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Archiv "Rhythmusmethoden zur Empfängnisverhütung: Schlußwort" (11.06.1982)

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Zur Fortbildung

Aktuelle Medizin

Rhythmusmethoden zur Kontrazeption

den fruchtbaren Tagen Enthaltsam- keit üben, sondern können in dieser Zeit auf mechanische und chemi- sche Mittel zurückgreifen.

O „Gering motivierte Paare" sind möglicherweise schlecht unterrich- tet in der Methodik der NVM. Eine schlechte Motivation spräche auch gegen jedes andere Verhütungs- mittel.

Eine „unüberwindbare Abnei- gung gegen tägliche Manipulation am eigenen Genitale" kann sicher- lich in einem intensiven Gespräch abgeklärt werden. Insbesondere sollte der Arzt nicht durch seine For- mulierungen ein Tabu aufbauen, das für die meisten Frauen keines ist, und sich eher bemühen, einen selbstverständlichen Umgang mit dem eigenen Körper zu fördern. Für die Billings-Methode ist eine zusätz- liche Manipulation keineswegs er- forderlich, die Schleimstruktur läßt sich ohne weiteres am benutzten Toilettenpapier oder mit dem Finger bei gleicher Gelegenheit beurteilen.

Bei vielen Frauen steht heute eine Abneigung gegen tägliche Manipu- lation an ihrem Hormonhaushalt im Vordergrund.

Insgesamt haben wir die Erfahrung gemacht, daß NVM so sicher sind, wie von Professor Döring angege- ben, aber mit wesentlich breiterer Indikation angewandt werden können.

Dr. Irene Frey-Mann Pro Familia

Ziegelhäuser Landstraße 1 6900 Heidelberg

Schlußwort

Es ist tatsächlich ein Vorteil der Schleim-Selbstbeobachtungsme- thode nach Billings, daß sie von An- alphabeten erfolgreich benutzt wer- den kann. Analphabeten sind be- kanntlich nicht in der Lage, die Pille oder eine Temperaturmethode anzu- wenden. So hat die Billings'sche Methode durchaus ihren Platz in Entwicklungsländern mit einem ho- hen Prozentsatz von Analphabeten.

Dort ist es von Nutzen, wenn 100 fruchtbare Frauen pro Jahr nicht 60 bis 80 Kinder (ohne Kontrazeption) zur Welt bringen, sondern nur 20 bis 30 (bei Anwendung der Billings- schen Methode). Das ist eine sachli- che und keineswegs eine polemi- sche Feststellung.

Ich bin aber entschieden der Mei- nung, daß eine Methode mit einer Versagerquote von 20 bis 30 für Län- der ungeeignet ist, in denen andere zuverlässige Methoden der Kontra- zeption weit verbreitet sind.

Die Angaben über hohe Versager- quoten der Billings'schen Methode stammen aus Australien (Ball 15,5, Johnston 32,1), aus den USA (Wade et al. 34,9, Klaus 21,3), aus Kolum- bien (Medina 23,6) und aus einer multizentrischen Studie der WHO (20).

Seit den grundlegenden Publikatio- nen von Tietze in den fünfziger Jah- ren herrscht Einigkeit darüber, daß verschiedene kontrazeptive Metho- den nur dann vergleichbar sind, wenn bei der Berechnung der Versa- gerquote nicht nur die Methoden- fehler, sondern auch die Benutzer- fehler mitgezählt werden. Es ist leicht einzusehen, daß die Brauch- barkeit einer Methode nicht von der theoretischen Zuverlässigkeit, son- dern von der praktischen Zuverläs- sigkeit abhängt, das heißt unter Ein- schluß aller Versager, die durch feh- lerhafte Anwendung zustandege- kommen sind. Gegen diese Forde- rung der Biostatistiker ist des öfte- ren verstoßen worden, und zwar vor- wiegend von Anhängern der soge- nannten „natürlichen Familienpla- nung". Latz und Reiner haben 1942 eine Statistik über die Knaus'sche Methode veröffentlicht, bei der sie von insgesamt 59 Konzeptionen nachträglich 57 eliminiert hatten.

Billings hat 1972 bei seinem Erfolgs- bericht ebenfalls die Mehrzahl der registrierten Schwangerschaften nachträglich eliminiert (Weissmann et al.). Dieses Vorgehen wurde von John Marshall in London, einem der Pioniere auf dem Gebiet der natürli- chen Familienplanung, scharf kriti- siert, weil er es nicht für zulässig

hält, zwei verschiedene Berech- nungsmethoden anzuwenden: eine für die Billings'sche Methode und eine andere, exaktere, für die übri- gen Methoden der Kontrazeption.

Ich bin der Meinung, daß diese von Marshall geäußerte Kritik auch auf Hilgers anzuwenden ist, wenn dieser 1979 folgende Meinung vertreten hat: Wenn ein nach Methoden der natürlichen Familienplanung leben- des Paar während der fruchtbaren Tage sexuellen Kontakt hat, so hätte es damit dokumentiert, daß es die Rhythmusmethode verlassen habe.

Eine aus einem solchen Kontakt ent- standene Schwangerschaft sei kei- nesfalls als Versager zu werten.

Bei allen anderen Methoden der Kontrazeption ist es seit Tietze üb- lich, in die Berechnung der Versa- gerquote (Zahl der ungewollten Konzeptionen pro 100 Anwendungs- jahre) auch die Versager mit einzu- beziehen, die durch Anwendungs- fehler entstanden sind. Das könnte manchem unlogisch erscheinen, so zum Beispiel, wenn eine Pillenbe- nutzerin auf einer 8tägigen Urlaubs- reise die Pille vergißt und schwanger wird, daß man dann diese Konzep- tion als Pillenversager einordnen muß. Diese strengen statistischen Regeln müssen aber eingehalten werden, damit die verschiedenen kontrazeptiven Methoden miteinan- der verglichen werden können, was ihre Sicherheit anbelangt.

Dem Leserbrief von Dr. Irene Frey- Mann stimme ich weitgehend zu.

Insbesondere teile ich ihre Meinung, daß die moderneren Methoden der natürlichen Familienplanung eine wesentlich weitere Verbreitung ver- dienten. Dabei möchte ich aus Grün- den der größeren Zuverlässigkeit der Temperaturmethode und der sympthothermalen Methode den Vorzug geben.

Professor Dr. Gerd K. Döring Geburtshilflich-gynäkologische Abteilung

des Städtischen Krankenhauses München-Harlaching

Sanatoriumsplatz 2 8000 München 90

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Heft 23 vom 11. Juni 1982 79. Jahrgang

DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A/B

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