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Wenn es nur noch tröpfelt

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42 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Sonderheft Senioren | www.diepta.de

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as Benigne Prosta- tasyndrom ist eine der häufigsten Er- krankungen von Männern in der zweiten Le- benshälfte. Schätzungsweise die Hälfte der Über-50-Jährigen, siebzig Prozent der Siebzigjäh- rigen und neunzig Prozent der Achtzigjährigen sind davon be- troffen. Ganz schön viele also.

Häufigstes Symptom: Probleme beim Urinieren.

Anatomisch gesehen liegt die Vorsteherdrüse beim Mann an einer ungünstigen Stelle. Sie be- findet sich direkt unter der Harnblase und vor dem Mast- darm, weshalb sie auch durch letzteren für den Arzt gut zu tasten ist. Durch die Prostata hindurch verläuft der obere Ab- schnitt der Harnröhre. Außer- dem mündet hier der Samenlei- ter aus den Hoden und der Ausführungsgang der Bläschen-

drüsen, die Sekret für das Eja- kulat beisteuern. In der Prostata wird zudem das sogenannte prostataspezifische Antigen (PSA) gebildet. Dieses Enzym macht das Sperma flüssig und ist ein wichtiger Messparameter, um einer Hyperplasie auf die Spur zu kommen.

Restharnbildung Wächst die Prostata, engt sie die Harnröhre zunehmend ein. Es muss mehr

Kraft angewendet werden, um die Blase zu entleeren – dadurch verdicken sich ihre Muskelzüge.

Mit fortschreitender Erkran- kung gelingt es oft nicht mehr, die Blase ganz zu leeren. Es ver- bleibt Restharn – der dann wie- der Harndrang verursacht. Ein Teufelskreis also.

Die BPH ist deshalb mit dem Zusatz gutartig versehen, weil zwar eine Zunahme der Zellzahl in der Prostata stattfindet, diese

Wenn es nur noch tröpfelt

Es sind meist ältere Männer davon betroffen: Die Benigne Prostatahyperplasie (BPH) bezeichnet die gutartige Vergrößerung der Vorsteherdrüse (Prostata). Dabei kommt es oft zu unangenehmen Beschwerden beim Wasserlassen.

© caristo / iStock / Getty Images

PRAXIS PROSTATAHYPERPLASIE

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Sonderheft Senioren | www.diepta.de

aber nicht so aggressiv und un- kontrolliert abläuft wie bei bös- artigem Wachstum (Krebs). Es wächst nicht in andere Gewebe hinein und streut auch nicht;

außerdem bilden sich keine Tochtergeschwülste (Metasta- sen).

Ursachenforschung Etwa ab dem 40. Lebensjahr wird Tes- tosteron vermehrt in die Wirk- form Dihydrotestosteron um- gewandelt. Es stimuliert das Wachstum der Epithelzellen in der Prostata. Estrogene, die mit zunehmenden Alter ebenfalls vermehrt gebildet werden, ver- stärken diesen Effekt noch. Dann geht zwar der Testosteronspiegel bei Männern zurück, jedoch bleibt der Estrogenspiegel erhal- ten: Das führt zu einer relativen Zunahme des Estrogen. Ein hoher Körperfettanteil ist eben- falls ein Risikofaktor. Denn in Fettzellen wird dieses Hormon ebenfalls gebildet.

Eine Verengung der Harnröhre kann aber nicht nur durch eine Prostatahyperplasie bedingt sein, sondern auch auf einer vorange- gangenen Entzündung beruhen.

Erkrankungen wie Diabetes, Par- kinson oder Herzinsuffizienz können ebenfalls zu Symptomen führen, die denen von BPH äh- neln. Auch Medikamente kön- nen Auslöser der Prostatavergrö- ßerung sein: Anticholinergika, Antidepressiva oder Neurolep- tika beispielsweise. All diese Fak- toren fragt der Arzt im Erstge- spräch ab, bevor er Medikamente verordnet. Um das Ausmaß der Symptome zu bewerten, bezieht er sich dabei auf den sogenann- ten „International Prostate Sym- ptome Score“ (IPSS), der typi- sche Beschwerdebilder wie Restharngefühl und nächtlichen Harndrang abfragt. Anhand der Punktezahl, maximal 35 sind zu erreichen, kann der Arzt dann die Beschwerden einordnen – je höher, desto ausgeprägter.

Vor jeder Selbstdiagnose, vor jedem Eigentherapieversuch des BPS, sollte eine ärztliche Unter- suchung mit rektaler Abtastung der Konsistenz und Größe der Prostata erfolgen (Digital- rektale Untersuchung, DRU).

