• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Honorarärzte: Nur keinen Neid" (15.04.2011)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Honorarärzte: Nur keinen Neid" (15.04.2011)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 108

|

Heft 15

|

15. April 2011 A 845

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

HONORA R Ä RZTE

Ihr Einsatz kann nur eine Lösung auf Zeit sein (DÄ 8/2011:

„Einsatz von Hono- rarärzten: Lösung auf Zeit“ von Jens Flintrop).

Nur keinen Neid

. . . In Zeiten knapper fachärztlicher Ressourcen ist es kein Wunder, dass sich Betätigungsfelder ergeben, an die früher nicht zu denken war.

Fachärzte haben ihren Wert erkannt, und gestalten ihren Arbeitsalltag so, dass sie auch eine gewisse Wert- schätzung erfahren. Dabei ist es durchaus legitim, die eigene Ar- beitskraft zu möglichst guten Kon- ditionen, auch finanziellen, „in Dienst zu stellen“.

Es ist allerdings ein Trugschluss, zu glauben, dass die genannten Stun- denlöhne Brutto = Netto gezahlt würden. Der ach so hohe Stunden- lohn relativiert sich schnell. Ein Ho- norararzt verdient nichts, wenn er krank ist, wenn die Kinder keine Betreuung haben oder krank sind, wenn er Urlaub hat oder auf Fortbil- dung geht. Insofern sind statistisch Honorarärzte nie krank, es kommt einfach ein anderer. Wenn der Ho- norararzt für einen Tag angefordert wird und stets nur den kürzesten Saal bekommt und er nach drei Stunden heimgeht, werden nur drei Stunden bezahlt. Honorarärzte müs- sen auch Steuern zahlen, Berufshaft- pflicht und Fortbildungen, Rückstel- lungen für Altersvorsorge (Rente) und Krankenkasse. Außerdem müs- sen Rücklagen gebildet werden für Urlaub und gegebenenfalls Krank- heitsausfälle. Der Honorararzt trägt das volle wirtschaftliche Risiko,

denn, wenn der Auftraggeber sich für einen anderen entscheidet oder einen Arzt zur Anstellung findet, wird er nicht weiterbeschäftigt. Was in dieser Aufstellung würden Sie als Rosinenpickerei betrachten?

Angestellte Ärzte haben Lohnfort- zahlung bei Urlaub und Krankheit, auch bei gegebenenfalls Tatenlosig- keit bei ausfallenden Sälen oder ge- sperrten Stationen bekommen sie den vereinbarten Lohn.

Insgesamt darf man nicht außer Acht lassen, dass heutzutage eine verlässliche Patientenversorgung auch im Falle eines ärztlichen Per- sonalmangels oft nur mit Honorar- ärzten, die auf „Zuruf“ einspringen, möglich bleibt.

Ich würde mir wünschen, dass der leise Neid auf die Honorarärzte zu- gunsten eines offenen Miteinanders bei der gemeinsamen Versorgung der Patienten schwindet. Schließ- lich ist es den Neidern ja auch mög- lich, nebenberufliche Honorartätig- keiten zu übernehmen.

Dr. med. Petra Tietze-Schnur, Tagesklinik am Meer, 27572 Bremerhaven

Kurzschlüsse

Das ist sie wieder, die magische Zahl von angeblich 120 Euro Stun- denlohn, die Honorarärzte kassieren können. Aber auch sonst scheint man den Umgang mit Zahlen nicht sehr genau zu nehmen . . .

Fakt ist: Krankenhäuser suchen landauf, landab nach Personal, und es geht um mehr als nur ein kurz- fristig bestehendes Problem. Speku- liert wird: Qualifizierte Fachärzte verlassen scharenweise den ange- stammten Arbeitsplatz und reisen jobbend in der neu empfundenen Freiheit als Honorarärzte von Kli- nik zu Klinik. Sie verdienen das

Doppelte bis Dreifache ihrer ehe- maligen Kollegen, kümmern sich nicht mehr um die üblichen Abtei- lungsaufgaben und suchen sich die besten Rosinen im unendlich schei- nenden Angebot von Vertretungs- aufträgen heraus. Die Wahrheit liegt aber ganz sicher irgendwo dazwi- schen!

