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Schilddrüsenkarzinom    (Vorgehen  bei  sehr  niedrigem  bis  niedrigem  Rezidivrisiko)

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Academic year: 2022

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Direktor:  Univ.-­Prof.  Dr.  A.  Drzezga  

Kerpener  Straße  62  •    50937  Köln   Tel.:  0221  /  4784052    

https://nuklearmedizin.uk-­koeln.de  

Schilddrüsenkarzinom    

(Vorgehen  bei  sehr  niedrigem  bis  niedrigem  Rezidivrisiko)

 

 

Erstelldatum  21.06.2017  

Gültig  für:  Schilddrüse     Seite  1  von  2  

 

Sehr  geehrte  Patientin,  sehr  geehrter  Patient,  

 bei  Ihnen  wurde  folgende  histologische  Diagnose  festgestellt:  

□   papilläres  Schilddrüsenkarzinom  mit  einem  Tumordurchmesser  bis  1,0  cm  (pT1a),  klinisch  ohne   Lymphknotenmetastasen  (cN0)  und  ohne  Hinweis  auf  Fernmetastasen  (M0)  

□   minimal  invasives,  follikuläres  Schilddrüsenkarzinom  mit  Infiltration  der  Tumorkapsel,  aber  ohne   Gefäßeinbruch  (V0),  alle  Tumordurchmesser  

 Bei   diesen   so   genannten   „sehr   niedrigen“   Risikokonstellationen   liegt   die   Wahrscheinlichkeit   eines   Wiederauftretens  des  Schilddrüsenkarzinoms  (=  Rezidiv)  ohne  ablative  Radioiodtherapie  (Beseitigung   der  Restschilddrüse  durch  eine  Radioiodtherapie)  bereits  unter  5  %,  d.  h.  die  Wahrscheinlichkeit  einer   vollständigen   Heilung   beträgt   über   95   %.   Eine   Radioiodtherapie   wird   beim   kleinen   papillären   Schilddrüsenkarzinom  bis  1,0  cm  Durchmesser  mit  sehr  niedrigem  Rezidivrisiko  in  den  Leitlinien  nicht   gefordert.  

 Bei   folgenden   Begleitbefunden   eines   kleinen   papillären   Karzinoms   liegt   das   Rezidivrisiko   bzw.   das   Risiko   für   Lymphknoten-­   oder   Lungenmetastasen   etwas   höher,   ist   aber   insgesamt   immer   noch   als  

„niedrig“  zu  bewerten:  

 □  Mehrere  Tumorherde  (Multifokalität)  

□  Tumordurchmesser  6  bis  10  mm  

□  Infiltration  der  Schilddrüsenkapsel  oder  unmittelbare  Nähe  zur  Schilddrüsenkapsel  

□  Infiltratives  Tumorwachstum  

□  Lymphangiosis  carcinomatosa  (L1)  innerhalb  des  entfernten  Schilddrüsenlappens  

□  Umgebende  desmoplastische  Reaktion  

□  Variante  des  papillären  Schilddrüsenkarzinoms,  außer  der  follikulären  Variante  

□  BRAF  V600E  Mutation  

□  Familiarität  mit  ≥  3  betroffenen  Familienmitgliedern  

□  Frühere  Strahlentherapie  der  Halsweichteile  

□  Suspekter  Schilddrüsenknoten  bereits  vor  der  Operation  festgestellt  

□  Gefäßeinbruch  (V1)  

 Liegen   einer   oder   mehrere   solcher   zusätzlichen   Risikofaktoren   vor,   soll   über   eine   mögliche   Radioiodtherapie   leitliniengemäß   für   jeden   Patienten   individuell   entschieden   werden.   Im   Falle   einer   Radioiodtherapie   werden   die   Reste   des   normalen   Schilddrüsengewebes,   die   nach   Operation   fast   immer   verbleiben,   beseitigt.   Mit   einer   Radioiodtherapie   sollen   zudem   evtl.   vorhandene   Mikrometastasen   –   nicht   sichtbar   mit   bildgebenden   Verfahren   –   ausgeschaltet   werden.   Am   Entlassungstag   nach   ablativer   Radioiodtherapie   besteht   das   Posttherapie-­Szintigramm   aus   einer   Ganzkörperdarstellung   mit   dem   Ziel,   Radioiod-­speichernde   Lymphknoten-­   oder   Fernmetastasen   auszuschließen.   Für   den   Fall,   dass   sich   unerwartet   Radioiod-­speichernde   Metastasen   darstellen   sollten,  müssen  die  weitere  Behandlung  und  die  Nachsorge  individuell  geändert  werden.  

 Auch  bei  dem  minimal  invasiven,  follikulären  Schilddrüsenkarzinom  ohne  Gefäßeinbruch  soll  im  Falle   einer  Entfernung  beider  Schilddrüsenlappen  über  eine  mögliche  Radioiodtherapie  leitliniengemäß  für   jeden   Patienten   individuell   entschieden   werden.   Die   begrenzten   Daten   aus   Beobachtungsstudien   legen   nahe,   dass   Radioiod-­speichernde   Lymphknoten-­   oder   Fernmetastasen   gelegentlich   vorkommen.  

