634 oh o 1014
917
jeweils 1. Halbjahr im gewerblichen Bereich
1
2358 2296
1970 1971 1972 1973 1974 1975 2169
2006
1731 2070
Aufgliederung 1975
Arbeitsunfälle Berufskrankheiten Wegeunfälle
1803
Tödliche Arbeitsunfälle
Seit 1971 weist die Kurve der tödlichen Arbeitsunfälle Im ge- werblichen Bereich stetig nach unten. Starben damals in der Bundesrepublik Deutschland noch fast 2400 Arbeitnehmer an den Folgen eines Arbeitsunfalls, so waren es 1974 nur noch 2006.
Das ist die niedrigste Todesziffer seit 25 Jahren. In diesen Zahlen sind die tödlichen Unfälle auf dem Weg zwischen Wohnung und Arbeitsstätte sowie Berufskrank- heiten mit tödlichem Ausgang nicht enthalten Globus/DX Die Information:
Bericht und Meinung
AUS DEN BUNDESLÄNDERN
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Erste Untersuchungs- stelle für Arzneimittel hat sich bewährt
Sie kommen unangemeldet, die Mitarbeiter der Arzneimittelüberwa- chung. Sie prüfen die Betriebshy- giene, kontrollieren die Aufbewah- rung der Arzneimittel, nehmen Pro- ben. Erste Bilanz von Staatssekre- tär Professor Dr. med. Beske vor der Landespressekonferenz in Kiel:
„Wir haben die Aufgaben gut im Griff."
Als einziges Land der Bundesrepu- blik besitzt Schleswig-Holstein eine selbständige Untersuchungsstelle für Arzneimittel. 1971 errichtet, zu- nächst provisorisch im Pharmazeu- tischen Institut der Universität Kiel untergebracht, arbeitet sie jetzt in neuen, eigenen Räumen. Untersu- chung und Überwachung liegen in einer Hand.
Durch den direkten Kontakt mit den 82 Herstellern, mit den 62 Groß- händlern, den 15 Vertriebsunter- nehmen von pharmazeutischen Produkten sowie den neun Dental- depots und sieben Blutbanken im Lande können auftretende Proble- me unbürokratisch, schnell und ohne großen Personalaufwand be- hoben werden.
Die vorwiegend mittleren und klei- neren Betriebe in Schleswig-Hol- stein sind mit 2,5 bis 2,8 Prozent an der Arzneimittelproduktion der Bundesrepublik beteiligt. Die Un- tersuchungsstelle überprüft jeden Betrieb turnusmäßig alle zwei Jah- re.
Bestehen Verdachtsmomente, wird häufiger kontrolliert. Dies ge- schieht, so Beske vor der Presse, zum Schutz der Verbraucher, zur Erhöhung der Arzneimittelsicher- heit und aus den Verpflichtungen des Arzneimittelgesetzes. Ein Er- gebnis der Arbeit: Die Beanstan- dungen (1974 waren es 140) neh- men von Jahr zu Jahr ab. Hinter den
Hauptmängeln — zu geringe Füll- menge, unzureichende Stabilität, Zerfallzeit (bei Tabletten) und Ver- packung — stehe in den meisten Fällen keine Absicht der Hersteller, sondern lediglich Nichtwissen, hieß es auf der Pressekonferenz. yn
NORDRHEIN-WESTFALEN
Ausbildung für
Beschäftigungstherapie beginnt
Nach Ansicht des Landschaftsver- bandes Rheinland fehlen in der Bundesrepublik etwa 10 000 Be- schäftigungstherapeuten für die Rehabilitation von Unfallopfern, be- hinderten Kindern, Alterskranken und psychisch Kranken. Die vor- handenen sieben Schulen für Be- schäftigungstherapie hätten nur 220 Ausbildungsplätze und Warteli- sten bis zu vier Jahren. Ein Bun- desgesetz für die Ausbildung von Beschäftigungs- und Arbeitsthera- peuten sei daher dringend notwen- dig.