Wie der Autor allerdings darauf kommt, dass die erhebliche Diskre- panz der angeblich offenen Arzt- stellen in den Krankenhäusern im Jahr 2010 – von „nur“ circa 5 500 nach der Studie der Deutschen Krankenhausgesellschaft und 12 000 (!) unbesetzten Stellen nach der Mitgliederbefragung des Mar- burger Bundes – durch das Nichter- fassen von Honorarärzten kommt, ist mir allerdings völlig schleier- haft. Weder in der Studie des DKI, noch in der Befragung des MB ist dies nachvollziehbar. Die DKI-Stu- die stellt dazu fest: „Zur Behebung des Ärztemangels beauftragen je- weils mehr als 60 Prozent der Kran- kenhäuser bereits Personalagentu- ren zur Arztsuche beziehungsweise beschäftigen sogenannte Honorar- ärzte. Darüber hinaus akquirieren 39 Prozent der Häuser gezielt Ärzte aus dem Ausland. Ein Viertel der Einrichtungen beschäftigt zeitlich befristet Vertragsärzte als Angestell- te im Krankenhaus. Die Ergebnisse belegen nachdrücklich, dass die Krankenhäuser Honorarärzte sowie teilweise auch ausländische Ärzte gezielt zur Kompensation des Ärz- temangels einsetzen.“ Wie viele Honorarärzte tatsächlich beschäftigt werden, ist in der DKI-Studie nicht ersichtlich. In der Befragung des Marburger Bundes wurden die Mit- glieder des MB nach offenen Stel- len in ihrer Abteilung befragt: . . . Es gaben 2 819 Befragte „eine Stel-

O O

I e s

„ r a F

B R I E F E

(2)

A 846 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 108

|

Heft 15

|

15. April 2011 le“, 2 917 „zwei Stellen“, 1 259

„drei Stellen“, 1 205 „vier oder mehr Stellen“ an (zusammengenom- men ca. 17 250 derzeit unbesetzte Stellen). Honorarärzte tauchen in der MB-Befragung lediglich im Rahmen möglicher alternativer Be- schäftigungsfelder der derzeit noch angestellten Ärzte auf. 183 Kran- kenhausärzte sehen demnach ihre Zukunft durchaus in einer honorar- ärztlichen Tätigkeit. Es kann kräftig spekuliert werden, da es tatsächlich keine validen Daten zur Zahl der in Deutschland honorarärztlich tätigen Ärzte gibt. Die Zahl von mehr als 4 000 basiert auf unseren Schätzun- gen auf Basis der Angaben einiger

Vermittlungsagenturen und bleibt – bei aller Seriosität – eben doch nur eine Schätzung!

Honorarärzte sollen und wollen selbst nur eine Lösung auf Zeit sein, die in Zeiten von Personal- knappheit zur Entlastung einer Ab- teilung durchaus beitragen kann.

Ein stabiles Team ist für die ver- nünftige Patientenversorgung unab- dingbar. Das entspricht zumindest seit Gründung des BV-H e.V. auch unserer Position. Die oft zitierte und dadurch aber leider nicht wah- rer werdende Zahl von 120 Euro Stundenlohn entspricht einem Ex- tremwert und stammt aus einem In- terview mit Herrn Dr. Windhorst

(ÄK Westfalen-Lippe) und mehr nicht. Der „Honorararztstudie“

nach, deren Durchführung wir 2010 angeregt haben, liegt der durch- schnittliche Verdienst (Mittelwert) eines Honorararztes zwischen 33,38 Euro für die Übernahme von Not- arztdiensten (SD = 18,59) und 73,31 Euro für Vertretungen im Krankenhaus (SD = 26,51) brutto, also vor Abzug der Aufwendungen für Betriebsausgaben, sozialer Si- cherung und Einkommenssteuern.

Meines Wissens ist dies derzeit die einzige valide Datenbasis . . .

Literatur bei dem Verfasser

Dr. Nicolai Schäfer, Bundesverband der Honorarärzte e.V., 12163 Berlin

GO Ä

Die BÄK warnt vor einem ruinösen Preiswettbewerb zulasten der Versor- gungsqualität, wenn der Gesetzge- ber die privatärztli- che Gebührentaxe für selektivvertragli- che Lösungen öffnet (DÄ 6/2011: „Im Fadenkreuz des Wettbewerbs“ von Re- gina Klakow-Franck).

Faire Vergütung auch in der GKV nötig

Der Appell von Frau Klakow- Franck an die Politik, mit der GOÄ-Reform einen verlässlichen und fairen Interessensausgleich zwischen Arzt und Patient herbei- zuführen, wird vonseiten der nie- dergelassenen, freiberuflichen Ärz- teschaft vehement unterstützt.

Aber nicht nur bei PKV-Versicher- ten, sondern insbesondere auch bei der überwiegenden Mehrheit unse- rer gesetzlich versicherten Patien- ten müssen sich Versicherte und Ärzte gemeinsam gegen den Trep- peneffekt einer klammheimlichen Öffnungsklausel im Sinne der Bud- getierung und Pauschalierung des Sachleistungsprinzips wehren.

