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Archiv "Indien liegt tausend Jahre weit" (12.09.1974)

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Leserdienst

Hinweise· Anregungen REISE

Indien liegt tausend Jahre weit

Wallfahrt zu den schönsten Tempeln der Hindu

Man glaubt, in die Zeit um Christi Geburt versetzt zu sein oder in ei- ner unwirklichen Filmszene zu le- ben, dabei ist alles Wirklichkeit:

Wir sind im größten Tempel Südin- diens, dem Tempel der Göttin Me- nakshi, der Ehefrau des großen hin- duistischen Gottes Shiwa, in Madu- ra. Das Auge kann sich nicht satt- sehen; Tausende von Menschen schieben sich durch die Hallen, die im 16. Jahrhundert errichtet wur- den, werfen sich vor dem Ganesha- Aitar zu Boden und küssen die Steine. Doch der Tempel ist - wie alle Tempel Südindiens - mehr als nur Betstätte, auch viel Alltag ist in ihn verlegt. Die vier Eingänge sind umlagert von Verkaufsstän- den, an denen Nüsse und Obst, handwerkliche Gegenstände und modernster, billiger Plastikramsch feilgeboten werden.

Das Allerheiligste

öffnet sich nur dem Hindu

Das Gebäude selbst ist von verwir- render Größe. Das Ohr kann das Gewirr der Geräusche nicht diffe- renzieren. Der Lärm dringt wie eine geschlossene, laute Kulisse, wie überlautes Bienengesumme auf uns ein. Die Tempeltore, Gopuram genannt, sind zum Teil über 50 Me- ter hoch und können bestiegen werden: Ein herrlicher Rundblick über Tempelanlage und Stadt ist die Belohnung für den beschwerli- chen Aufstieg.

Die Säulen der Tempelgänge sind erlesene Beispiele indischer Stein- metzkunst, jede stellt eine andere Figur aus der Fabel- und Mythen- weit des Hinduismus dar. Das Al- lerheiligste, der Shiwa-Aitar mit dem großen schwarzen Granitlin- gam, ein Phallussymbol, bleibt den Nicht-Hindu verschlossen.

Morgens, wenn der Tempel den Gläubigen gehört, ist fotografieren verboten; zwischen 14 und 16 Uhr, wenn er leer ist und saubergefegt wird, steht er, öde wie ein Museum, den Touristen zur Verfügung.' Südindien ist reich an Tempeln dieser Art und Größe. Sich vor der Reise ein wenig mit Wesen und Be- deutung des Hinduismus zu be- schäftigen erscheint daher notwen- dig. Ausgangspunkt von Südindien- besuchen ist meist Madras, die 1,8- Millionen-Stadt am Golf von Benga- len, die durch die britische Kolo- nialzeit geprägt wurde. Nicht ver- säumt werden sollte dort ein mor- gendlicher Besuch in der Tempel- anlage Mylapore. Jeder Hindu be- ginnt dort sein Tagwerk mit der Bitte um den Segen der Gottheit.

Vor allem ist Madras aber der Aus- gangspunkt für den Besuch eines 40 Kilometer weiter südlich gelege- nen Tempelbezirks aus dem 8.

Jahrhundert nach Christi, den die kriegerischen Pallaven schufen, ein Volk, bemerkenswert wegen seiner genialen Steinmetze: Sie errichte- ten das größte Felsrelief Asiens (9 mal 27 Meter) mit ausdrucksvollen Szenen aus dem Bagavadgita-Epos ("Buße des Arjuna") und sie mo- dellierten in vielen Felshöhlen un- gemein sprechende Reliefs aus ih- rem Leben und ihrer Gedanken- welt.

Die Entfernungen in Südindien sind ungeahnt groß. Man sollte für alle längeren Strecken das Flugzeug nehmen. Tanjore, 120 000 Einwoh- ner, südlich von Madras gelegen, besitzt einen Tempel, der einen weiteren Superlativ beherbergt:

den größten aus Stein gehauenen, überdachten Nandi-Stier Indiens;

das Reittier des Gottes Shiwa be- wacht den großen Shiwa-Tempel, dessen Dach einen Schlußstein von 80 Tonnen trägt. Rätsel für die

Moderne

Krankenhauseinrichtungen in USA und Kanada

Studienreise

vom 16. Februar bis zum 2. März 1975

Die Reise gilt

..,.. dem Besuch modernster Klini·

ken,

..,.. der Besichtigung von Einrich- tungen und Geräten, die auf aktu- ellstem Stand sind,

..,.. dem Studium modernster Me- thoden der Rationalisierung und ..,.. der Information über das "Ma- nagement mit der Maschine"

..,.. Die Teilnehmerzahl ist auf fünf- zehn Personen begrenzt, damit je- der Einzelne Gelegenheit zu ech- ten Gesprächen findet.

