• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "DGHO-Frühjahrstagung: Die Versorgung Krebskranker muss noch besser werden" (17.04.2009)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "DGHO-Frühjahrstagung: Die Versorgung Krebskranker muss noch besser werden" (17.04.2009)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A750 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 16⏐⏐17. April 2009

P O L I T I K

E

in neuer Bluttest, womit sich möglicherweise Tumoren des Dick- und Enddarms im Frühstadi- um nachweisen lassen, erregte vor Kurzem Interesse. Entwickelt hatten ihn Wissenschaftler der Universität Bonn und der US-amerikanischen Johns-Hopkins-Universität. Die be- teiligte Bonner Ärztin Dr. med. Gi- sela Walgenbach-Brünagel erklärte damals aber auch: „Für ein endgülti- ges Urteil sind noch weitere Studien mit viel mehr Patienten nötig.“

Zum Zeitpunkt der Zulassung sind viele Fragen offen

Nicht nur auf dem Feld der Tumor- marker mangelt es an Studien, die die Behandlung von Krebspatienten tatsächlich verbessern helfen. Dar- auf wiesen Fachleute bei einer Podiumsdiskussion während der Frühjahrstagung der Deutschen Ge- sellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) Mitte März in Berlin hin. Sie forderten, mithilfe öffentlicher Gelder viel mehr wis- senschaftsinitiierte, versorgungsrele-

vante Forschungsvorhaben auf den Weg zu bringen. Denn „Fragen der Versorgungsrealität werden in der Forschung fast nicht mehr bearbei- tet“, kritisierte Prof. Dr. med. Michael Hallek, Köln.

Zulassungsstudien reichen nicht aus. Bei Patienten mit soliden Tu- moren betragen die Jahrestherapie- kosten häufig zwischen 40 000 und 80 000 Euro. Dabei liegt die An- sprechrate bei Chemotherapie und neuen Wirkstoffen nach Darstellung von Prof. Dr. med. Wolf-Dieter Lud- wig, Berlin, meistens im Durch- schnitt bei nur zehn bis 30 Prozent.

„Zum Zeitpunkt der Zulassung eines Medikaments sind viele wichtige Fragen bezüglich der Versorgung un- serer Patienten also noch gar nicht beantwortet“, sagte der Vorsitzen- de der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft.

Angesichts dieses Gefälles und des permanenten Kostendrucks im Gesundheitswesen fürchten Häma- tologen und Onkologen, dass neue, teure Arzneimittel demnächst mög-

licherweise als nicht mehr bezahl- bar gelten. Damit der Zugang ge- währleistet bleibt, schlägt die DGHO vor, sie im Versorgungsalltag einer Kosten-Nutzen-Bewertung zu un- terziehen. Dazu seien nach der Zu- lassung weitere klinische Studien zur Einschätzung ihrer Wirksamkeit und ihrer Risiken unter Alltags- bedingungen notwendig, hieß es.

Nach einigen Jahren solle dann eine transparente Bewertung der Preis- gestaltung unter Einbeziehung me- dizinischer Experten erfolgen.

Ähnlich verfährt man bereits in Frankreich. Auch die Niederländer haben gerade festgelegt, dass teure Arzneimittelinnovationen drei Jahre nach ihrer Zulassung auf ihr Kosten- Nutzen-Verhältnis hin überprüft werden. Ergebnisse würden aber erst 2011 erwartet, berichtete Prof. Dr.

med. Roel Willemze, Leiden.

Geld für teure Innovationen fehlt bei der Betreuung

Ohne derartige Abwägungen könnte in Zukunft noch stärker an den falschen Stellen gespart werden, be- fürchtete der DGHO-Vorsitzende Prof. Dr. Gerhard Ehninger, Dres- den: „Nachweislich werden alten Patienten schon heute lebensverlän- gernde Maßnahmen vorenthalten.