Unter Umständen kommt auch eine transrektale Ultraschall- Untersuchung hinzu. Um ein eventuell bestehendes Prostata- karzinom ausschließen zu kön- nen, wird die Konzentration von PSA im Labor bestimmt.

Auch eine Uroflowmetrie, eine Restharnbestimmung und eine Urosonografie kommen in Frage.

Selbst ist der Mann Rezept- frei in der Apotheke sind Phyto- pharmaka erhältlich – sie kön- nen zwar das Volumen der Prostata nicht verringern, je- doch die Symptome lindern und sie kommen selbstver- ständlich nur bei milden Be- schwerden in Betracht. Einge- setzt werden hier in erster Linie

Extrakte aus Sägepalmfrüchten (Sabal serruata), Brennnessel- wurzeln (Urtica dioica), Kürbis- samen (Cucurbita pepo) und Roggenpollen (Secale cereale).

Als Wirkstoffe der Sägepalmen- früchte gelten Phytosterole (β-Sitosterol) und freie Fettsäu- ren, bei der Brennnesselwurzel sind es β-Sitosterol und Lectine.

Die Wirksamkeit der Kombina- tion aus Sägepalmenfrucht und Brennnesselwurzel-Extrakt ist gut belegt. Kürbissamen enthal- ten darüber hinaus Phyto-Ste- roide, denen eine positive Wir- kung bei Miktionsbeschwerden im BPH-Stadium I bis II zuge- schrieben wird. Fertigarznei- mittel aus Kafferntulpe und dem Holz bestimmter Kiefern- und Fichtenarten erwiesen sich ebenfalls als wirkungsvoll. Alle Präparate müssen langfristig angewendet werden, bis sich eine Wirkung zeigt.

Medikamentöse Behand- lungsmöglichkeiten An re- zeptpflichtigen Wirkstoffen ste- hen 5-α-Reduktasehemmer wie Finasterid und Dutasterid zur Verfügung. Sie verhindern die Umwandlung des Testosterons in seine Wirkform. Nach eini- gen Wochen geht hier die Pro- statagröße zurück und die

Harnflussrate wird angeregt.

α1- Rezeptorenblocker wie Al- fazosin, Doxazosin, Tamsulo- sin und Terazosin (alle Rx!) setzen wiederum die Gefäß- wandspannung der Harnröhre stark herab, sodass das Wasser- lassen erleichtert wird. Die Pro- statagröße ändert sich hier nicht. Kunden sollten darauf hingewiesen werden, dass es bei der Erstanwendung zu einer deutlichen Blutdrucksenkung kommen kann.

Eine benigne Prostatavergröße- rung ist nicht zwingend thera- piebedürftig. Sie sollte aber be- obachtet werden. So lange BPS keine Beschwerden macht, ge- nügt häufig eine beobachtende Kontrolle durch den Arzt. Bei einem IPSS über 7 oder bei all- gemeinem Leidensdruck be- ginnt dann die Behandlung mit Medikamenten. Wenn die Phar- makotherapie nicht mehr aus- reicht, wird man früher oder später eine Operation vorneh- men, die mittlerweile zum Stan- dard gehört und weit verbreitet ist. Zur Auswahl stehen die voll- ständige Entfernung der Prost- ata oder eine Behandlung mit Mikrowellen oder Laser.  n

Alexandra Regner, PTA und Medizinjournalistin

EINGEDAMPFT

Die benigne Prostatavergrö- ßerung oder das Benigne Prostatasyndrom (BPS) ist eine gutartige Erkrankung bei Männern. Bereits ab 50 ist die Hälfte von ihnen betroffen. Sie äußert sich sehr häufig in Problemen beim Wasserlassen, da die vergrößerte Prostata ana- tomisch bedingt die Harn- röhre ein engt. Leichte Fälle können durch OTC-Phyto- pharmaka aus der Apo- theke behandelt werden, bevor der Arzt später Me- dikamente verschreibt.

Wichtigste Untersuchung zu diesem Thema: die so- genannte DRU (digital- rektale-Untersuchung).

Dabei führt der Arzt seinen Finger in das Rektum des Patienten ein und tastet die Prostata ab.

Stadien der

Prostatavergrößerung

Bei der Prostata-Vergrößerung wird in verschiedene Stadien unterschieden:

+Stadium I: ein verzögerter Miktionsbeginn (Harn- lassen) und ein deutlich abgeschwächter Harn- strahl, häufiger Harndrang.

+Stadium II: eine weiter gesteigerte Miktionsfre- quenz, eine Restharnbildung von 100 bis 150 Mil- lilitern.

+Stadium III: unwillkürlicher Harnabgang bei über- voller Blase (Überlaufinkontinenz) oder aber ein kompletter Harnverhalt mit Rückstau bis in die Nieren.

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