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Quintessenz Zahnmedizin, 10/2006

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Academic year: 2022

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Liebe Leserin, lieber Leser,

man kann vieles auf dieser Welt vorhersagen. Manches geht in Erfüllung, anderes kommt anders. Kann man eigentlich geplante Budgetkürzungen, Reglementierungen und Ähnliches auch vorhersehen? Meiner Meinung nach ziemlich leicht. Offenbar gibt es ein funktionierendes Beziehungsgeflecht zwischen Journalisten – und hier ins- besondere den selbst ernannten „investigativen“ Fernseh- journalisten – sowie Politikern, die die Öffentlichkeit auf brennende Probleme aufmerksam machen. Anschließend kann dann quasi als Reaktion auf den Zorn des Volkes der Datenschutz geopfert, das Bankgeheimnis beerdigt oder eben die Mangelverwaltung im Gesetzgebungsverfahren geschickt kaschiert werden. Achten Sie mal auf den zeit- lichen Zusammenhang zwischen Beiträgen in TV- Magazinen und in Kürze bevorstehenden Entscheidungen der Legislative.

Die aktuelle Sau wurde gerade wieder durchs Dorf getrieben und lässt in dieser Beziehung nichts Gutes ahnen. Die „innovative“ redaktionelle Idee von Frontal21:

„Schlecht und teuer – Pfusch beim Zahnersatz“ passt poli- tisch wahrscheinlich immer gut in den Kram, aber zurzeit wieder besonders gut, wo sich doch gerade die Diskussion um die Gesundheitsreform in der heißen Phase befindet.

Apropos: Was ist eigentlich eine Jahrhundertreform? Ein fauler Kompromiss, der nach einer Halbwertszeit von einer halben Wahlperiode ersetzt werden muss.

Jedenfalls setzte sich die Fernsehsendung mit dem Problem der Passgenauigkeit von Kronen auseinander. Wie schon so oft auch im Fernsehen öffentlich diskutiert, besteht eine Diskrepanz zwischen der in den Lehrbüchern aufgestellten Forderung nach einer Passgenauigkeit von höchstens 100 μm und der Realität. Daraus schließen die Journalisten auf den besagten Pfusch in den Zahnarzt- praxen. Allerdings sind wir an dieser fehlgeleiteten öffent- lichen Auseinandersetzung nicht ganz unschuldig. Insbe- sondere die Hochschullehrer haben es teilweise versäumt, die Lehrbuchkriterien auf beweisbare Daten zu stützen.

Das wird an diesem Beispiel ersichtlich. Während in den 80er Jahren bereits deutlich höhere Randspalten im Alltag festgestellt wurden, konnten bei den gleichen Patienten hervorragende Überlebensstatistiken für den festsitzenden Zahnersatz – also erfolgreiche Behandlungen – konstatiert werden. Offenbar müssen wir unsere Qualitätskriterien den klinischen Daten anpassen.

Dieses Beispiel verdeutlicht, was auf alle Gebiete der Zahnheilkunde zutrifft. In Zeiten knapper Budgets und

unangemessen niedriger Honorare müssen sämtliche Experten die unter idealen Bedingungen möglicherweise sinnvollen Qualitätskriterien auf die eindeutig beweisge- stützten Anforderungen zurückführen. Alles andere könnte auch als Verschwendung oder Luxus bezeichnet werden.

Gerade diejenigen, die jetzt spontan protestieren und beschwören, keine Qualitätseinbußen zu akzeptieren, müs- sen den Beweis antreten, dass die betreffenden Kriterien mehr sind als surrogate Variablen. Entweder der Beweis ist publiziert, oder aber man sollte ihn in klinischen Studien erbringen, wenn man von dem einen oder anderen Kriterium überzeugt ist. Dies ist kein fauler Kompromiss oder der Ausverkauf der Qualität, sondern sichert vielmehr die sinnvolle Verwendung der Ressourcen. Da gibt es noch so einiges im Praxisalltag und in den Lehrbüchern, was lediglich auf Traditionen beruht und hinterfragt werden muss.

Ihr

Prof. Dr. Michael J. Noack Chefredakteur

Erratum:In dem in der letzten Ausgabe abgedruckten Editorial von Frau Priv.-Doz. Dr. Dr. Monika Daubländersind leider drei Nullen ver- loren gegangen. Über die zahnärztliche Lokalanästhesie hieß es dort:

„Mit ca. 70.000 Anwendungen pro Jahr allein in Deutschland ist sie eine Routinemaßnahme geworden und mit einer Komplikationsrate von ca. 4,5 % auch sehr sicher.“ Richtig ist, dass die zahnärztliche Lokalanästhesie in Deutschland pro Jahr auf ca. 70.000.000 Anwen- dungen kommt. Wir bitten das Versehen zu entschuldigen. (Red.)

1039

Quintessenz 2006;57(10):1039

EDITORIAL

Nach der Sau kommt wahrscheinlich wieder die Ebbe

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