A 1832 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 40|
4. Oktober 2013A
uf einen kritischen Rückblick nach der Bundestagswahl ver- zichtete Ulrich Weigeldt, Bundes- vorsitzender des Deutschen Haus- ärzteverbands (HÄV), in seiner Re- de vor der Delegiertenversamm- lung am 25. September. „Für uns wird spannend, wie die Besetzung des Gesundheitsministeriums aus- sieht“, sagte er mit Blick auf die nächsten Wochen und listete auf, was der HÄV sich von der oder dem Neuen wünscht.„Wir fordern, für einen diskrimi- nierungsfreien und fairen Wettbe- werb um eine gute Versorgung un- serer Bevölkerung zwischen Kol- lektiv- und Selektivvertrag, um Leistungen, Preise und Qualität zu sorgen“, sagte Weigeldt. Ärzte, die an der hausarztzentrierten Versor- gung teilnehmen, dürften nicht im Kollektivvertrag benachteiligt wer- den. Damit spielte er auf die anhal- tenden Diskussionen um die Berei- nigung der Honorare und den ärztli- chen Bereitschaftsdienst an.
Von der nächsten Bundesregie- rung erhofft sich der Verband eine Rücknahme der strengen Wirt-
schaftlichkeitsvorgaben für Haus- arztverträge. Gleichwohl hat sich die Situation etwas entspannt, denn:
„Was sich geändert hat, ist der Um- gang mit der Wirtschaftlichkeits- vorschrift durch die Schiedsperso- nen“, berichtete Weigeldt. Um das Wirtschaftlichkeitsgebot zu erfül- len, legen die Schiedsämter bei der Streitschlichtung zwischen Kran- kenkassen und Verband offenbar immer häufiger fest, einen Teil des Honorars für die Verträge zur Si- cherheit beim HÄV zurückzubehal- ten. Der Verband ist optimistisch, es am Ende verteilen zu können.
Votum für Hausarzt-MVZ
Ärgerlich ist aus seiner Sicht, dass immer noch keine hausärztlichen Medizinischen Versorgungszentren gegründet werden können. „Größe- re hausärztliche Kooperationen an Zentren sind auch ein Weg, Lebens- planungen der nachrückenden Me- dizinergeneration besser zu berück- sichtigen“, betonte Weigeldt. Zum Forderungskatalog zählen ebenfalls eine Überarbeitung der Amtlichen Gebührenordnung für Ärzte unddas Ende des „Bedrohungssystems von Richtgrößen und Regress“.
Die Hausärzte setzen sich zudem dafür ein, dass es an allen medizini- schen Fakultäten Lehrstühle für Allgemeinmedizin gibt, „und zwar solche, die Forschung und Lehre er- möglichen, also vollwertige Institu- te“, verdeutlichte Weigeldt. Dem Antrag, ein Pflichtquartal für die Allgemeinmedizin im praktischen Jahr vorzuschreiben, stimmten die Delegierten mit wenigen Enthaltun- gen zu. Zwar hatte ein Hausarzt ge- warnt: „Wir dürfen die Studenten nicht gegen uns aufbringen.“ Sein Vorschlag, die Verpflichtung an ei- ne ausreichende Anzahl von Lehr- stühlen zu knüpfen, fand jedoch keine Mehrheit: Hierauf habe man keinen Einfluss, hieß es.
Ärger um den neuen EBM
Lange und teilweise sehr emotional diskutierten die Delegierten mit ih- rem Vorstand die Einführung des neuen Einheitlichen Bewertungs- maßstabs (EBM), der etliche Verän- derungen im Hausarztkapitel vor- sieht. Der Hausärzteverband ist in der Zwickmühle: Einerseits begrüßt er das Ziel, die hausärztliche Grundversorgung zu stärken. Ande- rerseits kritisiert er zahlreiche De- tails und vor allem die Tatsache, dass nicht deutlich mehr Honorar zur Verfügung gestellt wird.Ein weiterer Grund, warum die Kritik nicht noch lauter und deutli- cher ausfällt: Offiziell verantwort- lich ist für den neuen Hausarzt- EBM im Vorstand der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung die Allge- meinmedizinerin Dipl.-Med. Regi- na Feldmann, an deren Demontage Teile des KV-Systems interessiert sind. Das begreift wiederum der Hausärzteverband als Affront.
Ulrich Weigeldt bezeichnete die Auseinandersetzungen um den EBM denn auch als „nicht einfach“.
Die Kolleginnen und Kollegen, die in den Kassenärztlichen Vereini- gungen „das Schlimmste verhin- dern“, hätten es nicht leicht, und ih- nen gebühre Dank, sagte er. „Aller- dings erwarten wir, dass sie die Er- wartungen und die Kritik ihres Ver- bandes ernst nehmen.“
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Sabine Rieser
DEUTSCHER HAUSÄRZTEVERBAND
Vielfältige Erwartungen
Genügend Reformvorschläge für die nächste Bundesregierung haben die Hausärzte. Aktuell beschäftigt sie der neue Einheitliche Bewertungsmaßstab – und die taktischen Manöver dabei.
Foto: Georg J. Lopata
Brückenschlag zur Fachgesellschaft:
Ulrich Weigeldt for- dert mehr Lehrstühle für Allgemeinmedizin und ein Pflichtquartal im Fach während des praktischen Jahrs. Beides ver- langt auch die Deut- sche Gesellschaft für Allgemeinmedizin.