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Zur hebräischen Wortforschung.
Von G. M. Redslob.
DIÖ.
Das Nomen üia lässt sich nur ableiten von einem Stamme
n?offi. Das arabische , sofern es überhaupt mit dffl in unmil-
telbarer Verbindung steht, kann nur betrachtet werden als eine
aus dem wie eine masculine Infinitivform "id behandelten Nomen
erst hervorgegangene, jedenfalls sehr späte und dem Hebraismus,
in dessen wirklichem Sprachgebrauche sich nicht einmal nuiü nach¬
weisen lässt, höchst wahrscheinlich gar nicht angehörige Nach¬
bildung. Als Bedeutung von fiuia aber wird gemäss dem Arahi¬
schen angenommen : hoch sein.
Ohne gegen diese Bedeutung etwas einwenden zu wollen, ist
doch darauf aufmerksam zu machen, dass, wenn wir Dingen Höhe
beilegen, das Wort in doppeltem Sinne genommen wird. Einmal
bezeichuen wir damit die eigene Höhe eines Dinges, seine Aus¬
dehnung und gleichsam Länge in der Richtung von unten nach
oben gemessen, z. B. wenn wir einen Thurm hoch nennen, auch
wenn er in der Tiefe liegt und von an sich weit niedrigem Gegen¬
ständen, die sich auf benachbarten Anhöhen befinden, weit überragt
wird. Au.sserdem aber wird, z. B. wenn man den Himmel hoch
nennt, Höhe auch solchen Gegenständen beigelegt, welche, ohne an
sich selbst eben eine bedeutende Ausdehnung in senkrechter Rich¬
tung zu besitzen , nur in der Höhe sich befinden, hoch an¬
gebracht siud, hoch stehen oder gestellt, hoch liegen oder ge¬
legen siud.
Wenn nun auch L*w auf dem Wege sprachlicher Entwickelung
dahin gelangt sein mag, von beiderlei Art von Höhe gebraucht zu
werden, so kann es doch kaum zweifelhaft sein, dass die erste
Art von Höhe wenigstens nicht seine e r s t e Bedeutung ist. Dieses
zeigt der durch alle semitische Sprachen hindurchgehende und dem¬
nach sicher uralte und wahrscheinlich früher als sein stammver¬
wandtes Verbum MTiiä in den wirklichen Sprachgebrauch gezogene
Name des Himmels'o'roiB. Offenbar nemlich bietet sich dasjenige,
752 Redulob, xnr hrhrivurhen Wortfomchvng.
was gemeinhin Himmel genannt wird, dem Auge durchaus nicht
als etwas dar, welches zu einer Messung von uuten nach oben
(vom Fuss zum Scheitel) aufforderte. Im Gegentheil erscheint der
Himmel der gemeinen Beobachtung nnr als etwas in der Höhe
Befindliches, als eine nur nach Länge und Breite weit ausgedehnte
Lage und Schicht, also als etwas llochliegendes und Gelegenes.
Gehn wir auf die älteste semitische Anschauung ein, so dachte
sich der Hebräer den Himmel als ein die obern und untern Ge¬
wässer scheidendes nach Länge und Breite ausgedehntes Blech
(ri]j-i), wie es sonst durch Hämmern erzeugt wird, dem es an
aller'eigener Höhe (die hier Dicke sein würde) fehlt').
Es wird also nao zunächst aufzufassen sein: sich in der
Höhe befinden, und weil der Himmel eine nach Länge und
Breite weitausgedehnte Fläche oder Lage darstellt und demnach
zu liegen scheint: hoch liegen, hoch gelegen sein. Aber
eben dieser Umstand , dass der Himmel so ganz vorwiegend als
eine nach allen Seiten hin unendlich weit ausgedehnte Fläche und
Breite bildet, legt den Gedanken nabe, dass er überhaupt gar nicht
von seiner hohen Lage, sondern vielmehr von dieser seiner Oberaus
grossen Weite und Breite benannt sei. Hierauf führt sogar die
Form des Wortes hin. Denn D';?3ir ist doch offenbar ein Tlural
demnach der Plural der eine blosse Ausdehnung (expansum), na¬
mentlich eine gewisse weitere Ausdehnung, darstellenden, durch
Umriss und Form nicht begrenzten ungeformten, formlosen, un¬
förmlichen Masse. Bei unserer Annahme würde also Bedeutung
und Form des Wortes in vorzügliche Uebereinstimmung treten.
