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Archiv "Leistenbruchoperationen: Hohe Zufriedenheit der Patienten" (28.07.1995)

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Grafik 1

Krankenhausbehandlung insgesamt Ärztliche Behandlung Pflegerische Behandlung

Zufriedenheit der Versicherten

Befragung drei Wochen noch Entlassung aus dem Krankenhaus. Leistenbruch - OP, HEK - Versicherte (n = 300)

1,3% keine Angaben 3,6 % unzufrieden

0,3 % keine Angaben 7,2 % unzufrieden 1 4,6 % keine Angaben

THEMEN DER ZEIT AUFSÄTZE

Leistenbruchoperationen

Hohe Zufriedenheit der Patienten

Manfred Schubert, Jens Luther, Bernd Werner und Jochen Seidel

Zur Beantwortung von Fragen der Qualitätssicherung (OS) im Bereich der Chirurgie und zur Patientenzufriedenheit wurde von der Hanseatischen Ersatzkasse (HEK), Ham- burg, gemeinsam mit dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) Hamburg am Beispiel Leisten- bruchoperationen geprüft, ob durch eine Patientenbefra-

gung die Zufriedenheit und die Spätergebnisse der behan- delten Versicherten ermittelt werden können. Dazu wurde ein Fragebogen erarbeitet, den alle HEK-Versicherten, älter als 18 Jahre, mit der Entlassungsdiagnose „Leistenbruch"

erhielten; zunächst drei Wochen nach der Krankenhaus- entlassung und ein zweites Mal nach einem halben Jahr.

D

ie Befragung von Patienten mit der Diagnose „Leisten- bruch" begann im Februar 1994 und wurde am 31. De- zember 1994 beendet.

Der Inhalt des Fragebogens um- faßt verschiedene Themen:

1. Einschätzung aus Sicht des Operierten zum Kran-

kenhausaufenthalt:

—Angemessenheit des Entlassungszeit- punktes;

—Zufriedenheit mit der ärztlichen und pfle- gerischen Leistung so- wie der Krankenhaus- behandlung insgesamt.

2. Ermittlung von Befindlichkeit und Komplikationen wäh- rend des Krankenhaus- aufenthaltes, drei Wo- chen beziehungsweise

ein halbes Jahr nach der Entlassung.

3. Ermittlung der Notwendigkeit zur weiteren ambulanten Behandlung aus Sicht des Operierten, drei Wochen beziehungsweise ein halbes Jahr nach der Entlassung.

4. Frage nach der Arbeitsun- fähigkeit („Krankschreibung") bei be- rufstätigen Patienten.

Drei Wochen nach der Krankenhausentlassung

Vom Februar 1994 bis zum 31.

Dezember 1994 wurden 326 Fragebö- gen verschickt. Davon konnten 300 Rückmeldungen erfaßt und ausgewer-

tet werden. Das entspricht einer Betei- ligung von 91 Prozent. Zunächst wer- den die Angaben zum Krankenhaus- aufenthalt dargestellt (Grafik 1). Dar- aus geht hervor, daß die Zufriedenheit bei der operativen Versorgung des Lei- stenbruches bei den meisten Patienten als „gut" einzuschätzen ist. Sie diffe-

riert zwar geringfügig bei der Unter- scheidung nach ärztlicher und pflegeri- scher Behandlung, insgesamt aber sind 89 Prozent der Befragten mit der Krankenhausbehandlung zufrieden.

Darauf haben auch die bedeutsamen Zahlen der Komplikationen, die während des Krankenhausaufenthal- tes von den Patienten bemerkt wurden (Tabelle), keinen Einfluß. Der Patient unterscheidet sehr wohl zwischen ei- nem biologisch bedingten Heilungs- verlauf und seinen Störungen und ei- ner zufriedenstellenden ärztlichen und pflegerischen Behandlung.

Fünf Prozent der Befragten ge- ben an, zu früh entlassen worden zu sein, dagegen sind nur drei Prozent

der Auffassung, der Entlassungster- min habe zu spät gelegen. Der viel- fach gehörte Vorwurf, die Patienten würden im Krankenhaus „festgehal- ten", läßt sich durch diese Selbstein- schätzung nicht belegen. Dabei sind 72 Prozent der Befragten jünger als 65 Jahre, also in der Regel arbeitsfähig

und gesellschaftlich aktiv. Interessant sind die Befragungsergebnisse drei Wochen nach der Entlassung (Gra- fik 2). Mehr als ein Drittel der Patien-

ten (35 Prozent) klagt zu diesem Zeit- punkt über Schmerzen und Mißemp- findungen — eine Zahl, über die kein Kongreß oder kein Lehrbuch etwas berichtet. Ebenso ist die Zahl der Ho- denveränderungen als operationsspe- zifische Komplikation mit sieben Pro- zent bemerkenswert groß. Während des Krankenhausaufenthaltes wurde die Frage nach einer Hodenschwel- lung sogar von 21 Prozent der Befrag- ten bejaht (Tabelle). Das ist eine Grö- ßenordnung, die von allen in Qua- litätssicherungs- oder Nachuntersu- Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 27, 7. Juli 1995 (23) A-2053

(2)

IIMMI1111.111r

DA

Befinden 3 Wochen und 6 Monate nach Entlassung

Leistenbruch - OP, HEK - Versicherte (n = 300)

1

3

3 Wochen nach Entla ssung 6 Monate nach Entla ssung

ei

Schmerzen Mif3empfindung

Hodenveränderung

noch in ärztlicher Behandlung

noch arbeitsunfähig

Uli

THEMEN DER ZEIT

chungsstudien ermittelten Zahlen ab- weicht. In der Regel wird die Kompli- kationsrate „Hodenschwellung" mit etwa einem Prozent geschätzt. Patien- ten erleben den Eingriff, die Be- schwerden und Komplikationen an sich selbst in einem anderen Ausmaß, als es durch die Ergebnisse der klini- schen Untersuchungsprogramme an- genommen wird.

