Reisefieber
Reisefieber:
Empfehlungen und Fallbeispiele
Dr. med. B. Jakopp
Oberärztin Infektiologie und Spitalhygiene/Innere Medizin, Leiterin Reisemedizin
Inhalt
1. Allgemeines zur Reisemedizin 2. Empfehlungen für Reisende
Reisevorbereitung
Verhalten während der Reise
3. Aktuelle Fallbeispiele 4. Take home message
Reiseaktivität I
https://gis.icao.int/eganp/jpgfc/FLOWCHART2015colorRpas36x63nicolasWHITE.jpg
Reiseaktivität II
Schweiz 2018: 57.6 Mio Flugpassagiere (+67% vs. 2000)
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/mobilitaet-verkehr/querschnittsthemen/zivilluftfahrt/linien- charterverkehr.html#1673444726
Lustenberger I. 1990, PhD thesis, University Zürich
Todesursache bei
Schweizer Reisenden in Entwicklungsländer
Infektionen auf Reisen
Häufigkeit pro Monat Aufenthalt in den Tropen:
➢ Reisediarrhoe 30-80%
➢ Malaria bei Aufenthalt in Westafrika 3%
➢ Hepatitis A 0.3%
➢ Tierbiss mit Tollwutrisiko 0.15%
➢ Typhus 0.03%
➢ Meningokokken <0.0001%
Steffen et al. 1999
Reisender:
➢ Vorbestehende Erkrankungen
➢ Immunsuppression
➢ Alter
➢ Allergische Reaktion auf Impfungen, Antibiotika, Ei
➢ Schwangerschaft
➢ Frühere Malariaprophylaxe und deren Verträglichkeit
➢ Impfausweis (alle)
➢ Medikamente/Laborwerte
Einflussfaktoren auf reisemedizinische Risiken
Reisedetails:
➢ Wohin (möglichst genau)
➢ Anreise (Direktflug?)
➢ Wann (Jahreszeit)
➢ Malaria-Risiko
➢ Meningitis-Belt
➢ Influenza
Einflussfaktoren auf reisemedizinische Risiken
Indonesien: Malaria - Risiko
Reisedetails:
➢ Wohin (möglichst genau)
➢ Anreise (Direktflug?)
➢ Wann (Jahreszeit)
➢ Malaria-Risiko
➢ Meningitis-Belt
➢ Influenza
Einflussfaktoren auf reisemedizinische Risiken
z.B Flug nach Botswana:
- über Südafrika:
keine Gelbfieberimpfung - über Kenia:
Gelbfieberimpfung obligatorisch
Reisedetails:
➢ Wohin (möglichst genau)
➢ Anreise (Direktflug?)
➢ Wann (Jahreszeit)
➢ Malaria-Risiko
➢ Meningitis-Belt
➢ Influenza
Einflussfaktoren auf reisemedizinische Risiken
Namibia: Malaria - Risiko
Einflussfaktoren auf reisemedizinische Risiken
Art der Reise:
➢ Südafrika: Garden Route und Krüger-Nationalpark
➢ Kreuzfahrt-Gruppenreise Südostasien
➢ Backpacker quer durch Südamerika
➢ Trekking in Nepal (Gruppenreise, Everest-Basecamp)
➢ Mit dem Velo quer durch Russland und China
➢ Arbeitseinsatz für 6 Monate Staudammprojekt in Südchina
➢ Verwandtenbesuch in Nigeria
Inhalt
1. Allgemeines zur Reisemedizin 2. Empfehlungen für Reisende
Reisevorbereitung
Verhalten während der Reise
3. Aktuelle Fallbeispiele 4. Take home message
Prioritäten beim Impfen
Obligatorisch
➢ Gelbfieber
➢ Polio
➢ Meningokokken Routine
➢BAG-Impfplan
Empfehlung
➢Influenza
➢Masern
➢Hepatitis A/B
➢Tollwut
➢Typhus
➢Polio
➢Meningokokken
➢Jap. Encephalitis
Impfplan BAG 2019
Reiseapotheke I
➢ Eigene, regelmässig benötigte Medikamente im Handgepäck
➢ Paracetamol
➢ Imodium
➢ Insektenschutz, evtl. Moskitonetz
➢ Rezeptpflichtige Reisemedikamente
➢ Desinfektionsmittel, Verbandsmaterial
➢ Fieberthermometer
➢ Sonnenschutz
Reiseapotheke II
Medikamente gegen:
➢ Blasenentzündung
➢ Scheidenpilz
➢ Erkältungskrankheiten
Praktische Tipps
➢ Koffer packen: was ist wo?