Hiernach würde also auch dem Stamme n^ia statt der Be¬
deutung hochliegen, hochgelegen sein die Bedeutung zu
geben sein: sich in die Länge und Breite weithin (longe
lateque) erstrecken, ringsum weit au sgebreitet sein ,
und zwar gleichviel, ob, wie es zufällig bei'm Himmel der Fall ist,
in der Höhe oder sonstwo. Sowie wir dieses annehmen, zeigt sich
auch sofort, dass "Uö nichts weiter ist als eine Umbildung von
0730 vastus fuit '), desseu Derivat inlp^a eine ganz gleiche eintönige 1) Im Gegentlieil knüpft sich an die Wurzelsylbe p'i , von der yp"!
= pp1, geradezu der Begrifif der zunächst durch Breitschlagen bewirkten
Dünne, vgl. p'i dünn, zart, desgleichen das (dünne) Bl.itt, wovon
erst pT' blattfarbig, grün, gelb und n"!^ der (gelbe) Mond.
2) Die Plurale ö'^'OlZ; und D'^U sind Plurale gebildet durcb das blosse D der Pluralendung D''— nach Analogie der auf langes i (Jod quiescens) aus¬
gehenden Nomina. Die Grammatik hat also da, wo sie dieser verkürzten PIu- riilfnrm gedenkt, zu erwähnen, dass sich den Nominibus auf Jod quiescens hierin noch die genannten beiden auf Jod mobile ausgehenden Nomina an¬
sehliessen.
3) Diese Umbildung gerade an diesem unsern Wortstamme ist geradezu thatsächlich festgestellt durch die Uebergangs- und Zwitterform m')3\Ö Kzech.
dslob, zur hehräisehen Wortforschung. 753
Erscheinung auf dem Erdboden bedeutet, wie sie der Himmel in
der Höhe bildet.
Wie verhält es sich nun, wenn dennoch wo uj zunächst hoch¬
gelegen sein und dann durch Erweiterung dieser Bedentnng
hoch sein überhaupt bezeichnet? rroia muss aufgefasst werden
als weithin, weit und breit, im weiten Kreise sicht¬
bar sein, sei es wegen eigener Höhe oder wegen hoher Stel¬
in n g und Lage, oder endlich (was wegen der an der Bedeutung
von D720' tbeilnehmenden Form niüuj Ezech. 36, 3 zu erwähnen
ist) bei Flächen, wegen von aussichthindernden Gegen¬
ständen freier, also leerer, kahler, öder, wüster Be¬
schaffenheit des Bodens, nro Knoblauch aber ist be¬
nannt von seiner Weithin-Riechbarkeit.
Die etymologische Begründung dieser Bedeutung anlangend, so
geht die Wortgruppe aus von der Ursylbe S-P (SF), TP (TF),
welche schallnachahmend in C]Dn den Schall der geschlagenen Pauke,
in r]BU das harte Aufsetzen (Stampfen) des Fusses auf den Boden
(Trappen) beim starken Gehen, in t]aD5r das Zwitschern kleiner
Vögel bezeichnet. Uebergetragen vom Gehen auf das Laufen flüssi¬
ger Gegenstände möchte sie in qt33 schallnachahmend das Nieder¬
schlagen (Klatschen, Platschen) tropfenden, triefenden, träufenden
Wassers bezeichnen^). Beim Niederschlagen auf den Boden brei¬
ten sich Flüssigkeiten sofort nach allen Seiten aus und
verbreiten sich über denselben, daher mr (auch rj-is)
zerfliessen, zergehen, zerschmelzen ^j. Der Uebergang
auf ln?3ic liegt aber deutlich in npi: weithin ausschauen,
Fernsicht und Umschau halten, auch von Sachen gebraucht,
wie Hohesl. 7, 5 vom Thurme (Luginsland) des Libanon, wo in
Wirklichkeit nur von hoher, freier, weite Aussicht gewährender
Lage die Rede sein kann *). Wer in der Lage ist , seinerseits
weithin zu schauen, ist anch umgekehrt in der Lage, von fern und
von allen Seiten sichtbar zu sein ^) , und diese Bedeutung ist es,
welche ncis an nnm abgegeben hat.
Um nunmehr auf Difl selbst überzugehen, so hedeutet es dem¬
nach eigentlich Weithinsichtharkeit oder einfach Höhe, und
3g^ 3, — DIÖ heisst hiernach eigentlich weiter, freier, leerer Raum;
dann Baum eines Dinges oder einer Handluug, d. h. ihr Ort. Hier¬
nach determinirt und adverbial: an den Ort, d-ort.
1) Zwischen dem plätschernden Laute niederfallenden Wassers und dem Zusammenzwitscheru einer Menge von Itleinen Vögeln (etwa Sperlingen) liesse sich wohl eine Aehnlichkeit entdecken.
