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Archiv "Der Weg zur Kompaktkur: Schlüsselfigur Hausarzt" (04.02.2000)

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ie Kompaktkur vereint in sich zentrale Elemen- te der klassischen am- bulanten Kur, der stationären Vorsorge- und Rehabilitati- onsmaßnahmen und der Selbsthilfe. Sie wurde von den Krankenkassen zwischen 1990 und 1995 mit entwickelt, um der zunehmenden Zahl chronisch Kranker spürbare Verbesserungen der Lebens- qualität zu bieten – und gleichzeitig auf die Kosten- bremse zu treten. Ziel war ei- nerseits, Motivation und In- formation der Kurpatienten zu erhöhen, im Alltag mit ih- rer Gesundheit verantwort- lich umzugehen. Deshalb fin- det die Kompaktkur in Grup- pen bis 15 Personen statt, die indikationsspezifisch zusam- men den Umgang mit ihrer Erkrankung erlernen. Eine hoch entwickelte Qualitätssi- cherung soll zudem „hinter den Kulissen“ bewirken, dass die von den Kassen erbrachte Finanzierung effizient in The- rapie und Prävention umge- setzt wird, und zwar aus- schließlich durch medizi- nisch zweifelsfreie Verfahren.

Dies deckt sich mit den Zie- len der „GKV-Gesundheits- reform 2000“.

1997 schlossen sich die mittlerweile 84 Kompaktkur- Anbieter in der „Kompakt- kur-Zentrale“ zusammen – der ersten Anlaufstelle für Patienten oder Ärzte mit Fra- gen zum Konzept und seiner Umsetzung. Mit dem „Hand- buch zur Kompaktkur“, te- lefonisch erhältlich unter 0 26 74/9 37 10, informiert die Zentrale über Indikationen,

Kur-Inhalte und Kurorte. Ge- nau das erschien aus Sicht der Kompaktkur-Zentrale auch dringend notwendig, denn, so Kurdirektor Heinz-Gustav Wagener aus dem nieder- sächsischen Staatsbad Bad Pyrmont im Vorwort: „Unse- re Kooperationspartner – Ärzte, Krankenkassen und Medizinische Dienste der Krankenkassen – besitzen noch keine umfassenden In- formationen über die Kom- paktkur.“

Besonders die Ärzte – in den meisten Fällen wohl die Hausärzte – stehen von An- fang an im Mittelpunkt des Verfahrens von der Indikati-

on bis zum Antritt der Kur.

Sie müssen dabei nicht be- fürchten, dass verordnete Kompaktkuren zulasten des Heilmittelbudgets gehen: Die Leistungen werden vollstän- dig getrennt von der Grund- versorgung erfasst.

Mehr als 30 Krankheitsbilder Zu den in Frage kommen- den Indikationen gehören zum Beispiel Atemwegser- krankungen, Arthrose, Wir- belsäulenleiden, Neuroder- mitis, Frauenleiden, Geriatri- sche Rehabilitation, Osteo- porose, Morbus Bechterew

oder Arterielle Hypertonie – insgesamt mehr als 30 Krank- heitsbilder. Aufgrund des ärztlichen Attests oder der Kurempfehlung kann im nächsten Schritt die Kom- paktkur-Zentrale kostenfrei bei der Auswahl des geeigne- ten Kurorts helfen – jeder wurde zuvor von der Kurärzt- lichen Verwaltungsstelle der Kassenärztlichen Vereini- gung Westfalen-Lippe als qualifiziert anerkannt.

Beispiel Atemwegser- krankungen: Neben Küsten- und Inselorten wie Baltrum, Friedrichskoog, Neuharlin- gersiel oder St. Peter-Ording haben sich auch Gemeinden wie Bad Dürrheim, Bad Lipp- springe oder Bad Reichenhall auf die intensive Behandlung dieses Formenkreises spezia- lisiert. Bei Bronchitis oder Asthma vermag gute Luft al- lein nicht zu helfen. Daher er- lernen die Patienten Atem-, Husten- und Entspannungs- techniken für ein besseres Wohlbefinden. Sie nehmen an Seminaren mit Themen wie „Angstbewältigung“ oder

„Erkennen von Belastungs- grenzen“ teil, um einen bes- seren Umgang mit der Er- krankung zu erreichen. Da-

A-266 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 5, 4. Februar 2000

V A R I A HEILBÄDER UND KURORTE

Der Weg zur Kompaktkur

Schlüsselfigur Hausarzt

Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer will den zumeist dreiwöchigen Kompaktkuren zu einer stärkeren Position im Gesundheitssiche- rungssystem verhelfen. Im Sozialgesetzbuch wird diese Kurform künftig nicht mehr im Para- graphen 40 verankert, sondern als medizinische

Vorsorgeleistung im Paragraphen 23. Doch bei vielen Ärzten herrscht noch Unsicherheit, in welchen Fällen eine Kompaktkur dem Patienten helfen kann – und über den Instanzenweg zwischen Indikation und Antritt der Kur.

Ein Wegweiser der „Kompaktkur-Zentrale“

Bayern und Venetien wollen auf dem Gebiet des Bäder- und Kurwesens künftig eng miteinander kooperieren. Darauf ei- nigten sich die Gesundheitsministerien Bayerns und Venetiens sowie die Vorsit- zenden der beiden Heilbäderverbände. Es handelt sich nach Angaben des bayeri- schen Sozial- und Gesundheitsministeri- ums um die erste internationale Zusam- menarbeit dieser Art auf europäischer Ebene. Die Kooperation soll das Marke- ting, die Forschung, die Entwicklung ein- heitlicher Qualitätsstandards sowie den Austausch von Fachpersonal umfassen.