Der Landschaftsverband Rheinland hat zur Behebung dieses Mangels im Landeskrankenhaus Düren und im Klinikum Essen eigene dreijäh- rige Lehrgänge für Beschäftigungs- therapie begonnen. Sie sollen spä- ter zu staatlichen Schulen weiter- entwickelt werden. Für den ersten Dreijahreslehrgang in Essen konn- ten von mehr als 200 Bewerbun- gen nur 15 Teilnehmer zugelassen werden.
Für Ostern 1976 ist ein weiterer Lehrgang geplant. Der Lehrplan orientiert sich an den für eine staatliche Anerkennung zu erwar- tenden gesetzlichen Anforderun- gen. Voraussetzung für die Ausbil- dung ist ein mittlerer Bildungsab- schluß. Unterrichtet wird in Medi- zin, Sozialpädagogik, Psychologie, praktischen Übungen im Umgang mit Patienten sowie in der Entfal- tung von handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten. LVRh
BERLIN
Risikokinder: Stellen für Beobachtung und Beratung
Die Einrichtung von Beratungsstel- len für Risikokinder hat der Senat von Berlin in einer Vorlage an das Abgeordnetenhaus angekündigt.
Nach den in Berlin gewonnenen Erfahrungen gelten etwa 25 Pro- zent eines Neugeborenenjahrgan- ges als Risikokinder. Die nunmehr in allen Westberliner Bezirken vor- gesehenen Beratungsstellen sollen nach dem Vorbild der „Beratungs- stelle für Risikokinder" im Bezirk Wedding eingerichtet werden. Dort überwachen seit 1973 ein Arzt, eine Krankengymnastin und eine Krankenschwester diese Kinder, die nicht unbedingt geschädigt
2672 Heft 39 vom 25. September 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Die Information:
Bericht und Meinung AUS EUROPA
sein müssen, wohl aber geschädigt sein können. Von den 600 beob- achteten Kindern sind 400 im Alter bis zu zwei Jahren. Nur etwa zehn Prozent der Eltern brachten ihre Kinder freiwillig zur Beratungsstel- le, 20 Prozent wurden durch Ge- burtshilfekliniken, 35 Prozent durch andere Säuglingsfürsorgestellen und 35 Prozent von niedergelasse- nen Ärzten überwiesen. Nach der Senatsvorlage sollen die neuen Stellen personell noch besser aus- gestattet werden als die Bera- tungsstelle im Bezirk Wedding. zel
Pätzolds Normen für die Gesundheitspolitik
„Die Kassenärztliche Vereinigung hat zusammen mit den Kranken- kassen den Auftrag, die ambulante ärztliche Versorgung der Bevölke- rung sicherzustellen; das schließt auch die Verpflichtung mit ein, Hil- festellung für neue Formen ge- meinsamer ärztlicher Versorgung zu leisten. Sollte dieser Auftrag in einzelnen Bereichen ... nicht er- füllt werden können, stellt sich für den Staat die Aufgabe, seine Steu- erungsfunktion auszuüben"; dies schreibt der Senator für Gesund- heit und Umweltschutz, Erich Pät- zold, in einem Artikel „Gesundheit hat Priorität" im offiziellen Organ
„Die Berliner Ärztekammer" (9/
1975). Obwohl Pätzold beteuert:
„Unser Ziel sind konkrete mögliche und notwendige Verbesserungen und nicht grundsätzliche oder gar ideologische ,Überhöhungen`. Da- bei werden wir an den Werten fest- halten, die das Gesundheitswesen bis heute geprägt haben, insbeson- dere freie Arztwahl, Niederlas- sungsfreiheit der Ärzte und plurali- stische Trägerschaft für die Kran- kenhäuser", macht der Überblick über die gesundheitspolitischen Pläne der begonnenen Legislatur- periode deutlich, daß vordringlich die institutionelle Medizin gefördert werden soll — ganz davon abgese- hen, daß in Pätzolds Normen unse- res Gesundheitswesens die freie ärztliche Berufsausübung fehlt . . . Zur Senkung der Kosten soll ge-
prüft werden, ob in Berlin die ge- wachsenen Strukturen der gesund- heitlichen Versorgung den verän- derten und gestiegenen Anforde- rungen in jedem Fall gerecht wer- den und welche Möglichkeiten der Weiterentwicklung genutzt werden können, um eine bestmögliche Ver- sorgung der Bevölkerung zu ge- währleisten. Diese Prüfung soll sich auch auf die Aufgabenvertei- lung und Zusammenarbeit zwi- schen niedergelassenem Arzt, öf- fentlichem Gesundheitsdienst, dem
Krankenhaus und weiteren sozia- len Einrichtungen erstrecken. Die für das Gesundheitswesen zur Ver- fügung stehenden Mittel sollen so planvoll wie möglich eingesetzt werden.