2) Vermuthlich ist auch 3Sj (3^2) eigentlich breit auf deu Boden nie¬
dersetzen, legen, 1323^ sich breit niedersetzen.
3) Weiterhin dann nach Piel: weithin blinken wie polirtes Metall;
blank sein.
4) Daher rr^lutnöi, zunächst weithin blickend, auch in der Bedeu¬
tung von rrjlsipnvri weithin sichtbar gebraucht.
Bd, XXVI.
754 Redsloh, zur hehräisehen Wortforschung.
zwar zuerst in gegenständlicliem Sinne, nur dass es nicht,
wie unsre deutschen Wörter Höhe, Anhöhe, von natürlicheu
Erhebungen über das umgebende Terrain gebraucht wird, sondern
von künstlichen für den Zweck der Weithinsichtharkeit errichteten
Hochbauten, etwa wie neSM von dera verwandten nsx. Die Stel¬
len, in welchen von dieser Bedeutung auszugehen 'is't, sind die¬
jenigen, in welchen man dem Worte die Bedeutung Denkmal,
Merkzeichen u. dgl. zu geben gewohnt ist. Es leuchtet aber
ein , dass etwas , was ein Denkmal u. dgl., kurz ein Zeichen irgend
einer Art sein soll, zuerst etwas an sich sein muss. So wenig
also, die erste dieser Stellen, 2 Sam. 8, 13 belangend, zu bezwei¬
feln ist, dass das von David gemachte oq zum Denkmale, speciell
zum Siegesdenkraale zu dienen bestimmt gewesen ist , eben so sicher ist es, dass es zunächst etwas an sich, etwa eine Säule, ein Thurm,
eine Pyraraide u. dgl. gewesen sei. Und so ist uichts einfacher
anzunehmen, als dass es in seiner Structur dafür berechnet gewesen
ist, schon aus weiter Ferne und in weitem Umkreise sichtbar zu
sein — ein Steinwerk in monumentalem Stile, eine Trophäe,
also auch ein Siegesdenkraal, aber ein weithin sichtbares, entweder G,-
wegen eigener (kolossaler) Höhe (b'na):, l^'^is) oder wegen
Anlage in hoher, freier Lage oder, wie bei dem Thurme des Liba¬
non, aus heiden Gründen zugleich.
Ara deutlichsten ist eine zweite Stelle, von welcher sonder¬
barer Weise noch gar nicht erkannt ist, dass sie durchaus nach
Analogie der so eben besprochenen beurtheilt sein will, da es sich
doch in ihr ganz so wie in jener um den Ausdruck tit Mby handelt.
Es ist dieses die Stelle 1 Mos. 11, 4. Hier befürchte'n die von
Osten in die unermesslicbe Ebene Mesopotamiens gelangenden Men¬
schen, dass sie sich über die ganze Erde zerstreuen, d. h. sich
zersprengen, vereinzeln und ausser Verbindung mit einander ge¬
rathen möchten, ohne sich wieder zusammenfinden zu können. Für
den deutlich ausgesprochenen Zweck, dieses zu verhüten (-)b), be¬
scbliessen sie also, sich eine Stadt und einen mit seiner Spitze bis
in den von allen, auch den entferntesten, Punkten des Erdkreises
aus sichtbaren Himrael reichenden Thurm und auf diese Weise iu
diesem himmelhohen Thurme sich einen zu machen. Es ist
demnach so deutlich als möglich, dass der Sache nach offi der
vorerwähnte Thurm selbst ist, nur benannt nach dem Zwecke sei¬
ner Errichtung, im weitesten Umkreise der Erde gesehen
zu werden, um den noch so weit Zerstreuten und Versprengten
ihren Ausgangs- und Centraipunkt anzuzeigen und sie so in den
Stand zu setzen, sich wieder mit einander zu vereinigen und zu-
sararaenzufinden. Hier ist also die Weithinsichtbarkeit der wesent¬
liche und nächste Zweck des Gebäudes.
Jesaja 56, 5 ist von Grabmälern zur Erhaltung des Gedächt¬
nisses des Nameus der Verstorbeuen die liede. Schon der Zu-
Redalob, zur hebräischen Wortforschung. 155
sammenhang empfiehlt es, dabei an mit grossem Aufwände herge¬
stellte Denkmäler magnifiker Art zu denken, die schon von Wei¬
tem imponiren sollen. Für diese Stelle empfiehlt sich daher die
,
Uebersetzung durch Mausoleum (cjS>).