Immer mehr Menschen buchten selbst fi- nanzierte Gesundheitsurlaube, hieß es zur Begründung. Daher sollten durch Werbe- und Marketingstrategien vermehrt privat zahlende Gäste aus Italien veranlasst wer- den, die bayerischen Kureinrichtungen in Anspruch zu nehmen. Da in Italien die so-

zialversicherungsrechtliche Kur nicht im selben Maß verbreitet sei wie in Deutsch- land, habe zum Beispiel die Region Veneti- en seit langem ein intensives „Know-how zur Gewinnung von selbst zahlenden Gä- sten“ aufgebaut. Von diesem Wissen wolle Bayern profitieren, teilte das Münchner Ministerium mit. Mit der Kooperation wer- de dagegen „nicht beabsichtigt, das inner- staatliche Recht der Kranken- und Renten- versicherung auszuhebeln“. Bayern lege Wert darauf, dass die sozialversicherungs- rechtlichen Kuren im Inland durchgeführt würden, so weit dies medizinisch möglich sei. In Deutschland werden sozialversiche- rungsrechtliche Kuren an Auslands-Stand- orten in Ausnahmefällen genehmigt, et- wa bei Atemwegserkrankungen im öster- reichischen Badgastein, in Davos in der Schweiz für Asthmakranke und am Toten Meer in Israel bei Hauterkrankungen.OD

Bayern und Venetien kooperieren bei Kuren

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A-269 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 5, 4. Februar 2000

zu kommen Körperhaltungs- oder Atemtraining, Atem- massage, Inhalationen, Not- fallmanagement, Ernährungs- und Bewegungstherapie.

Arthrose- Kompaktkuren Ähnlich vielschichtig sind die Arthrose-Kompaktkuren:

Gegen schmerzhafte Bewe- gungseinschränkungen setzen die dreiwöchigen Programme auf einen Stopp des Abnut- zungsprozesses, um einer voll- ständigen Bewegungsunfähig- keit der betroffenen Gelenke entgegenzuwirken. Zum inten- siven Plan der Kompaktkur- Patienten gehören Rücken- und Gangschule, Muskel- aufbautraining, Maßnahmen zur Stabilisierung des allge- meinen Wohlbefindens, Ent- spannungstechniken – und auch hier: Ernährungsbera-

tung. Denn Hauptziel jeder Kompaktkur ist Hilfe zur Selbsthilfe im Alltag nach En- de der Maßnahme. Zu den Anbieter-Orten zählen etwa Bad Salzuflen, Bad Driburg, Bad Schmiedeberg, Bad Nenndorf, Badenweiler und andere.

Ist der optimale Kurort ausgewählt, beantragt der Arzt die Genehmigung und Kostenübernahme bei der Krankenkasse oder Beihilfe- stelle. Über die notwendigen Formulare gibt die Kompakt- kur-Zentrale Auskunft.

Die Versicherung über- nimmt bei Genehmigung 100 Prozent der Arztleistungen und 85 Prozent der Kur- und Heilmittelkosten (Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre:

100 Prozent) und gibt für Un- terkunft und Verpflegung in der Regel einen Zuschuss bis zu 15 DM am Tag. Über-

schlägig berechnet kostet die Kur den Patienten auf diese Weise um die 1 500 bis 1 800 DM Eigenanteil, wobei es Abweichungen je nach In- dikation, Kurort und Unter- bringung gibt. Der Patient wird im Kurort für einen ver- einbarten Termin angemel- det und steht dort unter der

„Obhut“ des Kurarztes. Dia- gnose und genauer Behand- lungsplan werden ins Kur- buch eingetragen.

Standardisierte Fragebögen

Nach Abschluss der Kom- paktkur tritt der Hausarzt noch einmal in Funktion: bei der wichtigen Kurnachsorge, die auch der Qualitätssiche- rung des Gesamtkonzepts Kompaktkur dient. Anhand der Informationen aus dem Kurbuch und im persönlichen

Gespräch, durch Unterstüt- zung der im Rahmen der Kur erlernten Verhaltensweisen, soll die Dauerhaftigkeit des Erfolgs sichergestellt werden.

Mit standardisierten Frage- bögen, die in der Regel drei und zwölf Monate nach der Kur auszufüllen sind, wird beim Patienten noch einmal die Langfrist-Wirkung abge- fragt. Wegen der ärztlichen Schlüsselrolle in diesem Plan bietet die Kompaktkur-Zen- trale auch kurz gefasste Ärzte- und Patientenbroschüren an.

Übrigens: Im Internet stellt die Zentrale viele aktualisierte In- formationen – zum Teil zum download – zur Verfügung.

❃ Kontaktadresse: Kom- paktkur-Zentrale, Kurfür- stenstraße 77, 56864 Bad Ber- trich, Tel 0 26 74/9 37 10, Fax 9 3 71 55, E-Mail: mail@kom paktkur.de; Homepage: www.

kompaktkur.de Peter Tuch

V A R I A HEILBÄDER UND KURORTE

Referenzen

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