➢ Medizinische Dokumente (Ersatzrezept) in Englisch? Auf dropbox?
➢ Persönliche Medikamente doppelt mitnehmen? Einfuhr erlaubt (EDA)?
➢ Wo ist die Ersatzbrille, Sonnenbrille?
➢ Kontaktadressen griffbereit?
➢ Check-up durch Zahnärztin oder durch Frauenarzt?
➢ Versicherungen: Krankheit, Unfall, Rechtschutz
➢ REGA-Mitglied (werden)?
➢ Jet lag: wann ins Bett?
Inhalt
1. Allgemeines zur Reisemedizin 2. Empfehlungen für Reisende
Reisevorbereitung
Verhalten während der Reise
3. Aktuelle Fallbeispiele 4. Take home message
Gesundheitliche Probleme «on board»
➢ Übelkeit, Erbrechen, Kollaps
➢ 69% aller Flugnotfälle i.R. bekannter Erkrankungen
➢ Thromboserisiko nach 4h-Flug: 0.016% (1:6000)
➢ Risiko für schwere Lungenembolie nach 12h-Flug: 0.000005%
(1:200 000)
➢ Prävention:
➢ Genug trinken
➢ Klasse I Kniestrümpfe
➢ Fragminspritze nur bei Risikogruppen
➢ in Bewegung bleiben
WRIGHT Project WHO, 2007
Lebensmittelhygiene
➢ Wasser aus Flaschen mit intaktem Verschluss
➢ Alternative: Wasserfilter, chemisch behandeltes Wasser (z.B. Micropur forte)
➢ Cook it, peal it, leave it! → nur 2-3% der Reisenden setzen es konsequent um
➢ Getränke mit Eiswürfeln: 95%
➢ Salat: 90%
➢ Leitungswasser und Milchprodukte: 80%
➢ Eis-Crème, nicht-durchgekochtes Fleisch oder Meeresfrüchte: 55%
Dupont, Ann Intern med 2005; Adachi & Dupont, CID, 2006
Reisediarrhoe
Berliner Centrum Reise- und Tropenmedizin
Reisediarrhoe Erreger
Scott Olson et al., Jan 2019, Travelers’ diarrhea: update on the incidence, etiology and risk in military and similar populations – 1990-2005 versus 2005–2015, does a decade make a difference?
Reisediarrhoe Inkubationszeit
Traveller’sHealth Kurs, Ch. Hatz, 2011
Kolonisationsrisiko mit multiresistenten Keimen
Prozentzahl Reisender mit multiresitenten Keimen bei Rückkehr
Arcilla M et al. Lancet Infectious Diseases 2016
Mücken als Überträger
➢ Malaria
➢ Gelbfieber
➢ Dengue
➢ Chickungunya
➢ Zika
➢ Japanische Encephalitis
Malariamücke (Anopheles spp.)
Malariaverbreitung
Chemoprophalaxe
Chemoprophalaxe für spezielle Risikogruppen
Notfallmedikament für Schwangere und Risikogruppen Notfallmedikament
Mückenschutz
Präventionsmassnahmen für Reisende in Malaria-Risikogebiete
Mückenschutz Mückenschutz plus
Notfallmedikament
Mückenschutz plus Chemoprophylaxe Gebiete mit hohem
Malaria-Risiko4 Gebiete mit
minimalem Malaria-Risiko2
1Für potentiell vulnerable Gruppen (immunkompromittierte Personen, Kinder <5 Jahre, Personen mit chronischer Erkrankung) wird eine individuelle Risikoabwägung und Strategie empfohlen.
Falls Schwangere eine Reise in ein Gebiet mit niedrigem Malaria-Risiko nicht vermeiden können, wird ihnen eine medikamentöse Prophylaxe empfohlen.
´
2Gebiete mit minimalem Malaria-Risiko sind in den Regionalkarten hell-gelb markiert bzw. Länderlisten mit ´M´ gekennzeichnet
3Gebiete mit geringem Malaria-Risiko sind in den Regionalkarten dunkel-gelb markiert bzw. Länderlisten mit ´M (+T*)´ gekennzeichnet
4Gebiete mit hohem Malaria-Risiko sind in den Regionalkarten rot markiert bzw. Länderlisten mit ´P´ gekennzeichnet
Gebiete mit geringem Malaria-Risiko1,3
Fehlende oder unklare Erreichbarkeit einer medizinischen Einrichtung innert
48 Stunden während Aufenthalt oder danach
Erreichbarkeit einer medizinischen Einrichtung innert 48 Stunden während Aufenthalt oder danach
Malaria – woher importiert?
