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Archiv "Allgemeinmedizin: Hausärzte haben einen zu geringen Stellenwert" (07.10.2005)

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GKV-Finanzierung

Zu dem Kommentar „Der Fortschritt ist die Falle“ von Dr. med. Till Spiro in Heft 34–35/2005:

Hauptgründe der Kostenkrise

Pardon, aber die These, der medizinische Fortschritt und

„immer bessere“ Behand- lungsmethoden seien der ei- gentliche Grund für die Ko- stenkrise im Gesundheitswe- sen, ist falsch, auch wenn sie seit langem immer wieder her- gebetet wird. Hauptgrund für die Krise sind vor allem zwei Dinge:

ŒDie ganz überwiegende An- zahl der Erkrankungen ist durch Fehlernährung und Be- wegungsmangel bedingt. Ur- sächliche Therapien haben da- her in erster Linie an diesen Punkten anzusetzen. Eine Op- timierung der Lebensführung wirkt nachhaltiger auf die ver- breiteten Risikofaktoren und Zivilisationserkrankungen als alle medikamentösen Inter- ventionen zusammen. Dazu müssten aber auch die Ärzte in diesen Fragen besser aus- und weitergebildet sein. Solan- ge der gut orientierte Laie mehr von gesunder Ernährung versteht als Universitätspro- fessoren, ist es noch ein weiter Weg bis dorthin.

Auch der Patient muss aktiv an seiner Gesundung mitwir- ken. In einem durch die Chip- karte ermöglichten Freibier- für-alle-Gesundheitswesen wie dem unsrigen, entsteht in die- ser Hinsicht keine Motivation.

Notwendig sind daher – neben mehr Information für betroffe- ne Patienten – auch erhöhte Selbstbeteiligungen bei gleich- zeitiger Senkung der Versiche-

rungsprämien. Nicht über Ap- pelle, nur über den Geldbeutel lässt sich ein breites Umden- ken in dieser Hinsicht errei- chen. Der Begriff „Solidarge- meinschaft“ wird bislang aus- schließlich unter Umvertei- lungskriterien debattiert. Ech- te Solidarität beinhaltet aber eine innere Haltung, nämlich der Solidargemeinschaft so wenig wie möglich zur Last zu fallen. Davon sind viele aller- dings Lichtjahre entfernt.

Dr. med. Rainer Matejka, Heimeradstraße 30, 34289 Zierenberg

Allgemeinmedizin

Zu dem Beitrag „Verkanntes Potenzi- al“ von Heike Korzilius in Heft 34–35/2005:

Angemessene Bezahlung gefordert

. . . Der Hausarzt braucht mehr Geld und weniger Bürokratie.

Seit knapp sieben Jahren wühle ich mich als Hausarzt der jün- geren Generation durch diese krank machende Bürokratie, fungiere als Kosten dämpfen- des Sieb Tag und Nacht und lasse dafür mein Personal und mich von frustrierten Patienten anschnauzen. Dafür steht uns eine ausreichende Bezahlung zu. Obwohl ich erfolgreich oh- ne DMP und Hausarztverträge arbeite, erschlägt mich der bürokratische Aufwand. Dafür bin ich mir zu schade. Die Hausarztverbände versagen hier und knebeln uns durch bizarre Verträge. Unter diesen Voraussetzungen darf man heute keinem jungen Arzt die Niederlassung in eigener Praxis anraten. Und bei den Berech- nungen zur hausärztlichen Ver- sorgungslage wird eines verges-

sen: Kein bereits niedergelasse- ner junger Hausarzt wird die- ses System lange durchstehen.

Sollte sich nichts ändern, gibt es nur einen Weg: das GKV- System verlassen. Warum las- sen sich Menschen mit einem knapp siebenjährigen Hoch- schulstudium von gebietsfrem- den Politikern und Kassen- funktionären so gängeln. Auch wenn jetzt wieder einige nör- geln und mit Ethikdiskussio- nen beginnen, ohne Ärzte funktioniert’s nun mal nicht.

Dr. med. Harald Niller, Münchner Straße 18, 84539 Ampfing

Hausärzte haben einen zu geringen Stellenwert

. . . Als Allgemeinmediziner bin ich seit zwölf Jahren nie- dergelassen und kann nach den Erfahrungen mit den äußeren Umständen keinem Kollegen empfehlen, in die Allgemeinmedizin einzustei- gen. Als ich anfing, gab es we- nige Beschränkungen, was die eigentliche Tätigkeit anging, es gab geringe Einschränkungen bezüglich Budgetierung. Heut- zutage darf man, wenn man am Hausarztvertrag der Er- satzkassen teilnehmen möch- te, Patienten nur noch über ei- nen Gebietsarzt einweisen, es wird eine Wartezeit von 30 Mi- nuten grundsätzlich vorge- schrieben, sodass sicher Pati- enten auf die Idee kommen, eine längere Wartezeit justizia- bel zu machen. Gleichzeitig

höre ich von Patienten, dass sie beim Gebietsarzt mit Ter- min mehrere Stunden Warte- zeit haben, ohne dass dies im Hausarztvertrag erwähnt wird.

Auch stelle ich fest, dass die Meinung der Gebietsärzte über die Hausärzte häufig von einer Überheblichkeit geprägt sind, ohne dass über unsere Arbeit irgendein Wissen be- steht. Auch die Assistenzärzte im Krankenhaus scheinen der Meinung zu sein, dass wir Bar- fußärzte ohne großes Wissen sind. Wenn ich allerdings die Betreuung der Patienten und die Vielfältigkeit der Arbeit sehe, macht die Arbeit schon Spaß, sodass ich die Aussage des Kollegen Konrads bestäti- gen kann . . .