..,.. Ein deutschsprachiger Dolmet- scher steht zur Verfügung.

Zweck der Reise ist die fachliche Unterrichtung, es besteht aber auch Gelegenheit Sehenswürdig- keiten kennenzulernen.

Ich bitte um Zusendung von Unter- lagen über die Reise "Moderne Krankenhauseinrichtungen in USA und Kanada".

hier abtrennen einsenden an ÄRZTE-REISE-ZENTRUM HAPAG-LLOYD REISEBÜRO GmbH

5 Köln 1, Hohenzollern ring 1-3 Telefon 02 21 I 2 00 21

Arztstempel/Telefon

DEUTSCHES ARZTEBLATT

Heft 37 vom 12. September 1974 2677

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Leserdienst

Hinweise -Anregungen REISE

Architekten von heute: Wie konnte damals, im 10. bis 13. Jahrhundert, ein solches Gewicht auf 66 Meter Höhe transportiert werden — schiefe Ebene? Spiralrampe? — niemand weiß es.

Wenn die Sonne verglüht ist, rufen Trommeln zum Gebet Die südindischen Tempel ähneln sich stets im Grundriß, dennoch ist jeder Besuch ein neues Erlebnis.

Oft ist die geografische Lage be- sonders bemerkenswert. In Myso- re, der saubersten Stadt Südindi- ens, in der es verboten ist, Papier auf den Boden zu werfen, liegt der Chamundi-Tempel auf einem Berg- hügel vor den Toren der Stadt. Ein Sonnenuntergang dort oben ist ein unvergeßliches Erlebnis. Wenn die Sonne am Horizont verglüht ist, wird die Trommel geschlagen, eine Schalmei ertönt und der dumpfe Ton einer Muschel — wie eine Trompete geblasen — mischt sich ein; das ist die Aufforderung des Hindu-Priesters zum Gebet. Cha- mundi wird hier als die Göttin Kali, des Gottes Shiwa Ehefrau in der kriegerischen Form, besonders verehrt, aber auch für die Anbe- tung jeder anderen Gottheit ist hier Raum. Unterhalb des Tempels an den Hängen wacht ebenfalls ein Nandi-Stier. Er gehört zu den schönsten Tierdarstellungen der asiatischen Welt: Gewaltig liegt er im Sonnenschein da, Kraft und Ruhe ausstrahlend, ein Granitgebil- de, 60 Tonnen schwer, geschmückt mit vielen Blumen, von Hindus ihm aus Verehrung zu Füßen gelegt.

Unweit von Mysore, mit dem Bus oder Taxi zu erreichen, liegen die Tempel von Belur und Halebid aus der Hoysala-Zeit (12. Jahrhundert), bemerkenswert wegen der feinen Ausarbeitung selbst kleinster De- tails. Sie weisen nicht das Recht- eck, sondern einen Stern als Grundriß auf. Auch sie sind dem Gott Shiwa geweiht, werden jedoch seit ihrer Entstehungszeit nicht mehr benutzt. Ihre Mauern sind über und über mit Darstellungen aus den Epen und der religiösen Welt verziert. Geometrische Muster

lösen die Flächen auf. Riesige Ele- fanten tragen Götterfiguren, deren

Kleidung bis ins kleinste aus dem Stein herausgeholt ist. Heute sind die beiden Tempel reine Museen.

Keine Lebendigkeit wohnt ihnen mehr inne. Nur die Sonne brennt auf diese Pracht hernieder.

