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Archiv "Honorarärzte: Der Zeitgeist und die Folgen" (26.11.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 47

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26. November 2010 A 2337

HONORA R Ä RZTE

Eine vierstellige Zahl von Ärzten ar- beitet auf Honorar- basis für Kranken- häuser (DÄ 33/

2010: „Honorararzt- verträge: Vielseitig einsetzbar“ von Christoph Roos und Sarah Gersch).

Der Zeitgeist und die Folgen

Der Artikel beschreibt in seinem ersten Abschnitt einen Zeitgeist, der mehr und mehr um sich greift.

Wenn, wie angeführt, Zitat: „Insbe- sondere für Chirurgen und Anäs- thesisten, bei denen der persönliche Kontakt zum Patienten in den Hin- tergrund tritt, ist die Tätigkeit ohne Festanstellung eine interessante Al- ternative“, der persönliche Kontakt durch den Operateur als nachrangig angesehen wird, so ist dem heftig zu widersprechen. Seit Jahren wird die Ökonomisierung der Medizin und die Abkehr vom Individuum

„Patient“ beklagt. Die persönliche Zuwendung, die „sprechende Me- dizin“ und das Zuhören seitens des Therapeuten sind wesentlicher Be- standteil einer erfolgreichen Be- handlung. Der Patient will sich mit

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E Z b b h 2 v einsetzbar“von Chri

REH A BILITA TION

Antragszahlen und Ausgaben sind 2009 weiter gestiegen (DÄ 34–35/2010:

„Medizinische Re- habilitation: Konti- nuität statt Krise“

von Birgit Hibbeler).

Reha ist keine Last

Richtig verstanden sind die Auf- wendungen für medizinische und berufliche Rehabilitationsleistun- gen für die Rentenversicherung überhaupt „keine Last“!

Mit Erfolg wird so der Grundsatz

„Reha vor Frühberentung“ reali- siert. Das ist gut so und könnte nur noch gesteigert werden, wenn wir nicht erst handeln dürften, wenn die Erwerbsfähigkeit bereits erheblich gefährdet beziehungsweise bereits eingeschränkt ist, eine Frühberen- tung also bereits unmittelbar bevor- steht.

Zu kurz kommt in dem Beitrag, dass brennend aktuelle Themen wie der demografische Wandel, der Fachkräftemangel, Arbeiten bis 67 gar nicht anders bewältigt werden können, als mit qualifizierter Reha- bilitation. Die Zahlen hierzu liegen vor und bereiten uns in der Renten-

versicherung erheblich Kopfzerbre- chen. Warum? Weil die Politik zwar in Sonntagsreden gerne auf diese Themen eingeht und gele- gentlich auch auf die „an und für sich“ daraus ableitbaren Reha- und Präventionsbedarfe hinweist. Re- gelmäßig vergessen wird aller- dings, dass derartiges Handeln sei- nen Preis hat. Derzeit einen sehr bescheidenen Preis, wenn man ge- nauer hinschaut! Unsere DRV-Re- haaufwendungen sind nämlich ge- setzlich gedeckelt auf gerade mal ca. drei Prozent unserer Gesamt- ausgaben! Wie soll damit angemes- sen auf die beschriebenen wirt- schafts- und gesellschaftspoliti- schen Herausforderungen reagiert werden?

Übrigens: Bei der gesetzlichen Krankenversicherung ist die Situa- tion noch viel merkwürdiger. Kei- ne zwei Prozent (!) ihrer Gesamt- ausgaben werden für die Rehabili- tation ausgegeben. Wen wundert es, dass so der gleichermaßen ge- setzlich fixierte Auftrag „(preis- werte) Reha vor (sehr teurer) Pfle- ge“ höchst fragwürdig bezie- hungsweise gar nicht realisiert wird? . . .

Hubert Seiter, Erster Direktor, Vorsitzender der Geschäftsführung, Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg, 70437 Stuttgart A

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B R I E F E

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26. November 2010 seinen Problemen und Beschwer-

den verstanden fühlen und fordert zu Recht den vorherigen persönli- chen Kontakt zu seinem Operateur und Anästhesisten. Hierin unter- scheidet sich die Medizin von ande- ren freiberuflich tätigen Berufs- gruppen, wie Rechtsanwälte, Steu- erberater oder Architekten. Sollte der persönliche Kontakt nachrangig sein, ist das Alleinstellungsmerkmal der Medizin, dass wir uns mit dem Patienten persönlich auseinander- setzen, hinfällig. Die Medizin ist dann von einem industriellen Be- trieb und seinen Produktionsprozes-

sen nicht mehr zu unterscheiden.

Man kann das Honorararztsystem in seinen Auswirkungen auf die kli- nischen Strukturen unterschiedlich bewerten, eines sollte allerdings nie eintreten, die mangelnde Wertschät- zung des Patienten und die reine Ausrichtung des ärztlichen Handels auf den Profit . . . In den operativen Fächern ist es ein ehernes Gesetz, dass der Behandler vor und nach dem Eingriff den Patienten aufsucht und die Sachlage darstellt.

