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Archiv "100 Janre Ärztekammer Hamburg: Die Cholera brachte die ärztliche Selbstverwaltung" (28.08.1995)

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Titel einer zeitgenössischen Abbildung (1864) aus New York: „Ein Wink an das Gesundheitsamt, wie die Stadt der Cholera Tür und Tor öffnet."

V A R 1

FEUILLETON

100 Janre Arztekammer Harn ourg

Die Cholera brachte die

ärztliche Selbstverwaltung

Als in den heißen August- tagen des Jahres 1892 mehr als 5 000 Menschen in den engen Gassen der Hamburger Alt- stadt an der Cholera starben, hagelte es heftige Kritik am Verhalten der Gesundheits- verwaltung und des Senates der Hansestadt. Man warf den Behörden Verschleppungs- taktik und Verheimlichung der Katastrophe vor, so daß ärztliche Hilfe entweder gar nicht oder viel zu spät einge- setzt werden konnte.

Es gab zwar seit 1816 den Ärztlichen Verein, einen lo- sen Zusammenschluß in Ham- burg tätiger Ärzte zur Fort- bildung und Kontaktpflege untereinander. Das Sagen in hygienischen und medizini- schen Angelegenheiten hatte jedoch ausschließlich die behördliche Gesundheitsver- waltung der Hansestadt un- ter Vorsitz des Medicinal- Collegiums. Die praktizie- renden Ärzte standen unter der „Gewerbeordnung für das Deutsche Reich auf- grund des Artikels 4 der Deutschen Reichsverfassung vom 16. April 1871", aber mitarbeiten durften sie im öf- fentlichen Gesundheitsdienst nicht.

Das Ansehen der Ärzte in Hamburg und ihre wirtschaft- liche Stellung litten außer- dem erheblich unter der Auf- hebung des Verbotes der Kurpfuscherei. Daher streb- ten die Ärzte schon in den 80er Jahren nach einer allge- meinen Ärzte-Ordnung mit der Schaffung von Ärztekam- mern für die Berufsaufsicht und die Selbstverwaltung.

Bereits 1890 beschloß der Vorstand des ärztlichen Ver- eins, sich den Bestrebungen des Deutschen Ärztevereins- bundes in Gera anzu- schließen und den Hambur- ger Senat um die Bildung ei- ner Ärztekammer zu bitten.

Eine Kommission unter der Leitung des späteren er- sten Präsidenten, Dr. Wil- helm Oehrens, erarbeitete ei- nen Gesetzentwurf „betref-

fend Ärztekammer" und leg- te ihn der Vollversammlung des Ärztlichen Vereins vor, die damals aus 440 Mitglie- dern bestand. Am 16. März 1891 vermerkte die Senats- kanzlei den Eingang des Ge- setzes, dem der folgende Brief beigefügt war:

„Hoher Senat

In den verflossenen Mo- naten hat der Aerztliche Ver- ein mit verschiedenen Fragen der Interessen des aerztlichen Standes, welche zur Zeit in ganz Deutschland die aerztli- chen Kreise bewegen, auch seinerseits sich beschaeftigt.

Eine für diese Zwecke nie- dergesetzte Comission hat dann der Generalversamm- lung des Vereins den in Anla- gen beigegebenen Entwurf

eines Gesetzes, betreffend Aerztekammer, der sich an die in Baden und Braun- schweig gültigen Bestimmun- gen anlehnt, vorgelegt. . . .

. . . Nach eingehender Be- ratung trat die Versammlung mit großer Majoritaet dem Vorschlag im Prinzip bei; je- doch lehnte sie es ab, auf die Besprechung der Einzelhei- ten naeher einzugehen, nach- dem hervorgehoben worden, daß es nicht in der Absicht liegen könne, Einem Hohen Senat eine fertige Arbeit vor- zulegen, sondern vielmehr nur einen Entwurf, der in sei-

nen Hauptzügen — unbescha- det streitiger Einzelheiten — die Wünsche der Majoritaet des Vereins zum Ausdruck bringt. . . .

