A-2136
M E D I Z I N
(48) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 33, 15. August 1997 lichen Kanal eine Steigerung der Nah-
rungszufuhr möglich ist. Auch eine erneute Gewichtszunahme (8, 10, 11, 27, 37) wird so erklärt. In seltenen Fäl- len kann die Indikation zur Nachope- ration gegeben sein, um die Fistel operativ zu verschließen.
Nachoperationen können nach Erreichen des Zielgewichtes notwen- dig werden, um überhängende Haut- fettanteile (Dermolipektomie, Fett- schürzenplastik) zu entfernen (17).
Sie verhüten eine Ekzematisierung oder Pilzbesiedlung der Haut.
Kritische Beurteilung
Die chirurgische Therapie des ex- trem übergewichtigen Patienten ist ein effektives Verfahren mit einer Er- folgsquote von etwa 60 bis 70 Prozent.
Vergleichende Untersuchungen, vor allem auch im Hinblick auf die Akti- vität der Patienten, belegen ihren Vor- teil im Vergleich zur konservativen diätetischen Therapie (Tabelle 6). Ver- tikale Gastroplastik und Gastropla- stik mit anpaßbarem Magenband stel- len komplikationsarme, auch minimal invasiv einsetzbare Verfahren dar.
Trotzdem ist folgendes zu beachten:
Auch mit den chirurgischen Verfahren ist ein kausale Therapie des Überge- wichts nicht möglich. Sie stellen eine Hilfe, eine „Krücke“ für die Behand- lung dar, keine einfache Lösung, die ohne Mithilfe des Patienten Überge- wicht in jedem Fall beseitigt. Die Indi- kation muß daher sorgfältig abgewo-
gen werden. Ausschließlich der ex- trem übergewichtige Patient mit ei- nem BMI über 40 oder ein Patient mit schwerem metabolischen Syndrom und Adipositas sollten operativ be- handelt werden. Auch nach derartigen Eingriffen ist eine konsequente Be- treuung der Patienten, nicht nur we- gen möglicher Langzeitkomplikatio- nen wie Refluxösophagitis oder Ste- nose am Stoma des Pouches, sondern
auch zur Beratung und Betreuung un- abweisbar. Patienten, die keine Ko- operation gewährleisten und sich trotz der Gastroplastik unkontrolliert Ka- lorien, vor allem in flüssiger Form, zu- führen, sollten besser nicht operiert werden; denn das Ziel des Eingriffs, die signifikante Gewichtsreduktion, wird in diesen Fällen oft nicht erreicht.
Ziel der Therapie der Adipositas muß daher sein, die Patienten für die verschiedenen Therapiemodelle bes- ser auszuwählen, um Mißerfolge zu vermeiden. Dies gilt auch im beson- deren für die chirurgischen Verfah- ren.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1997; 94: A-2132–2136 [Heft 33]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über den Verfasser.
Anschrift des Verfassers Professor Dr. med.
Bernhard Husemann Chirurgische Klinik am Dominikus-Krankenhaus Am Heerdter Krankenhaus 2 40549 Düsseldorf
ZUR FORTBILDUNG/FÜR SIE REFERIERT
Z
Zuumm TThheemmaa „„AAddiippoossiittaass““
iisstt bbiisshheerr eerrsscchhiieenneenn::
((11))Hauner H: „Gesundheitsrisiken von Übergewicht und Gewichtszunah- me“. Dt Ärztebl 1996; 93: A- 3405–3409 [Heft 51–52].
((22))Löffler G: „Pathophysiologie des Fettgewebes“. Dt Ärztebl 1997;
94: A-2003–2006 [Heft 30].
Welchen Stellenwert eine Ent- zündungsreaktion bei Initiierung und Propagation der Arteriosklerose ein- nimmt und inwiefern sie sich durch antiinflammatorische Behandlung be- einflussen läßt, war Thema einer Un- tersuchung an Teilnehmern der nor- damerikanischen Physicians’ Health Study.
Unter mehr als 10 000 Teilneh- mern konnten 543 Patienten gefun- den werden, bei denen es ohne den Nachweis von Risikofaktoren zum Auftreten von Herzinfarkten, Schlag- anfällen oder venösen Thromboem- bolien gekommen war. Diesen Patien- ten wurden 543 Teilnehmer ohne Risi- kofaktoren und ohne oben genannte Erkrankungen gegenübergestellt. Die Einnahme von Acetylsalicylsäure (325 mg jeden zweiten Tag) war ran- domisiert von Beginn an durchgeführt worden.
Die Patienten mit Herzinfarkt und Schlaganfall hatten gegenüber der Kontrollgruppe höhere C-reaktives- Protein(CRP)-Ausgangswerte (1,51 mg/l versus 1,13 mg/l), bei den Patien- ten mit venösen Thromboembolien war kein Unterschied gegenüber den Kontrollen feststellbar. Zwischen der Höhe der CRP-Ausgangswerte und dem Auftreten von Myokardinfarkt und Schlaganfall fand sich eine linea- re Beziehung, bei hohen CRP-Wer- ten war das relative Risiko eines Myokardinfarkts 2,9fach, das Risiko eines Schlaganfalls 1,9fach erhöht.
Die Einnahme von Acetylsalicylsäu- re führte bei Teilnehmern mit hoher CRP zu einer Halbierung des Myo- kardinfarktes, bei Teilnehmern mit normaler CRP war dagegen keine sig- nifikante Reduktion dieses Risikos zu verzeichnen. Aufgrund dieser Daten halten die Autoren das CRP für einen
prädiktiven Faktor bei der Entste- hung von Myokardinfarkt und Schlaganfall. Als eine mögliche Er- klärung für die CRP-Erhöhung geben sie chronische oder zurückliegende Infektionen mit Chlamydien, Helico- bacter pylori, Herpes-Simplex-Virus oder Cytomegalievirus an. Da eine Risikoreduktion durch Acetylsalicyl- säure in direkter Abhängigkeit von der CRP als humoralem Entzün- dungsparameter besteht, sollten laut Autoren antiinflammatorische Sub- stanzen zur Prävention kardiovas- kulärer Erkrankungen weiter erprobt
werden. acc
Ridker PM et al.: Inflammation, Aspirin, and the risk of cardiovascular disease in apparently healthy men. N Engl J Med 1997; 336: 973–979.
Dr. Ridker, Division of Preventive Medi- cine, Brigham and Women’s Hospital, 900 Commonwealth Ave. E., Boston, MA 02215-1204, USA.