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Archiv "Punktionssystem zur suprapubischen Blasendrainage" (31.08.1978)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

ÜBERSICHTSAUFSATZ

Akute und chronische Blasenentlee- rungsstörungen erfordern häufig ei- ne instrumentelle Harnableitung.

Bisher kam dafür in der Regel ein Blasenkatheterismus zur Anwen- dung, nur falls eine Sondierung der Harnröhre nicht möglich war, ent- schloß sich der Arzt zur Punktion der Harnblase.

Dem Entschluß zur suprapubischen Blasenpunktion gingen oft zahlrei- che erfolglose Sondierungsversu- che der Urethra voraus, welche häu- fig eine sogenannte Via falsa mit sich brachten und damit Ursache für Spätstrikturen der männlichen Harnröhre waren. Der entscheiden- de Nachteil des transurethralen Ver- weilkatheters ist außerdem die Be- siedelung der Blase mit pathogenen Keimen, welche bereits nach weni- gen Stunden zwischen Harnröhren- wand und Katheter in die Blase aszendieren.

Die Keimaszension vom periurethra- len Milieu in die Harnblase läßt sich auch durch eine Chemotherapie nicht vermeiden, so daß der Dauer- katheterträger mit Infektionsbeteili- gung von Harnröhre, Prostata, Sa- menblasen und Harnblase rechnen muß. Chronische Entzündungen der unteren Harnwege sowie Harnröh- renverengungen können die Folge sein.

Obgleich die Nachteile des transure- thralen Blasenkatheterismus hin- länglich bekannt sind, wurde die Dauerableitung der Harnblase über einen suprapubischen Katheter bis- her nur selten angewendet, weil ein geeignetes Einmalbesteck fehlte.

Während jahrelang nur der übliche Metalltrokar zur Verfügung stand, wurden in letzter Zeit zahlreiche Ein- malpunktionssysteme zur suprapu- bischen Harnableitung entwickelt*).

Wer sich über Vor- und Nachteile der einzelnen Katheterarten einge- hend informieren will, sei auf das urologische Schrifttum verwiesen (Urologe B, 17 [1977] 195). Nach un- seren Erfahrungen hat sich der Cy- stofix-Katheter durch seine einfache schnelle Handhabung sowie die op- timale Harnableitung am besten bewährt.

Beschreibung

des Cystofix-Systems

Zunächst wird die Ausdehnung der Blase durch Palpation und Perkus- sion ermittelt sowie die Punktions- stelle exakt festgelegt. Sie liegt in der Mittellinie, etwa zwei bis drei Zentimeter oberhalb der Symphyse.

Nach sorgfältiger Desinfektion der Haut im Bereich der Punktionsstelle und Abdeckung mit einem Einmal- schlitztuch werden zunächst eine Lokalanästhesie und eine Stichinzi- sion der Haut durchgeführt. Dann wird der Katheter in die schräg an- geschliffene Einmalpunktionskanü- le eingeführt und steril an den Urin- ableitungsbeutel angeschlossen.

Die Punktion erfolgt üblicherweise in einer 20-Grad-Neigung nabel- wärts. Wenn bei der Punktion die Kanüle die Blase erreicht hat, was am Austritt des Urins über den Ka- theter zu erkennen ist, wird der Ka- theter in die Blase vorgeschoben.

Das freie Ende des Katheters rollt

Die suprapubische Urinablei- tung mit dem Cystofix hat ge- genüber der üblichen Dauer- katheterableitung zahlreiche Vorteile. Das Infektionsrisiko ist gering. Komplikationen seitens der männlichen Harn- röhre wie Strikturen und Ka- thetertenesmen entfallen. Die Blase muß nicht mehr operativ freigelegt werden. Handha- bung und Anwendungsberei- che werden beschrieben.

Nach eigenen Erfahrungen kann die Indikation zur supra- pubischen Blasendrainage jetzt wesentlich großzügiger gestellt werden.

sich selbständig in der Blase auf. Die Lokalisation ist durch die beiden Markierungen bei 10 und 25 Zenti- meter einfach. Wenn die zweite Mar- kierung im Hautniveau liegt, wird die Punktionskanüle zurückgezogen, der Länge nach aufgerissen und entfernt (Abbildungen la, 2a, 2b, 2c).

Vorteile des Cystofix

Die spaltbare Einmaltrokarnadel ermöglicht über das konische Ver- bindungsstück einen Anschluß an jeden Katheterbeutel ohne weitere Kupplungsstücke.

C)

Das ausreichende Lumen von 10 Ch. und genügende Perforationen gewährleisten eine weitgehend rest- harnfreie Blasenentleerung.

C)

Das Aufrollsystem (memory cur- ve) sorgt für eine gute Plazierung des Cystof ix und vermeidet eine Irri- tation des Blasentrigonums sowie ein Verfangen in der Blasenschleim- haut.