Es ist besorgniserregend, dass aus Angst vor Regressen ältere Men- schen nicht mehr leitliniengerecht behandelt werden.“

Auch der Vorsitzende des Berufs- verbands der niedergelassenen Hä- matologen und Onkologen, Priv.- Doz. Dr. med. Stephan Schmitz, sprach sich für begleitende Postzu- lassungsstudien aus. Er regte zudem eine breite öffentliche Diskussion über die optimale Mittelverteilung an, denn: „Wir müssen die heim- liche Rationierung aus den Sprech- zimmern heraushalten“.

In der Diskussion wurde ein wei- teres Problem benannt: Geld, das für überteuerte Medikamente ausgege- ben wird, fehlt anderswo für die Versorgung von Krebspatienten. So warnt auch Ludwig, am Ende könn- ten vernünftige Angebote für Krebs- kranke, wie zum Beispiel eine psy- chosoziale Betreuung und Home- care, nicht mehr finanziert werden.I Sabine Rieser

DGHO-FRÜHJAHRSTAGUNG

Die Versorgung Krebskranker muss noch besser werden

Der Zugang zu Innovationen soll Patienten weiterhin offenstehen, verlangen Hämatologen und Onkologen. Gleichzeitig müssen sie einer kritischen Beurteilung im Versorgungsalltag unterzogen werden.

IMPULSE DURCH SPITZENZENTREN

>Mit 18 Millionen Euro fördert die Deutsche Krebshilfe sechs weitere Spitzenzentren der Krebsmedizin. Die Universitätskliniken Berlin, Erlangen, Essen, Frankfurt/Main, Hamburg und Ulm erhalten in den kommenden drei Jahren jeweils drei Millionen Euro. Die Krebshilfe ver- spricht sich von den nunmehr elf geförderten Zentren Impulse für die Forschung und eine bessere Versorgung.

>Die Spitzenzentren müssen zahlreiche Vorga- ben erfüllen. Unter anderem sollen sie Tumorer- krankungen interdisziplinär behandeln, Be- handlungspfade entwickeln, Patienten in klini-

sche Studien bringen, sich aber auch mit den Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten der Umgebung verzahnen und Selbsthilfegrup- pen einbeziehen. „Uns ist bewusst, dass kein Zentrum alle Anforderungen ganz erfüllt“, sagte Prof. Dr. med. Otmar Wiestler, Vorsitzender des Krebshilfe-Beirats. Man erwarte aber, dass alle Zentren die Basisanforderungen erfüllten.

>Neben den sechs neuen Spitzenzentren fördert die Deutsche Krebshilfe außerdem das Natio- nale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg sowie die Zentren in Dresden, Freiburg, Köln/Bonn und Tübingen.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Bei der Gesundheits- akte handele es sich noch nicht um ein fertiges Podukt, sondern in Zu- sammenarbeit mit den Versicherten würden bestimmte Anwendungen entwickelt und erprobt,

Die Kostenpauschale 86512 ist im Behandlungsfall nicht neben den Gebührenordnungspositionen 07345, 08345, 09345, 10345, 13435, 13675, 15345, 26315 und 86510 berechnungsfähig.

7 der On- kologie-Vereinbarung hat seine besondere fachliche Befähi- gung nach dieser Vereinbarung durch eine mindestens zwei- jährige praktische Tätigkeit im Rahmen der

Wenn man nun aber schon weiß, dass wir in Deutschland weniger Spender ha- ben, dann muss dies auch Änderun- gen zur Folge haben, und zwar strukturelle. Der von der Europä- ischen

Von seiten der CDU-Fraktion wurde der vorlie- gende Entwurf kritisiert, weil er unausgewogen und nicht genü- gend durchdacht sei und weil ins- besondere die Folgen seiner

Besonders problematisch erweist sich hier- bei auch bei den Anträgen, die nicht von vornherein als unquali- fiziert eingestuft werden mußten, daß zum einen eine wissenschaft-

Dabei steht die Morallehre wegen prakti- scher Konsequenzen für die ärztliche Tätigkeit nicht nur in Diagnostik und Therapie, sondern auch in Lehre und Forschung im Mittelpunkt..

Im Gegensatz zu Tempo 100 auf Auto- bahnen fand sich bei dieser Frage eine Mehrheit für di e Tempobeschr änkung von 80 km/h auf Freil andstraßen. Frauen sprachen sich sehr stark für