Auch eine Überlandfahrt sollte auf einem Südindientrip keinesfalls fehlen. Malerische Szenen lassen Jahrhunderte vergessen, versetzen in biblische Zeiten. Eukalyptusbäu- me und Zedern säumen die Stra- ßen. Beherrschendes Element ist der Ochsenkarren. Doch der land- schaftliche Reiz täuscht nicht über die Realität hinweg — eine grausa- me Realität: Indien wird zur Zeit von einer Trockenheit heimge- sucht, die schon das dritte Jahr an- hält. Die Landwirtschaft steht vor dem Ruin, der Hunger droht. Die Zugtiere der Karren sind genauso ausgemergelt wie ihre Treiber, die auf Säcken voll Stroh sitzen, ihre wenige Habe um sich her, den Kopf eingehüllt in grauweiße Tü- cher zum Schutz vor der unbarm- herzigen Sonne.

Eine der Straßen führt nach Sra- vanabelgola, dem Heiligtum der Djainas, einer hinduistischen Sek- te. Dort blickt eine 18 Meter hohe nackte Steinfigur, Gomateswara, den Stifter der Djaina-Religion dar- stellend, seit tausend Jahren von einem hohen Bergkegel ins flache Land hinab. Alle zwölf Jahre wird die Gestalt anläßlich eines Djaina- Festes mit Opferfarbe übergossen und mit Blumen geschmückt. Der Weg auf den Felsen ist beschwer- lich, aber er lohnt. Steht man hoch oben auf dem Tempel, die stumme gigantische Gestalt aus dem 10.

Jahrhundert vor Augen, wird einem mit betäubender Klarheit bewußt, wie unendlich fern uns — trotz des Jet-Zeitalters — Asien ist. Dr. Bach Flüge nach Indien gehören zum Ostasienprogramm einer ganzen Reihe von Reiseunternehmen. Aus- künfte erteilen alle Reisebüros mit entsprechenden Vertretungen, un- ter Ihnen das Ärzte-Reise-Zentrum Köln und das Staatliche Indische Verkehrsbüro, 6 Frankfurt am Main, Kaiserstraße 77/111. HL

Tips für unterwegs

Höchstgeschwindigkeiten in Belgi- en — Anders als in der Bundesre- publik Deutschland ist in Belgien die Höchstgeschwindigkeit für Kraftwagen auf 120 Kilometer in der Stunde, wenn es sich um Auto- bahnen oder vierspurige Straßen handelt, und auf 90 Kilometer in der Stunde festgelegt, wenn es sich um Landstraßen handelt. Die- se Regelung gilt auch für ausländi- sche Touristen. bva/H

Preiswerte Restaurants in Paris

—Das Commissariat Gönäral au Tou- risme hat ein Verzeichnis guter und preiswerter Gaststätten in Pa- ris und Umgebung herausgebracht.

Auf 46 Seiten werden mehr als siebenhundert Restaurants aufge- führt, die sich verpflichtet haben, ein komplettes Mittag- oder Abend- essen für weniger als 12 FF (6,60 DM), weniger als 18 FF (9,90 DM) oder höchstens 25 FF (13,75 DM) anzubieten. Jedes der an der Ak- tion beteiligten Restaurants führt mindestens eine der genannten drei Preisklassen. Die Broschüre, Titel „1974 Paris — 737 gastfreund- liche und preisgünstige Restau- rants", kann kostenlos beim Amtli- chen Französischen Verkehrsbüro, 6 Frankfurt, Postfach 2927, bezo- gen werden. FPI/H

Ein Ticket für Schlösser und Bur- gen — Die ADAC Reise GmbH bie- tet ein Sammelticket an, mit dem man in Großbritannien Zutritt zu über 150 Schlössern, Burgen und Museen hat. Das „Open to View- Ticket" kostet 14,50 DM und gilt ei- nen Monat lang. Zum Sammelticket können Interessierte eine Broschü- re mit Angaben der Öffnungszeiten aller Gebäude beziehen und so ihr Besichtigungsprogramm selbst zu- sammenstellen. Ticket und Bro- schüre offeriert die ADAC Reise GmbH zusätzlich zu ihrem Eng- landprogramm, das aus maßge- schneiderten Vorschlägen für Sportler, Wohnwagenfahrer, Ang- ler, Kreuzfahrer und Sprachbe- fliessene besteht. ADAC/H

2678 Heft 37 vom 12. September 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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Seit 2008 W2-Professorin für Interdisziplinäre Experimentelle Transplantationsmedizin und Oberärztin, Klinik für Pädiatrische Nieren-, Leber- und Stoffwechselerkrankungen