Jesaia 5.5, 13, wo der Ausdrnck nur hildlich von den dnrch
die Kronen hochstämmiger Tannen und Myrthen gebildeten Säulen¬
hallen, gegenüber dem kriechenden Wüstengestrüpp, die Rede ist,
kann es nur darauf ankommen, in der Uebersetzung ein Wort zu
wählen, wie es etwa ein moderner Dichter in gleichem Falle ge¬
brauchen würde, und so liesse sich vielleicht für diese Stelle der
Ausdruck Dom empfehlen. Kurz, es kommt allemal darauf an,
die Grundvorstellung der Weithinsichtharkeit, Erhaben¬
heit u. dgl. zu wahren.
Ausser diesem gegenständlichen Sinne scheint aber dem
Worte auch noch die reine Abstraktbedeutnng , also die Bedeutung
Hoheit, Hochgestclltheit, Erhabenheit als Eigenschaft
hochstehender Persönlichkeiten beigelegt werden zu müssen, und
dieses zwar in den namentlich in den Psalmen häufigen Stellen,
in welchen der Gottheit beigelegt wird. Allerdings weiss ich,
dass man in einem Theile dieser Stellen mit der Bedeutung Name
leidlich auskommt, sicher aber erst das Rechte trifft, wenn man
das Wort durch hoher, erhabener Name ausdrückt. Unleug¬
bar aber macht es auch häufig grosse Mühe, um auf diesem Wege
bis zur gänzlichen lieseitigung des Begriffs „Name" zu dem Begriffe
einer Eigenschaft , wie Herrlichkeit, öo^a , niasi zu gelangen,
wie sie von den obwaltenden Umständen verlangt wird, und wie
sie sich von selbst ergiebt, wenn es erlaubt ist , von der Bedeutung
Hoheit, Majestät auszugehen. Es kann hier nicht Aufgabe
sein, dem Exegeten vorzugreifen, sondern 'nur wenigstens Eine
Stelle aufzuweisen, wo mit dor Einmischung des Begriffes Name
durchaus nicht anzukommen ist, sondern das Wort einfach eine
göttliche Eigenschaft wie die hier entwickelte bedeuten muss. Als
solche Belegstelle ist anzusehen Psalm 54, 3. Hier steht Dä in
so streng bemessenem Parallelismus mit rriiaa , dass es in dem¬
selben Masse wie dieses für einen einfachen "uud in sich klaren
Nameu einer göttlichen Eigenschaft und also für ein Synonymum
von angesehen werden muss. Es ist also von der himmel¬
hohen ') ünd über die ganze Erie hin ragenden göttlichen Majestät
und von deren wirksamem Auftreten zu verstehen, von der Ent¬
faltung ihrer weitreichenden {T7]kenogog) oder vielmehr allumfassen¬
den Machtfülle, mit Einem Worte, von seiner Allgegenwart*).
1) Kodscliibeg in seiner Denlisclirift über den Verfall des türkischen Stnatfgebiiudes titulirt den Sultan nach Hchrnauer's Uebersetzung in dieser /eitschrift XV S. 21 i: die h i ni m c 1 h o h c Majestiit des Pädischnh.
2) l'is werden hierdurch zwei Fragen nahe gelegt: 1) Solitc Ülli, sofern es ileliniliv von den .Sniniiritancin dem Kiginiianion fiottcs mfl"' substituirt
48*
756 Redsloh, zur hebräischen Wortforschung.
Wie soll nun aber mit dieser Bedeutung die herrschende Be¬
deutung des Wortes Name zusammenhängen? So einfach als mög¬
lich. Wie wir schon oben im Gebiete des Stammes üm die Ueber¬
tragung der Weithinsichtharkeit auf Weithin riechbarkeit angetroffen
haben, so haben wir es hier mit der Uebertragung auf Weithin¬
ruch barkeit zu thun »). Wie nämlich regelmässig die allgemeinern
Bedeutungen der Wörter erst durch Verallgemeinerung aus spe¬
ciellem Bedeutungen hervorgehen und beispielsweise auch in
die Bedeutung weithin, d. i. stark riechen zu riechen
überhaupt sich verallgemeinert hat, so bedeutet üiB auch zunächst
nicht den Namen überhaupt, wie ihn auch derjenige hat, der sonst
Dffi ■'ba heissen würde, sondern den weithin (weit und breit) bekann¬
ten und in weiten Kreisen genannten Namen des namhaften Mannes
von Ruf und Renommee. Erst in so fern als zuletzt Jeder seinen
wenn auch noch so engen Kreis hat, in welchem sein Name ge¬
nannt und hekannt ist, verallgemeinert sich die Bedeutung zu der
von Name überhaupt.
