/wsinfo/wsaktuell/wsaktuell31d.pdf