Auch für GKV-Versicherte ist „Ge- sundheit ein übergeordnetes Gut und darf im Interesse der Patienten nicht dem freien Markt überlassen werden“ (Klakow-Franck).

Die Gesundheit der GKV-Versi- cherten wird zwar nicht dem Spiel der freien Marktkräfte übereig- net, ist aber wohl genauso unkalku- lierbar von der Kassenlage der Krankenkassen abhängig.

Der Anteil der verwendeten Mittel für die ambulante Versorgung der GKV-Versicherten (16 Prozent) liegt um circa ein Drittel niedriger als bei der PKV (23 Prozent)! . . . Es ist daher wichtig, nicht nur ge- gen die Öffnungsklausel der GOÄ zu kämpfen, sondern die Politik auch auf die Verantwortung zum

fairen Interessensausgleich zwi- schen Patient und Arzt in der GKV zu verpflichten. Dieser faire Interessensausgleich beinhaltet ei- ne angemessene Anhebung des Ausgabenanteils für die ambulan- te Versorgung der GKV auf PKV- Niveau, wo er übrigens vor 25 Jahren schon einmal war. Im Klar- text bedeutet das eine faire Hono- rarordnung mit festen Preisen und verlässlicher Erstattung der Kos- ten.

Dr. Wolfgang Bärtl, Vorstandsmitglied des Bayerischen Facharztverbandes, 92318 Neumarkt

GO

D e P z g w b cheGebührentaxe fü

D AS GE SPRÄC H

Lars Lindemann, FDP-Bundestagsab- geordneter, plädiert für Kostenerstattung in unterversorgten Gebieten (DÄ 6/

2011: „Das Ge- spräch mit Lars Lindemann: Kostener- stattung gegen den ländlichen Ärzte- mangel“ von Marc Meißner und Sabine Rieser).

Ärztliche Versorgung akut gefährdet

Seit über einem Jahr suche ich ver- gebens nach einem Nachfolger für meine weit überdurchschnittliche Praxis in landschaftlich schöner Ge- gend in der Peripherie Stuttgarts.

Um so zorniger machen mich Politi- ker wie Herr Lindemann, die Fakten einfach nicht zur Kenntnis nehmen.

Jetzt schon gibt es bei den Privatpa- tienten zahlreiche säumige Zahler.

Wie soll es denn erst werden, wenn alle Patienten die Rechnung zu- nächst selbst bezahlen sollen?

Aber zu den Fakten:

1. In ländlichen Gebieten haben die Hausärzte meist mehr Patienten zu betreuen als ihre städtischen Kolle- gen. Durch die Fallzahlbegrenzung betreuen sie aber viele Patienten fast umsonst. Die häufig in Einzel- praxen arbeitenden Ärzte werden aber noch zusätzlich „bestraft“, in- dem ihnen der Zuschlag für Praxis- gemeinschaften verwehrt wird.

Folgerung: Sofortige Änderung des HVM.

S G S

L F g f i G 2 spräch mit LarsLind

B R I E F E

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

D ie Zahl der offenen Stellen im ärztlichen Dienst ist so- wohl je Krankenhaus als auch bun- desweit leicht rückläufig – aller- dings nur, weil viele Krankenhäuser das Problem

Jüngst erzählte mir eine Lehrerin, dass sie ihre schwer krebskranke Schwester zu sich nach Hause be- ziehungsweise in das örtliche Hos- piz holen möchte, um sich ihr die

Wenn die Krankenhäuser offen über Honorarärzte sprechen wür- den, könnten sie sich auch gegen- seitig Honorarärzte empfehlen, die gute Arbeit geleistet haben?. Wie

W egen zunehmenden Kosten- drucks und tendenzieller Über- kapazitäten versuchen immer mehr Krankenhäuser und Rehabilitati- onskliniken Marktnischen zu besetzen und

Egal wer wir sind, wir können nicht ohne Sprache gute Ärzte sein, aber das ist trotzdem kein Einstellungshindernis, weil wir uns für die jungen Kollegen entscheiden, die

Doch nicht nur die sekundären Inhaltsstoffe, sondern auch Nährstoffe können bewirken, dass nicht beliebig viel einer Futter- komponente in einer Ration eingesetzt werden kann.

erste N-Gabe nach der LUFA-Empfeh- lung des Landes Sachsens, die zweite und dritte N-Gabe nach den Empfehlungen des Hydro-N-Sensors. Dabei wurden zu- erst die N-Düngungsempfehlungen

2) LUFA/sensor variant (eight plots): first Nr. application according to the LUFA re- commendation in Saxony, second and third applications according to Hydro-N sensor. Firstly the