wild, uicht einfach heissen: die Majestät, näml. des Königs des Gottes¬
reiches, ganz analog dem Sprachgebrauche, nach welchem auch heutzutage Könige innerhalb ihres Landes und von ihren Unterthanen einfach die Majestät (und Se. Majestät) genannt werden? 2) Sollte nicht !m!T^ DT?j"niJ :i]5: von der laesio majestatis des Königs des Gottesstaates durch unehrerbietige,' injuriöse Keden zu verstehen sein ? Beiläufig noch eine auf die Gottesnameu bezügliche Bemerkung. 2 Mos. 3, 14 übersetzt man, wie es scheint, allgemein noch : ich bin, der ich bin. Sollte aber uicht vielmehr aueh hier der bekannte Hebrais¬
mus (z. B. 1 Mos. 15, 7) zu statuiren und demnaeh zu übersetzen sein: ich bin der da ist (ö tov) ?
l'l l\iXe<pavrs und rn^tonoi kommt ebenfalls, weuigstens dichterisch, iu der Uebertragung auf Weithinvemehmbarkeit fUr das Ohr vor.
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Ueber das Verbum ÜDlB.
Von Dr. Zuuz.
Das ans «lorTiD {nagg-rjala) gebildete, bei Syrern und Juden
bereits in den ersten Jahrhunderten gebräuchliche Zeitwort Dö'id
„bekanntmachen, veröfifentlichen , entdecken" bedeutet auch „ver¬
rathen": Nab72b iinD-iDM Nbi (j. Peah 1); rr'-ia bD cd^bij ^rs»
(j. Sanhedrin 6, 3), wofür Sanhedrin 43 b hat: -laN -nabi ist „bin
ich ein Angeber"? spricht Gott zu Josua ; "^^b üDIB^a N:t« „ich ver¬
rathe dich" (j. Sanhedrin 7, 13); vgl. Midr. Thren. 73 c. Für die
erstgenannten Bedeutungen geben Talmud, Midrasch und die palä¬
stinischen Targum zu Pentateucb und Hagiographen mehrfache Be¬
lege. Tosefta Joma c. 4 und Joma 86 b heisst es: Heuchler
(D'^BSn) müsse man bekanntmachen, entlarven. Dass solche Men¬
schen zu den Angebern (s. g. Spitzeln) zählten, beweist Targum
Hiob, welches ciDn durch nabn delator erklärt. Als verstärkender Zusatz kann -ibaa angesehen werden in den Ausdrücken iibas nO"iBb
(Mechilta 14 a, Sifre Numer. 15, 41, Sota 9 a, Jalkut Numer. § 750
und Prov. 26, Raschi Numer. 11, 10). Andere Stellen, wo ddib
vorkommt , sind z. B. .Mechilta 5a, Tr. Aboda sara 5 a , Bereschit
rabha 70 f. 80 a, Wajikra rabba 23 f 192 b, 32 f 202 b. Mi¬
drasch Gant. 27c, j. Aboda sara 1, 1; j. Jebamot 8, 3 (auch j.
Sota 8, 6, j. Kidduschin 4, 1) DOIsb; Tanchuma 19 c, 36 a, 58 a,
67b, 71a, 73c, 74a, Bamidbar rabba c. lü=grosse Pesikta
Abschn. 7, Genesis-Agada S. 4. Dbi5>a DOnsb haben Midrasch
Tanchuma 61a, Bamidbar rabha 280 d, Abuab im Leuchter c. 266 ;
■jj^isy i7:0"iB (j. Kidduschin 4, 1) „sie haben gezeigt was sie sind".
Die Targumstellen hat Buxtorf gesammelt, z. B. Numer. 17,
26, Hiob 20, 27. 36, 15. Cant. 5, 11. Thren. 2, 14. Kohelet 12,
14. Esther 3, 14. 9, 26; zweites Targum 1, 12; auch II Chron.
6, 30. — Von älteren Autoren sind noch anzuführen: Derech erez
sutta c. 7 wo nuD'iE?: dem ny:2:73 gegenübersteht; Eldad Schreiben
an den Gaon Zemach, Isaac Giat Halachot Th. 2 S. 62, Aruch
V. Raschi öfter z. B. Genes. 19, 33. 37, 25. Abraham b.
Chija Bl. 36, Abenesra Exod. 20, 12 u. A. m. Im alten
Nizzachon p. 250 bedeutet es beichten. Die Verwandtschaft mit
»nn erscheint in bsb y"n):i -aoiBii der Genesis-Agada (S. 65),