Zeit bedeuten, unter Umständen so- gar das Leben des Patienten gefähr- den.
8.2. Der Notarzt sollte sich dar- auf einrichten, bei fulminanter oder massiver Embolie mit Schock oder hinreichendem Verdacht hierauf schon in der Wohnung des Patienten oder im Notarztwagen mit einer Fi- brinolyse zu beginnen (Kühlbox im NAW). Die Entscheidung zu dieser Therapie kann er zumeist nur auf die aktuelle Anamnese und allenfalls ein EKG stützen. Liegt eine wesentliche Beeinträchtigung nicht vor, sind eine Antikoagulation, rascher, scho- nendst durchzuführender Transport und gegebenenfalls 0 2-Anreiche- rung der Atemluft ausreichend.
8.3. Auch der Klinikarzt muß gegenüber der LE sensibel sein. Be- sonders wichtig ist dies, wenn vorbe- stehende kardiopulmonale Verände- rungen die Aussagekraft neuer Sym- ptome vermindern. Jeder Verdacht auf LE muß rasch mit validen Me- thoden geklärt, eine beweisende Em- bolie unverzüglich mit der im Einzel- fall adäquaten Methode behandelt werden. Noch während der im Gang befindlichen Diagnostik ist eine Pro- phylaxe von Rezidiven unerläßlich.
Dt. Arztebl. 90 (1993) A,956-964 [Heft 13]
Die Zahlen in Klammem beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordem über den Verfasser.
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. Fritz Heinrich Vorsitzender der
Arbeitsgemeinschaft Lungenembolie Medizinische Klinik
Krankenhaus Fürst-Stirum-Stiftung Akademisches Krankenhaus der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Gutleutstraße 9-14 W-7520 Bruchsal
Sexualhormone und Lp(a)
Ein erhöhter Lipoprotein(a)- Spiegel stellt bekanntlich einen ei- genständigen Risikofaktor für eine koronare Herzkrankheit dar. Die Autoren untersuchten nun die Fra- ge, ob weibliche Sexualhormone ei- nen regulierenden Einfluß auf den Lp(a)-Spiegel bei Männern haben.
Die Serum-Lp(a)-Spiegel wur- den bei zwei randomisierten Grup- pen älterer männlicher Patienten mit Prostatakarzinom gemessen, die ent- weder mit Östrogenen (n = 15) oder mittels Orchidektomie (n = 16) be- handelt wurden. Die Ostrogenthera- pie bestand in der oralen Zufuhr von 150 lig/Tag Ethinylestradiol plus Po- lyestradiol-Phosphat, 80 mg/Monat i. m. Die Lp(a)-Ausgangswerte wa- ren in beiden Gruppen ähnlich, 6 Monate nach Therapiebeginn jedoch waren die Werte in der Ostrogen- gruppe um rund 50 Prozent gesun-
Akute Pankreatitis häufig unter
ddI-Therapie von AIDS
Didanocine (ddI) stellt eines der neuen Pharmaka mit antiretroviraler Wirkung bei HIV-Patienten dar. In einer prospektiven Studie untersuch- ten die Autoren, wie häufig unter der Einnahme dieses Medikamentes eine akute Bauchspeicheldrüsenent- zündung auftrat.
Schon die Infektion mit dem HIV-Virus bedingt in einer Größen- ordnung von 4 bis 22 Prozent eine akute Pankreatitis. Bei der Behand- lung von 51 homosexuellen Männern mit AIDS traten unter einer Be- handlung mit ddI (10 bis 12 mg/kg/
Tag) klinische Pankreatitiden bei zwölf Patienten (23,5 Prozent) auf.
Ein asymptomatischer Anstieg von Amylase und Lipase im Serum fand sich bei zehn weiteren Patienten (39,2 Prozent). Zehn der zwölf sym- ptomatischen Patienten mußten hos- pitalisiert werden, zwei verstarben an einer fulminanten Pankreatitis.
Bei zwei Patienten mit asymptoma- tischer Pankreatitis erfolgte eine Reexposition gegenüber ddI; es ent-
ken (p<0.001), in der Kontrollgrup- pe dagegen um etwa 20% angestie- gen (p<0.01). Gleichzeitig nahm bei den Ostrogen-behandelten Patien- ten das LDL-Cholesterin um rund 30% ab, das HDL-Cholesterin stieg um etwa 60% an. Ein Zusammenhang zwischen LDL-Veränderung und Lp(a)-Abnahme bestand nicht. Die Autoren schließen aus diesen Ergeb- nissen, daß Sexualhormone, insbe- sondere Östrogene, bei Männern eine wichtige Rolle bei der Regulation des Lp(a)-Spiegel und damit mögli- cherweise bei der Beeinflussung des KHK-Risikos spielen. sht
Henrikssen, P., B. Angelin, L. Berglund:
Hormonal regulation of serum Lp(a) levels
— Opposite effects after estrogen treatment and orchidectomy in males with prostatic carcinomas. J. Clin. Invest. 89 (1992) 1166-1171.
Department of Medicine, Huddinge Uni- versity Hospital, S 14186 Huddinge, Schweden.
wickelte sich eine schwere sympto- matische Pankreatitis, die nach Ab- setzen des Medikamentes abklang.
Die Autoren kommen zu folgen- den Schlußfolgerungen:
1. die Inzidenz einer akuten Pan- kreatitis war mit 62,7 Prozent unter ddI signifikant größer als erwartet.
2. Das Krankheitsbild trat in der Re- gel erst nach 14wöchiger Behand- lung auf.
3. Bei Patienten mit AIDS sollten unter einer ddI-Therapie Serum- und Lipasekontrollen erfolgen und auf frühe Hinweise einer Pankreati- tis geachtet werden.
Maxson, C. J., S. M. Greenfield, J. L. Tur- ner: Acute Pancreatitis as a Common Complication of 2', 3'-Dideoxynosine The- rapy in the Acquired Immunodeficiency Syndrome. Am. J. Gastroenterol. 87:
708-713, 1992.
Departments of Gastroenterology and In- ternat Medicine, The Graduate Hospital, Pennsylvania, USA.
A1-964 (54) Dt. Ärztebl. 90, Heft 13, 2. April 1993