Van Rijckevorsel et al., 2010
Mückenschutz I
➢ DEET (Diethytoluamid), z.B. Anti-Brumm Forte®, auf die Haut
➢ Nicht empfohlen bei Kindern <12 Jahren (bis 2013: <3J.) und Schwangeren
➢ Wiederholt auftragen, Wirkung durch Schwitzen eingeschränkt
➢ Über der Sonnencrème auftragen
➢ Icaridin, z.B. Anti-Brumm Sensitive®, eingeschränkte Wirkung
➢ Kinder ab 2 Jahren, keine Daten für Schwangere
➢ Citriodiol, z.B. Anti-Brumm Naturel®, eingeschränkte Wirkung
➢ Kinder ab 1 Jahr, keine Daten für Schwangere
Mückenschutz II
➢ Imprägnierte Moskitonetze (Permethrin 0,5 – 2%)
➢ Langärmlige, weite, evtl. imprägnierte Kleider
➢ z.B. in Nobite Kleidung®, Mükorex®
➢ Klimaanlage
Malariaprophylaxe und -therapie
Prophylaxe:
➢ Malarone®
➢ Gute Verträglichkeit, tägliche Einnahme, bis 7d nach Rückkehr
➢ Doxycyclin ®
➢ Phototoxizität, tägliche Einnahme, 7d nach Rückkehr
➢ Mefloquin® (Lariam®)
➢ Nebenwirkungen auf das zentrale Nervensystem, daher nicht mehr primär empfohlen, Einnahme wöchentlich, 4 Wochen nach Rückkehr
Notfalltherapie:
➢ Malarone®
➢ Riamet®
Malariaprophylaxe - Medikamententreue
Schweizer Reisende mit Mefloquinprophylaxe:
➢ MEMS (Medication Event Monitoring System) - Dose für Malariaprophylaxe
➢ Elektronische Aufzeichnung des Einnahmezeitpunktes
➢ 81 Reisende nach Sub-Sahara-Afrika
➢ 32% medikamententreu nach Messung
➢ 48% medikamententreu nach Eigenangabe (Fragebogen)
Landry et al., 2006
Wer ist betroffen?
Landry et al., 2006
Notfalltherapie - Medikamententreue
Schweizer Reisende:
➢ 1572 Reisende
➢ 10% Fieber und Krankheitsgefühl
➢ grippale Symptome 37%
➢ Magendarmbeschwerden 70%
➢ Muskelschmerzen 42%
➢ Kopfschmerzen 35%
➢ Arztkonsultation in 33%
➢ Einnahme der Notfalltherapie durch 4.6%
Schlagenhauf et al., 1995
Weitere Gefahren
Baden im Süsswasser als Risiko
Bilharziose/Schistosomiasis:
➢ Parasit mit Entwicklungsschritt in Süsswasserschnecken
➢ Parasit bohrt sich in die Haut
➢ Katayama-Fieber
➢ Befall des Magendarmtraktes, der Leber/Milz oder der Blase
➢ KEIN Baden in Süssgewässern
Center of disease control, 2018
Höhe als Risiko
Höhenkrankheit – «too high, too fast»:
➢ Individuelles Risko ab 2’500 müM
➢ Langsamer Aufstieg
➢ max. 300 (-500) Höhenmeter pro Tag
➢ Guter Trainingszustand
➢ Ausreichend Flüssigkeit
➢ Azetazolamid (Diamox®)
Reisesouvenirs der anderen Art
➢ HIV
➢ Syphillis
➢ Gonorrhoe
➢ Chlamydien
➢ Hepatitis B
➢ Hepatitis C (Risikogruppen)
➢ Herpes simplex 1 und 2
Inhalt
1. Allgemeines zur Reisemedizin 2. Empfehlungen für Reisende
Reisevorbereitung
Verhalten während der Reise
3. Aktuelle Fallbeispiele 4. Take home message
Take Home Message
➢ Relevante reisemedizinische Risiken die mit entsprechenden Massnahmen deutlich gesenkt werden können
➢ Eine persönliche, reisespezifische Beratung ist empfohlen
➢ Prävention vor und während der Reise ist wirksam und wird vernachlässigt
➢ Während und nach der Reise bei Auffälligkeiten rasch einen Arzt konsultieren
Reisemedizinische Beratung
https://www.ksa.ch/reisemedizin Bahnhofplatz 3C
5001 Aarau
Tel. +41 62 838 64 00