 Ein   zweiter   Grund   für   eine   ggf.   durchzuführende   ablative   Radioiodtherapie   des   Restschilddrüsengewebes   besteht   in   der   Sicherheit   und   Vereinfachung   der   Nachsorge.   Die   Nachsorge   bei   Niedrig-­Risiko-­Konstellation   umfasst   hauptsächlich   die   Ultraschalluntersuchung   des   Halses   und   die   Bestimmung   eines   speziellen   Tumormarkers   für   Schilddrüsenkarzinome,   das   Thyreoglobulin   (TG).   Bei   vollständiger   Heilung   und   nach   vollständiger   Beseitigung   der   Restschilddrüse  durch  Radioiodtherapie  ist  TG  im  Blut  nicht  mehr  nachweisbar.  Bei  noch  vorhandener   kleiner  Restschilddrüse  (ohne  Radioiodtherapie)  wird  weiterhin  normales  TG  produziert.  Dann  ist  TG   im   niedrig-­normalen   Bereich   noch   messbar,   was   die   Bedeutung   des   Tumormarkers   TG   in   der   Verlaufskontrolle  einschränken  kann.    

 

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Direktor:  Univ.-­Prof.  Dr.  A.  Drzezga  

Kerpener  Straße  62  •    50937  Köln   Tel.:  0221  /  4784052    

https://nuklearmedizin.uk-­koeln.de  

Schilddrüsenkarzinom    

(Vorgehen  bei  sehr  niedrigem  bis  niedrigem  Rezidivrisiko)

 

 

Erstelldatum  21.06.2017  

Gültig  für:  Schilddrüse     Seite  2  von  2  

In  der  lebenslangen  Verlaufskontrolle  (5  Jahre  lang  2  x  pro  Jahr  und  anschließend  1  x  pro  Jahr)  spielt   TG  auch  bei  unkompliziertem  Verlauf  eine  entscheidende  Rolle:  Bei  nicht  messbarem  TG  ist  man  sich   praktisch   sicher,   dass   die   Tumorerkrankung   nicht   erneut   (versteckt)   aufgetreten   ist   oder   fortbesteht.  

Im   Gegensatz   dazu   findet   man   bei   nicht   durchgeführter   ablativer   Radioiodtherapie   der   Restschilddrüse  messbare  TG-­Werte,  die  im  Verlauf  zu  gewissen  Unsicherheiten  führen  können.  Dies   betrifft   die   Tatsache,   dass   messtechnisch   bedingt   TG-­Schwankungen   auftreten   können,   die   ggf.  

verunsichern  und  schwer  zuzuordnen  sind.    

 Die   Ablation   der   Restschilddrüse   auch   bei   einer   Niedrig-­Risiko-­Konstellation   beim   differenzierten   Schilddrüsenkarzinom  hat  also  mehrere  Vorteile:    -­    

-­   Beseitigung  der  Restschilddrüse  (mit  ggf.  vorhandenen  weiteren  kleinen  Tumorherden).  

 

-­   Im  Posttherapie-­Szintigramm  ggf.  Feststellung  Radioiod-­speichernder  Metastasen.  

 -­   Vereinfachung   der   Nachsorge,   da   bei   nicht   messbarem   TG-­Wert   im   Verlauf   ein   Neuauftreten   oder  Persistieren  der  Erkrankung  nahezu  mit  Sicherheit  ausgeschlossen  werden  kann.    

 

Diese   Vorteile   sind   gegen   mögliche   ungünstige   Begleiteffekte   der   Radioiodtherapie   abzuwägen,   die   vollständig   in   unserer   Patienteninformation   und   Einverständniserklärung   zur   Radioiodtherapie   beim   Schilddrüsenkarzinom   dargelegt   sind.   Konnte   das   Schilddrüsengewebe   operativ   weitestgehend   entfernt   werden,   wird   eine   vergleichsweise   niedrige   Therapieaktivität   für   Radioiod   gewählt.   Das   vermindert   die   Wahrscheinlichkeit   von   Nebenwirkungen   erheblich.   Dennoch   sind   eine   (vorübergehende)   schmerzhafte   Schwellung   der   Speicheldrüsen,   eine   (vorübergehende)   Mundtrockenheit,  eine  (vorübergehende)  Geschmacksstörung,  eine  vermehrte  Neigung  zu  Karies  im   Falle   einer   Mundtrockenheit,   trockene   Augen   oder   ein   Tränenträufeln   durch   Verlegung   des   Tränenkanals   (operative   Beseitigung)   als   mögliche   Nebenwirkungen   zu   nennen.   Bei   den   hier   benutzten   Aktivitäten/   Radioioddosen   findet   sich   kein   statistisch   erhöhtes   Risiko   für   Krebs   oder   Leukämie  und  keine  erhöhte  Missbildungsrate  bei  späterer  Schwangerschaft.  

 Die  Radioiodtherapie  bedarf  entweder  einer  etwa  zweiwöchigen  Vorlaufzeit  nach  der  Operation  ohne   Schilddrüsenhormon-­Medikation  oder  einer  zweimaligen  Injektion  von  rhTSH  (Thyrogen®).  Nach  einer   Radioiodtherapie  ist  eine  Schwangerschaft  für  6  bis  12  Monate  zu  vermeiden.  

 Der  zuständige  Arzt  wird  über  Ihre  Erkrankung  mit  Ihnen  sprechen,  damit  Sie  entscheiden  können,  ob   bei   einer   relativen   Indikation   bei   Ihnen   eine   ablative   Radioiodtherapie   zur   Beseitigung   der   Restschilddrüse  durchgeführt  werden  soll.    

 

Vermerke  zum  Patientengespräch:  

                           

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