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Archiv "Deutscher Hausärzteverband: „Wir haben die Talsohle durchschritten“" (13.05.2011)

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A 1040 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 19

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13. Mai 2011

DEUTSCHER HAUSÄRZTEVERBAND

„Wir haben die Talsohle durchschritten“

Geplatzter Hausärztevertrag und gescheiterter Systemausstieg in Bayern – das war gestern.

Durch die neuen Mehrheitsverhältnisse nach den KV-Wahlen sieht sich der Hausärzteverband wieder im Aufwind.

W

er mit öffentlichen Ver- kehrsmitteln zur Frühjahrs- tagung des Deutschen Hausärzte- verbandes (HÄV) in München an- reiste, der musste an der U-Bahn- Haltestelle „Nordfriedhof“ ausstei- gen. Die Lage des Tagungshotels spiegelte aber keinesfalls die Ge- mütsverfassung der Delegierten wider. Vielmehr präsentierte der Verband sich kämpferisch und sieht sich nach den Schwierigkei- ten der vergangenen Monate wie- der im Aufwind. „Wir haben eine schwere Krise nach der Kündigung des bayeri- schen Vertrages durch die AOK Bayern er- lebt“, räumte Ulrich Weigeldt zwar ein,

„doch“, führte der HÄV-Bundesvor- sitzende weiter aus,

„wir haben die Tal - sohle durchschritten.“

Seinen Optimismus stützt Weigeldt unter

anderem auf die veränderten Mehr- heitsverhältnisse in einigen Kassen- ärztlichen Vereinigungen (KVen) und somit indirekt auch in der Ver- treterversammlung der Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung (KBV).

Tatsächlich ist beispielsweise der bayerische Hausärzteverband ge- stärkt aus den KV-Wahlen hervor- gegangen, nachdem er zuvor durch das Platzen des AOK-Hausärzte- vertrages und den gescheiterten Ausstieg aus dem Kollektivvertrag herbe Niederlagen hatte einstecken müssen. Zweites Beispiel: Baden- Württemberg. Hier stellen Vertre- ter des Medi-Verbundes und des Hausärzteverbandes den KV-Vor- stand, also Verfechter von Selek- tivverträgen.

Bei einigen KVen sei der offene Meinungsaustausch mit Verbänden

Standard, berichtete Weigeldt. Für die KBV sei dies eine neue Situati- on. „Es gibt eine Opposition in der Vertreterversammlung“, sagte der HÄV-Bundesvorsitzende. Erfreut zeigte sich Weigeldt über die Grün- dung der Initiative „Freie Allianz der Länder-KVen“ (FALK). Dabei handelt es sich um den Zusammen-

schluss der KVen von Bayern, Ba- den-Württemberg, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern. Eine wichtige Forderung: mehr Hand- lungs- und Gestaltungsspielräume in den Regionen.

Auf der Tagung wurde er- wartungsgemäß nicht mit

Kritik an der KBV ge- spart. „Dieser KBV-Vor- stand bewegt sich in ei- nem Paralleluniversum“,

erklärte Dr. med. Berthold Diet- sche, stellvertretender HÄV-Bun- desvorsitzender. Bestes Beispiel da- für seien die Ambulanten Kodier- richtlinien, mit denen nur weitere Bürokratie geschaffen werde. Im Gegensatz dazu stehe die Initiative FALK. Sie wolle die Interessen der Ärzte vertreten, nicht die der Kör- perschaft. Der Frust über das Kol- lektivvertrags- und das KV-System sei groß, betonte Weigeldt. Für Un- mut sorgt demnach vor allem die Intransparenz eines Systems, „von dem man manchmal den Eindruck hat, dass es sich nur noch mit dem eigenen Machterhalt beschäftigt“.

Die Allgemeinmediziner disku- tierten in München auch über das geplante Versorgungsgesetz. Posi- tiv bewerteten sie, dass die Politik auf den Hausärztemangel eingehe.

Es reiche aber nicht aus, die Allge- meinmedizin in Studium und Wei- terbildung zu fördern, wenn die Ar- beit in der Praxis nicht attraktiver werde. Die gleichberechtigte Stel- lung von Selektivverträgen sei da- bei von erheblicher Bedeutung.

Folgerichtig müssten die Vertreter von Selektivverträgen im Gemein- samen Bundesausschuss mit Sitz und Stimme vertreten sein. Dabei favorisiere man themen- und be- reichsbezogene Beschlussgremien.

Der HÄV präsentierte darüber hinaus auch einen eigenen Vor- schlag zum Thema Hausärzteman- gel. Der Verband will Ärzte anderer Fachrichtungen dazu motivieren, Allgemeinärzte zu werden. Auf der Frühjahrstagung sprachen sich die Delegierten dafür aus, den Querein- stieg zu vereinfachen. Demnach soll es für Ärzte, die bereits eine an- dere Facharztbezeichnung haben, künftig leichter sein zu wechseln.

Die bereits geleisteten Weiterbil- dungszeiten sollen auf die mindes- tens fünfjährige Facharztweiterbil- dung für Allgemeinmedizin einfa- cher angerechnet werden können.

Nachgewiesen werden müssen un- ter anderem die Inhalte aus den Kernbereichen der Basisweiterbil- dung in der Inneren Medizin. Ver- pflichtend sollen 18 Monate statio- näre Weiterbildung sein. Hinzu kommen 24 Monate in der ambu- lanten hausärztlichen Versorgung sowie chirurgische Inhalte. Ziel sei eine Balance zwischen einer hohen Qualität in der Facharztweiterbil- dung und wirksamen Anreizen ge- gen den Hausärztemangel, sagte Weigeldt. Ein Vorschlag für einen Quereinstieg in die Allgemeinmedi- zin soll auf dem Deutschen Ärzte- tag in Kiel vorgelegt werden, der

Ende Mai beginnt. ■

Dr. med. Birgit Hibbeler Für Verbandschef

Ulrich Weigeldt ist die Gründung der

„Freien Allianz der Länder-KVen“ ein Schritt in die richti- ge Richtung.

Foto: HÄV

P O L I T I K

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