. . . Indem der Vorstand den erwähnten Entwurf Ei- nem Hohen Senat hiermit ehrerbietigst vorlegt, bittet er Ein Hoher Senat wolle denselben geneigtest in Er- waegung ziehen.

Eines Hohen Senates ehrerbietigst ergebener Vorstand des Aerztlichen Vereins"

Die katastrophale Chole- ra-Epidemie brachte diesen Entwurf sehr viel schneller ge zur Umsetzung als sonst im Behördenweg. Am 11. Juli 1893 beschloß die Bürger- in auf Antrag des Senats g die vorliegende Ärzteord Z nung ohne wesentliche Än-

derung. Am 21. Dezember 1894 verkündete der Senat die Ärzteordnung als Gesetz, - und am 25. April 1895 traten 2 die 15 gewählten Mitglieder des Kammervorstandes zum ersten Mal zusammen und übernahmen

:=> ü die Selbstver-

e waltung für die 440 in Ham- burg ansässigen Ärzte.

• Von den Wirren des Ersten

-

E. Weltkrieges blieb auch die

=1 Kammer nicht verschont.

1923 wurde die Ärzteordnung

• modernisiert, denn inzwi- schen hatte die Selbstverwal- tung ihre Erfahrungen gesam- melt. 1933 übernahm die . Reichsarztekammer in Berlin die „Regierung über die deut- schen Ärzte" und setzte auch in Hamburg einen Kammer- vorstand ein. Unter den in der Zeit 1 508 in Hamburg gemel- deten Ärzten waren schon 146 Ärztinnen. Allerdings wurden auch 327 Ärzte nur anhand ih- rer Namen als Juden regi- striert, dazu kamen noch 16 Ärzte als „Mischlinge und mit fraglichen Namen". Einige haben in Hamburg überlebt.

Gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 bildete eine Gruppe von unbelasteten Ärzten im Auftrag der englischen Be- satzungsmacht die Ärzte- kammer neu, damit die Ge- sundheit der Bürger im stark

A

-

2268 (60) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 34/35, 28. August 1995

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Herausgeber: Bundesärztekammer (Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärzte- kammern) und Kassenärztliche Bundesvereinigung.

Offizielle Veröffentlichungen der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung als Herausgeber des DEUTSCHEN ÄRZTEBLA tIES — Ärztliche Mitteilungen sind ausdrücklich als solche gekennzeichnet. Die mit DÄ gezeichneten Berichte und Kommentare sind redaktionseigene Beiträge; darin zum Ausdruck gebrachte Meinungen entsprechen der Auffassung der Schriftlei- tung. Mit anderen Buchstaben oder mit Verfassernamen gezeichnete Veröffentli- chungen geben in erster Linie die Auffassung der Autoren und nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. Die angegebenen Dosierungen, Indikationen und Applikationsformen, vor allem von Neuzulassungen, sollten in jedem Fall mit den Beipackzetteln der verwendeten Medikamente verglichen werden.

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Die Zeitschrift erscheint wöchentlich (Doppelausgaben im Januar, Juni, Juli, Au- gust und Dezember). Jahresbezugspreis Inland DM 561,20, ermäßigter Preis für Studenten DM 134,50. Einzelheftpreis DM 12,20, Jahresbezugspreis Ausland DM 665,20. Preise inkl. Porto. Luftpostgebühren auf Anfrage. Bestellungen werden vom Verlag und vom Buch- und Zeitschriftenhandel entgegengenommen. Die Kündigungsfrist für Abonnements beträgt 6 Wochen zum Ende des Kalenderjah- res. Für die Mitglieder einer Ärztekammer ist der Bezugspreis durch den Kam- merbeitrag abgegolten.