Im Zuge der Krankenhausmoderni- sierung will der Berliner Gesund- heitssenator rund 1,2 Milliarden DM aufwenden, eine Absicht, die angesichts der allgemeinen Spar- aktionen beachtliches politisches Durchsetzungsvermögen erfordert.
Darüber hinaus soll die Möglich- keit geprüft werden, Ärzten der verschiedenen Berufsrichtungen jeweils auch ambulante oder sta- tionäre Tätigkeitsbereiche zu eröff- nen. „Zur Erprobung einer Tätig- keit niedergelassener Ärzte an Krankenhäusern und der Nutzung ihrer medizinisch-technischen Ein- richtungen in wirtschaftlich vertret- barer Form soll ein Modellversuch durchgeführt werden." (Noch ein
„Modellversuch" also!)
Als besondere Schwerpunkte der neuen Legislaturperiode führt der Senator Verbesserungen in der psychiatrischen Versorgung, in der Gesundheitserziehung und -aufklä- rung, den Ausbau der Gesundheits- vor- und -fürsorge, die Neurege- lung der Aus-, Fort- und Weiterbil- dung und die Weiterentwicklung des Rechts im Gesundheits- und sozialen Bereich an. Nach seiner Auffassung hängen Erfolge auf die- sen Gebieten davon ab, „ob prag- matische, aber systematische Schritte für vernünftige und not- wendige Weiterentwicklung mög- lichst gemeinsam vorbereitet und getan werden." zel
SCHWEDEN
Akupunktur verboten
Die Verwaltungsbehörde für das Sozial- und Gesundheitswesen,
„Socialstyrelsen", hat die schwedi- schen Ärzte aufgefordert, die Aku- punktur nicht anzuwenden. Heil- praktiker dürfen, soweit sie damit nicht gegen andere Gesetze ver- stoßen, mit den Nadeln weiter ar- beiten. Ärzte hingegen, so verlangt
„Socialstyvelsen", die sich mit der Akupunktur befassen wollen, sollen das nur in Zusammenarbeit mit Universitäts- oder Forschungs- einrichtungen tun, die auf dem Ge- biet Forschungen betreiben.
ÖSTERREICH
Vertragskündigungen in Kärnten
Ärzte aus vier Bezirken Kärntens haben — mit einer einzigen Aus- nahme — bei der Gebietskranken- kasse für Kärnten ihre Kassenarzt- Einzelverträge gekündigt. Damit besteht ein vertragsloser Zustand.
Die Kündigungen erfolgten, nach- dem monatelange Honorarverhand- lungen erfolglos geblieben waren und die Krankenkasse außerdem noch eine Vertragsbestimmung ge- gen die Ärzte ausgelegt hatte, was zwar nach den Buchstaben des Vertrages korrekt schien, von den Ärzten aber als Verstoß gegen Treu und Glauben angesehen wird.
Im Vertrag war vorgesehen, daß bei einer Erhöhung der Zahl der Einzelleistungen über einen be- stimmten Betrag hinaus eine Teil- kürzung des Mehrbetrages an Ho- norar erfolgen könnte. Diese Über- schreitung erfolgte im letzten Win- ter, und die Krankenkasse behielt prompt 1,4 Millionen Schilling ein.
Die Ärzte erklären dazu: Die Abma- chung war als Bremse für eine übermäßige oder zu schnelle Aus- dehnung der Leistungsforderungen gedacht; die Überschreitung sei nunmehr aber erfolgt, ohne daß die Ärzte hätten „bremsen" können, nämlich durch das Zusammentref- DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 39 vom 25. September 1975 2673