Firma Ulrich, Trokarhülsen; Firma Sher- wood, Trokarkatheter, 17 bis 27 DM; Firma Essex, Drainagekanülen, 7 DM; Firma Por- ges, Uristil, 24 DM; Firma Dow Corning, Cystocatheter, 65 DM; Firma Braun Mel- sungen, Cystofix, 15 DM

Punktionssystem

zur suprapubischen Blasendrainage

Hans Martin Blümlein, Bernhard Lux

Aus der Urologischen Klinik

(Chefarzt: Professor Dr. med. Peter May) des Städtischen Krankenhauses Bamberg

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 35 vom 31. August 1978 1943

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Abbildung 2a (links oben): Eine Schutzhülle und ein Folien- schlauch gewährleisten eine steri- le Einführung des Katheters. Die Punktionskanüle wird aus der Blase zurückgezogen. Der Kathe- ter rollt sich in der Blase selbstän- dig auf

Abbildung 2b (links unten): Zur Entfernung der Punktionskanüle werden die beiden seitlichen Flü- gel der Kanüle gefaßt, nach unten zusammengebogen und das Ka- nülenrohr an der Oberseite der Länge nach aufgerissen

Abbildung 2c (rechts unten): Die Verbindung des suprapubischen Blasenkatheters mit dem Urinbeu- tel stellt ein geschlossenes Ablei- tungssystem dar

Abbildung 1: Trokarnadel und Cystofix-Katheter.

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Blasendrainage

0 Die hohe Biostabilität schützt vor Inkrustationen und Steinbildungen.

0 Die Lokalisation ist durch die Markierung einfach und erfordert keine Röntgenkontrollen.

C) Die Befestigung erfolgt durch ei- ne Mersilenenaht oder Einklemmen in eine Fixierplatte.

Anwendungsbereiche

Urologie — Praxis

Überlaufblasen bei Prostataadenom, bei Harnröhrenstrikturen, bei absze- dierender Prostatitis und bei Ure- thritis.

Urologie — Klinik

Intermittierende Harnableitung bei plastischen Operationen an der Harnröhre, nach interner Urethroto- mie, nach Harnröhren- und Penis- verletzungen; bei reversiblen Bla- senentleerungsstörungen nach In- kontinenzoperationen, vorausge- setzt, daß keine korpuskulären Urin- bestandteile, wie zum Beispiel Blut- koagel, eine weitlumige Blasendrai- nage erforderlich machen.

Chirurgie

Harnverhaltung nach operativen Eingriffen, wenn mit längerer instru- menteller Harnableitung gerechnet werden muß; zum Beispiel postope- rativer Harnverhalt bei älteren Män- nern mit Prostataadenom, Harnver- haltung bei weiblichen Beckenfrak- turen. Spinale Schockblase nach Wirbelsäulenfrakturen.

Intensivpflege

Neurogene Blasenentleerungsstö- rungen verschiedener Genese; Urin- ableitung bei forcierter Diurese, zum Beispiel bei Vergiftungen, Lungen- ödem, akuter Herzinsuffizienz;

Harnbilanzierung bei polytraumati- sieden Patienten, bei Verbrennun- gen, insbesondere bei Kindern; Aus-

1944

Heft 35 vom 31. August 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

scheidungskontrolle im Koma, bei Beatmungspatienten und Schädel- Hirn-Traumen.

Gynäkologie

Erweiterte abdominale und vaginale Hysterektomien, Inkontinenz, De- szensus und vesikovaginale Fistel- operationen, radikale Vulvektomien.

Aus klinischer Sicht geben wir dem Cystofix-Katheter wegen des gerin- gen Infektionsrisikos gegenüber der transurethralen Dauerkatheterbe- handlung den Vorzug. Wir haben bis jetzt bei 50 Patienten zwischen 3 Ta- gen und 3 Monaten den Urin mit dem Cystofix-Katheter suprapu- bisch abgeleitet, ohne daß schwere Harnblaseninfekte oder Steinbildun- gen aufgetreten sind.

Weiterhin entfallen die Komplikatio- nen der männlichen Harnröhre wie Spätstrikturen oder die oft unerträg- lichen Kathetertenesmen. Zur supra- pubischen Urinableitung braucht die Blase nicht mehr operativ freige- legt werden. Die Spontanmiktion kann unter Restharnverlaufskontrol- len beobachtet werden und so der richtige Zeitpunkt zur Entfernung der instrumentellen Harnableitung abgewartet werden.

Die Pflege ist einfach, und ein Ka- theterwechsel braucht nur alle zwei Monate durchgeführt zu werden.

Dies ist über einen Ureterenkatheter möglich.

Abschließend sei betont, daß nach unserer Erfahrung die Indikation zur Anwendung einer suprapubischen Harnableitung mit Hilfe des Cy- stofix-Einmalbesteckes wesentlich großzügiger gestellt werden kann.

Zusammenfassung

Für die instrumentelle Harnablei- tung kam bisher in der Regel ein Blasenkatheterismus zur Anwen- dung, obgleich die Nachteile des transurethralen Blasenkatheteris- mus, insbesondere rasche Besiede- lung der Harnblase mit pathogenen

Blasendrainage

Keimen, seit langem bekannt sind.