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Die Zeitschrift DEUTSCHES ÄRZTEBLATT — Ärztliche Mit- teilungen ist der IVW (Informationsgemeinschaft zur Feststel- lung der Verbreitung von Werbeträgern e.V.) angeschlossen.

Mitglied der Arbeitsgemeinschaft

Leseranalyse medizinischer Zeitschriften e. V.

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ISSN 0012-1207

Im press um

Deutsches Arzteblatt

Ärztliche Mitteilungen

WAS WILL UNS DER KÜNSTLER\

WOHL MIT DIESEM WERK

"DER BAUM" SAGEN",

AUSSTELLUNG

MODERNE KUNST

SETZT WEISS

S. ICH E

MAN SOLLTE VIEL ÖFTER IN DIESE AUSSTELLUNG GEHEN, UM ZU SEHEN, WIE SCHÖN DIE

NATUR IST.

FEUILLETON

zerbombten Hamburg sicher- gestellt werden konnte. 1958 wählte die Kammerversamm- lung den 40jährigen Labor- arzt Ernst Fromm zum Präsi- denten. Er blieb vier Legisla- turperioden, bis 1974, mit großem Erfolg im Amt. Aus den 440 Ärzten vor 100 Jah- ren in Hamburg ist die stattli- che Zahl von 9 847 geworden, darunter 3 500 Ärztinnen.

Früher: nur 12 Paragraphen

Das vom „Hohen Senat"

1894 erlassene Gesetz „Be- treffend Ärztekammer" be- stand damals aus 12 Paragra- phen; das seit 1978 gültige

„Hamburger Ärztegesetz"

enthält 41 Bestimmungen, dazu zählt noch die Berufs- ordnung mit weiteren 30 Pa- ragraphen.

Zum Jubiläumsempfang hatte der seit Ende 1994 am- tierende Kammerpräsident Dr. med. Frank Ulrich Mont- gomery neben dem Hambur- ger Bürgermeister Dr. Hen- ning Voscherau als „Präsi- dent Eines Hohen Senates"

auch die der Kammer „Wohl- gesonnenen" aus Politik, Kul- tur und Wirtschaft eingela- den. Das Hamburger Ärz- teorchester stimmte mit Ed- ward Elgars Marsch „Pomp and Circumstance" schwung- voll auf das zweite Jahrhun- dert der ärztlichen Selbstver- waltung in der Freien und Hansestadt ein, allerdings ver- langen die politischen und me-

dizinischen Entwicklungen härtere Gangarten als vor 100 Jahren. Dieter W. Schmidt

UNESCO-Projekt

Kunst im

Krankenhaus

Die Stiftung Evangelisches Kranken- und Versorgungs- haus zu Mülheim an der Ruhr hat jetzt als erstes Kranken- haus weltweit das Emblem der Kulturorganisation der Ver- einten Nationen (UNESCO) für vorbildliche Kunst- und Kulturarbeit im Krankenhaus verliehen bekommen.

Seit 1990 bietet das Kran- kenhaus Mitarbeitern, Pati- enten und Bürgern die Mög- lichkeit, an kulturellen Ver- anstaltungen und Kursen teil- zunehmen. Dazu gehören das Theater „Backstein-Studio"

ebenso wie tänzerische Gym- nastik oder Konzerte im Kasi- no und auf den Stationen.

Außerdem stellen Maler re- gelmäßig ihre Kunstwerke aus, teilte die Stiftung mit.

Absicht des UNESCO- Projekts ist es nach eigenen Angaben, „im Krankenhaus künstlerische und kulturelle Aktivitäten zu verwirklichen, die vielfältige Auswirkungen haben: Es entsteht eine ange- nehme, kreative, belebende Atmosphäre für alle Beteilig- ten, für Patienten wie Personal;

der Heilungsprozeß wird ge- fördert, eine günstige Arbeits- atmosphäre geschaffen". Kli

Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 34/35, 28. August 1995 (61) A - 2269

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