Wegen dieser Beschwerden sind drei Wochen nach der Krankenhaus- behandlung noch 23 Prozent bezie- hungsweise knapp ein Viertel aller Be- fragten in Behandlung. Dies belegt, daß es sich nicht um eine marginale Restgröße handelt.

Die Frage nach der Arbeitsun- fähigkeit wurde von 41 Patienten be- jaht. 36 davon gaben an, wegen der an- haltenden postoperativen Beschwer- den arbeitsunfähig zu sein. Bezogen auf die Befragten, die jünger als 65 Jah- re sind, entspricht das ei-

nem Anteil von 17 Prozent.

Zur Prüfung einer möglichen Altersabhän- gigkeit der mitgeteilten Beschwerden wurden Chi- Quadrat-Teste für die drei Altersgruppen der 18- bis unter 40jährigen, der 40- bis unter 65jährigen und der Gruppe „65 Jahre und älter" durchgeführt. Als signifikant unterschiedlich erwiesen sich die Fragen nach der Zufriedenheit mit der Pflege sowie nach

Schmerzen und Mißempfindungen im OP-Gebiet drei Wochen nach Kran- kenhausentlassung. In beiden Fällen war es die Gruppe der jungen Operier- ten (18 bis unter 40 Jahre), die über- proportional häufig zu klagen hatte (p < 0,02).

Ein halbes Jahr nach der Krankenhausentlassung

An der zweiten Befragung haben sich bis zum 31. Dezember 1994 111 Patienten beteiligt. Wenn man be- denkt, daß bis zum 30. Juni 1994, also ein halbes Jahr vorher, 135 Ersterhe- bungsbögen ausgewertet waren, be- rechnet sich ein Anteil von 82 Prozent der Versicherten, der auch an der zwei- ten Befragung teilgenommen hat. Die

AUFSÄTZE

Tabelle

Postoperative Komplikationen im Krankenhaus nach Einschätzung der Patienten (n = 300)

Bluterguß 70 (23,3%) Hodenschwellung 62 (20,6%) Infektionen 14 (4,6%) Andere

Komplikationen 17 (5,6%) Zweitoperation 10 (3,3%) Keine

Komplikationen 125 (41,7%) Keine Angaben 2 (0,6%) Compliance ist damit auch nach sechs Monaten sehr hoch.

Die Ergebnisse der zweiten Befra- gung sind ebenfalls in Grafik 2 darge- stellt Immerhin gibt ein Fünftel der Befragten noch Schmerzen und Miß- empfindungen im OP-Gebiet an. Da- mit gingen diese Beschwerden von 35 Prozent bei der Krankenhausentlas-

sung auf 21 Prozent ein halbes Jahr später zurück. Hodenveränderungen wurden noch von fünf Prozent der Be- fragten angegeben. Wegen der genann- ten Beschwerden sind noch sieben Pro- zent in ambulanter Behandlung.

Die Befragungsaktion der Versi- cherten zum Krankenhausaufenthalt, drei Wochen beziehungsweise ein hal- bes Jahr nach einer Leistenbruchope- ration, hat gezeigt, daß eine hohe Be- reitschaft besteht, an solchen Maßnah- men der Krankenversicherung zur Qualitätssicherung teilzunehmen. Auf diese Weise konnten wichtige Ergeb- nisse ermittelt werden:

—Es besteht Zufriedenheit mit der Krankenhausbehandlung bei der Mehrzahl der Befragten (89 Prozent).

—Drei Wochen nach der Kran- kenhausentlassung haben noch mehr

als ein Drittel aller Befragten Schmer- zen und Mißempfindungen im Opera- tionsgebiet sowie Hodenveränderun- gen. Die Komplikationen beziehungs- weise Beschwerden klingen nur lang- sam ab und werden auch nach einem halben Jahr noch von einem Viertel der Wiederbefragten angegeben.

— Ein Viertel der Patienten ist drei Wochen nach der Krankenhaus- entlassung wegen der geklagten post- operativen Beschwerden in ambulan- ter Behandlung.

Die bereits etablierten klinischen Qualitätssicherungsprogranune zur Leistenbruchoperation sollten und konnten mit dieser Befragungsaktion nicht evaluiert werden.

Die Ergebnisse zeigen aber, daß die Einschätzung und Bewertung aus der subjektiven Sicht der Betroffenen zu bestimmten Sachverhalten, als Fol- ge des operativen Eingriffs, andere

sind, als durch die Unter- suchungsergebnisse der Experten „wissenschaft- lich" dokumentiert wurde.

Das muß kein Mangel sein. Es ist aber ein Indiz dafür, daß zur Realisierung einer umfassenden Qua- litätssicherung, dem „Total Quality Management", auch die Einbeziehung der Befindlichkeit der Behan- delten gehört. Darüber hinaus wird es durch Pati- entenbefragungen mög- lich, etwas über den Ein- fluß der Zeit auf die Behandlungser- gebnisse zu erfahren.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärzteb11995; 92: A-2053-2056 [Heft 30]

Anschrift der Verfasser:

Prof. Dr. med. Bernd Werner Dr. med. Jochen Seidel Medizinischer Dienst der Krankenversicherung (MDK) Hamburg

Krankenhaus-Dezernat

Bürgerweide 4,20535 Hamburg Manfred Schubert

Dipl.-Volkswirt Jens Luther Hanseatische Ersatzkasse (HEK) Wandsbeker Zollstraße 82-90 22041 Hamburg

A-2056 (26) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 27.7. Juli 1995

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