Dr. med. Daniel Frank, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), 10117 Berlin

VERTRA G RZTE

Die Honorarsumme steigt 2011 (DÄ 41/2010: „Honorar- verhandlungen: Es gibt rund eine Milli- arde Euro mehr“

von Heike Korzilius und Sabine Rieser).

Wo Versorgungsbedarf besteht

Jüngst erzählte mir eine Lehrerin, dass sie ihre schwer krebskranke Schwester zu sich nach Hause be- ziehungsweise in das örtliche Hos- piz holen möchte, um sich ihr die verbliebene Zeit zu widmen. Sehr aufgebracht berichtete sie allerdings, dass sie das nicht umsetzen könne, solange nicht klar sei, ob sie über- haupt einen Arzt für ihre Schwester finde, da diese ja nicht aus der Stadt stammen würde. Nicht, dass es ihr wieder so gehen würde wie zu dem Zeitpunkt, als sie ihre pflegebedürf- tige Mutter zu sich holte und von Praxis zu Praxis lief beziehungswei- se telefonierte und keinen Hausarzt für diese fand. Sie sei damals völlig verzweifelt gewesen.

Eine Milliarde Euro für eine asym- metrische Honorarverteilung, um insbesondere aufgebaute „besonde- re Versorgungslandschaften“ zu er- halten.

Wo bleiben objektive Zahlen, zum Beispiel zu der Frage: Wie viele Pa- tienten versorgt ein Arzt für wie viele Euro?

Wie zum Beispiel das Land Bran- denburg junge Ärzte ins Bundes- land holen will, bleibt dem Auge des Betrachters verschlossen.

Es existiert keine medizinische Hochschule im Land, der Anteil der Privatpatienten ist gering, und die Arbeitsdichte ist hoch.

In den umliegenden Kliniken leiten sogenannte Honorarärzte die Nar- kose oder leisten am Wochenende Bereitschaftsdienst auf geriatrisch- internistischen Stationen.

Aber vielleicht braucht man ja nur abzuwarten, bis sich die Patienten- zahl durch Abwanderung und de- mografischen Wandel den Arztzah- len angepasst hat.

Dr. med. Susan Schrot, 14776 Brandenburg an der Havel

VERTRA G

D s 4 v g a v u

P ATIENTEN S ICHERHEIT

In einem Programm der KKH-Allianz werden Sicherheits- standards aus der Luftfahrt auf Opera- tionen übertragen (DÄ 34–35/2010:

„Ärzte lernen von Piloten“).

Kein Ärztemangel mehr

Machen wir es doch überall in der Medizin wie die Luftfahrt: Im Zweifelsfalle nicht starten (z. B. bei überfülltem OP-Programm), kon- trollierte strukturierte Ausbildung, flache Strukturen, klare Zuständig- keiten, im Zweifelsfalle Zuschläge

(„Sevofluranzuschlag“) vom Patien- ten direkt einfordern. Weiterbildung (Simulatortraining), regelmäßig auch für Fachärzte durch anerkannte Meister des Faches supervidierte ärztliche Maßnahmen (Narkose, OPs) in der Arbeitszeit und durch Arbeitgeber bezahlt. Start erst, wenn richtig ausgebildet . . . Strikte Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes.

Dann ist das ein Programm zur Ver- hinderung des Ärztemangels.

Prim. Dr. Michael Ulrich Füssel,

Christian-Doppler-Klinik, Universitätsklinikum der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, A-5020 Salzburg

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I d w s L t ( Ärzte lernen von Pi

APOB A NK

Das Geldinstitut ver- klagt die frühere Führung (DÄ 38/

2010: „Klage gegen den Exvorstand“).

Konsequent und überfällig

Der ehemaligeVorstand der Apo- bank hat durch seine unverantwort- lich hohen Investitionen von ca. 5,5 Milliarden Euro in „Schrottpapiere“

klar gegen die eigene Satzung ver- stoßen (§ 2 Abs. 3: „Jede Art von Spekulationsgeschäften ist ausge- schlossen“).

Wenn der jetzige, neue Vorstand der Bank wegen der hohen Verluste den früheren Vorstand verklagt, ist das konsequent und überfällig. Als eine Art „Flucht nach vorne“ ist die Kla- ge jedoch nicht geeignet, den neuen Vorstand den Mitgliedern gegen- über zu entlasten:

Die hohen Verluste der Apobank auf Anlagen wurden seit 2007 bekannt, aber . . . nur „scheibchenweine“ein- geräumt. Der neue Vorstandsspre- cher Pfennig verharmloste gegen Ende 2009 mit den Worten: „Sollte es dennoch zu einem Jahresfehlbe- trag kommen, steht mit Rücklagen von über 700 Millionen Euro ein Mehrfaches zum Ausgleich zur Ver- fügung“, um dann aber im April 2010 plötzlich die Dividende für 2009 für über 100 000Mitglieder komplett zu streichen trotz der Be- hauptung, den Jahresfehlbetrag vollständig ausgeglichen zuhaben.

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