Ursache war das Fehlen eines geeig- neten Einmalbesteckes zur suprapu- bischen Blasenpunktion und an- schließenden Dauerharnableitung.

Es wird ein neues, einfaches und preisgünstiges Einmalbesteck zur suprapubischen Urinableitung vor- gestellt. Außerdem werden die zahl- reichen klinischen Anwendungsbe- reiche sowie die Vorteile dieser Harnableitung gegenüber dem Dau- erkatheterismus geschildert.

Eigene Erfahrungen mit diesem Ein- malbesteck lassen die Schlußfolge- rung zu, daß künftig die Indikation zur Anwendung einer suprapubi- schen Dauerharnableitung wesent- lich großzügiger gestellt werden kann.

Literatur

(1) Alken, C., E., und Sökeland, J., Urologie, 7.

Auflage, Seite 100-108 - (2) Fröhlich, G., und Engelking, R.: Trokarkatheter zu suprapubi- scher Blasenfistelung Urologe A 14 (1975), 148 - (3) Meyer, C., v. Pein, W., Hirsch, H. A.: Erfah- rungen mit einem neuen Einmal-Set zur supra- pubischen Urindrainage, Jahrestagung d.

Oberrheinischen Gesellschaft f. Geburtshilfe und Gynäkologie, Interlaken 1974 - (4) Ott- mann, K., Bressel, M.: Indikation, Technik und Erfahrungen mit der perkutanen suprapubi- schen Harnblasenfistel mit einem 8-Charr.-Ka- theter bei plastischen Operationen der Harn- röhre, 17. Tagung d. Norddeutschen Gesell- schaft f. Urologie, Malente 1975 - (5) Schindler, E., und May, P.: Möglichkeiten der künstlichen Harnableitung, DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 73 (1976) 261-265 - (6) Weißbach, L., Brühl, P.:

Einmal-Systeme zur suprapubischen perkuta- nen Blasendrainage, in: Propaczy, P.: Asepsis und Antisepsis in der Urologie, Internationales Symposium, Wien 1975 - (7) Weißbach, L., Brühl, P.: Die suprapubische Blasendrainage, Urologe B 17 (1977) 195-198

Anschrift der Verfasser:

Dr. H. M. Blümlein, Dr. B. Lux

Urologische Klinik des Städtischen

Krankenhauses Bamberg Untere Sandstraße 32 8600 Bamberg

FÜR SIE GELESEN

Histchemischer Frühnachweis

des akuten Herzinfarkts

Der morphologische Nachweis eines akuten Myokardinfarktes stellt in der Obduktionspraxis oft ein erhebli- ches Problem dar. Makroskopisch eindeutige Veränderungen am Myo- kard treten bekanntlich erst nach et- wa sechs bis zwölf Stunden auf, ein Zeitraum, den die Patienten häufig nicht überleben. Daher sind zahlrei- che histologische und histochemi- sche Methoden erarbeitet worden, welche einen früheren Nachweis des Infarktes ermöglichen. Bei systema- tischer Prüfung der gängigsten Me- thoden auf ihre Brauchbarkeit zum Infarktnachweis hat sich gezeigt, daß die in letzter Zeit vielfach ange- wandte Fuchsinfärbung wegen zahl- reicher falschpositiver Ergebnisse ein ungenügendes Kriterium dar- stellt. Am brauchbarsten erwies sich dagegen der histochemische Nach- weis der Succinat-Dehydrogenase — und der Phosphorylaseaktivität. Be- reits zwei Stunden nach Eintritt des Infarktereignisses ist eine signifi- kante Verminderung dieser Enzym- aktivitäten zu verzeichnen. Bei der Analyse des Fettstoffwechsels im Myokard nach experimentellem Herzinfarkt wurde festgestellt, daß drei Stunden nach Koronarligatur die Lipide im Gewebe eine deutliche Akkumulation zeigen und bereits nach sechs Stunden erheblich ver- mindert sind. Parallel dazu weisen die freien Fettsäuren im Blut des Si- nus coronarius nach sechs Stunden eine signifikante Erhöhung auf. Die- se Ergebnisse weisen darauf hin, daß für den häufig beobachteten An- stieg der freien Fettsäuren im Serum bei akutem Myokardinfarkt neben dem bekannten Mechanismus der erhöhten Katecholaminaktivität auch ein Freisetzen von Fettsäuren aus dem geschädigten Myokardge- webe verantwortlich sein kann. Res

Sakurai, Pathology of Acute Ischernic Myo- cardium. Special References to (I) Evaluation of Morphological Methods for Detection of Early Myocardial Infarcts, and (II) Lipid Meta- bolism in lnfarcted Myocardium, Acta Path.

Jap. Vol. 27 (1977) 587-603

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 35 vom 31. August 1978

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Referenzen

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