Dr. Lothar Linnemann,Kirchweg 9, 21776 Wanna

Potential oder Potenzial

Ich hätte nie gedacht, dass ich beim Lesen eines Artikels des DÄ Probleme mit der Potenz bekommen könnte. Ist nun die Allgemeinmedizin ein ver- kanntes Poten„t“ial (Potential

= Größe oder Summe aller für einen Zweck zur Verfügung stehenden Mittel), oder sucht da der Allgemeinmediziner et- wa einen Kollegen mit Potenz?

Wahrscheinlich handelt es sich wieder einmal um die potenti- elle Energie der neuen Recht- schreibung, die all die Verwir- rung bei mir verursacht hat.

Ich persönlich schreibe als Di-

A

A2700 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 407. Oktober 2005

B R I E F E

Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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no weiterhin Poten„z“ial mit

„t“ und bedauere all die Schul- kinder, die potentialis anders schreiben könnten. (Potentialis

= ein Modus des Verbums, der die Möglichkeit einer Hand- lung oder eines Sachverhalts ausdrückt), zum Beispiel „man könnte auch anders schreiben!“.

Dr. med. Udo Fuchs,Steenwisch 105, 22527 Hamburg

Praxisgründung unattraktiv

Hausarzt sein bedeutet, einen sozial und fachlich hoch quali- fizierten Beruf auszuüben, dessen Lohn in Geld unzurei- chend zu messen ist. Der Arti- kel von Frau Korzilius macht dies deutlich. Auch, in wel- chem Maß ein Arzt zu dieser Tätigkeit „berufen sein“ muss und warum eigentlich der Arzt in seinem Umfeld solche Ach- tung genießt. Wenn aber das Einkommen aus der eigenen Arbeit aufgrund der derzeiti- gen Vergütungspraxis nur un- gefähr planbar ist und der wirtschaftliche Erfolg der Pra- xis lediglich mittelbar mit der eigenen Anstrengung korre- liert, ist für mich als junger Facharzt das finanzielle Risiko einer Praxisgründung unkal- kulierbar. Offensichtlich ist je- de ärztliche Tätigkeit am Pati- enten mit vergleichbar zeitin- tensivem Verwaltungsaufwand verbunden und zieht in zuneh- mendem Maß administrative Rückfragen von Kostenträ- gern und Verwaltungsinstan- zen nach sich. Wann arbeiten die hausärztlichen Kollegen den Papierkram denn ab? Un- ter diesen Umständen er- scheint mir das Berufsbild

„Hausarzt“ bei aller aufrichti- gen Hochachtung vor den sol- chermaßen tätigen Kollegen leider reichlich unattraktiv.

Dr. med. Stefan Krüger, Berliner Straße 12, 65824 Schwalbach am Taunus

Weiterbildung zu teuer

Mir stellt sich die Frage, in welche Kanäle die angebli- chen 280 Millionen Euro ver- sickern, bemerkt habe ich da-

von noch nicht viel. Ich arbeite als Assistenzarzt in einer Kli- nik in Südbayern, jeder Antrag auf eine Weiterbildung, die durch das Haus finanziert wird, ist ein Kampf wider starken Gegenwind! Additiv wird ei- nem noch durch die hiesige Ärztekammer der Willen zur Weiterbildung faktisch un- möglich gemacht. Zwar soll der Arzt sich ja weiterbilden, um seine Qualität nicht nur zu halten, sondern auch zum

„Wohl des Patienten“ kompe- tent hilfreich zu sein, aber wie soll man das noch finanzieren angesichts eines Kursangebo- tes, das mit seinen Kosten nur auf Chefärzte oder die Vor- stände der Ärztekammern, die noch ganz nebenbei ihre Pra- xen pflegen, zugeschnitten er- scheint? Ein Kompaktkurs für Allgemeinmedizin: 640 Euro, Kinderkurs für Allgemeinme- dizin: 840 Euro, Chirothera- piekurs: 3 500 Euro, Akupunk- turkurs mehr als 4 000 Euro, selbstverständlich angeboten von der Bayerischen Ärzte- kammer – wie praktisch, dabei auch „preiswert“ und „gut“!

In der Assistenzarztzeit sind diese Kurse nicht finanzierbar, in der Praxiszeit aus Zeitman- gel und bei einem Gehalt, das mit Fug und Recht als Scherz bezeichnet werden kann, erst recht nicht . . .

Michael Hinz,Therese-Giehse-Allee 73, 81739 München

Nachwuchsmangel in den USA behoben

. . . Seit Jahrzehnten beschrän- ken sich die Fakultäten auf die Fortentwicklung der Spezial- fächer, was in der Praxis zu ei- ner teueren Überspezialisie- rung geführt hat. Gleichzeitig wurden Forschung und Lehre der Allgemeinmedizin ver- nachlässigt und ihre Bedeu- tung für die Patientenversor- gung verkannt: Was nützen die hoch entwickelten Leistungs- angebote der Fachärzte, wenn sie ungezielt eingesetzt und nicht durch kompetente Hausärzte gesteuert werden, die die Indikationen stellen.

Die Allgemeinmedizin ist für die Ausbildung der größten Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 407. Oktober 2005 AA2701

B R I E F E

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